GT4 (Freiburg im Breisgau)

GT4 (Freiburg im Breisgau)
FVAG GT4
GT4
Nummerierung: FVAG: 104 - 122
Anzahl: 19
Hersteller: Maschinenfabrik Esslingen (104 - 114)
Waggonfabrik Rastatt (115 - 122)
Baujahr(e): 1962 - 1968
Achsformel: (1A)(A1)
Spurweite: 1.000 mm (Meterspur)
Länge über Kupplung: 18.800 mm
Breite: 2.200 mm
Leermasse: 20,5 t
Höchstgeschwindigkeit: 60 km/h
Stundenleistung: 2×100 kW = 200 kW
Stromsystem: 600 V Gleichstrom
Stromübertragung: Oberleitung

Der GT4 der Freiburger Verkehrs AG (FVAG) ist ein vierachsiger Kurzgelenktriebwagen in Zweirichtungsausführung.

Inhaltsverzeichnis

Beschaffung

Ende der 1950er-Jahre befanden sich noch immer viele Vorkriegsfahrzeuge im Einsatz, die abgelöst werden sollten. Die ersten nach dem Zweiten Weltkrieg beschafften, zwischen 1951 und 1954 gebauten Verbandstyp-Triebwagen und -Beiwagen basierten im Wesentlichen noch auf den Kriegsstraßenbahnwagen (KSW) und waren quasi bei ihrer Ablieferung schon technisch veraltet. Auch die 1959 beschafften Gelenkwagen mit dem Spitznamen „Sputnik“ basierten auf veralteter Technik und konnten als Einrichtungsfahrzeuge nur auf der damaligen Linie 4 eingesetzt werden. Man suchte nach einem flexibel einsetzbaren Gelenkzug. Die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) entwickelten zur selben Zeit einen Kurzgelenkzug, der den topographischen Verhältnissen ihrer Stadt Rechnung trug und somit auch für Freiburg geeignet war. Da das Liniennetz in Freiburg nur wenig Wendeschleifen hatte, entschied man sich, die GT4 als Zweirichtungsfahrzeuge zu beschaffen.

Serien

Die Freiburger GT4 sind technisch nicht ganz mit den Stuttgarter GT4 identisch. Die SSB-Wagen sind als Einrichtungswagen und traktionsfähig ausgeführt. Sie waren zum Zeitpunkt der Anschaffung 1961 moderner als der Freiburger Typ, welcher mit veralteten Kurbelfahrschaltern und ohne Traktionsfunktion ausgerüstet wurde. Ebenfalls verzichtete man auf den Einbau von Druckluftbremsen. Es wurden insgesamt 19 GT4 in vier Serien in Dienst gestellt.

Die ersten sechs Züge wurden 1962 von der Maschinenfabrik Esslingen beschafft und erhielten die Nummern 103 - 108. Sie waren noch für den Schaffnerbetrieb ausgestattet. 1966 wurden weitere fünf Fahrzeuge (109 - 113) beschafft, die bereits für den Einmannbetrieb ausgerüstet waren. Die erste Serie wurde für den Einmannbetrieb umgebaut.

1967 und 1968 wurden jeweils weitere vier Züge (115 - 118, 119 - 122) beschafft, die aber von der Waggonfabrik Rastatt gebaut wurden, weil die Maschinenfabrik Esslingen keine Straßenbahnen mehr herstellte. Wagen 103 wurde 1967 in 109 umgezeichnet, 109 in 114.

Mit Einführung des neuen Straßenbahnnetzes 1983 und der Umweltkarte 1984 stieg das Passagieraufkommen rapide an. Neubaufahrzeuge waren auf die Schnelle nicht verfügbar, so dass in Freiburg erstmals gebrauchte Triebwagen beschafft wurden. Man entschied sich erneut für Stuttgarter GT4 und kaufte 8 Züge. Diese wurden unter den Nummern 151 - 158 eingereiht und als Doppeltraktion werktags hauptsächlich auf der Linie 1 eingesetzt. 1988 wurden weitere zwei Triebwagen gekauft, weil die Triebwagen 152 und 158 mit abgelaufener Hauptuntersuchung abgestellt wurden. Sie erhielten die Nummern 159 und 160.

1991 wurden die Stuttgarter GT4 entbehrlich, weil neue GT8 angeliefert worden waren. Alle betriebsfähigen Fahrzeuge wurden noch im gleichen Jahr nach Halle (Saale) verschenkt.

Einsatz

Führerstand
Tür
Heck

60er und 70er Jahre

Die GT4 bewährten sich sehr schnell und machten nach Ablieferung der letzten Serie die Maximumdrehgestell-Fahrzeuge, die zwischen 1927 und 1929 gebaut wurden, überflüssig. Auch die personalintensiven Verbandstyp-Triebwagen Baujahr 1951 bis 1954 wurden durch die GT4 verdrängt und schrittweise ausgemustert. Man setzte die GT4 auf allen Linien ein, auf den Linien 3 und 4 verkehrten sie mit den Verbandstyp-Beiwagen.

80er und 90er Jahre

Mit Aufgabe des Schaffnerbetriebs wurden 1981 auch die Beiwagen ausrangiert. Man begann sukzessive, die Anhängerkupplungen auszubauen und die dadurch entstandenen offenen Stellen zu verblechen.

Nach Auslieferung der neuen GT8 wurden die GT4 nur noch auf den damaligen Linien 1 und 2 eingesetzt. Mit Umstellung des Straßenbahnnetzes am 11. Dezember 1983 fuhren die GT4 auf den Linien 2, 3 und 4, sowie ab 1985 auch auf der Linie 5. Ab demselben Jahr wurden im Rahmen von Hauptuntersuchungen die Fahrzeuge von ursprünglich crèmefarben in den neuen Hausfarben rot und weiß umlackiert.

Ab 1994 wurden mit Ablieferung der GT8Z die GT4 überflüssig. Mit rund 30 Jahren waren sie technisch nicht mehr auf der Höhe der Zeit und wurden dem seit Mitte der 80er Jahre stark gestiegenen Fahrgastaufkommen nicht mehr gerecht. Sie wurden sehr schnell abgestellt und bis auf zwei Züge verkauft. Lediglich der erste GT4 (109 ex 103) ist als Museumzug im Bestand, Triebwagen 121 wurde zum Partywagen umgebaut und erfreut sich großer Beliebtheit.

Verkauf in andere Städte

Da die die GT4 noch sehr gut gepflegt waren, fanden sich sehr bald Abnehmer für die überflüssigen Triebwagen. Lediglich Triebwagen 107 verblieb noch einige Zeit im Bestand und wurde an einen Zwischenhändler verkauft.

Halberstadt

Die GT4 105, 113, 115, 106, 104 und 108 wurden 1994 nach Halberstadt verkauft und dort unter den Nummern 161 - 166 eingesetzt. 2003 gelangten die in Nordhausen nicht mehr benötigten GT4 110, 111 (in Nordhausen 91, 92) nach Halberstadt.

Nordhausen

1994 wurden die GT4 110 - 112, 114, 119, 120 und 122 nach Nordhausen abgegeben. Die GT4 110 - 112 wurden unter den Nummern 91 - 93 eingesetzt. Triebwagen 114 wurde als Versuchsträger für den Einsatz auf den Harzer Schmalspurbahnen mit einem zusätzlichen Dieselantrieb ausgestattet.
Die Triebwagen 91 und 92 wurden 2003 nach Halberstadt weiterverkauft. Heute wird nur noch der GT4 93 (ex 112) im Bestand geführt, aber nicht mehr eingesetzt.

Brandenburg an der Havel

Ende der 90er Jahre wurden die GT4 116 - 118 nach Brandenburg an der Havel abgegeben, wo sie unter den alten Betriebsnummern noch einige Jahre im Einsatz waren.

Literatur

  • Freiburger Verkehrs AG (Hrsg.): Wir halten Freiburg in Bewegung seit 1901 (II); Freiburg 1991
  • Dieter Gemander / Thomas Hettinger: Freiburger Straßenbahn - Die Zeit vor der Stadtbahn; Freiburg 2006, ISBN 978-3882558456

Weblinks


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