Gregor Rainer

Gregor Rainer
Gregor Rainer (Grabdenkmal)

Gregor Rainer († 1522) war von 1508 bis 1522 Reichsprälat und Propst des Klosterstifts Berchtesgaden.

Er war Doktor des Kirchenrechts (Titel decretorum doctor) und ab 1490 Pfarrer von Gratwein sowie Archidiakon der Unteren Steiermark.[1] 1508 wurde er Stiftspropst von Berchtesgaden im Range eines Reichsprälaten. Die Pfarrei in Gratwein hat er dafür jedoch offenbar nicht gänzlich aufgegeben, soll er dort doch noch 1517 eine Kaplanei gestiftet haben.[2]

Gregor Rainer starb 1522 und fand seine letzte Ruhestätte in einer eigenen Gruft unter einer Bodenplatte unmittelbar vor dem als Hochrelief ausgeführten Grabdenkmal an der linken Chorwand der Stiftskirche St. Peter und St. Johannes der Täufer in Berchtesgaden.[1]

Inhaltsverzeichnis

Wirken

In die Regierungszeit des Gregor Rainer fiel für das „Berchtesgadener Land“ der sich bereits unter seinem Vorgänger abzeichnende Zenit eines wirtschaftlichen Aufschwungs.[3]

Der Vertrieb von Berchtesgadener War fand seinen Höhepunkt und die Berchtesgadener Holzwarenverleger waren in Antwerpen, Cádiz, Genua, Venedig und Nürnberg vertreten.[4][5]

Durch ihn beauftragte Bauten waren in Berchtesgaden die Sakristeien für die Pfarrkirche St. Andreas (1508) und für die Stiftskirche St. Peter und Johannes der Täufer (1510).[6] 1512 ließ er die Kirche St. Sebastian in Ramsau bei Berchtesgaden errichten, die, erst noch von Berchtesgaden aus seelsorgerisch betreut, 1659 zur eigenständigen Pfarrkirche St. Sebastian ausgebaut wurde.[7] Nach Feulner ist auch die Franziskanerkirche analog zu einer Jahreszahl am Seitenportal während seiner Regentschaft im Jahr 1519 fertig gestellt worden.[8]

Wirtschaftlich am bedeutendsten waren jedoch Rainers Forschungen nach einer Salzabbaumöglichkeit in unmittelbarer Nähe seines Regierungssitzes, die 1517 mit dem Anschlagen des „Petersberg-Stollens“ ihren erfolgreichen Abschluss fanden und das bis heute ertragreiche Salzbergwerk Berchtesgaden begründet haben.[3][9]

Mit Beginn seiner Regentschaft wurden ihm als ersten Berchtesgadener Stiftspropst die Ausschreibungen zu Kreis- und Reichstagen zugestellt.[3] Demgegenüber standen aber auch kostenintensive Verpflichtungen wegen seines gleichzeitigen Ranges als Reichsprälat. Laut Reichsmatrikel des Reichstags zu Worms (1521) hatte er als erster Berchtesgadener Regent zwei Mann zu Pferd und 34 Mann zu Fuß bereitzustellen. (Zum Vergleich: Das gesamte Aufgebot Bayerns umfasste wie für Salzburg jeweils 60 Ritter und 272 Fußsoldaten.)[10][11] Zehn Jahre später waren schon doppelt so viele Landsknechte vorzuhalten.[12] Dennoch war es Rainer gelungen, viele Schulden des Klosterstifts zu tilgen.[3]

Literatur

  • Walter Brugger, Heinz Dopsch, Peter F. Kramml: Geschichte von Berchtesgaden: Zwischen Salzburg und Bayern (bis 1594). Plenk, Berchtesgaden 1991
  • Manfred Feulner: Berchtesgaden - Geschichte des Landes und seiner Bewohner. Verlag Berchtesgadener Anzeiger, Berchtesgaden 1986 ISBN 3-925647-00-7
  • A. Helm, Hellmut Schöner (Hrsg.): Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Reprint von 1929. Verein für Heimatkunde d. Berchtesgadener Landes. Verlag Berchtesgadener Anzeiger sowie Karl M. Lipp Verlag, München 1973.

Einzelnachweise

  1. a b P. Anton Weis: Quellen und Studien zur Geschichte der Pfarre Gradwein. In: Beiträge zur Kunde steiermärkischer Geschichtsquellen, Historischer Verein für Steiermark, Graz 1886, 21. Jahrgang, S. 1–78
  2. verwaltung.steiermark.at - Auszug als Pdf-Datei; Zu der für die Überschrift 318. Gratwein, Gült der St. Katharina Stift oder Berchtesgadener Kaplanei angezeigten Fußnote wird auf der Pdf-Seite 2 Gregor Rainer in seinen Funktionen als ehemaliger Pfarrer Gratweins und späterer Propst von Berchtesgaden als möglicher Stifter dieser Kaplanei erwähnt.
  3. a b c d Joseph Ernst von Koch-Sternfeld: Geschichte des Fürstenthums Berchtesgaden und seiner Salzwerke. Band 2, S. 98 f.
  4. Joseph Ernst von Koch-Sternfeld: Geschichte des Fürstenthums Berchtesgaden und seiner Salzwerke. Band 2, S. 143 unten f.
  5. alpen-info.de - Geschichtlicher Abriss ohne zuordbare Quellenbenennung
  6. Walter Brugger: Geschichte von Berchtesgaden : Stift - Markt - Land. Band 2: Vom Beginn der Wittelsbachischen Administration bis zum Übergang an Bayern 1810. Plenk, Berchtesgaden 1995, ISBN 9783922590941.
  7. Michael Petzet: Denkmäler in Bayern, Band 1-2; S. 141
  8. Manfred Feulner: Berchtesgaden - Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 50-51
  9. salzzeitreise.de - Chronik des Salzabbaus im Salzbergwerk Berchtesgaden; geschichtlicher Abriss ohne zuordbare Quellenbenennung
  10. Manfred Feulner: Berchtesgaden - Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 100-101
  11. wikisource.org Reichsmatrikel von 1521
  12. wikisource.org Alte Buchaufstellung von 1532 zu Reichsmatrikel

Weblinks


Vorgänger Amt Nachfolger
Balthasar Hirschauer Stiftspropst von Berchtesgaden
1508–1522
Wolfgang I. Lenberger

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