- Dr.-Karl-Lueger-Ring
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Dr.-Karl-Lueger-Ring Straße in Wien-Innere Stadt Straßentafel „I. Stadt. Dr. Karl Lueger-Ring.“ Basisdaten Ort Wien-Innere Stadt Ortsteil Innere Stadt Angelegt 1870 Neugestaltet 1934 Hist. Namen Franzensring (1870), Ring des 12. November (1919–1934) Anschlussstraßen Dr.-Karl-Renner-Ring (im Süden), Schottenring (im Norden) Querstraßen Stadiongasse, Löwelstraße, Schreyvogelgasse, Mölker Bastei, Schottengasse Plätze Rathausplatz, Josef-Meinrad-Platz, Rooseveltplatz Bauwerke Universität Wien, Burgtheater, Liebenberg-Denkmal, Palais Ephrussi Nutzung Nutzergruppen Fußverkehr, Radverkehr, Autoverkehr, U-Bahnlinie U2, Straßenbahnlinie 1, D, 37, 38, 40, 41, 42, 43, 44 Technische Daten Straßenlänge ca. 620 Meter Der Dr.-Karl-Lueger-Ring ist eine Straße im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt. Er ist Teil der Wiener Ringstraße.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
An der Stelle des heutigen Dr.-Karl-Lueger-Rings verlief im Mittelalter die Grenze zwischen Wien und den Vorstädten. Später lag hier vor der Wiener Stadtmauer das Glacis, in das Mölker Bastei und Löwelbastei hineinragten, untereinander verbunden durch eine Kurtine. 1810–1812 entstand neben der Löwelbastei das Franzenstor. All diese Befestigungsanlagen wurden ab 1860 abgerissen und an ihrer Stelle die Ringstraße geschaffen. Der Abschnitt zwischen Bellariastraße und Schottengasse wurde 1870 eröffnet und hieß zunächst Franzensring. Nach dem Ende der Monarchie wurde die Straße 1919 von der sozialdemokratischen Stadtverwaltung in Ring des 12. November umbenannt, um an den Tag der Ausrufung der Republik zu erinnern. Nachdem sich die politischen Verhältnisse erneut geändert hatten, wurde in der Zeit des Ständestaates 1934 die Straße geteilt und der Abschnitt zwischen Stadiongasse und Schottengasse in Dr. Karl Lueger-Ring, nach der heutigen Rechtschreibung offiziell Dr.-Karl-Lueger-Ring, umbenannt. Diese Bezeichnung erinnert an den christlichsozialen Bürgermeister von Wien Karl Lueger.
Lage und Charakteristik
Der Dr.-Karl-Lueger-Ring verläuft als Teil der Wiener Ringstraße von der Stadiongasse im Süden bis zur Schottengasse im Norden. Er setzt den Dr.-Karl-Renner-Ring fort und findet seine Fortsetzung im Schottenring. Die geradlinig verlaufende Straße biegt kurz vor ihrem Ende nach Nordosten ab. Wie die gesamte Ringstraße besitzt auch der Dr.-Karl-Lueger-Ring drei Fahrspuren, die als Einbahnstraße nur im Uhrzeigersinn zu befahren sind. Zu beiden Seiten der Fahrbahn verlaufen Straßenbahngeleise, je eines in jeder Richtung. Daran schließen sich beidseitig breite Gehsteige an, die von jeweils zwei Reihen Alleebäumen gesäumt sind. Hier befindet sich auch ein Radweg. Abschnittsweise wird die Straße noch durch Seitenfahrbahnen und erneut anschließende Gehwege in ihrer gesamten Breite abgeschlossen. Neben dem starken Autoverkehr ist der öffentliche Verkehr durch die Straßenbahnlinien 1 und D vertreten. Beim Schottentor befinden sich zahlreiche Anschlüsse zu anderen Straßenbahn- und Autobuslinien sowie zur U-Bahnlinie 2. Der Ring-Rund-Radweg auf der Ringstraße ist der meist frequentierte Radweg Wiens.
Am Dr.-Karl-Lueger-Ring liegen die bedeutenden Ringstraßenbauten des Burgtheaters und der Universität Wien. Die übrige Verbauung ist einheitlich historistisch aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (mit Ausnahme von Nr. 10, einem modernen Neubau). Direkt an der Straße gegenüber der Universität steht das Liebenberg-Denkmal. Auf beiden Seiten des Rings grenzen große Grünanlagen an die Straße, Volksgarten stadteinwärts und Rathauspark stadtauswärts gelegen. Gegenüber dem Burgtheater öffnet sich der große Rathausplatz mit dem Wiener Rathaus am anderen Ende, auf dem fast ganzjährig zahlreiche bedeutende Veranstaltungen stattfinden.
Unter all diesen Aspekten gesehen (verkehrstechnisch, künstlerisch, touristisch) handelt es sich daher beim Dr.-Karl-Lueger-Ring um eine der bedeutendsten Straßen Wiens.
Verbauung
Nr. 1 Universität
→ Hauptartikel Universität Wien
Das einzige Gebäude auf der linken Straßenseite ist der Monumentalbau der Universität. Die Alma Mater Rudolphina Vindobonensis ist die größe deutschsprachige Universität überhaupt und nach Prag auch die zweitälteste. Zahlreiche bedeutende Wissenschaftler wirkten im Laufe der Zeiten an ihr. Das Hauptgebäude am Dr.-Karl-Lueger-Ring entstand 1873–1884 nach Plänen von Heinrich von Ferstel. Es ist einer der herausragenden Monumentalbauten der Wiener Ringstraßen-Architektur und eines der Hauptwerke des strengen Historismus. Das Universitätsgebäude wurde im Stil der Neorenaissance nach dem Vorbild barocker Klosteranlagen geschaffen. An der Frontseite befindet sich eine Rampe vor dem Haupteingang. Die mehrfach gegliederten langen Fassaden zeichnen sich durch einen reichen Figurenschmuck aus. Zentral liegt ein großer Innenhof, um den sich breite Arkadengänge mit zahlreichen Büsten und Gedenktafeln für hervorragende Wissenschaftler der Universität befinden. Innerhalb der Anlage liegt auch die Universitätsbibliothek der Universität Wien, die größte wissenschaftliche Bibliothek Österreichs mit 6,7 Millionen Werken.
Nr. 2 Burgtheater
→ Hauptartikel Burgtheater
Das Burgtheater ist das größte deutschsprachige Sprechtheater. Es wurde 1748 begründet und übersiedelte im Zuge des Ausbaus der Wiener Ringstraße an den heutigen Dr.-Karl-Lueger-Ring. Das Gebäude ist einer der herausragendsten Ringstraßenbauten und einer der bedeutendsten historistischen Theaterbauten überhaupt. Es wurde 1874–1888 nach Plänen von Gottfried Semper und Carl von Hasenauer in sehr exponierter Lage freistehend gegenüber dem Wiener Rathaus errichtet. Semper plante den Grundriss, Hasenauer gestaltete die Fassade. Das als Gesamtkunstwerk geltende Bauwerk wurde im Stil der italienischen Hochrenaissance gestaltet, während die Dekorationen barockisierend sind. Das im Zweiten Weltkrieg schwer zerstörte Burgtheater konnte bis 1955 wieder aufgebaut werden. Nach wie vor gilt das Burgtheater als eine der ersten deutschen Bühnen, deren Bedeutung und Stellenwert im gesellschaftlichen Leben Wiens sehr groß ist. Eine große Anzahl der wichtigsten deutschsprachigen Künstler (Autoren, Regisseure, Schauspieler) haben im Laufe der Zeit hier gewirkt.
Nr. 4 Palais Lieben-Auspitz
→ Hauptartikel Palais Lieben-Auspitz
Das Gebäude in der Löwelstraße 22 wurde 1872 nach Plänen von Carl Schumann und Ludwig Tischler errichtet. Der an drei Seiten freistehende Bau ist im Stil der Wiener Neorenaissance gestaltet. Hier befindet sich das bekannte Café Landtmann, dessen Inneneinrichtung großteils in den 1920er Jahren geschaffen wurde, und das Theater Tribüne. Gedenktafeln erinnern an den Arzt Heinrich Neumann von Hétárs und an den Salon von Berta Zuckerkandl-Szeps.
Nr. 6 Historistisches Gebäude
Wie das Nachbargebäude wurde auch dieses Haus 1873–1874 nach Plänen von Ludwig Tischler und Carl Schumann im Stil der Wiener Neorenaissance errichtet. An der Front befindet sich ein vierachsiges Säulenportal mit einem Holztor, darüber der Beletage-Balkon. Die Fassade zeigt reichen bauplastischen Dekor. In der Einfahrt befindet sich eine dreischiffige ionische Säulenhalle mit Stuckkassettendecke, eine Gedenktafel erinnert an den Komponisten Emmerich Kálmán. Bemerkenswert ist die Beletage mit reichem Wandschmuck, intarsierten Parkettböden, Stuckornamenten, Groteskenmalereien, vier Büstenreliefs deutscher Dichter und einer Gemäldesammlung. Im Gebäude befinden sich die Generalkonsulate Dänemarks und Norwegens.
Nr. 8 Historistisches Gebäude
Dieses Gebäude Ecke Schreyvogelgasse wurde 1873 nach Plänen von August Schwendenwein von Lanauberg im Stil der Neorenaissance errichtet. Eine Restaurierung erfolgte 1957 durch Erich Wohlschläger. Das Portal mit ionischen Säulen befindet sich unter dem Beletage-Balkon. An der Fassade wird die Horizontale durch plastische profilierte Gesimse betont. Die Einfahrt ist pilastergegliedert und besitzt Stuckdekor.
Liebenberg-Denkmal
→ Hauptartikel Liebenberg-Denkmal
Das Denkmal für den Bürgermeister von Wien Johann Andreas von Liebenberg befindet sich an der Einmündung von Schreyvogelgasse und Mölker Bastei in den Ring. Es wurde nach Plänen von Franz von Neumann und des Bildhauers Johann Silbernagel 1887–1890 geschaffen. An einem Obelisk befindet sich das von Putten gehaltene Porträtrelief Liebenbergs, auf den Stufen des Sockels liegt die Figur eines ruhenden Löwen. Bekrönt wird das Denkmal durch die vergoldete Figur der Siegesgöttin Victoria.
Nr. 10 Ehemaliges OPEC-Gebäude
Das Gebäude hatte ursprünglich ein Ensemble mit den benachbarten Häusern gebildet, wurde aber im Zweiten Weltkrieg durch Bombentreffer schwer zerstört. Die Reste der Ruine wurden in den 1960er Jahren entfernt und nach Plänen des Architekten Carl Appel 1965–1967 ein modernes Büro- und Verwaltungshaus errichtet, das an die OPEC vermietet wurde. Hier ereignete sich am 21. Dezember 1975 ein aufsehenerregender Terrorüberfall mit Geiselnahme durch den Terroristen Carlos. 1977 wurde der Sitz der OPEC in ein anderes Gebäude in Wien verlegt. 1994 erfolgte eine Fassadenänderung. Eine Gedenktafel aus dem Jahr 1999 erinnert daran, dass in dem Vorgängergebäude 1899 der Österreichisch-Ungarische Verband der Privat-Versicherungs-Anstalten gegründet wurde.
Nr. 12 Historistisches Gebäude
Dieses Gebäude befindet sich an der Stelle, an der der Dr.-Karl-Lueger-Ring seine Richtung ändert. Daher wird auch das 1869–1872 nach Plänen von Emil von Förster errichtete Haus über Eck geführt. Das Gebäude ist im Stil der Neorenaissance gestaltet. Über einer flach rustizierten Sockelzone erhebt sich die Oberzone in Sichtziegelbauweise, während die abschließende Attikazone glatt verputzt ist. Hervorgehoben ist das ionische Säulenportal mit seinen Spandrillenfiguren und dem Balkon mit vier weiblichen Statuen. Die Einfahrt, die durch Pilaster und Arkaden gegliedert ist, führt in eine dreischiffige korinthische Säulenhalle mit Spandrillenfiguren. Im Gebäude befindet sich das Generalkonsulat von Monaco.
Nr. 14 Palais Ephrussi
→ Hauptartikel Palais Ephrussi
Das Palais Ephrussi liegt an der Ecke Schottengasse und Dr.-Karl-Lueger-Ring 14. Es wurde 1869–1873 von Theophil von Hansen errichtet und war dessen letztes und modernstes Palais. Gemeinsam mit dem dahinterliegenden Gebäude Schottengasse 9 von Carl Tietz bildet es eine vollendete Einheit. Es wurde für den Bankier Ignaz von Ephrussi erbaut, auf dessen Wunsch mit bemerkenswert prunkvoller Ausstattung, aber nicht als reines Palais, sondern auch mit Geschäftslokalen im Erdgeschoss. Von 1969 bis etwa 2009 war es Sitz der Casinos Austria.
Das Gebäude entspricht verkleinert dem Typus des Heinrichshofes von Theophil Hansen, verzichtet aber auf den Mittelrisalit. Eckrisalite sind turmartig hochgezogen. Das lachsrot gehaltene Gebäude wird von einem zurückversetzten Attikageschoss mit Terrakottakaryatiden und vergoldetem Brüstungsgitter bekrönt. Besonders aufwändig sind die Räume der Beletage gestaltet, die mit Gemäldezyklen von Christian Griepenkerl ausgestaltet sind. Die bedeutendste Decke befindet sich im Rauchsalon oder Billardzimmer, wo die Liebesabenteuer des Zeus dargestellt sind, im Tanzsalon sind Bilder aus dem Buch Ester zu sehen, in den übrigen Räumen verschiedene Allegorien. Außerdem sind die Räume mit Marmorschmuck, kostbaren Fußböden und Kaminen ausgestattet.
Literatur
- Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Bd. 2. Kremayr & Scheriau, Wien 1993, ISBN 3-218-00544-2
- Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio-Handbuch Wien. I. Bezirk - Innere Stadt. Verlag Berger, Horn 2003, ISBN 3-85028-366-6
Weblinks
Commons: Dr.-Karl-Lueger-Ring – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien48.21361616.361384Koordinaten: 48° 12′ 49″ N, 16° 21′ 41″ OKategorie:- Straße in Wien-Innere Stadt
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