Rainer Woelki

Rainer Woelki
Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Berlin

Rainer Maria Woelki (* 18. August 1956 in Köln-Mülheim) ist Erzbischof von Berlin.[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Werdegang

Rainer Maria Woelkis Eltern sind ostpreußische Heimatvertriebene, gebürtig aus Frauenburg im Ermland, die 1945 in den Westen Deutschlands flohen. Aufgewachsen ist er in der Kölner Bruder-Klaus-Siedlung im Stadtteil Mülheim.[2] Nach seinem Abitur am Städtischen Hölderlin-Gymnasium in Köln-Mülheim 1977[3] leistete er seinen Wehrdienst im Panzerartillerielehrbataillon 95 in Munster (Örtze) und studierte von 1978 bis 1983 Katholische Theologie und Philosophie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, unter anderem bei Karl Lehmann.[4] In Bonn gehörte er 1979 zu den Wiederbegründern der Aktivitas der katholischen Studentenverbindung Rhenofrankonia Bonn.[5]

2000 wurde er an der Päpstlichen Universität vom Heiligen Kreuz in Rom mit einer Dissertation zum Thema Die Pfarrei – ein Beitrag zu ihrer ekklesiologischen Ortsbestimmung zum Doktor der Theologie promoviert.[6]

Priesterliches Wirken

Er empfing am 14. Juni 1985 durch Erzbischof Joseph Kardinal Höffner im Kölner Dom die Priesterweihe. Nach seelsorgerischer Tätigkeit als Kaplan an St. Marien (Neuss), Präses der Kolpingsfamilie Neuss-Zentral, Militärpfarrer in Münster-Handorf und Kaplan an St. Joseph in Ratingen wurde er 1990 Erzbischöflicher Kaplan und Geheimsekretär von Joachim Kardinal Meisner. Von 1997 bis 2003 war Rainer Woelki Direktor des Theologenkonviktes Collegium Albertinum in Bonn. Papst Johannes Paul II. verlieh ihm am 21. November 1999 den Päpstlichen Ehrentitel Kaplan Seiner Heiligkeit (Monsignore).[7]

Weihbischof in Köln

Wappen des Weihbischofs in Köln (2003-2011)

Papst Johannes Paul II. ernannte Rainer Woelki am 24. Februar 2003 zum Titularbischof von Scampa und zum Weihbischof im Erzbistum Köln. Joachim Kardinal Meisner spendete ihm am 30. März 2003 im Kölner Dom die Bischofsweihe; Mitkonsekratoren waren sein Amtsvorgänger Weihbischof Klaus Dick und der damalige Weihbischof in Köln und heutige Bischof von Hildesheim, Norbert Trelle.

Sein Bischofswappen ist zweigeteilt. Es zeigt oben ein geständertes (geteiltes) Kreuz auf silbernem Grund, das Wappen des Erzbistums Köln. Unten befindet sich das Attribut des schweizerischen Heiligen Klaus von der Flüe (Patrozinium der Heimatpfarrei in Köln-Mülheim), ein Rad, bestehend aus zwei konzentrischen silbernen Ringen, aus deren Mitte sechs goldene Nägel erwachsen. Hinter dem Wappenschild das Kreuz, darüber der grüne Galero mit jeweils sechs grünen Quasten. Im Schriftband der Wahlspruch Bischof Woelkis Nos sumus testes („Wir sind Zeugen“); dieser entstammt der Apostelgeschichte (Apg 5,32 EU).

Joachim Kardinal Meisner ernannte Weihbischof Woelki zum Bischofsvikar für die Fragen der Glaubenslehre und Ökumene und beauftragte ihn mit dem Pastoralbezirk Ost des Erzbistums. 2003 wurde er zum residierenden Domkapitular gewählt. Seit dem 1. Januar 2005 war Woelki Bischofsvikar für den Ständigen Diakonat[8] und seit dem 1. Januar 2006 für den Pastoralbezirk Nord mit den Großstädten Düsseldorf und Wuppertal zuständig.

Erzbischof von Berlin

Wappen des Erzbischofs von Berlin, seit 2011

Rainer Maria Woelki wurde am 27. August 2011 in der St. Hedwigs-Kathedrale in das Amt als Erzbischof von Berlin eingeführt. Papst Benedikt XVI. hatte am 2. Juli 2011 Woelkis Wahl durch das Berliner Metropolitankapitel bestätigt und ihn zum Erzbischof von Berlin ernannt.[9] [10] Am 16. August 2011 legte Woelki als erster Erzbischof von Berlin den nach dem Reichskonkordat vom 20. Juli 1933 vorgeschriebenen Treueid vor dem Senat von Berlin ab.[11] Da alle Bischöfe bzw. Erzbischöfe von Berlin seit 1958 während ihrer Amtszeit mit der Kardinalswürde versehen wurden, gilt Woelki als Anwärter auf das Kardinalat.

Sein Amtswappen verbindet Felder des Berliner Erzbistums mit einem fünften Feld in der Spitze, das auf goldenem Grund ein blaues Rad mit sechs roten Keilen als Speichen zeigt, die abwechselnd nach außen oder innen gerichtet sind. Hinter dem Wappenschild nunmehr die Attribute eines Erzbischofs, ein Doppelkreuz und einen Galero mit zehn Quasten.

Die Ernennung hatte zunächst zu öffentlichen Spekulationen um mögliche Positionen und Haltungen Woelkis geführt. Aufgrund seiner Promotion an der Opus-Dei-geführten Päpstlichen Universität vom Heiligen Kreuz und einer Predigt zu Josemaría Escrivá in der Kölner Kirche St. Pantaleon[12] wurde ihm eine persönliche Verbindung mit dieser Personalprälatur unterstellt.[12][13] Woelki betonte in seinen Reaktionen darauf, er sei kein Mitglied dieser Organisation: „Ich bin immer Diözesanpriester gewesen und gehöre weder dem Opus Dei noch einer anderen kirchlichen Gemeinschaft an.“[14]

Bischof Woelki hatte als Weihbischof in Köln in einem Personalgespräch mit Georg Schwikart, einem damaligen Kandidaten für den ständigen Diakonat, Homosexualität als Verstoß gegen die „Schöpfungsordnung“ bezeichnet.[15][16] Die Ernennung Woelkis zum Berliner Erzbischof rief deshalb unter anderem beim Arbeitskreis „Lesben und Schwule in der SPD“ (Schwusos) wie auch bei Berliner Bundestagsabgeordneten aus CDU, Grünen und SPD Kritik hervor.[17] In einer Pressekonferenz nach seiner Ernennung erklärte Woelki, dass er „allen Menschen an seiner neuen Wirkungsstätte mit Respekt und Achtung begegnen“ und auch Gesprächsangebote des Lesben- und Schwulenverbands annehmen wolle. Zu dem Gespräch kam es am 16. September 2011.[18][16]

Weitere Ämter

Er ist Mitglied der Kommission IV „Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste“ der Deutschen Bischofskonferenz[19] und Konsultor der Kongregation für das Katholische Bildungswesen. Die Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz wählte ihn am 7. Oktober 2011 zum neuen Vorsitzenden der Caritas-Kommission.[19]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Erzbischof Dr. Rainer Maria Woelki. Website des Erzbistums Berlin. Abgerufen am 27. August 2011.
  2. Ingo Brüggenjürgen: „Ich freue mich auf Berlin!“ Der Kölner Weihbischof Woelki wird neuer Hauptstadtbischof; Domradio 2. Juli 2011
  3. gloria.tv: Der neue Berliner Erzbischof wollte mal „ganz normaler Pastor“ werden
  4. D: Rainer Maria Woelki neuer Erzbischof von Berlin vaticanhistory.de
  5. Christoph Biskupek: Die Neubegründung der Activitas am 07.11.1979; Artikel auf der Homepage der Rhenofrankonia.
  6. Kölner Weihbischof Woelki wird Erzbischof von Berlin. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2. Juli 2011. Abgerufen am 2. Juli 2011.
  7. Dr. Rainer Maria Woelki - Weihbischof. Erzbistum Köln, abgerufen am 4. Juli 2011.
  8. Ab 1. Juli 2011 umbenannt in „Bischofsvikar für die Ausbildung der Ständigen Diakone“ (Amtsblatt des Erzbistums Köln, 151. Jahrgang, 1. August 2011, Stück 9 Nr. 124).
  9. Nomina dell’Arcivescovo Metropolita di Berlin (Germania); in: Presseamt des Heiligen Stuhls: Tägliches Bulletin vom 2. Juli 2011.
  10. Auf Woelki warten in Berlin bohrende Fragen, in: Berliner Morgenpost vom 3. Juli 2011.
  11. Markus Huth: Nach dem Reichskonkordat von 1933: Neuer Erzbischof Woelki legt als erster Erzbischof Treueid im Roten Rathaus ab, in: Potsdamer Neueste Nachrichten vom 15. August 2011.
  12. a b Fiona Ehlers et al.: Der Gesandte des Kardinals. In: Der Spiegel. Nr. 28, 2011, S. 44–45 (11. Juli 2011, online).
  13. Der Berliner Problem-Bischof in Kölner Stadt-Anzeiger online vom 4. Juli 2011, abgerufen am 31. Juli 2011
  14. Woelki: Bin kein Mitglied von Opus Dei in Der Tagesspiegel vom 4. Juli 2011
  15. Peter Wensierski: Gottes Wachhund. In: Der Spiegel. Nr. 14, 2011, S. 40–41 (4. April 2011, online).
  16. a b „Eine bestimmte Gruppe, die Konfliktthemen schürt“, www.domradio.de, 21. September 2011, abgerufen am 6. Oktober 2011
  17. Neuer Erzbischof wegen Schwulen-Äußerung in der Kritik in Die Zeit, 4. Juli 2011.
  18. RP-online, 5. Juli 2011
  19. a b Mitglieder und Vorsitzende der Bischöflichen Kommissionen (7.10.2011) (.pdf-Dokument). Website der Deutschen Bischofskonferenz. Abgerufen am 7. Oktober 2011.
Vorgänger Amt Nachfolger
Georg Kardinal Sterzinsky Erzbischof von Berlin
seit 2011
 
  Weihbischof in Köln
2003–2011
  

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