Feldherren-Klasse

Feldherren-Klasse
Feldherren-Klasse
Postflagge 1892-1918.svg
Civil Ensign of the United Kingdom.svg Flag of Portugal.svg Flag of France.svg Flag of Greece.svg Civil Ensign of Italy.svg Merchant flag of Japan (1870).svg Flag of Weimar Republic (merchant).svg
Anzahl der Schiffe : 11
Aussehen der Schiffe : 1 Schornstein, 2 Masten
Stapellauf : 12.07.1902–17.12.1907
Indienststellung: 15.01.1903–4.05.1908
Einsatzzeit: 1903–1950
Bauwerften: F. Schichau, Danzig (5),
Joh. C. Tecklenborg, Geestemünde (3),
AG Weser, Bremen (2),
AG Vulcan, Stettin (1)
Besteller: Norddeutscher Lloyd, Bremen
Passagiere:
bei Fertigstellung
66–80 I.Klasse,
99–111 II.Klasse,
120–138 III.Klasse,
1869–2059 Zwischendeck,
Besatzung: 170–190 Mann
Baukosten: 3,79–4,53 Millionen Goldmark
Technische Daten
Vermessung: 7.942–9.060 BRT
Tragfähigkeit: 8.900–9.700 tdw
Länge über alles: 143,15–146,77 m
Breite: 16,90–17,59 m
Tiefgang: 10,8–11,0 m
Maschinenanlage: 2 Vierfach-Expansions-Dampfmaschinen
Anzahl der Schrauben: 2
Leistung: 6.000–6.600 PSw
Höchstgeschwindigkeit: 13,5–15 kn
Verbleib
je 1 Schiff 1917, 1944 versenkt
neun 1925–1951 abgebrochen

Die Feldherren-Klasse war ein Dampferschiffstyp des Norddeutschen Lloyd, von dem in den Jahren 1903 bis 1908 auf den Reichspostdampferlinien nach Ostasien und Australien elf Schiffe eingesetzt wurden.

Als erstes Schiff wurde die Ziethen am 15. Januar 1903 von F. Schichau in Danzig abgeliefert. Schichau lieferte fünf Schiffe dieses Typs. Als zweites Schiff wurde die Roon von der Joh. C. Tecklenborg-Werft fertiggestellt, nach der die Schiffsklasse in einigen Veröffentlichungen auch benannt wurde. Die Tecklenborg-Werft liefert drei Schiffe der Klasse, die AG Vulcan Stettin eins und die AG Weser zwei Schiffe. Die ersten fünf Schiffe von 1903/04 waren zirka 8.000 BRT groß, die zweite Serie von 1906 bis 08 zwischen 8.800 und 9.000 BRT.

Inhaltsverzeichnis

Dienst beim NDL

Zieten machte ihre Jungfernreise am 25. Januar 1903 nach New York, sie machte acht Nordatlantikreisen, u.a. im April 1912 eine nach Montreal. Auch die anderen Schiffe machten gelegentlich Reisen über den Nordatlantik, Yorck am 23. November 1906 ihre Jungfernreise, ebenso Lützow am 11. April 1908 und Derfflinger am 9. Mai 1908.

Roon, Seydlitz, Bülow, Goeben machten ihre Jungfernreisen nach Ostasien, Gneisenau, Scharnhorst, Kleist nach Australien. Sie scheinen alle auf beiden Linien zum Einsatz gekommen zu sein. Lediglich bei den beiden zuletzt gelieferten Lützow und Derfflinger ist dies unklar.

Die Seydlitz machte als einzige dieser Klasse im März 1913 auch eine Rundreise nach Südamerika.

Fahrten der Reichspostdampfer
Name Bauwerft BRT in Dienst 1. Fahrt nach Ostasien Rundreisen 1. Fahrt nach Australien Rundreisen NordAtlantik
Zieten [1] Schichau 8066 ' 12 ??.11.1903 15 10
Roon [2] Tecklenborg 8022 14 10 9
Seydlitz Schichau 7442 6 18 8
Gneisenau [3] AG Vulcan 8081 3 ' 17 10
Scharnhorst [4] Tecklenborg 8131 7 19 5
Bülow [5] Tecklenborg 9028 18 3 5
Yorck Schichau 8901 17 4 3
Kleist Schichau 8950 18 2 2
Goeben [6] AG Weser 8792  ? ??.08.1913 1? 0?
Lützow AG Weser 8818 1?  ? ?  ?
Derfflinger Schichau 9060  ? 0 4

Einsatz im Weltkrieg

Bei Kriegsbeginn waren 10 Schiffe unterwegs und nur die Scharnhorst befand sich in Deutschland. Sie wurde zum Lazarettschiff ausgerüstet und diente später als Transporter in der Ostsee.

Yorck und Seydlitz dienten dem Kreuzergeschwader als Versorger und fanden dann in Südamerika Zuflucht. Zieten traf mit SMS Königsberg am Persischen Golf zusammen und fuhr dann mit vom Kreuzer beschaffter Kohle nach Mocambique. Im Februar 1916 wurde sie von den portugiesischen Behörden beschlagnahmt und von der Transportes Maritimos do Estado, Lissabon, als TUNGUE in Fahrt gebracht. 1917 charterten die Briten das Schiff. Auf dem Weg von Karachi nach Milos wurde die ehemalige Zieten am 27. November 1917 durch das deutsche U-Boot UB.31 120 Meilen nördlich von Port Said versenkt.

Nachkriegseinsatz

1916 hatte Portugal zwei Schiffe der Feldherren-Klasse beschlagnahmt: die Zieten in Mosambik, die dann als einziges Schiff der Klasse 1917 im Krieg verloren ging und die Bülow, die 1914 auf der Ausreise in Lissabon Zuflucht gesucht hatte. Umbenannt in Tras-os-Montes tat sie bis 1922 Dienst, um dann in Lissabon aufgelegt zu werden. 1924 erwarb die Companhia Nacional de Navegaceo das Schiff und benannte es in Nyassa um und setzte es nach Südamerika ein. Zwischen 1940 und 1944 machte sie neben ihren Südamerikafahrten auch noch 14 Reisen in die USA nach New York, Baltimore oder Philadelphia. Im November 1949 wurde das einzig noch vorhandene Schiff der Klasse wieder in Lissabon aufgelegt und 1951 in Blyth abgebrochen. Die beiden von Portugal beschlagnahmten Schiffe waren das mit der kürzesten bzw. das mit der längsten Dienstzeit.

Großbritannien hatte schon 1914 zwei Schiffe im Suezkanal beschlagnahmt und brachte sie als Hunnendampfer, wie die britische Presse sie in Anspielung an die sogenannten Hunnenrede Kaiser Wilhelm II. nannte, sofort wieder in Fahrt. Die von Stelp & Leighton eingesetzte Huntsgreen, ehemals Derfflinger, kaufte der NDL 1923 zurück und setzte sie nach Reparatur und Umbau ab 20. September 1923 wieder ein. Die Huntsend, ehemals Lützow, wurde auch 1923 zurückgekauft und kam am 14. Juni 1924 wieder in Fahrt. Zwei in Südamerika verbliebene Schiffe (ehemalige Versorger des Kreuzergeschwaders) konnte der NDL nach Kriegsende auf Grund des Columbus-Abkommens behalten. Nach Instandsetzung machte die Seydlitz am 12. November 1921 die erste Nachkriegsreise des NDL mit Passagieren und am 11. März 1922 trat dann die Yorck ihre erste Nachkriegsreise an.

Die Kleist hatte bei Kriegsbeginn in Padang, Sumatra, Zuflucht gesucht. 1919 wurde sie an Großbritannien ausgeliefert und bis 1922 von der British India Steam Navigation Company Co. eingesetzt, um anschließend an Japan abgetreten zu werden. Sie fuhr als Yoshino Maru der Nippon Yusen Kaisha (NYK) auf der Strecke Japan–Australien. Im Krieg wurde sie als Transporter und Hospitalschiff eingesetzt. Am 31. Juli 1944 wurde sie in der Luzonstraße durch US-U-Boote torpediert und versenkt.

Die Roon hatte in Tjilatjap, Java, Zuflucht gesucht und wurde auch 1919 ausgeliefert. 1920 erfolgte der Verkauf an griechische Eigner und die Umbenennung in Constantinoupolis. Im Mai 1925 wurde sie in Deutschland abgebrochen.

Die Gneisenau befand sich 1914 auf der Ausreise nach Australien in Antwerpen. Im Oktober 1914 wurde sie von den Belgiern in der Schelde versenkt, um die Hafenzufahrt zu behindern. Im Mai 1917 hoben die Deutschen das Schiff und begannen die Reparatur in Antwerpen. Dort beschlagnahmten die Belgier im November 1918 das Schiff und verkauften es am 20. Juni 1920 nach Italien. Die Wiederherstellung erfolgte in Antwerpen und als Citta di Genova fuhr die ehemalige Gneisenau unter italienischer Flagge von Genua auf ihrer alten Strecke nach Fremantle, Melbourne, Sydney und Brisbane vor allem mit italienischen und griechischen Auswanderern[7], bis sie 1930 in Neapel abgebrochen wurde.

Die beiden übrigen Schiffe der Feldherren-Klasse fuhren zuletzt für die Compagnie Générale Transatlantique (CGT) unter französischer Flagge.
Die Goeben hatte 1914 Zuflucht in Vigo gefunden und wurde im Januar 1919 nach Frankreich ausgeliefert. Dort wurde sie in Roussillon[8] umbenannt und der CGT zur Verfügung gestellt. Am 28. September 1920 lief sie erstmals von Marseille nach New York aus und dann am 3. Dezember erstmals aus Le Havre. Auf dieser Route startete sie zuletzt am 18. September 1923 und wechselte zum 1. November auf die Route aus Bordeaux nach New York[9]. Von Bordeaux startete am 24. August 1930 auch ihre letzte Fahrt mit Passagieren. Im Februar 1931 wurde sie in Pasajes, Spanien, abgebrochen.

Die Scharnhorst, die als einziges Schiff der Klasse den Krieg in der Heimat erlebt hatte, wurde am 6. Februar 1919 von den Franzosen in Cherbourg beschlagnahmt, als sie im Gefangenenaustauschdienst beschäftigt war. Sie wurde anschließend von der Messageries Maritimes eingesetzt[10] und 1921 an die CGT abgegeben und in La Bourdonnais[11] umbenannt. Ausgestattet für 122 Kabinen-Passagiere und Platz für 500 weitere in der III. Klasse startete sie am 2. April 1921 erstmals von Le Havre nach New York. Auf dieser Route startete sie zuletzt am 20. Januar 1923. Am 3. März 1923 erfolgte dann die erste Reise ab Bordeaux. Am 31. Januar 1931 startete die ehemalige Scharnhorst zu ihrer letzten Reise mit Passagieren aus Bordeaux über Vigo und Halifax nach New York. 1934 wurde sie in Genua abgebrochen.

Schicksal der Feldherren-Postdampfer
Name Bauwerft BRT in Dienst 1914 weiteres Schicksal
Zieten Schichau 8066 Mosambik Tungue, 1917 durch UB 17 versenkt
Roon Tecklenborg 8022 Tjitlatjap 1919 Großbritannien, 1921 Constantinoupolis Griechenland, 1925 Abbruch in D
Seydlitz Schichau 7442 12.1914 Argentinien 1921–1931 wieder NDL, 1933 Abbruch
Gneisenau AG Vulcan 8081 Antwerpen 1919 Großbritannien, 1921 Citta de Genova, 1930 Abbruch
Scharnhorst Tecklenborg 8131 Heimat 1919 Frankreich, 1921 La Bourdonnais, 1931 aufgelegt, 1934 Abbruch
Bülow Tecklenborg 9028 Lissabon Tráz-oz-Montes, 1924 Nyassa, 1949 aufgelegt, 1951 abgebrochen
Yorck Schichau 8901 Valparaíso 1922–1929 wieder NDL, 1933 Abbruch
Kleist Schichau 8950 Padang 1920 Großbritannien, 1921 Yoshino Maru, 1944 versenkt
Goeben AG Weser 8792 Vigo 1919 Frankreich, 1920 Roussillon, 1930 aufgelegt, 1931 Abbruch ??
Lützow AG Weser 8818 Port Said 1914 Huntsgreen, 1923–1932 wieder NDL, 1933 Abbruch
Derfflinger Schichau 9060 Sues 1914 Huntsend, 1923–1932 wieder NDL, 1933 Abbruch

Literatur

  • Arnold Kludas: Die Geschichte der deutschen Passagierschiffahrt. Band 3: Sprunghaftes Wachstum 1900 bis 1914. Ernst Kabel Verlag, Hamburg 1988, ISBN 3-8225-0039-9 (Schriften des Deutschen Schiffahrtsmuseums 20).
  • Arnold Kludas: Die Seeschiffe des Norddeutschen Lloyd. Band 1: 1857 bis 1919. Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford 1991, ISBN 3-7822-0524-3.
  • Christine Reinke-Kunze: Geschichte der Reichs-Post-Dampfer. Verbindung zwischen den Kontinenten 1886–1914. Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford 1994, ISBN 3-7822-0618-5.
  • Claus Rothe: Deutsche Ozean-Passagierschiffe. 1896 bis 1918. Steiger Verlag, Moers 1986, ISBN 3-921564-80-8.

Einzelnachweise

  1. Artikel zur Zieten mit Bildern
  2. Artikel und gemalte Postkarte zur Roon
  3. Artikel und zwei Postkarten zur Gneisenau
  4. Artikel und Postkarte zur Scharnhorst
  5. Artikel und zwei Postkarten zur Bülow
  6. Artikel gemalte Postkarte zur Goeben
  7. Beispiel eines Auswanderer-Falles
  8. frz. Artikel zur Roussillon mit Bild
  9. Postkarte der Roussillon
  10. Postkarte der Scharnhorst im Dienst der Alliierten
  11. frz. Artikel zur La Bourdonnais mit Bild

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