Erwin Roth

Erwin Roth

Erwin Roth (* 29. Mai 1926 in Marktbreit am Main; † 7. April 1998 in Salzburg) war deutsch-österreichischer Psychologe, Ordinarius für Psychologie an der Universität Salzburg (1970-1988) und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (1978-1980). Roth war verheiratet mit Margit R., geb. Lick, aus der Ehe stammen vier Kinder (*1955 Gaida, *1956 Gritte, *1957 Jens,*1963 Anne).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Erwin Roth (1926-1998)

Kindheit und Jugendzeit

Aus einer fränkischen Winzer- bzw. Handwerkerfamilie kommend, besuchte Roth nach der Volksschule in Marktbreit (1932-1939) eine Aufbauschule in Würzburg und wechselte von dort auf die Lehrerbildungsanstalt, wobei die Schüler dazumal kaserniert und uniformiert wurden. Im März 1943 wurde Roth zum Reichsarbeitsdienst und im Mai des gleichen Jahres zum Wehrdienst eingezogen. Er erhielt eine Ausbildung zum Flugzeugführer, bekam 1944 seinen Flugschein, wurde aber im Krieg nicht mehr als Flieger eingesetzt, sondern der Fluglehrerschule Brandenburg-Briest zugewiesen. Im April 1945 geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft, wurde danach nach Frankreich ausgeliefert; er musste zuerst bei einem Bauern arbeiten und dann unter sehr harten Bedingungen für dreieinhalb Jahre in einem nordfranzösischen Kohlebergwerk.

Studium und akademischer Werdegang

Nach Deutschland zurückgekehrt, hat Roth 1949 das Abitur nachgeholt und begann im WS 1949/50 an der Universität Würzburg, vor allem bei Gustav Kafka, zu studieren. Die damals beträchtlichen Studiengebühren - das Studienbuch von 1950/51 weist Semestergebühren von 96,25 .- DM aus - verdiente sich Roth u. a. als Schauspieler im Sommerhausener Torturmtheater, aber auch an der Würzburger Studentenbühne. 1954 Diplomprüfung bei Wilhelm Arnold, 1957 Promotion an der Universität Würzburg mit einer Arbeit für die Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung (Thema: Untersuchungen zur Ermittlung der diagnostischen Sicherheit einfacher Eingnungsuntersuchungsverfahren). Von dem damaligen Diätendozenten Wilhelm Revers erhielt er das Angebot, gemeinsam an die katholisch ausgerichtete Pädagogische Akademie nach Regensburg zu geben; allerdings wurde er als Protestant, aber ohne offizielle Angabe von Gründen vom Bayerischen Staatsministerium abgelehnt, worauf auch Revers auf seinen Dienstantritt als Ordinarius verzichtete. Roth wechselte auf eine Stelle als Forschungsassistent zu Hans Thomae an die Friedrich-Alexander-Universität. Ab 1963 war er bei Theodor Scharmann am Institut für Wirtschafts- und Sozialpsychologie tätig. Habilitation 1967 an der Universität Erlangen-Nürnberg, Leiter des dortigen Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrums, o. Prof. 1968-1970 an der Pädagogischen Hochschule der Universität Erlangen-Nürnberg; seine Assistenten waren W. D. Oswald und K. Daumenlang, mit denen er weiterhin intensive wissenschaftliche Kontakte pflegte (z. B. Zahlenverbindungstest). Ab 1970 o. Prof. an der Universität Salzburg, wobei von ihm als erster Assistent Helmut Lukesch und als dessen Nachfolger Joachim Sauer eingestellt wurden. Roth war 1976-1977 Gründungsdekan der Naturwissenschaftlichen Fakultät.[1]

Rufe, die er allerdings ablehnte, erhielt Roth 1973 an die Universität Augsburg und 1980 an die Universität Passau.

Werk

Roth gilt methodisch als Vertreter einer empirisch-experimentell ausgerichteten Psychologie. Durch seine Berufung an die Universität Salzburg wurde das dortige Institut für Psychologie um diese Ausrichtung ergänzt. Inhaltlich bezogen sich die Arbeiten von Roth auf die Gebiete der Intelligenzforschung, Studien zur Lernfähigkeit und deren alterskorrelierten Veränderungen, der Persönlichkeitspsychologie, der Organisationspsychologie und der Einstellungsforschung. Bedeutend sind seine Arbeiten über die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung (Hicksches Gesetz), Intelligenz und Alterungsprozesse, die im Rahmen der sog. Erlanger Schule der Informationspsychologie erarbeitet wurden.

Aufgrund seines Interesses an EEG-Korrelaten der Intelligenz gründete er am Salzburger Institut die Abteilung für Physiologische Psychologie, für die er Kurt Eckel als Honorarprofessor gewinnen konnte; der Psychiater Eckel war zuvor Leiter der ersten neurochirurgischen Abteilung in Österreich in der ehemaligen „Kopfstation“ von Bad Ischl, einem im Hotel „Kaiserkrone“ untergebrachten Luftwaffenlazarett zur Behandlung von Kopf- und Rückenmarksverletzten, gewesen.

In seiner Eigenschaft als Schriftführer der DGfPs wurde von ihm 1974 der 29. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie in Salzburg ausgerichtet (Vorsitzender Prof. Hubert Feger, Aachen). Roth war 1980 Kongresspräsident des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Psychologie in Zürich (veranstaltet von Prof. Norbert Bischof) [2].

An der Universität Salzburg hat Roth 1982 ein direkt dem Senat zugeordnetes Forschungsinstitut für Organisationspsychologie gegründet (langjähriger fachlicher Leiter: Dr. Helmut Gachowetz), das speziell Aufgaben der angewandten Forschung übernommen hatte (Führungskräftetrainings, beispielsweise für die Führungskräfteakademie der Deutschen Bundespost), das aber in der Zwischenzeit in die Organisationsstruktur des Instituts für Psychologie [3] eingegliedert wurde.

Eine weitere wichtige Aufgabe übernahm Roth als Ombudsmann der Landeskrankenanstalten von Salzburg, für die er von der Salzburger Landesregierung unter Landeshauptmann Wilfried Haslauer berufen wurde.

Ausgewählte Schriften

  • Roth, E. (1967). Einstellung als Determination individuellen Verhaltens. Göttingen: Hogrefe (Habilitationsschrift).
  • Roth, E. (Hrsg.). (1972). Führungskräfte und Führungsstrukturen in Wirtschaftsunternehmen. Forschungsergebnisse des Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrum der Universität Erlangen/Nürnberg (Bd. I-IV). Frankfurt am Main: Akademische Verlagsgesellschaft.
  • Roth, E., Oswald, W. D. & Daumenlang, K. (1972). Intelligenz. Aspekte – Probleme – Perspektiven. Stuttgart: Kohlhammer.
  • Roth, E. (1967). Persönlichkeitspsychologie. Stuttgart: Kohlhammer.
  • Roth, E., Oswald, W. D. & Daumenlang, K. (1979). Zahlenverbindungstest. Göttingen: Hogrefe.
  • Roth, E. & Kaiser, H. J. (Hrsg.). (1998). Intelligenz. Grundlagen und neuere Forschung (4. Auflage). Stuttgart: Kohlhammer.
  • Heidenreich, K. & Roth, E. (1995). Sozialwissenschaftliche Methoden. Lehr- und Handbuch für Forschung (3. völlig überarbeitete Auflage). München: Oldenbourg.
  • Roth, E. (Hrsg.). (1989). Organisationspsychologie. Enzyklopädie der Psychologie, Bd. 3 - Wirtschafts-, Organisations- und Arbeitspsychologie. Göttingen: Hogrefe.

Literatur über Erwin Roth

  • Daumenlang, K. & Sauer, J. (1986). Aspekte psychologischer Forschung. Festschrift zum 60. Geburtstag von Erwin Roth. Göttingen: Hogrefe.
  • Roth, E. (1992). Erwin Roth. Wehner, E. (1992). Psychologie in Selbstdarstellungen (S. 245-274). Bern: Huber.

Einzelnachweise

  1. Joachim Sauer (1986). Biographische Anmerkungen zur wissenschaftlichen Entwicklung von Erwin Roth. In Konrad Daumenlang & Joachim Sauer (Hrsg.), Aspekte psychologischer Forschung. Festschrift zum 60. Geburtstag von Erwin Roth (S. XIII-XXV). Göttingen: Hogrefe.
  2. Helmut E. Lück „100 Jahre Deutsche Gesellschaft für Psychologie“ [1]
  3. Abteilung Sozialpsychologie an der Universität Salzburg

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