Pfarrkirche St. Sebastian (Ramsau)

Pfarrkirche St. Sebastian (Ramsau)
Pfarrkirche St. Sebastian (Malerwinkel-Perspektive)
Ostfassade
Apsis mit Hoch- u. Seitenaltären

Die Pfarrkirche St. Sebastian ist eine römisch-katholische, denkmalgeschützte Kirche in Ramsau. Sie erlangte als Motiv der Landschaftsmalerei Bekanntheit.[1] [2]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Kirche wurde 1512 unter Fürstpropst Gregor Rainer erbaut und ist den Heiligen Sebastian und Fabian geweiht.

Sie wurde 150 Jahre von Berchtesgaden aus betreut. Ab 1657 residierte bei der Kirche ein Chorherr als selbstständiger Vikar, dem 1659 ein Pfarrhof eingerichtet wurde.[3] Mit Gründung der Pfarrei Ramsau wurde sie zur Pfarrkirche. Mit der Wallfahrtskirche Maria Kunterweg verfügt die Pfarrei über eine Filialkirche.

Auf seinem Weg nach Mariapfarr gelangte Joseph Mohr 1815 an den Ramsauer Pfarrhof und wurde auf Bitten des Pfarrers für einige Wochen als Pfarrgehilfe eingesetzt..[4] Ein Jahr später verfasste er in Mariapfarr den Text des weltbekannten Weihnachtsliedes Stille Nacht, heilige Nacht.[5] [6]

Bauwerke und Ausstattung

Im spätgotischen Stil errichtet,[7] wurde die Kirche ab dem 16. Jahrhundert mehrmals erweitert. Sie hat seit 1692 barocke Formen und der Turm eine barocke Zwiebelhaube. Die denkmalgeschützte Kirche ist mit Holzschindeln gedeckt.

Die Kirche verfügt über einen Hochaltar und vier Seitenaltäre. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil kam ein Volksaltar hinzu. An der Balustrade der Orgelempore sind gefasste Holzfiguren von Jesus und den zwölf Aposteln angebracht, deren Entstehung ungefähr auf das Jahr 1430 geschätzt wird. Sie sind älter als die Kirche und gelten zusammen mit der Apostelreihe in Marktschellenberg als wertvollste Kleinplastiken der Spätgotik im Gebiet der ehemaligen Fürstpropstei Berchtesgaden. Ihr früherer Aufstellungsort ist ebenso unbekannt wie der vermutlich einheimische Meister, der sie geschaffen hat.[8]

Der Kirche ist östlich der historische Friedhof mit Leichenhaus und ehemaligem Kinderfriedhof angegliedert. Ihm schließt sich das Mesnerhaus an. Nördlich der Kirche erstreckt sich in erhöhter Lage der neue Friedhof, westlich der Pfarrhof mit dem Pfarramt, dazwischen steht ein Kriegerdenkmal zur Erinnerung an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten der Gemeinde.

Die Kirche als Bildmotiv

Vor allem aus der Perspektive des Malerwinkels mit der Ramsauer Ache und dem Ertlsteg im Vordergrund sowie der Reiter Alpe im Hintergrund wurde die Kirche von bekannten Landschaftsmalern wie Wilhelm Bendz, Thomas Fearnley, Ferdinand Runk, Ferdinand Laufberger, Wilhelm Busch, Otto Pippel und Will Klinger-Franken auf Skizzen, Zeichnungen und Gemälden festgehalten und wird als zentrales Bildmotiv auf Foto- und Ansichtskarten sowie als Puzzle verbreitet.[9] Der bevorzugte Blickwinkel hat sich allerdings über die Jahrhunderte verändert. Während zum Beispiel Fearnley (1830) und Loos (1836) den Blick vom Westen aus vom damaligen Dorfkern beim Gasthof Oberwirt in Richtung Kirche mit dem Göll im Hintergrund wählten, wechselte gegen Ende des 19. Jahrhunderts der Blickwinkel in die entgegengesetzte Richtung, die Perspektive vom heute Malerwinkel genannten Standpunkt setzte sich durch.[10]

1960 malte US-Präsident Eisenhower nach einem Farbfoto eigenhändig die Kirche. Sein Werk wurde als Weihnachtspräsent für den Stab des Weißen Hauses vervielfältigt und in der europäischen Ausgabe von Stars and Stripes, dem Tagblatt der US-Streitkräfte veröffentlicht.[11]

Ein Modell der Kirche wurde als Zubehör für Modelleisenbahnen lange Zeit vom Spielwarenhersteller Kibri vertrieben.[12]

Einzelnachweise

  1. www.ramsau.de
  2. Christoph Karbacher: Berchtesgaden als Motiv der Landschaftsmalerei. S. 304, in: Walter Brugger u. a. (Hrsg.): Geschichte von Berchtesgaden. Band III/1, Berchtesgaden 1998, S. 287-312.
  3. books.google.de Denkmäler in Bayern, Band 1-2 Von Michael Petzet; S. 141
  4. Otto Franz Gensichen: Mohr, Joseph Franz. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 52, Duncker & Humblot, Leipzig 1906, S. 435.
  5. www.gratis-gedicht.de Eintrag Joseph Mohr
  6. Nach A. Helm: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. S. 223, hat Mohr um eine Übernachtungsmöglichkeit vorgesprochen. Auf Initiative des Pfarrers wurde er als Aushilfe eingesetzt, da die Pfarrei am Ankunftstag kaplanlos geworden war.
  7. Walter Brugger (Hrsg.) u. a.: Geschichte von Berchtesgaden. Band I, 1991, S. 1085.
  8. Walter Brugger (Hrsg.) u. a.: Geschichte von Berchtesgaden. Band I, 1991, S. 1086.
  9. Zu Fearnley, Runk, Laufberger und Busch: www.ramsau-berchtesgaden.de Malerrundweg Ramsau
  10. Christoph Karbacher: Berchtesgaden als Motiv der Landschaftsmalerei. S. 304, in: Walter Brugger u. a. (Hrsg.): Geschichte von Berchtesgaden. Band III/1, Berchtesgaden 1998, S. 287-312.
  11. Karl Komposch: Ramsau vor 50 Jahren, Ramsau im Jahr 1960. S. 19, in: Arbeitskreis Ortsbild-Verkehr der Dorferneuerung in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Ramsau (Hrsg.): Ramsauer Bladl, Nr. 43, Dez. 2010, S. 18-19.
  12. viessmann-modell.com Modelleisenbahnzubehör Gebäude "H0 Kirche in Ramsau"
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