Czettritz

Czettritz

Czettritz (auch Zettritz, Zedritz, Zedritz von Kinsberg; tschechisch Četrycové / Cetrycové, auch Četrys z Kariše und Četrys z Kinšperka) ist der Name eines ursprünglich schlesischen Adelsgeschlechts, deren Mitgliedern böhmische und preußische Standeserhebungen zuteil wurden. Ein Familienzweig nannte sich „Czettritz von Kynsberg“ (Četrys z Kinšperka) nach der Kynsburg. Eine weitere Linie nannte sich „Czettritz von Neuhaus(ß)“ nach der Burg Neuhaus und der Schatzlarer Familienzweig wurde als „Czettritz von Karisch“ (Četrycové z Karyše)[1] bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Herren von Czettritz waren eines der angesehensten und ältesten schlesischen Adelsgeschlechter. Ihre Stammreihe begann mit Dietz Czettritz, der für das Jahr 1230 nachgewiesen ist. Sie erwarben zahlreiche Besitzungen im Herzogtum Schweidnitz, wo sie im 16. Jahrhundert mehrere Ortschaften im Waldenburger Bergland gründeten. In ihrem Besitz waren zeitweise u. a. Adelsbach, Dittmannsdorf, Fröhlichsdorf, Fürstenstein, Gaablau, Gottesberg, Hausdorf, Jannowitz, Konradswaldau mit der Burg Conradswalde, Kreppelhof, die Herrschaft Kynau mit der Kynsburg, Liebersdorf, Schwarzwaldau, Reußendorf, Seitendorf und die Zeisburg sowie der Burgbezirk Neuhaus mit der Stadt Waldenburg und Oberwaldenburg. In der benachbarten Grafschaft Glatz waren sie in der Herrschaft Oberwernersdorf begütert. 1558–1561 gehörte ihnen auch das oberschlesische Gleiwitz.

In Mähren gehörten dem Familienzweig Czettritz von Kynsberg u. a. Grätz im Herzogtum Troppau sowie Kunewald und Zauchtel im Kuhländchen. Die beiden letztgenannten Orte entwickelten sich während ihrer Herrschaft zu einem Mittelpunkt der deutschsprachigen Brüderbewegung, die von Johann Balthasar von Czettritz unterstützt wurde. Er errichtete 1604–1614 in Zauchtel die Dreifaltigkeitskirche, die zu den größten protestantischen Gemeindehäusern zählte. In Ostböhmen war u. a. Schatzlar im Besitz der Czettritz.

Persönlichkeiten (Auswahl)

  • Hermann von Czettritz war 1238 Rat des Herzogs Heinrich von Breslau.
  • 1242 war Peczco von Czettritz im Besitz der Zeisburg, die in diesem Jahr erstmals erwähnt wurde.
  • Hermann von Czettritz war 1312 Burggraf von Nimptsch; 1369 dessen gleichnamiger Sohn, der zudem Hofmeister der Herzoginwitwe Agnes war. Da dessen ebenfalls gleichnamiger Enkel Hermann von Czettritz († 1454) ein Anhänger der Hussiten war, wurde seine Burg Vogelgesang von einem Breslauer Söldnerheer 1437 teilweise zerstört.
  • 1531 erhielten Friedrich und Georg von Czettritz den böhmischen Herrenstand.
  • Ulrich von Czettritz kämpfte 1526 an der Seite des böhmischen Königs Ludwig II. in der Schlacht von Mohács.
  • Friedrich Czettritz von Kynsberg (Četrys von Kinšperg) erwarb 1535 die Herrschaft Grätz bei Troppau als Pfandbesitz. Ihm folgten die Söhne Friedrich und Adam, der von seinen Söhnen Georg und Friedrich beerbt wurde. Der letztere erwarb 1569 die Herrschaft Stettin. Nach seinem Tod 1572 folgten ihm die Söhne Georg Ulrich und Johann Balthasar.
  • Sigismund von Czettritz erwirkte 1545 vom böhmischen König Ferdinand I. für die Stadt Waldenburg mehrere Handwerksrechte sowie das Brauprivileg.
  • Johann Balthasar von Czettritz erwarb 1584 die Herrschaft Kunewald mit Zauchtel im Prerauer Kreis. Er war am Böhmischen Ständeaufstand beteiligt, starb jedoch 1621 ohne Nachkommen. Sein Besitz gelangte an seine Schwester Judith, die mit Moritz von Redern verheiratet war.
  • Hans von Czettritz ist für das Jahr 1589 als Burggraf von Liegnitz belegt.
  • Hermann von Czettritz (Hermann Cetryc von Karyš)[2], ein Schwiegersohn des Bergbauunternehmers Christoph von Gendorf, erwarb 1599 die Herrschaft Schatzlar in Nordostböhmen.
  • Diprand von Czettritz errichtete 1606–1628 die Burg Neuhaus.
  • Friedrich von Czettritz, Erbherr von Oberwernersdorf, beteiligte sich am böhmischen Ständeaufstand, weshalb sein Gut 1625 vom Kaiser konfisziert wurde.
  • Abraham von Czettritz, Ober-Steuereinnehmer der Fürstentümer Schweidnitz und Jauer, wurde 1725 in den böhmischen Freiherrenstand erhoben.
  • Georg Oswald von Czettritz (1728–1796), preußischer General, Träger des Ordens Pour le Mérite[3].
  • 1786 wurden die Freiherren Karl Abraham Oswald Czettritz von Neuhaus auf Schwarzwaldau und Heinrich Siegmund Czettritz von Neuhaus auf Berghof in Schlesien in den preußischen Grafenstand erhoben. Mit dem letzteren erlosch 1835 der gräfliche Zweig im Mannesstamm. Dessen Tochter Elisabeth (1782–1864) war mit dem Grafen Friedrich von Hardenberg verheiratet.
  • Karl von Czettritz, Landrat des Kreises Jauer, wurde 1840 in den preußischen Freiherrenstand aufgenommen.
  • Freiherr Ernst Heinrich von Czettritz und Neuhaus (1713-1782), preußischer Generalleutnant, Träger des Ordens Pour le Mérite
  • Freiherr Emil von Czettritz und Neuhaus (1801-1887), preußischer Generalleutnant
  • Freiherr Karl Heinrich von Czettritz und Neuhaus (1773-1865), preußischer Generalmajor
  • Emanuel Ernst Albrecht von Czettritz (1729-1798), preußischer Generalmajor

Literatur

  • Hugo Weczerka: Handbuch der historischen Stätten Schlesien. Stuttgart 1977, ISBN 3-520-31601-3, S. 112, 125, 145, 205, 250, 258, 367, 341, 490, 552, 555, 558, 578, 583.
  • Joachim Bahlcke u. a.: Handbuch der historischen Stätten Böhmen und Mähren, Kröner-Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-32901-8, S. 545 (Zedritz von Karisch) sowie S. 168f., 306 und 679 (Zedritz von Kisnberg).
  • Nachdruck aus J. Siebmacher's großes Wappenbuch Band 17: Die Wappen des schlesischen Adels. Neustadt an der Aisch, 1977, S. 12
  • J. Siebmachers grosses und allgemeines Wappenbuch Band 6, 8. Abteilung, Teil 2: Der abgestorbene Adel des preußischen Provinz Schlesien und der Oberlausitz. S. 20.
  • Nachdruck aus Siebmacher's Wappenbuch Band IV/10 (1899): Der mährische Adel. Neustadt an der Aisch, 1979, ISBN 3-87947-031-6, S. 22

Einzelnachweise

  1. cs:Seznam českých, moravských a slezských šlechtických rodů
  2. Schreibweise nach Handbuch der historischen Stätten Böhmen und Mähren, S. 545.
  3. Ernst Graf zur Lippe-Weißenfeld: Czettritz, Georg Oswald Freiherr von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 676.

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