- Jemgum
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Wappen Deutschlandkarte 53.2658333333337.3850Koordinaten: 53° 16′ N, 7° 23′ OBasisdaten Bundesland: Niedersachsen Landkreis: Leer Höhe: 0 m ü. NN Fläche: 78,48 km² Einwohner: 3.643 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 46 Einwohner je km² Postleitzahl: 26844 Vorwahl: 04958 Kfz-Kennzeichen: LER Gemeindeschlüssel: 03 4 57 012 Adresse der
Gemeindeverwaltung:Hofstraße 2
26844 JemgumWebpräsenz: Bürgermeister: Johann Tempel (parteilos) Lage der Gemeinde Jemgum im Landkreis Leer Jemgum ist eine Gemeinde in Ostfriesland und gehört politisch zum Landkreis Leer in Niedersachsen. Sie liegt im Rheiderland, einem der vier historischen Landstriche des Landkreises Leer. Mit gut 3600 Einwohnern ist Jemgum nach Bevölkerungszahl die kleinste Einheitsgemeinde des Landkreises Leer und auch die kleinste Einheitsgemeinde auf dem ostfriesischen Festland. Die etwa 3600 Einwohner verteilen sich auf rund 78,5 Quadratkiometer, was eine Einwohnerdichte von 46 pro Quadratkilometer ergibt, einer der fünf niedrigsten Werte für ostfriesische Kommunen. Ostfriesland ist mit rund 148 Einwohnern pro Quadratkilometer bereits dünner besiedelt als Niedersachsen (etwa 168) und die Bundesrepublik Deutschland (zirka 230). Die Gemeinde verzeichnete im Verlauf der vergangenen vier Jahrzehnte insgesamt einen Bevölkerungsschwund.
In Jemgum befand sich das Römerlager Bentumersiel, eine der wenigen römischen Fundstellen im norddeutschen Raum. Am Unterlauf der Ems in deren Flussmarschen gelegen, sind einzelne Orte der Gemeinde bereits für das Hochmmittelalter als dauerhafte Siedlungen nachzuweisen. Im 16. Jahrhundert war der heutige Hauptort Jemgum Schauplatz zweier Schlachten: derjenigen von 1533 im Zuge der für Ostfriesland bedeutenden Geldrischen Fehde und derjenigen von 1568 im Rahmen des niederländischen Freiheitskampfes.
Wirtschaftlich ist das Gebiet der heutigen Gemeinde seit Jahrhunderten von der Landwirtschaft, aber auch von der Fischerei geprägt. Über mehr als drei Jahrhunderte war das nördliche Rheiderland zudem das Zentrum der ostfriesischen Ziegeleiproduktion, die letzte Ziegelei schloss erst im vergangenen Jahrzehnt ihre Werkstore. In den vergangenen Jahrzehnten wuchs die Bedeutung des Tourismus.
Zum herausragenden kulturellen Erbe der Gemeinde zählen elf Kirchen, wobei selbst die beiden kleinsten Ortschaften mit einer nur zweistelligen Einwohnerzahl über eigene Kirchen verfügen. Die Liudgeri-Kirche in Holtgaste aus dem 13. Jh. gilt als die älteste Kirche des Rheiderlands.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Lage und Ausdehnung
Die Gemeinde Jemgum liegt in dem ostfriesischen Landstrich Rheiderland, das vom Dollart im Westen und von der Ems im Norden und Osten umgeben ist. Die Gemeinde Jemgum umfasst das nördliche Gebiet des Rheiderlands. Die nächstgelegenen Städte sind Weener, Leer und Emden. Während die Gemeinde an die Stadt Weener und an den einzigen linksemsischen Stadtteil Leers, Bingum, direkt angrenzt, liegt Emden jenseits der Ems. Die am nächsten gelegenen Großstädte sind Oldenburg in Deutschland und Groningen in den Niederlanden.
Das Rheiderland liegt innerhalb Ostfrieslands insofern recht isoliert, weil es durch die Ems vom deutlich größeren, einwohnerstärkeren und wirtschaftlich potenteren Rest der Region abgegrenzt ist. In der Vergangenheit wurde diese Randlage innerhalb der Region durch Fährverbindungen zumindest abgemildert. Von ehemals drei Fährverbindungen von Jemgumer Dörfern aus ist lediglich diejenige zwischen Ditzum und dem Emder Stadtteil Petkum übriggeblieben. Auf dem Straßenwege hingegen blieb besonders das nördliche Rheiderland, also die Gemeinde Jemgum, lange Zeit eher abgeschieden. Aus diesem Grund wurde der nordwestlichste Ort der heutigen Gemeinde, Pogum, im ohnehin schon innerhalb Deutschlands peripher gelegenen Ostfriesland als dat Endje van de Welt (das Ende der Welt, mit dem für das Ostfriesische Platt typischen Diminutiv -je) bezeichnet. [2] Verstärkt wurde diese „doppelte“ Randlage innerhalb Ostfrieslands und innerhalb Deutschlands noch durch die gleichzeitige Grenzlage zu den Niederlanden – eine Tatsache, die erst durch die Grenzöffnungen im Zuge der europäischen Einigung an Bedeutung verloren hat. Der Bau der Bundesautobahn 31, auf dem Gebiet des Rheiderlands Ende der 1980er/Anfang der 1990er Jahre zum Abschluss gekommen, hat die verkehrliche Randlage etwas abgemildert.
Die Ausdehnung der Gemeinde Jemgum beträgt sowohl in Nord-Süd- als auch in Ost-West-Richtung ca. acht Kilometer. Auf dieser Fläche gibt es 18 Kilometer Küstenlinie und mehr als 80 Kilometer Wasserläufe.
Geologie
Die vorherrschende Landschaftsform ist die Marsch. Es gibt ausgedehnte landwirtschaftliche Nutzflächen, die in der Hauptsache aus Weideland für die Milchkuhhaltung bestehen. Durchzogen ist die Gemeinde von einem engmaschigen Netz aus Gräben und Sieltiefen, die zur Entwässerung dringend nötig sind. Die Schöpfwerke Pogum, Ditzum, Coldeborgersiel und Großsoltborg sorgen für die nötige Pumpleistung, um das Land zu entwässern. Die Gemeinde Jemgum ist in keiner Weise bewaldet, Bäume finden sich lediglich als Straßengrün, als Einfriedungen von Feldern und bei Höfen und Häusern.
Nachbargemeinden
Angrenzende Gemeinden sind im Süden die ebenfalls zum Rheiderland gehörenden Gemeinden Bunde und Weener sowie der Leeraner Ortsteil Bingum, jenseits der Ems liegen zudem im Osten die Gemeinde Moormerland und die Stadt Leer, im Norden die Ortsteile Petkum und Widdelswehr der Stadt Emden.
Gemeindegliederung
Die Gemeinde Jemgum besteht aus elf Dörfern mit umliegenden Höfen. Die Größe der Ortschaften unterscheidet sich dabei teils deutlich. So leben im namensgebenden Hauptort Jemgum allein 1514 Einwohner, was knapp 42 Prozent der Bevölkerung der Gemeinde entspricht. Im Gegensatz dazu wohnen in den Dörfern Böhmerwold und Marienchor lediglich 56 und 44 Einwohner. Zweitgrößte Ortschaft ist Ditzum mit knapp 700 Einwohnern, die anderen Orte haben allesamt eine kleine dreistellige Einwohnerzahl.
Nachfolgend die einzelnen Ortschaften, geordnet nach ihrer Einwohnerzahl:
- Jemgum (1514 Einwohner)
- Ditzum (696 Einwohner)
- Midlum (316 Einwohner)
- Holtgaste (254 Einwohner)
- Pogum (225 Einwohner)
- Hatzum (169 Einwohner)
- Critzum (160 Einwohner)
- Nendorp (147 Einwohner)
- Oldendorp (103 Einwohner)
- Böhmerwold (56 Einwohner)
- Marienchor (44 Einwohner)
Klima
Jemgum liegt in der gemäßigten Klimazone, hauptsächlich im direkten Einfluss der Nordsee. Im Sommer sind die Tagestemperaturen tiefer, im Winter häufig höher als im weiteren Binnenland. Das Klima ist von der mitteleuropäischen Westwindzone geprägt.
Nach der effektiven Klimaklassifikation des Geografen und Klimatologen Wladimir Peter Köppen befindet sich Jemgum in der Einteilung Cfb.
- Klimazone C: warm-gemäßigtes Klima
- Klimatyp Cf: feucht-gemäßigtes Klima
- Klimauntertyp b: warme Sommer
Die nächstgelegene Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes befindet sich in Emden am anderen Ufer der Ems.
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Emden (Messstation Wolthusen)Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Temperatur (°C) 1,3 1,5 4,1 7,3 11,8 14,9 16,4 16,3 13,7 10 5,6 2,6 Ø 8,8 Niederschlag (mm) 67,1 45,5 62,3 48,6 60,2 70,5 82,1 72,8 66,6 72,8 83 73,5 Σ 805 Sonnenstunden (h/d) 1,32 2,57 3,61 5,36 6,77 6,6 6,26 6,35 4,73 3,09 1,9 1,03 Ø 4,1 Quelle: Deutscher WetterdienstSchutzgebiete
Der deutsche Teil des Dollarts südlich des Emsfahrwassers und westlich der Deichlinie der Gemeinde gehört zum Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Das Deichvorland gehört als Schutzzone II dazu. Als Naturschutzgebiete (NSG) ausgewiesen sind das Nendorper Deichvorland an der Ems bei der namensgebenden Ortschaft (11,5 ha, Unterschutzstellung 2004) sowie ein Teil der 593 ha großen Emsauen zwischen Ledamündung und Oldersum, die seit 2009 unter Naturschutz stehen. Als geschützter Landschaftsbestandteil mit einer Größe von weniger als einem Hektar kommt Baumbestand am Coldeborger Tief hinzu (seit 2008).[3]
Die Unterschutzstellung eines 8000 ha großen Landschaftsschutzgebietes im Rheiderland, der größte Teil davon in der Gemeinde Jemgum, trifft in der Gemeinde auf Widerstand. Die Gemeindespitze sähe sowohl Landwirtschaft als auch Tourismus über Gebühr eingeschränkt.[4] Betroffen von der Unterschutzstellung wären etwa 85 Prozent des Gemeindegebietes.
Im Vogelschutzgebiet Hatzumerfehn ist die Zahl seltener Wiesenvögel zwischen 2002 und 2010 gestiegen. So erhöhte sich die Zahl der Kiebitzpaare von 22 auf 67, der Uferschnepfenpaare von 23 auf 37 und der Feldlerchenpaare von 35 auf 37. Anzutreffen sind zudem Rotschenkel, Austernfischer, Wiesenpieper und Bekassinen.[5]
Geschichte
Die Gemeinde Jemgum ist ein Zusammenschluss von elf ursprünglich eigenständigen Ortschaften, der im Zuge der Gemeindegebietsreform von 1973 stattfand. Bei Jemgum befand sich in der Antike das Römerlager Bentumersiel. Der namensgebende Ortsteil Jemgum wurde im 8. Jahrhundert gegründet. Bei dem Ort fanden zwei folgenreiche Schlachten (Schlacht von Jemgum (1533) und Schlacht von Jemgum (1568)) der ostfriesischen Geschichte statt.
Die ältesten Ortschaften der Gemeinde sind bereits aus der Zeit um Christi Geburt als Warftendörfer nachgewiesen. Im 13. Jahrhundert wurden in Ostfriesland zahlreiche Kirchen gebaut, darunter auch die Kirchen in Midlum, Ditzum, Critzum und Hatzum. Die Liudgeri-Kirche (Holtgaste) gilt als älteste Kirche des Rheiderlandes. Mitte des 13. Jahrhunderts gründete der Johanniterorden im Westen Jemgums ein Doppelkloster, die Kommende Jemgum. Neben der großen Klosterkirche St. Johannes aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, deren Lokalisierung unklar ist, existierte die ehemalige Sixtuskirche als Hauptkirche am westlichen Ortsrand auf dem heutigen Friedhof sowie eine kleine Klosterkapelle, die in die heutige Kirche umgebaut wurde.[6]
Jemgum gehörte bis zum 31. Dezember 2004 zum Regierungsbezirk Weser-Ems, der in Folge einer Verwaltungsreform mit Ablauf dieses Datums aufgelöst wurde.
Politik
Wie das gesamte Rheiderland (und auch Ostfriesland als Ganzes) ist die Gemeinde Jemgum eine Hochburg der SPD.[7] Im Gemeinderat hat die SPD die absolute Mehrheit. Der direkt gewählte Bürgermeister Johann Tempel hingegen ist parteilos, kandidierte jedoch für die CDU.
In jüngerer Zeit hat im Rheiderland eine Diskussion über die Fusion der drei rheiderländischen Kommunen (Stadt Weener, Gemeinden Bunde und Jemgum) begonnen, neuerlich angestoßen vom Weeneraner Bürgermeister Wilhelm Dreesmann. Entsprechende Vorschläge hatte es aber auch schon in der Vergangenheit gegeben. Begründet wurde der Vorstoß mit möglichen finanziellen Vorteilen durch Zusammenlegungen und Einsparungen, aber auch durch höhere Gestaltungsspielräume in bestimmten kommunalpolitischen Bereichen, etwa bei der Planung von Schuleinzugsgebieten. Dies traf jedoch auch auf Kritik und Skepsis. Jemgums Bürgermeister Johann Tempel und Bundes Bürgermeister Gerald Sap blieben zunächst zurückhaltend.[8] [9] [10]
Gemeinderat
Bürgermeister (parteilos, kandidierte für die CDU): 1 Sitz
Gesamtsitze: 15
Vertreter in Bundestag und Landtag
Landtag
Jemgum gehört zum Landtagswahlkreis 84 Leer/Borkum, der die Städte Borkum und Weener sowie die Gemeinden Bunde, Jemgum, Moormerland und Westoverledingen umfasst. Bei den vergangenen Landtagswahlen setzten sich ausschließlich die Kandidaten der SPD bei den Erststimmen durch. Direkt gewählte Abgeordnete ist Johanne Modder aus Bunde. Als Nachrückerin zog im Oktober 2011 die Grünen-Abgeordnete Meta Janssen-Kucz in den Landtag ein. Sie ersetzte den verstorbenen Oldenburger Abgeordneten Ralf Briese.[11] Bei der Landtagswahl 2008 ergaben sich folgende Ergebnisse:[12]
Partei Erststimmen Kandidat Zweitstimmen CDU 36,9 Prozent Baumann 36,0 Prozent SPD 38,6 Prozent Modder 38,6 Prozent Bündnis 90
Die Grünen7,0 Prozent Janssen-Kucz 5,5 Prozent FDP 4,2 Prozent Wendel-Neemann 4,8 Prozent Die Linke 6,3 Prozent Wagner 7,5 Prozent Die Friesen 6,1 Prozent Janssen 4,5 Prozent Bundestag
Jemgum gehört zum Bundestagswahlkreis Unterems (Wahlkreis 26), der aus dem Landkreis Leer und dem nördlichen Teil des Landkreises Emsland besteht. Der Wahlkreis wurde zur Bundestagswahl 1980 neu zugeschnitten und ist seitdem unverändert. Bislang setzten sich in diesem Wahlkreis ausschließlich CDU-Kandidaten durch. Während in fast allen Kommunen des Landkreises Leer die SPD vor der CDU lag, führte letztere in den Kommunen des nördlichen Emslandes sehr deutlich – viel deutlicher, als die SPD im Leeraner Raum vor der CDU lag.[13] Im Bundestag wird der Wahlkreis von der CDU-Abgeordneten Gitta Connemann aus Leer vertreten. Bei der Bundestagswahl 2009 ergaben sich folgende Ergebnisse:[14]
Partei Erststimmen Kandidat Zweitstimmen CDU 45,2 Prozent Connemann 39,1 Prozent SPD 29,3 Prozent Borde 27,6 Prozent Bündnis 90
Die Grünen7,4 Prozent Lenger 7,5 Prozent FDP 9,5 Prozent Goldmann 12,8 Prozent Die Linke 7,4 Prozent Junker 8,7 Prozent Wappen
Das Wappen der Gemeinde Jemgum zeigt auf grünem Grund eine gelbe Holländermühle, die von elf sechszackigen gelben Sternen umgeben wird sowie im unteren Bereich die Wellen der Ems bzw. des Dollart.
Religionen
Christentum
Wie das gesamte Rheiderland ist die Gemeinde Jemgum hauptsächlich reformiert geprägt. Aber auch einige lutherische Gemeinden finden sich in der Gemeinde. Katholiken gibt es kaum und daher auch keine katholische Gemeinde. Deren nächstgelegene befinden sich in Weener und Leer.
Evangelisch-reformierte Kirchengemeinden gibt es in den Ortschaften Jemgum, Marienchor, Midlum, Critzum, Hatzum, Oldendorp-Nendorp und Ditzum. Hinzu kommen zwei evangelisch-lutherische Kirchengemeinden: die Ludgerigemeinde in Holtgaste und die lutherische Kirchengemeinde Pogum.
Judentum
Heute existiert keine jüdische Gemeinde in Jemgum mehr (siehe: Jüdische Gemeinde Jemgum). Allerdings gibt es westlich von Jemgum (Richtung Jemgumgaste/Bunderhee) einen jüdischen Friedhof.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
Im Ortsteil Midlum befindet sich ein Ziegeleimuseum, das an die einst vielen Ziegeleien in der Gemeinde erinnert. In Jemgum ist das Alba-Haus erhalten geblieben, in dem Herzog Alba 1567 Quartier bezogen hatte.
Kirchen und Orgeln
Die Kirchen in der Gemeinde Jemgum sind Backsteinkirchen, die auf Warften errichtet wurden. Als älteste Kirche des Rheiderlands gilt die Liudgeri-Kirche in Holtgaste. Die Backsteinkirche stammt aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Ihre Ursprünge gehen etwa auf das Jahr 820 zurück, als das Kloster Werden durch ihre Benediktinermönche eine hölzerne Kirche errichten ließ. Die heutige Kirche ersetzte diese Vorgängerkirchen. Ein gewölbter Chor auf nahezu quadratischer Grundfläche trat an die Stelle der ursprünglichen Apsis. Der spitzbogige Triumphbogen trennt Chor und Schiff. Die ältere Glocke wurde zwischen 1280 und 1300 gegossen und gehört damit zu den ältesten in Ostfriesland. 1644 wurden die Längsmauern neu aufgeführt und der Westteil um sechs Meter verkürzt. Aus dieser Zeit datiert auch die von Meister Tönnies Mahler reich verzierte Kanzel, der vermutlich auch das gotische Weihwasserbecken durch einen geschnitzten Aufsatz in ein Taufbecken umwandelte. Arnold Rohlfs baute 1864/65 die kleine Orgel mit sieben Registern, die unverändert erhalten ist.[15]
Auch die Hatzumer St.-Sebastians-Kirche stammt aus dem 13. Jahrhundert. Sie war ursprünglich eine Kreuzkirche, die im 17. Jahrhundert ihre Seitenarme verlor. In vorreformatorischer Zeit war sie Sitz einer Propstei im Bistum Münster, was den repräsentativen Bau erklärt. Das romanische Taufbecken aus Baumberger Sandstein datiert aus der Erbauungszeit der Kirche. Ein Abendmahlsbecher wurde 1586 von der Hatzumer Häuptlingsfamilie Isempt von Hatzum gestiftet.[16] Auf der im 17. Jahrhundert errichteten steinernen Chormauer steht eine Orgel von Ahrend & Brunzema (1964), die mit ihren Flügeltüren und der mitteltönigen Stimmung an die Blütezeit des ostfriesischen Orgelbaus im 17. Jahrhundert anknüpft.
Ebenfalls im 13. Jahrhundert wurde die Midlumer Kirche als einschiffiger Apsissaal gebaut, die noch über die kleinen romanischen Rundbogen-Fenster in der Apsis verfügt. Auch das Hagioskop in der Südwand ist erhalten. Im Jahr 1766 baute Hinrich Just Müller die Orgel, die vor größeren Veränderungen bewahrt blieb. Das Rückpositiv in der Brüstung ist als Attrappe gestaltet. Weithin bekannt wurde die Kirche durch ihren dreigeschossigen, 14 m hohen Glockenturm, der vermutlich der älteste in Ostfriesland ist. Er neigt sich mit 6,74° stärker als der Schiefe Turm von Pisa (4,56°) und als der Kirchturm von Suurhusen (5,19°), gilt aufgrund seiner großen Grundfläche aber nicht als Turm im engeren Sinne.[17]
Die Critzumer Kirche diente den lokalen Häuptlingen als Wehrkirche. Der rechteckige Saalbau wurde im 13. Jahrhundert errichtet, erfuhr im 15. Jahrhundert aber einen Umbau, infolgedessen etliche der kleinen romanischen Fenster und Portale zugemauert wurden. Die Kanzel aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zeigt mythologische Fabelwesen mit Klauen. Ursprünglich soll der Glockenturm höher gewesen sein und den Schiffen auf der Ems als Seezeichen den Weg gewiesen haben.[18]
Die Ditzumer Kirche wurde wahrscheinlich im 13. Jahrhundert, spätestens aber 1350 als Einraumsaal mit Ostapsis gebaut, im Laufe der Jahrhunderte aber mehrfach eingreifend umgestaltet. Die Apsis wurde entfernt, die Fenster vergrößert, die Portale zugemauert, der Fußboden erhöht und ein neues Westportal geschaffen. Aus dem 17. Jahrhundert stammen Kanzel, Abendmahlstisch und ein Kelch. Älter als die Kirche ist der neben der Kanzel aufgerichtete Sarkophagdeckel aus Sandstein, auf dem das verwitterte Relief einer betenden Frau zu sehen ist. Die Orgelwerkstatt Karl Schuke baute 1965 eine neue Orgel, da das Vorgängerinstrument 1945, wie auch das gesamte Gebäude, durch Artilleriebeschuss stark gelitten hatte. Der Ditzumer Marten Bruns Schmidt baute 1846 den Glockenturm in Gestalt eines Leuchtturms, der auch als Seezeichen diente.[19]
Die Oldendorper Kirche aus dem 13. oder 14. Jahrhundert weist romano-gotische Übergangsformen auf. Fenster und Mauern der rechteckigen Saalkirche wurden später teilsweise erneuert. Der achteckige Taufstein wurde wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts angefertigt, die Kanzel 1645 und ein Kelch 1675. Die Gebrüder Rohlfs schufen die kleine Orgel im Jahr 1870, die noch weitgehend erhalten ist.
Die Reformierte Kirche in Jemgum ist wahrscheinlich die umgebaute Klosterkapelle des Johanniterordens aus dem 14. Jahrhundert. 1846 baute Marten Bruns Schmidt den heutigen Turm, der mit seiner leuchtturmartigen Gestalt und dem Segelschiff als Wetterfahne zum Wahrzeichen Jemgums wurde. Ein Jahr später wurde auch das Gotteshaus nach den Plänen Schmidts auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzes im klassizististischen Stil neu errichtet, musste aber nach Bränden in den Jahren 1930 und 2004 erneuert werden. Der Innenraum wurde mit den Einrichtungsgegenständen, die den letzten Brand überstanden hatten, wieder im Stil des Expressionismus gestaltet.[20] Die Orgel von Joseph William Walker mit 19 Registern datiert von 1844 und bereichert die Orgellandschaft Ostfriesland durch ein englisches Instrument.
Die Gemeinde Jemgum verfügt über drei Kirchen aus der Barockzeit: Die St.-Maria-Kirche in Marienchor von 1668 ist ein rechteckiger Saalbau mit rundbogigen Fenstern, deren Kanzel, Gestühl und Leuchter aus dem Erbauungsjahr der Kirche datieren. Die kleine Böhmerwolder Kirche aus dem Jahr 1703 wird durch einen polygonalen Chor abgeschlossen, ein Westturm später angebaut. Die weitgehend erhaltene Orgel schuf Johann Gottfried Rohlfs 1828 unter Verwendung älterer Pfeifen. Dadurch und aus dem Umstand, dass Rohlfs zeitgleich an der Orgel aus dem Auricher Schloss arbeitete, entstand die Legende, es handele sich in Böhmerwold um die „Fürstenorgel“ aus Aurich.[21] Die Pogumer Kirche ist ebenfalls eine barocke Saalkirche, die im Jahr 1776 anstelle des mittelalterlichen Vorgängerbaus errichtet wurde. Zwei trapezförmige Grabsteine aus rotem Sandstein stammen aus dem 12. Jahrhundert, die Kanzel von 1681 und die kleine Orgel von Johann Adam Berner aus den Jahren 1758/59. Die Hälfte des Registerbestandes ist erhalten; Martin ter Haseborg rekonstruierte 1999 die drei verlorenen Register. Bereits vom Klassizismus geprägt ist die Nendorper Kirche von 1820, eine rechteckige Saalkirche, die die hölzerne Vorgängerkirche von 1610 ersetzte. Der westliche Glockenturm aus dem Jahr 1754 stand ursprünglich frei und gehörte zur Vorgängerkirche. Aus der alten Kirche wurde die Kanzel (1611) übernommen.[22]
Weitere Bauwerke
Im Hauptort Jemgum steht eine Galerieholländer-Windmühle von 1756. Sie verfügt über eine Windrose und Jalousieflügeln und hat 1995 ein neues Reetdach erhalten. Gleichzeitig wurden die Flügel repariert. Die Mühle in Ditzum ist ein vormals zweistöckiger, jetzt dreistöckiger Galerieholländer von 1883 mit Windrose. In der letzten Phase des Zweiten Weltkriegs wurde sie durch Phosphorbomben zerstört und anschließend wiederaufgebaut.[23]
Das Alte Siel in Ditzum ist noch funktionstüchtig. Zusammen mit dem Hafen, der „Hühnerbrücke“ und alten Häusern bildet es den Dorfkern. Ein beachtenswertes technisches Bauwerk neueren Datums ist das Emssperrwerk, das allerdings nur von der gegenüberliegenden Emsseite bei Gandersum für Besucher zugänglich ist. Auf Jemgumer Seite ist Nendorp der nächstgelegene Ort.
Regelmäßige Veranstaltungen
In einer der Kirchen der Gemeinde Jemgum wird für gewöhnlich eines der Konzerte der Reihe Musikalischer Sommer in Ostfriesland gegeben. 2010 und 2011 fand bzw. findet das Konzert in der Ditzumer Kirche statt. In Ditzum veranstaltet der örtliche Segelsportverein im Hochsommer Regatten. Noch jüngeren Datums ist das Traditionsschifftreffen in Ditzum, das 2011 zum dritten Mal veranstaltet wird. Zum traditionellen Müggenmarkt in Jemgum wird ebenfalls eine Regatta veranstaltet. Jährlich im Juli findet ein Kreierrennen im Dollart nahe einer ehemaligen Gasbohrplattform statt. Damit wird an die Tradition des Reusenfischens erinnert, das Rennen hat sich aber – ähnlich wie das Pendant bei Pilsum in der Gemeinde Krummhörn – inzwischen zu einer reinen Spaß-Veranstaltung gewandelt. 2011 findet das Rennen zum 32. Mal statt.[24] Zudem nehmen Mühlen, Kirchen und weitere historische Gebäude an Veranstaltungen wie dem Deutschen Mühlentag oder dem Tag des offenen Denkmals teil, an denen oft die Besuchszeiten verlängert und die Verpflegung ausgeweitet werden. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) bietet regelmäßig geführte Touren in Vogelrastgebieten an.
Sport
Durch die Lage an Ems und Dollart finden sich Segel- bzw. Yachtclubs in Jemgum, Midlum und Ditzum, wo sich auch Häfen oder Marinas befinden. Außerdem gibt es in der Gemeinde mehrere Angelsportvereine. Universalsportvereine sind der SV Ems Jemgum von 1926 (etwa 640 Mitglieder, u.a. Fußball, Handball Tennis, Tischtennis)[25] und der MTV Ditzum.
Wirtschaft und Infrastruktur
Landwirtschaft und Fischerei sowie Tourismus sind prägende Bestandteile der Wirtschaft in der Gemeinde. Nach Fertigstellung der Autobahn-Anschlussstelle Jemgum wurde in unmittelbarer Nähe der Abfahrt ein neun Hektar großes Gewerbegebiet angelegt, in dem sich mehrere Betriebe angesiedelt haben, darunter Stahl-, Maschinen- und Anlagenbauunternehmen sowie die zwei Elektronikhersteller Poelmann Elektronik und JovyAtlas, von denen JovyAtlas einen Zweigbetrieb anlegte. Deren Hauptwerk steht in Leer. Durch diese Ansiedlungen verfügt die Gemeinde nach dem Niedergang der Ziegeleien wieder über einige Industriebetriebe. Ein Traditionsunternehmen in der Gemeinde ist die Bültjer-Werft in Ditzum mit 16 Beschäftigten, die sich auf den Bau von Kuttern und Yachten spezialisiert hat und eine reine Holzbootwerft ist.[26]
In der Gemeinde gab es (Stand: 2007) 912 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, allerdings nur 416 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Jemgum ist somit eine Auspendler-Gemeinde: 224 Einpendler standen 720 Auspendlern gegenüber.[27]
Daten zur Arbeitslosigkeit in der Gemeinde selbst werden nicht erhoben. Im Geschäftsbereich Leer der Agentur für Arbeit, der den Landkreis Leer ohne Borkum umfasst, lag die Arbeitslosenquote im Dezember 2010 bei 7,8 Prozent.[28] Sie lag damit 0,7 Prozentpunkte über dem niedersächsischen Durchschnitt.
Landwirtschaft und Fischerei
Von den etwas mehr als 78 Quadratkilometern Gesamtfläche entfallen auf Landwirtschaftsflächen etwa 65 Quadratkilometer,[29] mithin 83 Prozent. Aufgrund der Bodenverhältnisse überwiegt in der Gemeinde Jemgum die Milchwirtschaft. In der Gemeinde sind im Landwirtschaftsektor deutlich mehr als 200 Personen beschäftigt.[30] Hinzu kommen Fischer (vor allem Krabben-, aber auch Muschelfischer) im Ortsteil Ditzum. Da in beiden Berufsgruppen zumindest die Betriebsinhaber in der Regel selbstständig sind, sind die betreffenden Personen zu der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hinzuzurechnen und nicht Teil von ihnen. Der Landkreis Leer zählt zu den zehn größten Milcherzeuger-Landkreisen Deutschlands.[31] Als zwar nur durchschnittlich große, aber vom Flächenanteil der Landwirtschaft an der Gesamtfläche bedeutende Gemeinde trägt Jemgum zu diesem Umstand bei, zumal es sich in der Gemeinde fast ausschließlich um Grünland handelt. Die üblich Betriebsgröße in der Milchviehhaltung liegt bei etwa 80 Milchkühen. Es gibt jedoch auch Betriebe mit einer (kleineren) dreistelligen Zahl von Milchkühen. Da ab einer gewissen Größenordnung die Arbeit von der Landwirtsfamilie allein nicht mehr zu bewältigen ist, wird die Anstellung von externem Personal nötig.[32] Zum Schutz von Vögeln bestehen Möglichkeiten für Landwirte zur Teilnahme an staatlich geförderten, freiwilligen Schutzprogrammen.[33] Ein geplanter Hähnchenmaststall stößt in der Gemeinde auf Widerstand.[34]
Tourismus
In der Gemeinde werden jährlich mehr als 60.000 Übernachtungen registriert. 90 Betriebe stellen dafür 706 Betten zur Verfügung.[35] Ein touristischer Schwerpunkt ist der Siel- und Fischerort Ditzum, der als einziges Dorf der Gemeinde staatlich anerkannter Erholungsort ist. Im Rekordjahr 2009, in dem erstmals mehr als 70.000 Übernachtungen registriert wurden, entfielen davon auf Ditzum mhr als 46.000. Tourismus stellt damit für die Gemeinde einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar, auch wenn die Übernachtungszahlen im Vergleich zu den nördlicher gelegenen Küstengemeinden (auch vergleichbarer Größe) deutlich geringer sind: So verzeichnete etwa die Gemeinde Dornum (4.800 Einwohner) rund 500.000 Übernachtungen. Der mit den Übernachtungen generierte Umsatz wird auf knapp 3,4 Millionen Euro geschätzt.[36]
Mit den Mühlen in Jemgum in Ditzum liegt die Gemeinde an der touristischen Themenroute Niedersächsische Mühlenstraße. Neu eröffnet wurde im Jahr 2010 einen Rad-Themenroute, die die Schiffsüberführungen der Meyer Werft zum Thema hat (Kreuzfahrtweg-Route).[37]
Energie
Durch die Lage in Küstennähe und den stetigen Wind sowie die dünne Besiedlung eignet sich das Gemeindegebiet für die Erzeugung von Windenergie. In der Gemeinde befinden sich Windparks. Durch Repowering wird deren Leistung gesteigert.[38] Wie in anderen Gemeinden kommt es dabei zu Konflikten zwischen Betreibern und Naturschutzverbänden.[39] Auch ein anderer Energie-Bereich ist Teil des Wirtschaftslebens: In unterirdischen Salzstöcken wollen die Unternehmen EWE AG und Wingas Erdgas einlagern.[40] Die entsprechenden Anlagen sind derzeit (Stand: Juni 2011) im Bau.
Verkehr
Erst mit dem Bau des Emstunnels im Zuge der A 31 (Fertigstellung 1989) wurde die Gemeinde an das deutsche Autobahnnetz angeschlossen, zeitgleich wurde damit eine durchgehende Verbindung von Groningen durch das südliche Ostfriesland nach Oldenburg geschaffen. Damit wurde die verkehrsferne Lage der Gemeinde, die sich nach dem Aufkommen der Massenmotorisierung nach dem Zweiten Weltkrieg deutlich gezeigt hatte, abgemildert. Die Anschlussstelle Jemgum liegt exakt auf der Grenze zwischen Jemgum und der Stadt Leer (Ortsteil Bingum).
Zwei Landesstraßen sichern den Anschluss der Gemeinde an das überregionale Fernstraßennetz: Die L 15 beginnt nahe des Ortsteils Ditzum und führt parallel zur Ems über Hatzum und Jemgum zur Anschlussstell Jemgum an der A 31. Die L 16 beginnt an der gleichen Stelle (Abzweig von der L 15) und führt in südlicher Richtung über Bunderhee nach Bunde, wo die Straße an der Ansschlussstelle Weener an der A 31 nahtlos in die Bundesstraße 436 übergeht. Die Ortsteile, die nicht an einer Landesstraße liegen, werden über Kreisstraßen angebunden.
Das Radwegenetz in der Gemeinde ist gut ausgebaut. Jemgum liegt am Radfernweg Internationale Dollard Route (in der niederländischen Schreibweise des Dollarts gehalten).
Von Ditzum aus führt die Fähre Ditzum–Petkum als letzte verbliebene Emsfähre auf ostfriesischem Boden in den Emder Stadtteil Petkum. War diese Verbindung in früheren Jahrzehnten für Berufspendler (bspw. zu den Emder Werften) noch von einigem Bbelang, so dient sie heute fast ausschließlich touristischen Zwecken. Die Fähre mit dem Namen Ditzum, 1926 auf der Meyer Werft in Papenburg gebaut, wurde 2006 generalüberholt und kann seitdem auch Reisemobile (maximales Fahrzeuggewicht: vier Tonnen) überführen, zuvor maximal Personenkraftwagen. Die Ditzum hat eine maximale Tragfähigkeit von zehn Tonnen. Sie wird vom Landkreis Leer betrieben und verkehrt zweimal am frühen Morgen sowie zwischen 9 und 17 Uhr stündlich, im Sommerhalbjahr zusätzlich noch einmal um 18.30 Uhr ab Ditzum.[41]
Im Sommerhalbjahr gibt es darüber hinaus einen touristischen Fährverkehr von Ditzum nach Emden und weiter ins niederländische Delfzijl im Rahmen des Radfernwegs Dollardroute sowie weiteren Ausflugsverkehr emsaufwärts nach Leer und emsabwärts nach Borkum.
Einen Eisenbahnanschluss hat Jemgum nie besessen, der nächstgelegene Fernbahnhof mit Anschluss an das nationale InterCity-Netz befindet sich in Leer. Dort ist auch der nächstgelegene Flugplatz zu finden, der nächstgelegene internationale Verkehrsflughafen mit Linienflügen ist derjenige in Bremen.
Medien
Im Rheiderland erscheinen zwei miteinander konkurrierende Tageszeitungen: zum einen die Ostfriesen-Zeitung, zum anderen die Rheiderland-Zeitung. Die Ostfriesen-Zeitung ist die einzige Tageszeitung, die in ganz Ostfriesland mit mehreren Lokalausgaben erscheint, während die Rheiderland-Zeitung auf das gleichnamige Gebiet (Weener, Bunde, Jemgum) beschränkt ist. Aus der Gemeinde berichtet zudem der Bürgerrundfunksender Radio Ostfriesland.
Bildung
Die Gemeinde Jemgum unterhält zwei Grundschulen in den Ortsteilen Jemgum und Ditzum. Daneben gibt es im Hauptort Jemgum die Carl Goerdeler-Schule, eine Haupt- und Realschule für Schüler aus der gesamten Gemeinde sowie dem benachbarten Leeraner Ortsteil Bingum. Für die frühkindliche Betreuung stehen in den Ortsteilen Midlum und Pogum zwei Kindergärten zur Verfügung. Zudem gibt es in der Gemeinde eine Außenstelle der Volkshochschule Leer. Ein Gymnasium gibt es in der 3700-Einwohner-Gemeinde nicht, die nächstgelegenen sind das Ubbo-Emmius-Gymnasium und das Teletta-Groß-Gymnasium in Leer. Dort sind auch Berufsbildende Schulen zu finden. Die nächstgelegene Fachhochschule ist die Hochschule Emden/Leer, die nächstgelegene (deutsche) Universität die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.
Öffentliche Einrichtungen
Neben der Gemeindeverwaltung und nachgeordneten Betrieben wie dem Bauhof befinden sich nur wenige öffentliche Einrichtungen in der Gemeinde. Die Rheider Deichacht und die Sielacht Rheiderland haben ihren Sitz in der Gemeinde. Beide sind eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und zuständig für die Deichunterhaltung bzw. die Entwässerung in den drei rheiderländischen Kommunen sowie im linksemsischen Leeraner Stadtteil Bingum. Die Rheider Deichacht ist zuständig sowohl für den Seedeich am Dollart als auch den westlichen Flussdeich an der Ems mit insgesamt 49,9 Kilometern Länge. Damit hat sie unter den sieben ostfriesischen Deichachten die längste Deichstrecke zu unterhalten.[42] Die Rettungsstation für das Rheiderland befindet sich aus geografischen Gründen in Bunde, weil sowohl die Ortschaften der Gemeinde Jemgum als auch das Weeneraner Stadtgebiet von dort aus am schnellsten zu erreichen sind. Das Feuerwehrwesen ist ehrenamtlich strukturiert, mit Wehren in den Ortsteilen Critzum, Ditzum, Hatzum, Holtgaste und Jemgum.[43]
Persönlichkeiten
- Georg Schnedermann (* 1818 in Hatzum; † 1881), deutscher Chemiker und Professor
- Luise Ahlborn (1834–1921), deutsche Schriftstellerin
- Jan Cornelius, Liedermacher, lebt in Jemgum
- Hermann Tempel (* Ditzum)
Einzelnachweise
- ↑ Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen – Bevölkerungsfortschreibung (Hilfe dazu)
- ↑ Arend Remmers: Von Aaltukerei bis Zwischenmooren – Die Siedlungsnamen zwischen Ems und Dollart, Verlag Schuster, Leer 2004, ISBN 3-7963-0359-5, S. 180
- ↑ Die Angaben können auf einer interaktiven Karte unter www.umweltkarten.niedersachsen.de angesehen werden.
- ↑ Stellungnahme der Gemeinde zum Entwurf der Landschaftsschutzgebietsverordnung, abgerufen am 5. Juni 2011
- ↑ Zahl der Kiebitze hat sich verdreifacht, Ostfriesen-Zeitung, 12. Januar 2010, abgerufen am 13.Juni 2011.
- ↑ Kronsweide (Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft): Jemgum (PDF-Datei; 76 kB), gesehen 6. Juni 2011.
- ↑ Klaus von Beyme: Das politische System der Bundesrepublik Deutschland: Eine Einführung, VS Verlag, Wiesbaden 2004, ISBN 3-531-33426-3, S. 100, eingesehen bei Google Books, 22. Mai 2011
- ↑ „Gemeinde Rheiderland würde besser gefördert”, Ostfriesen-Zeitung, 16. Dezember 2008, abgerufen am 5. Juni 2011
- ↑ Großgemeinde Rheiderland hätte Vorteile, Ostfriesen-Zeitung, 22. Dezember 2010, abgerufen am 5. Juni 2011
- ↑ Großgemeinde Rheiderland stößt auf Skepsis, Ostfriesen-Zeitung, 23. Dezember 2010, abgerufen am 5. Juni 2011
- ↑ Fliegender Wechsel von Aurich nach Hannover, Ostfriesen-Zeitung, 4. November 2011, abgerufen am selben Tag.
- ↑ Niedersächsisches Landesamt für Statistik: wahlkreis 84 Leer/Borkum, abgerufen am 27. April 2011
- ↑ Ergebnisse der Bundestagswahl 2009 im Wahlkreis, aufgeschlüsselt nach Städten und (Samt-)Gemeinden
- ↑ Wahlkreis 26 Unterems, Quelle: Der Bundeswahlleiter.
- ↑ Homepage der Kirchengemeinde Holtgaste, gesehen 5. Juni 2011.
- ↑ Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft: Hatzum (PDF-Datei; 44 kB), gesehen 5. Juni 2011.
- ↑ Paul Weßels (Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft): Midlum (PDF-Datei; 26 kB), gesehen 5. Juni 2011.
- ↑ Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft: Critzum (PDF-Datei; 34 kB), gesehen 5. Juni 2011.
- ↑ Gottfried Kiesow: Architekturführer Ostfriesland. Verlag Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn 2010, ISBN 978-3-86795-021-3, S. 153.
- ↑ Gottfried Kiesow: Architekturführer Ostfriesland. Verlag Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn 2010, ISBN 978-3-86795-021-3, S. 149.
- ↑ Harald Vogel, Reinhard Ruge, Robert Noah, Martin Stromann: Orgellandschaft Ostfriesland. Soltau-Kurier-Norden, Norden 1995, ISBN 3-928327-19-4, S. 105.
- ↑ Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft: Nendorp (PDF-Datei; 26 kB), gesehen 5. Juni 2011.
- ↑ Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunded: Teilnehmerverzeichnis am Deutschen Mühlentag 2011, S. 10.
- ↑ www.jemgum.de: Veranstaltungen, abgerufen am 6. Juni 2011
- ↑ www.sv-ems-jemgum.de: Der Verein, abgerufen am 6. Juni 2011.
- ↑ www.ditzum-hafen.de: Bültjer-Werft, abgerufen am 6. Juni 2011.
- ↑ Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Excel-Datei, Zeile 2211
- ↑ Arbeitsmarktzahlen Dezember 2010 der Agentur für Arbeit Leer, pdf-Datei (23 Seiten), S. 14
- ↑ www.jemgum.de: Strukturdaten, abgerufen am 5. Juni 2011
- ↑ www.jemgum.de: Wirtschaft, abgerufen am 5. Juni 2011
- ↑ Leer liegt mit 384.000 Tonnen (Erhebungsjahr: 2006) auf dem achten Rang. Zum Vergleich: Die drei höchsten Werte wurden ermittelt im Landkreis Cuxhaven (564.000 Tonnen), im Landkreis Unterallgäu (451.000 Tonnen) und im Landkreis Schleswig-Flensburg (448.000 Tonnen). Quelle: Niedersächsisches Landesamt für Statistik, zitiert in: Ostfriesischer Kurier, 14. August 2008, S. 12
- ↑ Die Santens erwarten mehrere 1000 Besucher, Ostfriesen-Zeitung, 2.Juni 2010, abgerufen am 13. Juni 2011.
- ↑ Kartierer suchen Kiebitz und Uferschnepfe, Ostfriesen-Zeitung, 10. März 2011, abgerufen am 12. Juni 2011.
- ↑ Nicht jeder unterschreibt gegen Mastställe, Ostfriesen-Zeitung, 20. Juli 2010, abgerufen am 13. Juni 2011.
- ↑ jemgum.de: Urlaub und Erholung, abgerufen am 5. Juni 2011
- ↑ Jemgum feiert Rekord bei Übernachtungszahlen, Ostfriesen-Zeitung, 24. März 2010, abgerufen amm 13. Juni 2011
- ↑ Mit Rückenwind von Halte bis Ditzum, Ostfriesen-Zeitung, 20. September 2010, abgerufen amm 13. Juni 2011
- ↑ Rat gibt grünes Licht für Windparkplanung, Ostfriesen-Zeitung, 28. Januar 2011.
- ↑ Gänse grasen in Holtgaste neben den Windrädern, Ostfriesen-Zeitung, 11. Januar 2011, abgerufen am 13. Juni 2011.
- ↑ Bohrturm der EWE ist abgebaut worden, Ostfriesen-Zeitung, 3. August 2010, abgerufen am 13. Juni 2011
- ↑ www.landkreis-leer.de: Fähre Ditzum-Petkum, abgerufen am 5. Juni 2011
- ↑ www.rheider-deichacht.de: Daten und Fakten, abgerufen am 6. Juni 2011
- ↑ www.jemgum.de: Strukturdaten, abgerufen am 6. Juni 2011.
Weblinks
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