Edmond Audemars

Edmond Audemars
Edmond Audemars als Steher-Weltmeister 1903
Audemars fliegt die „Demoiselle“

Edmond Audemars (* 3. Dezember 1882 in Le Brassus; † 4. August 1970 in Paris) war ein Schweizer Radrennfahrer, Flugpionier und Unternehmer. Er war ein Urenkel des Uhrmachers Louis-Benjamin Audemars und somit auch ein entfernter Cousin von Jules-Louis Audemars, der 1881 gemeinsam mit Edward-Auguste Piguet die Uhrenmanufakturengruppe Audemars Piguet begründete.[1]

Inhaltsverzeichnis

Radsport

1903 wurde Edmond Audemars, im Alter von 21 Jahren, in Kopenhagen Weltmeister der Amateur-Steher. Als Belohnung für diesen WM-Sieg lud er seinen deutschen Schrittmacher Werner Krüger in das Zürcher Nobelhotel "Baur au Lac" ein und schenkte ihm eine goldene Uhr.[2] Wegen seiner zierlichen Statur wurde Audemars in Rennfahrerkreisen "der kleine Schweizer" genannt. Er war in gleichem Maße abenteuerlustig und risikofreudig wie geschäftstüchtig.

Audemars als Flieger

Von 1907 bis 1909 versuchte sich Audemars als Motorrad-Rennfahrer und arbeitete als Vertreter für die Firma „Motosacoche“ in Berlin, nachdem er von 1904 bis 1906 der Repräsentant von Michelin in der Schweiz gewesen war. Er kaufte sich ein Flugzeug vom Typ „Demoiselle“ der Firma Santos-Dumont und machte den Schweizer Flugschein (mit der Nr. 7) und den französischen (Nr. 100). Audemars Fluglehrer war Adolphe Pégoud, der als erster Flieger den Looping und den Rückenflug ausführte.[3] 1912 betätigte er sich als Erkundungsflieger im Dienste der US-amerikanischen Armee. Im selben Jahr flog er mit einem Blériot-Eindecker als Erster innerhalb eines Tages von Paris nach Berlin (mit einer unfreiwilligen Zwischenlandung in Bochum).[4]

1913 gewann Audemars das „Flugrennen“ Berlin-Paris und damit 10 000 Reichsmark. 1915 schraubte er den Höhenweltrekord mit Passagier auf 6600 Meter. Bis 1918 nahm Audemars an unzähligen Flugwettbewerben und -schauen teil, auch in Amerika.[5] Oft lud Audemars auch prominente Passagiere auf einen Flug ein wie 1910 den italienischen König Viktor Emanuel III. und 1916 den spanischen König Alfons XIII.

Audemars und Garros

Audemars war eng mit dem französischen Flieger-Idol Roland Garros befreundet. An vielen Flugschauen nahmen sie gemeinsam teil. Als Garros, der während des Ersten Weltkriegs als Militärflieger aktiv war, in deutsche Gefangenschaft geriet, schrieb Audemars seinem Freund regelmäßig Briefe. Garros floh 1918 aus der Gefangenschaft und flog erneut für die französische Armee. Nachdem er im Oktober 1918 abgeschossen worden war, war es Audemars, der seinen Leichnam identifizierte. Außerdem war er von Garros zu seinem Testamentsvollstrecker ernannt worden. Aus Trauer über Garros‘ Tod gab Audemars das Fliegen auf.

Berufliches

Schon im Jahre 1917 hatte Audemars, der aus einer Dynastie von Uhrmachern stammte, einen Vertrag beim Uhrenproduzenten Jaeger-LeCoultre unterschrieben; er war auch an der Firma beteiligt. Mit Jacques-David LeCoultre war Audemars von Kindesbeinen an befreundet.[6] Seine Erfahrung trug zur Entwicklung spezieller Chronometer, etwa für Piloten und Autofahrer, sowie Instrumenten für Autos und Flugzeuge bei. 1926 baute er eine Filiale der Firma in New York auf und regte 1932 Geschäftsbeziehungen zur Sowjetunion an.[7] In der Firma war er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1952 bis in die Direktionsebene tätig. Er starb unverheiratet.

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Unige.ch Der Urgroßvater von Edmond Audemars, Pierre Henri Audemars, war der Großvater von Jules-Louis Audemars. Aus den Beschreibungen in den Quellen geht hervor, dass Edmond Audemars aus gehobenen Verhältnissen stammte und finanziell gut gestellt war.
  2. Lt. Illustriertem Radrenn-Sport vom 25. August 1929 wurde Krüger später dieser "Chronometer" in Berlin im Bus gestohlen. Daraufhin ließ Audemars eine neue Uhr anfertigen und übergab sie während den UCI-Bahn-Weltmeisterschaften 1929 an den Journalisten Fredy Budzinski, damit er sie an Krüger weiterleite. Lt. Boßhardt/Eggenberger soll es sich bei dem Schrittmacher um Albert Käser gehandelt haben, in zeitgenössischen Quellen wird aber Krüger als Schrittmacher bei der WM 1903 genannt.
  3. Illustrierter Radsport-Express, 25. November 1947
  4. Bochum.de
  5. New York Times v. 22. November 1913 (englisch) Instituto Politécnico Nacional (spanisch)
  6. Montresanciennes.fr
  7. Le Coultre.info (französisch)

Quellen

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Edmond Audemars — au championnat du monde de demi fond amateurs 1903 Edmond Audemars, né le 3 décembre 1882 au Brassus et mort le 4 août 1970 à Deauville, est un coureur cycliste, aviateur et entrepreneur …   Wikipédia en Français

  • Audemars — bezeichnet: Audemars Piguet, Schweizer Uhrenmanufakturgruppe Audemars ist der Familienname folgender Personen: Edmond Audemars (1882–1980), Schweizer Radrennfahrer und Flugpionier Jules Louis Audemars (1851 1918), Schweizer Uhrmacher und… …   Deutsch Wikipedia

  • Roland Garros — Cet article concerne l aviateur. Pour le tournoi de tennis, voir Internationaux de France de tennis. Pour les articles homonymes, voir Garros. Roland Garros …   Wikipédia en Français

  • Rolland Garros — Roland Garros  Cet article concerne l aviateur. Pour le tournoi de tennis, voir Internationaux de France de Roland Garros. Roland Garros Roland Adrien Georges Garros …   Wikipédia en Français

  • Werner Krüger (Schrittmacher) — Werner Krüger (vorne) bei der Besichtigung der Radrennbahn „Botanischer Garten“ in Berlin nach der „Rennbahnkatastrophe“ am 18. Juli 1909 Werner Krüger (* 30. März 1878 in Kronsforde; † 21. Juli 1931 in Köln) war ein deutscher Radsportler und …   Deutsch Wikipedia

  • Gustave Delage — Paul Aristide Gustave Delage (né le 8 mars 1883 à Limoges mort le 20 avril 1946 à Paris 16e) est un officier de la Marine nationale, un ingénieur et un homme d’affaires français …   Wikipédia en Français

  • Le Chenit — Basisdaten Staat: Schweiz Kanton …   Deutsch Wikipedia

  • Morane-Saulnier G — Type G A captured French Morane Saulnier G Role Sport aircraft Manufacturer …   Wikipedia

  • Laurens Smitz Meintjes — (* 9. Juni 1868 in Aberdeen, Südafrika; † 30. März 1941) war ein Radrennfahrer aus Südafrika, der 1893 bei den ersten Bahn Radweltmeisterschaften in Chicago Steher Weltmeister der Amateure wurde. Meintjes war in Südafrika als Verwalter mehrerer… …   Deutsch Wikipedia

  • Roland Garros — auf einer Morane Saulnier G 160HP. Roland Garros ([ʀoˈlɑ̃ː ɡaˈʀoːs], * 6. Oktober 1888 in Saint Denis auf Réunion im Indischen Ozean; † 25. Oktober 1918 bei Saint Morel nahe Vouzier …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”