Dittersbach auf dem Eigen

Dittersbach auf dem Eigen
Dittersbach auf dem Eigen
Koordinaten: 51° 1′ N, 14° 52′ O51.01666666666714.866666666667250Koordinaten: 51° 1′ 0″ N, 14° 52′ 0″ O
Höhe: 250–290 m ü. NN
Fläche: 9,419 km²
Einwohner: 534 (31. Dez. 2010)
Eingemeindung: 1. Jan. 1994
Postleitzahl: 02748
Vorwahl: 035823

Dittersbach auf dem Eigen (amtlich Dittersbach a. d. Eigen, kurz Dittersbach a. d. E.) im sächsischen Landkreis Görlitz ist seit 1994 Ortsteil von Bernstadt auf dem Eigen. Der Namenszusatz bezieht sich auf die historische Region des Eigenschen Kreises.

Das Waldhufendorf begeht 2011 um Pfingsten eine Festwoche anlässlich des 750-jährigen Jubiläums der urkundlichen Ersterwähnung im Jahr 1261.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Dittersbach auf dem Eigen auf einem Messtischblatt aus dem Jahr 1884

Dittersbach liegt südöstlich von Bernstadt auf dem Eigen. In Form eines drei Kilometer langen Waldhufendorfes zieht es sich entlang des Tals des Gaulebachs (einem Zufluss der Pließnitz) zwischen Burkersdorf im Süden und Kiesdorf auf dem Eigen im Nordosten. Die Siedlungsfläche liegt auf einer Höhe von 250 bis 290 m ü. NN, der höchste Punkt innerhalb der 9,42 Hektar großen Flur ist der 381 Meter hohe Knorrberg. Begrenzt wird Dittersbach im Westen durch den Kleinen Nonnenwald, der ehemals zum Kloster St. Marienstern bei Kamenz gehörte, und im Osten durch den Klosterwald, der Eigentum des nähergelegenen Klosters St. Marienthal bei Ostritz war.

Umliegende Ortschaften sind Altbernsdorf auf dem Eigen im Norden, Kiesdorf auf dem Eigen im Nordosten, Ostritz jenseits des Klosterwaldes im Osten, Schlegel im Südosten, Burkersdorf im Süden, Neundorf auf dem Eigen jenseits des Kleinen Nonnenwaldes im Westen und Bernstadt auf dem Eigen im Nordwesten.

Geschichte

Blick auf Dittersbach auf dem Eigen, künstlerische Darstellung

Ortsgeschichte

Die Siedlungsform als Waldhufendorf mit einer solchen Fluraufteilung lässt darauf schließen, dass die Ortsgründung im 13. Jahrhundert in der zweiten Phase der deutschen Ostsiedlung erfolgte. Es ist davon auszugehen, dass ein Lokator namens Dietrich die fränkischen Siedler führte.[1]

Urkundlich in Erscheinung trat Diterisbach, als der schönburgische Ritter Bartholomäus von Lybinowe im Jahr 1261 das Niederdorf für 136 Mark an das 1248 von den Herren von Kamenz gegründete Kloster Marienstern verkaufte. Das Oberdorf wurde 1285 von den Kamenzern für 700 Mark Silber an das Kloster veräußert. Bereits aus jenem Jahr ist die lateinische Form der Bezeichnung auf dem Eigen überliefert, dreißig Jahre später wird Dittrichsbach vfm Eygen urkundlich genannt. Bis spätestens 1382 entstehen im Dorf zwei Wassermühlen.

Während der Hussitenkriege wurde das Dorf nicht verschont, die Kirche soll 1429 zerstört worden sein. Die Inschrift einer Glocke aus dem Jahr 1469 lässt einen baldigen Wiederaufbau der Kirche vermuten. Der noch heute erhaltene Kirchturm stammt aus dem Jahr 1594.

Durch den Prager Frieden kam Dittersbach 1635 noch während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) mit dem Markgraftum Oberlausitz vom Königreich Böhmen an das Kurfürstentum Sachsen.

Ab dem 17. Jahrhundert ließen sich in Dittersbach Häusler nieder, die Hausweberei betrieben. Die Einwohnerzahl stieg von 38 besessenen Mann im Jahr 1600 bis 1777 auf 25 besessene Mann, 20 Gärtner und 112 Häusler; im Jahr 1845 waren 151 Webstühle im Betrieb. In den Jahren 1800 und 1819 wurden zwei Windmühlen errichtet, außerdem gab es seit dem 18. Jahrhundert Schmiede, Schuhmacher, Bäcker und Fleischer. Später entstanden eine Böttcherei und eine Ziegelei.

An Stelle der alten Kirche wurde 1876 ein Neubau errichtet, die Orgel kam im gleichen Jahr von Julius Jahn. Die Kirchschule aus dem Jahr 1834 erhielt 1911 ein neues Gebäude, das bereits 1925 eine Vergrößerung erfuhr.

Im Ersten Weltkrieg fielen 22 Dittersbacher, im Zweiten Weltkrieg waren es 52. Auf dem Friedhof sind 19 deutsche und 2 ungarische Soldaten beerdigt, die im Zweiten Weltkrieg in der Umgebung Dittersbachs fielen.

Nach dem Krieg wurde 1946 im Rahmen der Bodenreform ein Bauernhof enteignet und mit zwei Neubauern aufgesiedelt, zehn Hektar Land wurden auf 20 Einwohner aufgeteilt, darunter vier Kleinbauern. Bis zur sozialistischen Kollektivierung der Bauern im Jahr 1960 bestanden mehrere bäuerliche Genossenschaften aus der Vorkriegszeit fort, so dass erst 1958 eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) vom Typ III gegründet wurde. Aus den Umstrukturierungen der Genossenschaften in den siebziger Jahren gingen die LPG (P) Schönau und die LPG (T) „Vorwärts“ (Dittersbach und Kiesdorf) hervor.

Im Rahmen der Verwaltungsreform in der DDR am 25. Juli 1952 wurden die fünf östlichen Orte des Eigenschen Kreises (Altbernsdorf, Berzdorf, Dittersbach, Kiesdorf und Schönau) vom aufgelösten Landkreis Löbau zum Kreis Görlitz-Land geschlagen, während der Rest beim neuen Kreis Löbau verblieb. Als es nach der politischen Wende am 1. August 1994 zur ersten Kreisreform in Sachsen kam, wurde der Eigensche Kreis vollständig dem Landkreis Löbau-Zittau angegliedert. Bereits zum 1. Januar 1994 wechselte Dittersbach durch Eingliederung nach Bernstadt[2] vom Landkreis Görlitz-Land zum Landkreis Löbau, drei Monate später wurde auch Altbernsdorf nach Bernstadt auf selbige Weise eingegliedert.

Seit der zweiten Kreisreform in Sachsen am 1. August 2008 liegt Dittersbach auf dem Eigen im neu gegründeten Landkreis Görlitz.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner
1834 [3] 984
1871 957
1890 833
1910 801
1925 870
1939 761
1946 1058
1950 1029
1964 [4] 866
1971 797
1981 732
1990 [2] 673
1993 639
2010 [5] 534

Das Zinsregister des Klosters Marienstern aus den Jahren 1374/1382 führt für Dittersbach 36 Hufner sowie die zinsfreie Pfarrwidmut und eine Freihufe des Kretschams. Im Jahr 1600 werden ebenfalls 38 besessene Mann genannt. Durch Zuzug von Häuslern wuchs die Bevölkerung bis zum sächsischen Landesrezess 1777 stark an, es wurden 25 besessene Mann, 20 Gärtner und 112 Häusler verzeichnet.

Bei der ersten Bevölkerungserhebung nach Einwohnerzahl in Sachsen wurden 984 Einwohner im Jahr 1834 gezählt. Ihre Zahl fiel bis 1910 auf 801, danach kam es zu einem kurzzeitigen Anstieg auf 870 im Jahr 1925, dem sich ein Rückgang auf 761 Einwohner im Mai 1939 anschloss.

Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Einwohnerzahl durch Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemals deutschen Ostgebieten auf 1058 im Jahr 1946 an, lag aber bereits 1964 schon nur noch bei 866. In den folgenden Jahrzehnten hat sich der Rückgang fortgesetzt, bei der Eingemeindung hatte Dittersbach nur noch 639 Einwohner und zum Jahresende 2010 waren es 534, was einer Halbierung seit Kriegsende nahe kommt.

Der religiöse Anteil der Einwohner ist überwiegend evangelisch-lutherischer Konfession. Im Jahr 1925 waren von 870 Einwohnern 815 evangelischen (93,7 %), 44 katholischen und 11 anderen Glaubens.[3]

Ortsname

Urkundlich belegte Formen des Ortsnamens sind Diterisbach (1261), Ditherichsbach (1283), Ditherichsbach (1285), Dittrichsbach vfm Eygen (1315), Ditherichspach (1374/1382), Diettirsbach (1430) und Dittersbach (1486).[3][6]

Die Bedeutung des Namens sieht Hans Walther als „[d]as im Bachgrund gelegene Dorf eines Dietrich“. Namensgeber war eventuell Dietrich von Kittlitz.[6]

Persönlichkeiten

  • Peter Noack (lat. Petrus Noachus; 1652–1695) aus Zschornau bei Kamenz war seit 1689 Pfarrer in Dittersbach.
  • Julius Pfeiffer (1824–1910) aus Dittersbach war ein Jurist, Rittergutsbesitzer und nationalliberaler Politiker.

Sehenswürdigkeiten

In Dittersbach sind über 20 Umbegindehäuser, überwiegend aus dem frühen 19. Jahrhundert, als Kulturdenkmale erhalten. Eine hohe Stieleiche in der Nähe des Hauses Dorfstraße 10 steht unter Naturschutz.[7]

Die Kirche im Dorfzentrum weist ornamentale Putzquaderungen am Turm auf.

Quellen und weiterführende Literatur

Literatur

  • Görlitz und seine Umgebung. 1. Auflage. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1994 (Werte der deutschen Heimat. Band 54). S. 201–204.
  • Dittersbach auf dem Eigen in alter und neuer Zeit. 1986.

Fußnoten

  1. Die Daten zur Geschichte sind im Wesentlichen dem Band 54 der Werte der Deutschen Heimat, S. 201–204 entnommen.
  2. a b Regionalregister Sachsen: Angaben für 14 0 29 070 Gemeinde Dittersbach a. d. Eigen. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 4. Mai 2011.
  3. a b c Dittersbach auf dem Eigen im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  4. Görlitz und seine Umgebung. 1. Auflage. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1994 (Werte der deutschen Heimat. Band 54). S. 226.
  5. Zahlen und Fakten. Stadt Bernstadt auf dem Eigen, abgerufen am 4. Mai 2011.
  6. a b Ernst Eichler, Hans Walther: Ortsnamenbuch der Oberlausitz – Studien zur Toponymie der Kreise Bautzen, Bischofswerda, Görlitz, Hoyerswerda, Kamenz, Löbau, Niesky, Senftenberg, Weißwasser und Zittau. I Namenbuch. In: Deutsch-slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte. 28, Akademie-Verlag, Berlin 1975, S. 52.
  7. Görlitz und seine Umgebung. 1. Auflage. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1994 (Werte der deutschen Heimat. Band 54). S. 204, 245.

Weblinks

 Commons: Dittersbach auf dem Eigen – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien



Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bernstadt auf dem Eigen — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Kiesdorf auf dem Eigen — Gemeinde Schönau Berzdorf auf dem Eigen Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Berzdorf auf dem Eigen — Ausschnitt aus Peter Schenks Oberlausitzkarte (1759): Nördlicher Teil des Eigenschen Kreises Berzdorf auf dem Eigen war ein Kirchdorf im Eigenschen Kreis südwestlich von Görlitz …   Deutsch Wikipedia

  • Dittersbach — ist der Name zahlreicher Orte: Dittersbach (Frauenstein), Ortsteil der Stadt Frauenstein Dittersbach auf dem Eigen, Ortsteil von Bernstadt auf dem Eigen Dittersbach, Ortsteil von Frankenberg/Sa. Dittersbach, Ortsteil von Dürrröhrsdorf Dittersbach …   Deutsch Wikipedia

  • Eigen — Landschaft um Schönau auf dem Eigen Der Eigen oder Eigensche Kreis ist ein Gebiet in der südlichen Oberlausitz um die Stadt Bernstadt. Es umfasste das Territorium zwischen dem Großen Nonnenwald im Norden, dem Kleinen Nonnenwald im Süden und dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Bernstadt a. d. Eigen — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Kiesdorf a. d. Eigen — Kiesdorf auf dem Eigen Gemeinde Schönau Berzdorf a. d. Eigen Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Eigenscher Kreis — Der Eigen oder Eigensche Kreis ist ein Gebiet in der südlichen Oberlausitz um die Stadt Bernstadt. Es umfasste das Territorium zwischen dem Großen Nonnenwald im Norden, dem Kleinen Nonnenwald im Süden und dem Klosterwald im Osten, in dem sich die …   Deutsch Wikipedia

  • Kiesdorf — auf dem Eigen Gemeinde Schönau Berzdorf a. d. Eigen Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Landkreis Löbau (Sachsen) — Wappen Deutschlandkarte Hilfe zu Karten …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”