- Wrangel
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Wrangel auch Wrangell ist der Name eines baltischen Adelsgeschlechts. Die Herren, Freiherren und Grafen von Wrangel zählen zu den namhaftesten Geschlechtern des baltischen Uradels. Zweige der Familie bestehen bis heute.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das Geschlecht erscheint erstmals im 13. Jahrhundert in dem damals dänischen Wierland, einer historischen Landschaft im Nordosten des heutigen Estland, und ist vermutlich deutsch-dänischer Herkunft. Die Wrangel sind stammesverwandt mit den Herren von Engdes († 18. Jh.), sowie stammes- und wappenverwandt mit den Freiherren und Grafen von Löwenwolde († 19. Jh.).[1] Als gemeinsamer Stammvater der Engdes und Wrangel wird dominus Eilardus (⚔ 1241), begütert auf Wrangalæ, dem späteren Wrangelshof angesehen.[2] Von diesem Besitz jedenfalls führt das Geschlecht seinen Namen. Als ältester gesicherter Angehöriger gilt der 1277 als Vasall des Erzstifts Riga genannte dominus Henricus de Wrangele (⚔ 1279).[3] Fast Zeitgleich, 1282 trat dominus Johannes de Wrangelæ als königlich dänischer Vasall urkundlich in Erscheinung.[3]
Das Geschlecht hatte stets großen Anteil an den Geschicken seiner Heimatländer genommen und sich besonders auf militärischem Gebiet ausgezeichnet. Neben einer großen Anzahl bedeutender Staatsmänner kann es sieben Feldmarschälle, sieben Admirale und mehr als 30 Generäle vorweisen. Für den damit verbundenen soldatischen Ruhm und Erfolg der Familie wurde allerdings auch mithin ein hoher Preis entrichtet, so sind allein am 27. Juni 1709 vor Poltawa 22 Söhne des Geschlechts gefallen.
Ausbreitung und Persönlichkeiten
Eine zusammenhängende Filiation des mittelalterlichen Geschlechts war bisher nicht zweifelsfrei darstellbar. Bereits im 14. Jahrhundert waren fünf Stämme bekannt, von denen die drei nachstehend angerissenen Hauptstämme hervorzuheben sind. Am Anfang des 20. Jahrhunderts bestand das Geschlecht aus 16 Häusern. Die Nachkommen haben sich nicht nur in den Gebieten Livlands, sondern auch in den Nachbarländern und anderen europäischen Staaten verbreitet und erheblichen Besitz und Einfluss erworben. Im Laufe der Zeit sind verschiedene Standeserhöhungen an das Geschlecht gekommen. Den baltischen und russischen Häusern, ebenso dem preußischem Haus wurde der Barons- bzw. Freiherrentitel zuerkannt. Andere Glieder des Geschlechts erlangten 1653 den schwedischen Freiherrenstand, sowie 1651 den schwedischen, 1709 den spanischen und 1864 den preußischen Grafenstand.
Jeß–Itfer
Der Hauptstamm Jeß–Itfer nimmt mit Thidericus Wrangele der im Jahre 1346 urkundlich genannt wurde seinen Anfang.[4] Dieser Stamm verzweigt in zahlreiche Linien, Äste und Häuser, aus denen sich viele Angehörige vor der Historie hervorgetan haben. Ebenfalls konnte dieser Stamm zahlreiche, vor allem schwedische Standeshebungen, auf sich ziehen.
Aus der Linie Ellistfer wurde die jüngere Linie mit Feldmarschall Hermann von Wrangel (* 1585; † 1643), als Wrangel af Ellistfer im Jahre 1625 in die Knappenklasse (Nr. 11) des schwedischen Ritterhaus aufgenommen. 1634 erfolgte dann die Introduzierung in die Ritterklasse (Nr. 24). Sein Sohn Carl Gustav Wrangel (* 1613; † 1676) erfuhr als Wrangel af Salmis die Hebung in den schwedischen Grafenstand (Nr. 13). Seine Geschwister, darunter die königlich schwedischen Generäle Johann Moritz Wrangel (* 1616; † 1665) und Wolmar Hermann Wrangel (* 1641; † 1675), wurden dann 1653 als Wrangel af Lindeberg in den schwedischen Freiherrenstand gehoben und in die Freiherrenklasse introduziert (Nr. 41).[1]
Der königlich schwedische Rittmeister Hermann Wrangel († 1675), Erbherr auf Ellistfer und Kayafer u. a. in Livland, sowie Tolsburg, Nömküll und Jerwakant in Estland. wurde 1653 als Wrangel af Ludenhof in den schwedischen Freiherrenstand gehoben und in die Freiherrenklasse der schwedischen Ritterschaft introduziert (Nr. 55). Sein Enkel, der livländische Landrat, Hofgerichtsassessor und Generalökonomiedirektor Carl Johann von Wrangell, Erbherr auf Ellistfer, Luhde und Warrol wurde 1747 bei der Livländischen Ritterschaft immatrikuliert. Aus dieser Linie erhielten die Brüder Johann Gustav Wrangel († 1787), Fredrik Göran Wrangel (* 1724; † 1810), Henrik Herman Wrangel († 1788) und Carl Erik Wrangel († 1802), sämtlich königlich schwedische Offiziere, 1772 die schwedische Adelsnaturalisation und 1776 die Introduktion in die schwedische Adelklasse (Nr. 2092). Ebenfalls 1653 wurde Hans Wrangel (*;†), Erbherr auf Luhde in Livland, Allo in Estland und Kymmenegård in Finnland als Wrangel af Ludenhof in den schwedischen Freiherrenstand gehoben und in die Freiherrenklasse der schwedische Ritterschaft introduziert (Nr. 55).[1]
Aus der Linie Itfer erfuhr 1734 der königlich schwedischen Major und nachmaligen Kommandanten von Kalmar Otto Wilhelm Wrangel (* 1688; † 1747), 1731 die Introduzierung in die Adelsklasse der schwedischen Ritterschaft (Nr. 1850). Sein Sohn, der königlich schwedische Oberleutnant Johann Wilhelm Wrangel af Sage och Waschel (* 1724; † 1786) wurde bei gleichzeitiger Namens- und Wappenvereinigung mit den von Brehmer als Wrangel von Brehmer 1765 in den schwedischen Freiherrenstand gehoben und 1776 in die dortige Freiherrenklasse (Nr. 268) introduziert.[1]
Ebenfalls aus der Linie Itfer erfolgte für den königlich schwedische Kapitän Wilhelm Gustav Wrangel (* 1695; † 1774) als Wrangel af Fall 1734 die Adelsnaturalisation. Späterhin im Rang eines Majors wurde er in die Adelsklasse der schwedischen Ritterschaft (Nr. 1859) introduziert.[1]
Der Linie Itfer gehörte auch der kaiserlich russische Stabsrittmeister und Ordnungsrichter in Walk, Baron Anton Otto von Wrangell (* 1779; † 1863) an. Er war Erbherr auf Maidel in Estland und durch Heirat, auf Lude in Livland und wurde 1818 in die livländischen Adelmatrikel (Nr. 346) aufgenommen, 1855 wurde in Sankt Petersburg der Freiherrentitel anerkannt (Nr. 7867, Nr. 9643).[1]
Die Brüder Anton Johann Wrangel (* 1679; † 1763), königlich schwedischer Kapitän und Kommandant des Kriegsschiffes Wrangel, nachmaligen Vizeadmiral, Admiralitäts- und Reichsrat und Otto Reinhold Wrangel (* 1681; † 1747), späterer königlich schwedischer Generalmajor der Infanterie, welche ebenfalls der Linie Itfer entstammten, wurden 1723 in die schwedische Adelsklasse der schwedischen Ritterschaft als Wrangel af Sauss introduziert (Nr. 1770). 1747 wurde Anton Johann Wrangel in den schwedischen Freiherrenstand, 1751 in den schwedischen Grafenstand gehoben. 1752 erfolgte für Ihn die Aufnahme bei der Freiherrenklasse der schwedischen Ritterschaft (Nr. 219).[1] Seine Söhne, der königlich schwedische Oberst Johann Reinhold Wrangel (* 1717; † 1794) und der königlich schwedische Admiral und Oberkommandant von Karlskrona, sowie Oberbefehlshaber der schwedischen Flotte Anton Johann Wrangel (* 1724; † 1799) wurden 1776 in die schwedische Grafenklasse introduziert (Nr. 93).[1] Des obigen Otto Reinhold Wrangels Söhne, der königlich schwedische Generalmajor Fredrik Ulrik Wrangel (* 1719; † 1793) und der königlich schwedische Generalfeldzeugmeister Andreas Reinhold Wrangel, wurden 1771 in den schwedischen Freiherrenstand gehoben, sowie 1776 in die Freiherrenklasse der schwedischen Ritterschaft introduziert (Nr. 279). Der letztgenannte, mittlerweile Reichsrat, wurde 1778 in den schwedischen Grafenstand gehoben und 1779 in der Grafenklasse der schwedischen Ritterschaft introduziert (Nr. 99). Seine Nachfahren, die Geschwister Erik, königlich preußischer Leutnant im Füsilier-Regiment 80, Gabriele und Rutger Wragel erhielten 1911 die badische Anerkennung des Grafenstandes.[1]
Höbbet–Addinal
Der Hauptstamm Höbbet–Addinal nimmt mit Hermannus van Wranghele der in den Jahren 1342 bis 1382 urkundlich genannt wurde seinen Anfang.[4]
Die Linie Abellen erhielt 1771 die herzoglich kurländische Anerkennung zur Berechtigung der Führung des Wappens der schwedischen Freiherren Wrangel af Lindberg ohne von diesen abzustammen. Die Söhne des königlich preußischen Generalmajors Friedrich Ernst von Wrangel (* 1720; † 1805), der königlich preußische Generalleutnant und Erbherr auf Kurkenfeld in Ostpreußen Ludwig von Wrangel (* 1774; † 1851) und der königlich preußische Generalleutnant Friedrich von Wrangel (* 1784; † 1877), wurden 1841 bei der Piltenschen Ritterschaft immatrikuliert. 1853 erfolgte die preußische Anerkennung des erblichen Freiherrenstandes für des erstgenannten, 1864 die Hebung in den erblichen Grafenstand für den zugletztgenannten.[1]
Aus der Linie Addinal erfuhr der königlich schwedische Admiralleutnant und Landeshauptmann von Österbotten, sowie Erbherr auf Addinal, Dietrich Wrangell (* 1637; † 1706) im Jahre 1680 eine Hebung in den Freiherrenstand als Wrangel af Adinal mit Introduktion in die schwedische Freiherrenklasse der schwedischen Ritterschaft (Nr. 81). 1693 wurde derselbe, mittlerweile königlicher Rat, als Wrangel af Adinal in den schwedischen Grafenstand gehoben und bei der schwedischen Grafenklasse (Nr. 37) introduziert. Sein Neffe, der königlich schwedische Oberst und nachmalige Feldmarschall Carl Heinrich Wrangell (* 1681; † 1755) wurde 1731 ebenfalls als Wrangel af Adinal schwedischen Freiherrenklasse (Nr. 199) introduziert, 1747 erfolgte für ihn die Immatrikulation bei der Livländischen Ritterschaft.[1]
Rojel–Jensel
Der Hauptstamm Rojel–Jensel nahm mit dem Stiftsvogt von Dorpat Eilard von Wranghele der in den Jahren 1374 und 1376 urkundlich genannt wurde seinen Anfang.[4] Neben anderen gehörten Heinrich II. 1400–1410 Bischof von Dorpat und Moritz, 1558–1560 Bischof von Reval und der 1709 in den spanischen Grafenstand gehobenen Generalfeldmarschall Fabian von Wrangel († 1737) diesem Stamm an. Mit dem letztgenannten ist dieser Stamm erloschen.[4]
Wappen
Das Stammwappen zeigt auf silbernem Schild einen dreimal gezinnten schwarzen Balken (Mauer). Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken der dreimal gezinnte schwarze Balken zwischen einem offenen silbernen Flug.
Namensträger
- Alexander von Wrangell (1896−1987), deutscher NSDAP-Politiker
- Anton Johann Wrangel (1679–1763), schwedischer Vizeadmiral, Admiralitäts- und Reichsrat
- August Friedrich Ludwig Freiherr von Wrangel (1774–1851), preußischer Generalleutnant
- Berend Johann von Wrangell, 1711–1713 Ritterschaftshauptmann der estländischen Ritterschaft
- Berend Reinhold von Wrangell, 1706–1709 Ritterschaftshauptmann der estländischen Ritterschaft
- Carl Gustav Wrangel (1613–1676), schwedischer Feldherr und Staatsmann, Reichsmarschall, Reichsadmiral, Präsident des Kriegskollegiums
- Gustav Otto Christian Graf Wrangel von Sausis (1839–1908), schwedischer Hippologe
- Carl Heinrich Wrangell (1681–1755), schwedischer Feldmarschall
- Dietrich Wrangell (1637–1706), schwedischee Admiralleutnant und königlicher Rat sowie Landeshauptmann von Österbotten
- Fabian von Wrangell, 1663–1667 Ritterschaftshauptmann der estländischen Ritterschaft
- Fabian von Wrangel (1651–1737), schwedischer Feldmarschall in kaiserlichen Diensten, Gouverneur von Brüssel
- Ferdinand von Wrangel (1794–1870), deutsch-baltischer Admiral und Sibirienreisender in russischen Diensten
- Friedrich Ernst von Wrangel (1720–1805), preußischer Generalmajor
- Friedrich von Wrangel Papa Wrangel (1784–1877), volkstümlicher preußischer Heerführer, Gouverneur von Berlin
- Georges Baron Wrangell (1866–1927), Historiker, Jurist, estländisch-ritterschaftlicher Genealoge
- Heinrich von Wrangel, als Heinrich II. 1400–1410 Bischof von Dorpat
- Helm Wrangel der "tolle Wrangel" († 1647), schwedischer General
- Hermann von Wrangel (1585–1643), schwedischer Feldmarschall, Reichsrat, Generalgouverneur von Livland
- Karl von Wrangel (1812–1899), preußischer General
- Margarete von Wrangell (1877–1932), Wissenschaftlerin, erste deutsche ordenliche Professorin
- Moritz von Wrangel Mauritius, 1558–1560 Bischof von Reval
- Olaf Baron von Wrangel (1928–2009), Journalist, bis 1982 CDU-Bundestagsabgeordneter, (1969–1973) Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
- Otto Fabian von Wrangell, 1697–1701 Ritterschaftshauptmann der estländischen Ritterschaft
- Pjotr Nikolajewitsch Wrangel (1878–1928), General der Weißen im russischen Bürgerkrieg
- Waldemar Wrangel (1647–1675), schwedischer Heerführer
- Wilhelm von Wrangell, 1881–1884 Ritterschaftshauptmann der estländischen Ritterschaft
- Wilhelm von Wrangell (1894–1976), estländischer Staatsrat, Präsident der deutschen Kulturverwaltung in Estland
Nach Ferdinand Petrowitsch Baron von Wrangel sind benannt:
- Mount Wrangell, ein Vulkan in den Wrangell Mountains in Alaska
- Wrangelinsel, eine Insel im russischen Polarmeer
- Wrangell (Alaska), eine Stadt in Alaska
- Wrangell Island, eine Insel in Alaska
- Wrangell Mountains, ein Gebirgszug in Alaska
- Wrangell Narrows, eine Meerenge in Alaska
- Wrangell-Petersburg Census Area, ein geografisches Gebiet in Alaska
- Wrangell-St.-Elias-Nationalpark, ein Nationalpark in Alaska.
Nach Friedrich von Wrangel ist benannt:
- Der Wrangelkiez mit Wrangelstraße, ein Wohnquartier in Berlin
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i j k GHdA Adelslexikon Band XVI, Band 137 der Gesamtreihe, Limburg (Lahn) 2005, S. 375–383
- ↑ Paul Johansen: Die Estlandliste des Liber Census Daniae. Reval 1933, S. 775–778, 828
- ↑ a b Liv-, Esth- und Curländ. Urkundenbuch 1, Reval 1853, Nr. 449; 478
- ↑ a b c d GHdBR, Teil 2, 1.2: Estland, Görlitz, 1930, S. 534–603
Literatur
- Henry von Baensch: Geschichte der Familie von Wrangel. Berlin-Dresden 1887 (ND Boston 2005).
- Genealogisches Handbuch der baltischen Ritterschaften. Teil 2, 1.2: Estland, Görlitz, 1930, S. 534–603
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XVI, Band 137 der Gesamtreihe, S. 375-383, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2005, ISSN 0435-2408
- Carl Arvid Klingspor, Adolf Matthias Hildebrandt: Baltisches Wappenbuch, Wappen sämmtlicher, den Ritterschaften von Livland, Estland, Kurland und Oesel zugehörigen Adelsgeschlechter. Stockholm, 1882 S. 96
Weblinks
Commons: Wrangel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Familie von Wrangel im Schlossarchiv Wildenfels
- schwedische Wrangelgesellschaft (schwedisch, englisch, teilweise auch deutsch)
- Riddarhuset → Wrangel af Lindeberg, Wrangel von Brehmer, Wrangel av Ludenhof, Wrangel af Sauss (1723), Wrangel af Sauss (1770), Wrangel (1772),
Wrangel (1778) (schwedisch)
- Svenskt biografiskt handlexikon, Bd. II., S. 745–750 (schwedisch)
- Nordisk familjebok, Bd. 32, Sp. 1119–1142 (schwedisch)
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