- Suchdol nad Odrou
-
Suchdol nad Odrou Basisdaten Staat: Tschechien Region: Moravskoslezský kraj Bezirk: Nový Jičín Fläche: 2299 ha Geographische Lage: 49° 39′ N, 17° 56′ O49.64833333333317.934166666667272Koordinaten: 49° 38′ 54″ N, 17° 56′ 3″ O Höhe: 272 m n.m. Einwohner: 2.595 (1. Jan. 2011) [1] Postleitzahl: 742 01 Kfz-Kennzeichen: NJ Verkehr Straße: Nový Jičín – Jestřabí Nächster int. Flughafen: Flughafen Ostrava Struktur Status: Gemeinde Ortsteile: 2 Verwaltung Bürgermeister: Miroslav Ondračka (Stand: 2008) Adresse: Komenského 318
74201 Suchdol nad OdrouGemeindenummer: 599930 Website: suchdol-nad-odrou.cz Suchdol nad Odrou (deutsch Zauchtel, auch Zauchtl, Zauchtenthal) ist eine Minderstadt im Okres Nový Jičín in Tschechien. Sie liegt sechs Kilometer südöstlich von Fulnek und gehört zur Region Mährisch-Schlesien.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Suchdol nad Odrou liegt unweit des linken Ufers der Oder im Naturschutzgebiet Poodří. Nachbarorte sind Kletné (Kletten) und Fulnek im Norden, Hladké Životice (Seitendorf b. Zauchtel) im Nordosten, Nový Jičín und Bernartice nad Odrou im Südosten, Mankovice (Mankendorf) und Jeseník nad Odrou (Deutsch Jaßnik) im Süden und Odry im Westen. Historisch gehört die Gegend zum Kuhländchen.
Geschichte
Zauchtel wurde vermutlich Anfang des 13. Jahrhunderts gegründet und wurde erstmals 1257 urkundlich erwähnt. Es war damals bereits Pfarrort und gehörte zur mährischen Herrschaft Fulnek, die im Besitz des Smil von Lichtenburg war. Nach der Errichtung des Herzogtums Troppau wurde es diesem eingegliedert. 1337 wurde es als Cuchenthal, 1430 als Zauchenthal bezeichnet. Zusammen mit Fulnek wurde es 1464 vom böhmischen König Georg von Podiebrad erworben. Dessen Söhne verkauften den Besitz 1475 an den Utraquisten Johann von Žerotín. Er förderte die Besiedlung des Gebiets von Zauchtel, das er von der Troppauer in die mährische Landtafel in Olmütz übertragen ließ. 1515 wurde Zauchtel an die Grundherrschaft Kunewald angegliedert, mit der es bis 1848 verbunden blieb.
1584 erwarb Johann Balthasar von Czettritz (Zedritz von Kinsberg / Četrys z Kinšperka) Zauchtel und Kunewald. Während seiner Herrschaft entwickelten sich beide Orte zu einem Mittelpunkt der deutschsprachigen Brüderbewegung. 1604–1614 wurde in Zauchtel die Dreifaltigkeitskirche errichtet, die zu den größten protestantischen Gemeindehäusern zählte. Johann Balthasar von Czettritz war am Böhmischen Ständeaufstand beteiligt, starb jedoch 1621 ohne Nachkommen. Sein Besitz gelangte an seine Schwester Judith, die mit Moritz von Redern verheiratet war. Er betrieb eine rigorose Rekatholisierung seiner Untertanen und verbot 1622/23 die Gottesdienste der Böhmischen Brüder. Die Dreifaltigkeitskirche wurde nun als katholisches Gotteshaus genutzt. Dadurch verließ ein Teil der Bewohner den Ort. Die zurückgebliebenen Einwohner führten zum großen Teil die Brüdertradition im Geheimen fort. Nachdem die Glaubensverfolgungen verschärft wurden, wanderten 1724 zahlreiche Einwohner nach Herrnhut in der sächsischen Oberlausitz aus. Zu ihnen gehörte auch der Mitbegründer und spätere Bischof der Herrnhuter Brüdergemeine, David Nitschmann. Für die zurückgebliebenen Bewohner wurde 1730 eine katholische Pfarrei errichtet das Pfarrhaus nach Plänen des Architekten Johann Lucas von Hildebrandt neu erbaut. Trotzdem bezeichneten sich 1782 nach dem von Kaiser Joseph II. erlassenen Toleranzpatent rund 75 % der Einwohner von Zauchtel als herrnhutisch. Nachfolgend entstand 1783 eine lutherische Gemeinde, die im 19. Jahrhundert eine eigene Kirche errichtete. Bis 1945 bekannte sich stets mehr als die Hälfte der Bewohner von Zauchtel zum evangelischen Glauben. Seit 1806 war Zauchtel im Besitz der Walburga Waldburg-Zeil, die mit Clemens Waldburg-Zeil-Lustenau-Hohenems verheiratet war. Sie soll eine wohltätige Grundherrin gewesen sein und starb 1828.
Von wirtschaftlicher Bedeutung waren im 17. Jahrhundert der Blei- und Silberabbau, der Anfang des 18. Jahrhunderts eingestellt wurde. 1798/99 wurden in Zauchtel erfolgreich Impfungen gegen die Blattern durchgeführt, wobei es sich um die erste Impfaktion in der Habsburgermonarchie handelte. Ein wirtschaftlicher Aufschwung erfolgte 1847 mit dem Anschluss an die Bahnstrecke Leipnik–Oderberg. 1895 erhielt Zauchtel die erste mährische Hauswirtschaftsschule für Arbeiterinnen. Um 1900 bestand Zauchtel aus rund 2100 Einwohnern, unter ihnen nur wenige Tschechen.
Nach der Gründung der Tschechoslowakei 1918 wurde die Familie Chlumecký-Bauer, die im Besitz der Herrschaft Kunewald war, enteignet. 1921 erhielt Zauchtel die amtliche Ortsbezeichnung Suchdol. In Folge des Münchner Abkommens wurde es 1938 dem Deutschen Reich angeschlossen und gehörte bis 1945 zum Landkreis Neu Titschein. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die deutschen Bewohner vertrieben. Die Neubesiedlung von Suchdol erfolgte überwiegend mit Slowaken und Wolhynientschechen. Seit 1959 lautet die amtliche Ortsbezeichnung Suchdol nad Odrou.
Gemeindegliederung
Die Gemeinde Suchdol nad Odrou besteht aus den Ortsteilen Kletné (Kletten) und Suchdol nad Odrou (Zauchtel) sowie der Ansiedlung Suchdol nad Odrou-za tratí.
Sehenswürdigkeiten
- Das barocke Pfarrhaus wurde 1730 nach Plänen von Johann Lucas von Hildebrandt errichtet.
- Die Pfarrkirche der Hl. Dreifaltigkeit wurde 1605–1614 im Stil der Renaissance errichtet. Am seitlichen Portal befinden sich Initialen des Stifters Balthasar Czettritz und seiner Frau Katharina
- Evangelische Kirche, errichtet 1852/58
- Klassizistisches Bahnhofsgebäude von 1847
- Denkmal des Kaisers Joseph II.
Söhne und Töchter der Gemeinde
- David Nitschmann (1698–1772) Bischof der Herrnhuter Brüdergemeine und Missionar
- Heinz Nawratil (* 1937), deutscher Jurist und Schriftsteller
- Ilse Mertel (* 1943), österreichische Politikerin
- Josef Barwig (1909–1942), deutscher Politiker der NSDAP
Literatur
- Joachim Bahlcke u. a.: Handbuch der historischen Stätten Böhmen und Mähren. Kröner-Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-32901-8, S. 678–679.
Weblinks
Commons: Suchdol nad Odrou – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2011 (XLS, 1,3 MB)
Städte und Gemeinden im Okres Nový Jičín (Bezirk Neu-Titschein)Albrechtičky | Bartošovice | Bernartice nad Odrou | Bílov | Bílovec | Bítov | Bordovice | Bravantice | Frenštát pod Radhoštěm | Fulnek | Heřmanice u Oder | Heřmánky | Hladké Životice | Hodslavice | Hostašovice | Jakubčovice nad Odrou | Jeseník nad Odrou | Jistebník | Kateřinice | Kopřivnice | Kujavy | Kunín | Libhošť | Lichnov | Luboměř | Mankovice | Mořkov | Mošnov | Nový Jičín | Odry | Petřvald | Příbor | Pustějov | Rybí | Sedlnice | Skotnice | Slatina | Spálov | Starý Jičín | Studénka | Suchdol nad Odrou | Šenov u Nového Jičína | Štramberk | Tichá | Tísek | Trnávka | Trojanovice | Velké Albrechtice) | Veřovice | Vražné) | Vrchy | Závišice | Ženklava | Životice u Nového Jičína
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Suchdol nad Odrou — Geobox | Settlement name = Suchdol nad Odrou other name = category = Market Town image caption = symbol = Suchdol nad Odrou CoA CZ.jpg etymology = official name = motto = nickname = country = Czech Republic country state = region = Moravian… … Wikipedia
Bernartice nad Odrou — Bernartice nad Odrou … Deutsch Wikipedia
Suchdol — ist der Name mehrerer Orte in Tschechien Stadt im Okres Jindřichův Hradec, siehe Suchdol nad Lužnicí Gemeinde im Okres Nový Jičín, siehe Suchdol nad Odrou Gemeinde im Okres Kutná Hora, siehe Suchdol u Kutné Hory Gemeinde im Okres Prostějov, siehe … Deutsch Wikipedia
Budišov nad Budišovkou — Budišov nad Budišovkou … Deutsch Wikipedia
Liste deutscher Bezeichnungen tschechischer Orte — In dieser Liste werden deutschen (heute großteils nicht mehr geläufigen) topografischen Namen die tschechischen, amtlichen Pendants gegenübergestellt. Durch die Vertreibungen nach 1945 wurden viele kleinere Orte und Gehöfte, insbesondere in… … Deutsch Wikipedia
List of German exonyms for places in the Czech Republic — Below are links to subpages with more detailed listings of the German language names of towns and villages in different regions of the Czech Republic. Many of these German names are now exonyms, but used to be endonyms commonly used by the local… … Wikipedia
Liste der tschechischen Kursbuchstrecken — Diese Liste führt die amtlichen Kursbuchstrecken nach der Nomenklatur des staatlichen tschechischen Eisenbahninfrastrukturunternehmens Správa železniční dopravní cesty (SŽDC) auf. tschechisches Kursbuchstreckennetz Inhaltsverzeichnis … Deutsch Wikipedia
Liste der Bahnstrecken in Tschechien — Diese Liste führt die Kursbuchstrecken der Tschechischen Bahnen ČD auf. tschechisches Kursbuchstreckennetz Die vorangestellten Nummern entsprechen den Kursbuchnummern der tschechischen Eisenbahngesellschaft ČD. Bei Privatbahnen ist der Betreiber… … Deutsch Wikipedia
Liste des lignes de chemin de fer de la République tchèque — Carte des lignes de chemin de fer en Tchéquie Sommaire 1 Lignes 000 à 100 2 Lig … Wikipédia en Français
District de Nový Jičín — Okres Nový Jičín (cs) Administration … Wikipédia en Français