- Eduard Heinrich von Treitschke
-
Eduard Heinrich von Treitschke (* 2. Januar 1796 in Dresden; † 10. März 1867 ebenda) war ein königlich-sächsischer Generalleutnant.
Leben und Wirken
Er war der jüngste Sohn der Eltern Dr. Carl Friedrich Treitschke, Hof- und Justizrat in Dresden und seiner Frau Elenore Friederike geb. Lindemann. Ihr ältester Sohn war der Historiker Heinrich von Treitschke (1834–1896). Treitschke besuchte die Kreuzschule in Dresden und erhielt dort eine humanistische Ausbildung. Seine Jugendzeit wurde durch die napoleonische Herrschaft in Deutschland in zunehmenden Maße beeinflusst. Nach dem Abitur und auch nur wenige Tage nach der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 ging sein Wunsch, Soldat zu werden, in Erfüllung. Er trat im Jahr 1813 in die sächsische Armee als Fahnenjunker in das 1. Infanterieregiment "Le Coq" ein. Ein Jahr später beteiligte er sich an den Freiheitskriegen gegen Napoleon in Bülows niederländischem Winterfeldzug und nahm im Blockadekorps vor Antwerpen und anschließend in Maubeuge teil. Den entscheidenden Waffengang gegen Napoleon bei Belle-Alliance war dem jungen Offizier jedoch nicht vergönnt. Feldmarschall Blücher bestrafte einen Teil der Sächsischen Armee, zu dem Treitschke jedoch nicht gehörte, wegen Disziplinlosigkeit, nahm dadurch das gesamte Sächsische Heereskontingent in Haftung und schickte es nach Hause. Treitschke war bis zum Ende des Krieges im Elsaß stationiert und kehrte darauf nach Sachsen zurück.
Für Treitschke, zwischenzeitlich geadelt, war der Kontakt zum Sächsischen Königshaus ein gutes Mittel in der Weiterentwicklung seiner militärischen Karriere. Im Jahre 1847 wurde er als Major zum königlich-sächsischen Flügeladjutanten ernannt, und war somit ständig in der unmittelbaren Nähe des Königs. Dies erleichterte seine weitere Verwendung als Offizier.
Treitschke führte 1848 als Oberst und Kommandant das 1. Infanterieregiment Prinz Albert. Sein Kommando war nur von kurzer Zeit, denn bereits 1849 übernahm er auf Bitten des Königs Friedrich August II. wesentliche Aufgaben für das sächsische Heer. Dies waren zum einen die strategische Ausrichtung des Heeres als Bundeskontingent von 6000 Mann zur Operationsarmee nach Schleswig-Holstein unter Führung des preußischen Feldmarschalls Friedrich Graf von Wrangel. Zum anderen übernahm er 1849 die Beratertätigkeit für den Chef des Generalstabes des Königl. Sächs. Generalleutnants Ernst von Sachsen Gotha, dem Kommandeur der Reservebrigade im Feldzug in Schleswig Holstein (1848-1851). Hier hatte Treitschke 1848 durch eine situationsbedingte Befehlsgewalt einen wesentlichen Anteil an der Zerstörung und Gefangennahme der dänischen Flotte im Gefecht bei Eckernförde. Im Jahr 1849 wurde Treitschke zum Generalmajor befördert und gleichzeitig Chef des von ihm neu eingerichteten Sächsischen Generalstabes. Diese Tätigkeit legte er im Jahr 1854 nieder und übernahm interimistisch die Geschäfte des Militär-Gouverneurs von Dresden. Er beendete diese Tätigkeit, nachdem er im Jahre 1859, als Generalleutnant zum Kommandanten der Festung Königstein ernannt wurde.
Durch publizistische Veröffentlichungen wie 1866 (Die Zukunft der norddeutschen Mittelstaaten) seines Sohnes Heinrich von Treitschke gegen den weiteren Fortbestand des sächsischen Königshauses, befand sich Treitschke als einer der angesehensten sächsischen Generäle gegenüber dem sächsischen Hof und in der breiten Öffentlichkeit in Sachsen in Erklärungsnot. Durch öffentliche Erklärungen gegenüber seinem Sohn bekundete er seine Solidarität zum Königshaus. Die Familienbande zerbrachen vorübergehend.
Treitschke starb ein Jahr nach seiner Entlassung im Jahre 1867 in Dresden. Nach Übernahme der preußischen Kommandantur auf der Festung Königstein war er der letzte königlich-sächsische Festungskommandant.
Literatur
- Theodor Schiemann: Heinrich von Treitschkes Lehr- und Wanderjahre. 1834–1866. Oldenbourg, München u. a. 1896 (Historische Bibliothek 1).
- Hermann von Peterdorff: Treitschke, Heinrich Gotthard. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 55, Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 263–326.
- Heinrich von Treitschke: Das Gefecht von Eckernförde 1849. In: Historische Zeitschrift. Bd. 76, H. 2, 1896, S. 238–265.
- Heinrich von Treitschke: Deutsche Geschichte im neunzehnten Jahrhundert. Band 1: Bis zum zweiten Pariser Frieden. Hirzel, Leipzig 1879.
Chefs des Sächsischen Generalstabs (1810–1918)Karl Friedrich Wilhelm von Gersdorff | Johann Adolf von Zezschwitz | Clemens Freiherr von Cerrini di Monte Varchi | Eduard Heinrich von Treitschke | Thuisko von Stieglitz | Alfred Graf von Fabrice | Oswald Rudolf von Carlowitz | Friedrich Emil von Zezschwitz | Bernhard Freiherr von Holleben-Normann | Paul Edler von der Planitz | Heinrich Leo von Treitschke | Max Freiherr von Hausen | Hermann von Broizem | Adolph von Carlowitz | Paul Graf Vitzthum von Eckstädt | Felix von Barth | Georg Freiherr von Wagner | Georg Wermuth | Karl Freiherr von Lindeman | Horst Edler von der Planitz | Max Leuthold
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Heinrich von Treitschke — Heinrich Gotthardt von Treitschke (* 15. September 1834 in Dresden; † 28. April 1896 in Berlin) war ein deutscher Historiker, politischer Publizist und Mitglied des Reichstags von 1871 bis 1884, zunächst als nationalliberaler Abgeordneter, seit… … Deutsch Wikipedia
Treitschke — ist der Familienname folgender Personen: Curt Treitschke (1872–1946), deutscher Offizier und Militärkartograph Eduard Heinrich von Treitschke (1796–1867), königlich sächsischer Generalleutnant Georg Carl Treitschke (1783–1855), deutscher Jurist,… … Deutsch Wikipedia
Eduard Lasker — (eigentlich: Jizchak Lasker; * 14. Oktober 1829 in Jarotschin, heute Jarocin, Provinz Posen, Polen; † 5. Januar 1884 in New York City) war ein preußischer Politiker und Jurist … Deutsch Wikipedia
von — /von/; Ger. /fawn/, unstressed /feuhn/, prep. from; of (used in German and Austrian personal names, originally to indicate place of origin and later to indicate nobility): Paul von Hindenburg. * * * (as used in expressions) Friedrich Leopold… … Universalium
Adolph von Carlowitz — Hans Carl Adolph von Carlowitz (* 25. März 1858 in Riesa; † 9. Juli 1928[1][2] in Gersdorf) war ein sächsischer Offizier und Politiker … Deutsch Wikipedia
Johann Adolf von Zezschwitz — (* 1. März 1779 in Taubenheim (Spree); † 3. März 1845) war ein sächsischer Militär und königlich sächsischer Kriegsminister. Er war der Neffe des sächsischen Generals der Kavallerie Hans Gott … Deutsch Wikipedia
Horst Edler von der Planitz — Karl Eugen Horst Edler von der Planitz (* 11. August 1859 in Dresden; † 9. Juni 1941 in Dresden) war ein königlich sächsischer Offizier, zuletzt General der Infanterie im Ersten Weltkrieg. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Familie … Deutsch Wikipedia
Karl Friedrich Wilhelm von Gersdorff — (* 16. Februar 1765 in Glossen; † 15. September 1829 in Dresden) war ein sächsischer General und Militärschriftsteller. Leben Nachdem von Gersdorff die Fürstenschule in Grimma besucht hatte, studierte er bis 1785 an der Universität Leipzig und an … Deutsch Wikipedia
Paul von der Planitz — Paul Edler von der Planitz, königlich sächsischer General der Infanterie und Kriegsminister (Familienarchiv) Karl Paul Edler von der Planitz (* 20. September 1837 in Hohengrün bei Auerbach, Vogtland; † 19. August 1902 in Hosterwitz bei Dresden)… … Deutsch Wikipedia
Felix von Barth — (* 21. Oktober 1851 in Lichtenwalde; † 22. September 1931) war ein sächsischer Offizier, zuletzt General der Infanterie. Leben Barth lernte bis 1870 an der Thomasschule zu Leipzig.[1] Danach leistete er Wehrdienst in der Sächsischen Armee. Er… … Deutsch Wikipedia