Fretterans

Fretterans
Fretterans
Fretterans (Frankreich)
Fretterans
Region Burgund
Département Saône-et-Loire
Arrondissement Louhans
Kanton Pierre-de-Bresse
Gemeindeverband Canton de Pierre-de-Bresse.
Koordinaten 46° 55′ N, 5° 17′ O46.9205555555565.2897222222222184Koordinaten: 46° 55′ N, 5° 17′ O
Höhe 184 m (182–186 m)
Fläche 10,27 km²
Einwohner 291 (1. Jan. 2008)
Bevölkerungsdichte 28 Einw./km²
Postleitzahl 71270
INSEE-Code
Website cc-pierredebresse.fr

Kirche von Fretterans, geweiht der Himmelfahrt Mariä

Fretterans ist eine französische Gemeinde im burgundischen Département Saône-et-Loire. Sie gehört zum Arrondissement Louhans, zum Kanton Pierre-de-Bresse und zum Gemeindeverband Canton de Pierre-de-Bresse. Der Ort hat 291 Einwohner (Stand 1. Januar 2008). Die Einwohner werden Fretteranais, resp. Fretteranaises genannt.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Die Gemeinde liegt an der nördlichen Grenze der Landschaft Bresse am Ufer des Doubs. Das Gemeindegebiet weist keinen Wald auf, die gesamte nutzbare Fläche wird landwirtschaftlich genutzt. Bestimmend für die Gemeinde ist der Doubs, gleichzeitig eine Quelle des Reichtums wie der Zerstörung. Das Schwemmland ist außerordentlich fruchtbar und die Bewohner von Fretterans hatten seit 1433 das Recht, im Doubs zu fischen. Der Doubs wurde zeitweise als Wasserstraße und als Transportweg genutzt, trieb Mühlen und Sägereien.

Doubs bei Fretterans

Der Fluss konnte aber auch vernichtend sein, am 29. Mai 1729 ertranken sechs Frauen gleichzeitig, am 30. September 1784 ein Mann und fünf Frauen. Sie schienen den Fluss in einem Boot überquert und Vieh hinter sich hergezogen zu haben, um es auf den Flussinseln oder der anderen Flussseite zu weiden.

Zudem war der Lauf des Flusses unstet, er konnte sein Bett wechseln und bedrohte oder zerstörte mehrmals das Dorf Fretterans. Die Bewohner beklagten sich beim Generalrat und entsprechende Arbeiten wurden begonnen. Aber die Bewohner des gegenüberliegenden Petit-Noir zerstörten das begonnene Werk, schlugen die Arbeiter, verbrannten das Konstruktionsholz, eroberten die Werkstätten und stahlen die Werkzeuge. Seither wurden immer wieder Maßnahmen getroffen, um den Doubs zu beruhigen, ihn in seinem Bett zu halten und die gefährdeten Dörfer zu schützen.

Etymologie

Der Name geht möglicherweise schon auf die keltische Besiedlungszeit zurück, worauf die Endsilbe -ans hindeutet[1]. Denkbar ist aber auch, dass der Name auf freta, frecta zurückgeht, womit unbebautes Land bezeichnet wurde. Die Endsilbe -ans kann sich auch aus dem germanischen Suffix -inc, -ing entwickelt haben. Wahrscheinlich ist deshalb, dass die einwandernden germanischen Burgunden im 5. Jahrhundert dem Ort den Namen gaben[2]. Der Ortsname taucht erstmals als Freterens im Kartular von Baume auf, wonach der Ort ebenfalls zum Besitz dieses Klosters gehörte.

Geschichte

Grande Rue von Fretterans

Am äußersten Rand des Gemeindegebiets befindet sich la Motte mit einem Fachwerkhaus, das 1663 erbaut wurde. Auf dem Hügel war vom 14. bis 16. Jahrhundert ein befestigter Herrensitz, der als Verteidigungswerk gegen die angreifenden Gegner aus der Franche-Comté diente. An der Rue de l'église befindet sich ein Bauernhaus, das aus derselben Zeit stammt, heute renoviert und noch bewohnt ist.

Im 13. Jahrhundert gehörte ein Teil des Ortsgebietes einer der einflussreichsten burgundischen Familien, den de Vienne. Ihre Besitzungen erstreckten sich von Seurre bis zur Franche-Comté und die südliche Bresse. Die Familie gab aber nach und nach ihre Macht an die Klöster ab. Am Ende des 14. Jahrhunderts ist Mathey de Rye Herr über einen Teil Fretterans, jedoch als Vasall von Jacques de Vienne, dem Bruder seiner Ehefrau. Aus einer Urkunde von 1433 geht hervor, dass sein Sohn, Guy de Rye, für die Geschenke und Dienste, die ihm durch die Einwohner Fretterans geleistet wurden, diesen die Freiheit und das Recht zusteht, alle Tiere und Raubvögel auf dem ganzen Gebiet zu jagen, sowohl im Fluß, als auch anderswo und gar im Wald von Neublans, mit Fangnetzen oder anderen Geräten, wobei sie dem Herrn lediglich einen Viertel des Wildbrets zu bezahlen hätten.[3] Als Folge der Heirat der Tochter von Guy de Rye, wird ihr Ehegatte, Pierre de Goux Herr über Fretterans. Er wird durch Philipp den Guten nach der Schlacht an der Schelde zum Ritter geschlagen. 1465 wird er Nachfolger von Rollin als Großkanzler von Philipp dem Guten und Karls des Kühnen. 1467 erwirbt Pierre de Goux die Hälfte von Louhans. Er stirbt in Belgien, wo er über ausgedehnte Besitzungen verfügt. Er ist ein direkter Vorfahre von König Baudouin I. von Belgien.

1503 ist ein Nachkomme der Goux Herr über Fretterans, als zweiter Besitzer des Gebietes wird N. Longvy de Givry erwähnt[4]. 1540 verkauft Françoise de Longvy ihre Herrschaft an Ray Fernandez Dalmata, den spanischen Botschafter am Hof des französischen Königs.

1534 erwarb Philippe de Chabot, Admiral von Frankreich, die Herrschaft Authumes, sein Sohn Léonor ist ebenfalls Herr über Fretterans und anerkannte dieses als Allod. 1676 wurden die Leute von Fretterans gar vom Rübsenzehnten befreit . Später gehörte die Herrschaft Fretterans Pierre Belin, der sie 1685 an Louis de Lorraine verkaufte. Bereits im folgenden Jahr wurde sie durch Claude Thiard erworben und verblieb schließlich in deren Besitz bis zur Französischen Revolution.

Im Laufe der Revolutionswirren erwirbt Jean Cordelier, Arzt in Fretterans, als Départemensverwalter großflächig Land in den Ortschaften Fretterans, Authumes und Neublans. Die Kirche wird zweckentfremdet und dient als Gemeindeverwaltung. Im Jahr VII der Revolution (1800) lässt der Gemeindebevollmächtigte die Einwohner erfaßen und zählt 120 Haushaltungen mit 440 Einwohnern.

Haus in der Grande Rue

Die Einwohner erlitten − wie alle Bewohner der Region − mancherlei Rückschläge. Im ersten Drittel des 11. Jahrhundert plagten drei große Hungersnöte die Bevölkerung, die dritte von 1030 noch verstärkt durch eine Pestepidemie. Das Ende des Jahrhunderts bringt mit den heimkehrenden Kreuzfahrer die Lepra, die währen dreier Jahrhunderte graßierte.

Im 14. Jahrhundert litt die Bevölkerung unter den gnadenlosen Kriegen zwischen dem Herzogtum Burgund und der Franche-Comté und dem Hundertjährigen Krieg. Die Felder werden nicht mehr bestellt, Hungersnöte quälen die Bevölkerung und 1348 graßiert die Pest, die einen Drittel der Bevölkerung auslöscht. 1390 und 1399 bringt erneut Pestepidemien. Zudem litt die Bevölkerung unter den Plünderzügen der Grandes Compagnies. Die Bauern gruben sich unterirdische Verstecke und arbeiteten bis zur Erschöpfung, um ihre Familien durchzubringen und nicht Hungers zu sterben. 1356 erschütterte zu alledem ein schweres Erdbeben die Gegend, begleitet von starken Stürmen, die Brücken der Saône wurden weggeschwemmt und zahlreiche Dörfer zerstört.

Das 15. Jahrhundert scheint auch nicht viel beßer gewesen zu sein, Nahrungsmittelmangel und Pest, besonders im Jahr 1437, Verwüstungen durch die räuberischen Banden, die durch König Karl VII., den Siegreichen, nach der Beendigung des Hundertjährigen Krieges entlaßen wurden. Wachtposten auf den Kirchtürmen warnten die Bevölkerung, wenn sich in der Ferne etwas bewegte, und die Bauern versteckten sich mit ihrem Mobiliar und dem Vieh in ihren Löchern und in Gebüschen. 1439 schritt die Armee des Herzogs von Burgund zur Vernichtung der Banden, deren tote Körper den Doubs und die Saône hinuntertrieben. Seither scheint eine Feindschaft zwischen den Burgundern und den Leuten der Franche-Comté zu bestehen: Die Bewohner Fretterans, glücklich darüber, die französische Armee anrücken zu sehen, ... beschloßen, auf eigene Faust zu handeln, überfielen das Nachbardorf Longwy, richteten einigen Schaden an, um schließlich die Kirchenglocken im Triumph zu entführen. Der Zorn über diesen Angriff war so stark, daß während mehr als einem Jahrhundert eine Heirat zwischen Leuten aus Longwy mit Bewohnern von Fretterans undenkbar war[5].

Das 16. Jahrhundert beginnt mit einer schrecklichen Pestepidemie. Trockenheiten, wie 1556 oder eiskalte Winter wie 1565 führen erneut zu Hungersnöten. Der Mensch trägt das seinige zum Schrecken bei, Bürgerkriege und religiöse Auseinandersetzungen erschüttern die Bresse, die dem Protestantismus zugeneigt ist. Schließlich kommt 1590 unter König Heinrich IV. ein Waffenstillstand zustande. Als dieser aber die Franche-Comté erobern will, erleidet die Bresse erneut schreckliche Kriegsfolgen.

Doubs bei Fretterans

Das 17. Jahrhundert bringt andauernde Kriege mit der Franche-Comté, 1636 werden die Dörfer entlang des Doubs gebrandschatzt, die Bevölkerung maßakriert. Dasselbe wiederholt sich noch mehrer Male, dazu kommen drakonische Steuern, um die Kriege zu finanzieren, die Pest wütet und 1652 versetzt eine Sonnenfinsternis die Bevölkerung in Angst und Schrecken. 1662 erleidet ganz Frankreich eine Hungersnot und das folgende Jahr regnet es von Juni bis August ununterbrochen, begleitet von Überschwemmungen, Zerstörungen, Bevölkerungsrückgang, schlechten Ernten und einer großen Sterblichkeit (Fretterans 1693: 19 Todesfälle, 1694: 20 Todesfälle).

Das 18. Jahrhundert war geprägt von der Kleinen Eiszeit, es blieb den Leuten nur, Gras zu eßen, mehr war nicht vorhanden. Brot wurde aus den Wurzeln des Farnkrauts gebacken und die Menschen starben wie die Fliegen vor Hunger und vom Gras eßen. (Fretterans 1709: 33 Todesfälle, 1710: 29, 1746: 29, 1747: 34) Mitte des Jahrhunderts folgten Viehseuchen und Hungersnöte graßierten in ganz Frankreich. Der Winter 1788/89 war schrecklich, gefolgt von einer beispiellosen Trockenheit, und einer erneuten Kälte. Die Bevölkerung war in ihrer Not zu allem bereit und folgte deshalb willig in die Revolution.

Bevölkerungsentwicklung
(Quelle: [6])
1800 1881 1901 1968 1975 1982 1990 1999 2006
418 561 507 373 352 335 318 299 300

Infrastruktur

Im Dorf gibt es eine Kirche, eine Mairie (Gemeindehaus), einen Mehrzwecksaal, eine Bar-Café, einen Gartenbaubetrieb, eine Schreinerei, eine Sägerei und einen Geflügelzuchtbetrieb. Mit Gütern des täglichen Bedarfs versorgen sich die Einheimischen im benachbarten Pierre-de-Bresse (3 km).

Quellen

Einzelnachweis

  1. Lucien Guillemaut: Histoire de la Bresse Louhannaise, Bd. 1, S. 191, Louhans 1897.
  2. Lucien Guillemaut: Histoire de la Bresse Louhannaise, Bd. 1, S. 195 und 199, Louhans 1897.
  3. Lucien Guillemaut: Histoire de la Bresse Louhannaise, Bd. 1, S. 409, Louhans 1897.
  4. Claude Courtépée: Description Générale et Particulière du Duché de Bourgogne, Dijon 1775
  5. Armand Marquiset: Dole, Précis statistique de l’arrondissement, Res Universis 1991, Neudruck des Werkes aus 1841
  6. Einwohnerstatistik auf cassini.ehess.fr. Abgerufen am 17. September 2011 (französisch).

Weblinks

 Commons: Fretterans – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Fretterans — País …   Wikipedia Español

  • Fretterans — 46° 55′ 18″ N 5° 17′ 26″ E / 46.9216666667, 5.29055555556 …   Wikipédia en Français

  • Fretterans — French commune nomcommune=Fretterans insee=71207 cp=71270 région=Bourgogne département=Saône et Loire arrondissement=Louhans canton=Pierre de Bresse longitude=5.29055555556 latitude=46.9216666667 alt moy=184 m alt mini=178 m alt maxi=186 m… …   Wikipedia

  • Cluny — This article is about the town and commune of Cluny. For the abbey of Cluny, see Cluny Abbey . For other uses, see Cluny (disambiguation). Cluny …   Wikipedia

  • Chapaize — Chapaize …   Wikipedia

  • Autun — Autun …   Wikipedia

  • Chalon-sur-Saône — Not to be confused with Châlons en Champagne, formerly known as Châlons sur Marne. Chalon sur Saône …   Wikipedia

  • Communes of the Saône-et-Loire department — The following is a list of the 573 communes of the Saône et Loire département, in France. (CUCM) Communauté urbaine Creusot Montceau, created in 1970. (CAC) Communauté d agglomération Chalon Val de Bourgogne, created in 2001. INSEE cod …   Wikipedia

  • Mâcon — For other places called Macon, see Macon (disambiguation). Mâcon …   Wikipedia

  • Marcigny — Marcigny …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”