Emsländische Kammer

Emsländische Kammer

Emsländische Kammer ist die Bezeichnung für die Architektur von Megalithanlagen der Westgruppe der Trichterbecherkultur (TBK), die nur beiderseits der Ems, in der niederländischen Provinz Drenthe und im westlichen Niedersachsen (primär auf dem Hümmling) vorkommen. Der Begriff betrifft die baulichen Merkmale von Ganggräbern.

Das Gebiet zwischen Havelte im Westen, bei Damme im Osten, bei Ganderkesee im Norden und bei Rheine im Süden ist, was die Verteilung von Typen betrifft, in besonderer Weise nahezu frei von anderen Bauweisen. Im Bereich der Westgruppe der TBK gibt es in der Wildeshauser Geest oder nördlich von Papenburg eine im Wesentlichen völlig andere, in der Nordgruppe der TBK gebräuchliche Architektur. Der Raum um Osnabrück ist ebenfalls eine Mischregion. Die Architektur ist dabei losgelöst von den gruppenspezifischen Merkmalen der sie nutzenden TBK-Gruppe. Die Anlagen von denen zwischen Weser und Ems etwa 200 erhalten sind, entstanden zwischen 3500 und 2800 v. Chr.

Für emsländische Kammern sind folgende Merkmale, typisch:

  • Die Anlagen sind Ost-West ausgerichtet.
  • Die Einfassung des Grabhügels erfolgte mit einem eng um die Kammer liegenden ovalen oder an den Enden gerundeten Steinkranz.
  • Die Kammern sind länger als in Deutschland ansonsten üblich (De hoogen Stener 28 m) mit bis zu 17 Decksteinen, deren Anzahl oft ungerade ist. Sie sind wenig eingetieft und vom Grundriss her doppelt trapezoid, wobei sich die (etwa zwei Meter) breiten Seiten der Trapeze in der Kammermitte treffen und beide Enden schmaler sind.
  • Der Zugang liegt an der Südseite, wo meist ein besonders großer Deckstein zugleich die Mitte der Anlage markiert. Die Gänge sind stets kurz.

Die wesentlichsten Abweichungen davon sind: Die Ausrichtung kann Nordost-Südwest gerichtet sein. Es gibt einzelne einseitig trapezoide, rechteckige, eingetiefte oder kurze Kammern (Teufelssteine). Gelegentlich in weiterem Abstand liegende Einfassungen und in zwei Fällen enge aber als doppeltes Oval ausgeführte. In den Niederlanden fehlen fast sämtliche Einfassungen, so dass dort nur die sonstigen Kriterien feststellbar sind.

Eine andere Form stellt die „Holsteiner Kammer“ dar, die als relativ kurze Kammer, mit oft außermittigem Zugang, innerhalb übergroßer (Visbeker Bräutigam 104 m) rechteckiger Einfassungen den so genannten Hünenbetten liegt.

Literatur

  • E. Aner: Die Groß-Steingräber Schleswig-Holsteins. In: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern 9, Mainz 1968
  • J. A: Bakker: De Westgroep van de Trechterbekercultuur. Studies over chronologie en geografie van de makers van hunebedden endiepsteekceramiek, ten westen van de EIbe. Amsterdam. 1973
  • J. A: Bakker: The TRB West Group studies in the chronology and geography of the makers of hunebeds and Tiefstich pottery. 1979
  • H.-H. Häßler, (Hrsg.): Ur- und Frühgeschichte in Niedersachsen. Stuttgart. 1991
  • W. Schlüter: Die Vor- und Frühgeschichte der Stadt und des Landkreises Osnabrück. Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern Bd. 42 Mainz 1979

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