Carry-on…-Filmreihe

Carry-on…-Filmreihe

Die Carry-on…-Filme sind eine 30-teilige Reihe von britischen Filmkomödien, die von 1958 bis 1992 unter der Regie von Gerald Thomas entstanden.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Die Carry-on…-Filme sind eine Mischung aus Klamotte, Komödie und Parodie in der Tradition des britischen Vaudeville bzw. Music Hall Theaters. Die Reihe gilt als klassisches Beispiel für die britische Komödie (Britcom) in den 1950er bis 1970er Jahren. Zum Markenzeichen der Reihe wurden zum einen die immer wieder auftretenden Stars (Sidney James, Kenneth Williams, Joan Sims, Jim Dale, Barbara Windsor, Charles Hawtrey und andere) und die Parodierung bestimmter Filmgenre (Sandalenfilm bei Cäsar liebt Kleopatra, Hammer-Horrorfilme bei Alarm im Gruselschloß oder Western bei Der dreiste Cowboy) oder Themen (etwa Klassenkampf in Ein Streik kommt selten allein).

Zunächst wurden die Filme bei Anglo-Amalgamated Productions produziert, später bei The Rank Organisation. Gedreht wurden sie in den berühmten Pinewood Studios.

Das Erfolgsgeheimnis der Reihe war, laut Produzent Peter Rogers, „die wunderbaren Menschen hinter der Kamera und die unglaublichen Darsteller davor“.

In den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts waren die Carry-on…-Filme in ihrer Gesamtheit die größten kommerziellen Erfolge des britischen Kinos; einige Teile der Serie führten die Box-Office-Wertung der jeweiligen Jahre an. Mit den Schauspielern wurde der finanzielle Erfolg allerdings nicht geteilt. Die Darsteller beklagten sich seinerzeit zunehmend über mangelhafte Entlohnung, blieben der Serie aus Prinzip aber treu. Dazu gibt es eine relativierende Aussage von Produzent Peter Rogers, der behauptet, er habe grundsätzlich genau die Summe gezahlt, die von den jeweiligen Agenten der Schauspieler verlangt worden seien. Hätten sie mehr verlangt, hätte er auch mehr gezahlt, denn es sei ja nicht sein Geld gewesen.[1]

Durch den Erfolg beflügelt begann man, ähnliche Reihen zu begründen. Am erfolgreichsten und langlebigsten waren die Up-Filme mit Frankie Howerd, die vom langjährigen Carry-on…-Autoren Talbot Rothwell geschaffen wurden.

Macher

  • Wichtigste treibende Kraft bei dieser Filmreihe war Regisseur Gerald Thomas, der es seinem Bruder gleichtun wollte. Dieser – Regisseur Ralph Thomas – hatte Mitte der 1950er Jahre eine Komödienreihe mit Dirk Bogarde begonnen, die Doktor-Filme, die Bogarde als Medizinstudenten und jungen Arzt über mehrere Stationen verfolgt. Einige der Stammdarsteller der Doktor-Reihe traten später auch bei den Carry-on…-Filmen auf, zum Beispiel Joan Sims und Leslie Phillips. Gerald sollte seinen Bruder Ralph mit großem Erfolg überflügeln.
  • Erster Drehbuchautor war für sechs Filme Norman Hudis. Seine Drehbücher waren noch recht betulich. Der Durchbruch zur Anarchokomödie kam mit Drehbuchautor Talbot Rothwell, der – auch der Zeit geschuldet – direkter, böser und frivoler wurde. Rothwell blieb der Serie für 20 Filme lang treu. Mit seinem Ausstieg aus der Reihe begann der Niedergang.
  • Produzent aller 30 Filme war Peter Rogers, den man auch Mr Carry On und Father of Carry On nennt.
  • Die vor allem für die klassischen Carry-on…-Filme typische Filmmusik schrieb Eric Rogers, der seit dem sechsten Film dabei war und bis zum 29. Film auch dabei blieb.

Schauspieler und Figuren

  • Kenneth Williams (26) – Mit 26 Auftritten in 30 Teilen der Serie nimmt Kenneth Williams die Spitzenposition aller Darsteller ein. Normalerweise spielte er den dümmlichen Snob mit irgendeiner Managerfunktion, der in seiner Arroganz zwar glaubt, alles zu wissen, aber eigentlich von nichts eine Ahnung hat. Seine Partnerin ist oft die ihn abgöttisch liebende Hattie Jacques, sein Gegenpart wird oft von Sidney James verkörpert.
  • Joan Sims (24) – Miss Carry on…. Am Anfang spielte sie oft das kleine Dummchen, später wurde sie zur selbstbewussten Frau, die zwar meist verklemmt war, aber alle Situationen schnell durchschaute. Oft die Ehefrau von Sid James, mit dem sie in 17 Filmen der Serie gemeinsam zu sehen war.
  • Charles Hawtrey (23) verkörperte immer wieder den liebenswerten aber dümmlich-tumben Tropf und ältliches Muttersöhnchen, der viel Einsatz zeigte, aber am Ende wenig zustande brachte.
  • Sidney James (19) verkörperte schlicht das pralle Leben. Sein breites Grinsen und sein lautes Lachen brachte Anarchie in die Reihe. Er verkörperte bodenständige und lüsterne Charaktere, oft war er Partner von Joan Sims (17x!), Hattie Jaques und Barbara Windsor, zudem meist Gegenspieler von Kenneth Williams.
  • Kenneth Connor (17) spielte zwei unterschiedliche Arten von Charakteren. Zum einen den schüchternen und verklemmten (weil zu klein geraten), aber sehr netten Mann, zum anderen den sexverrückten, arroganten, großmäuligen Offizier oder Mittelklassemann.
  • Peter Butterworth (16) war meist der „Prolet vom Dienst“.
  • Hattie Jacques (14) fiel zuerst einmal durch ihre üppige Körperfülle auf. Doch darunter verbarg sich eine Komödiantin durch und durch. Sie verkörperte meist die züchtige alte Jungfer, in der aber ein Vulkan brodelte, der manchmal zu Ausbruch kam. Sie spielte oft mit Sidney James oder Kenneth Williams, hinter dem sie oft her war, der aber ihre Leidenschaft nicht erwidern wollte, zusammen. Oft spielte sie die Oberschwester.
  • Bernard Bresslaw (14) verkörperte meist den starken und etwas tumben Riesen mit dem Herz am rechten Fleck. Oft war er der Partner von Barbara Windsor.
  • Jim Dale (11) spielte etwas begriffsstutzige, liebenswerte Trottel oder aber windige Gestalten.
  • Peter Gilmore (11)
  • Barbara Windsor (9) war auf die Rolle der blonden Sexbombe, klein aber mit beeindruckender Oberweite, abonniert. Oft spielte sie diese Rolle an der Seite des simplen Riesen (Bresslaw) oder des prolligen Genussmenschen (Sid James).
  • Patsy Rowlands (9) spielte meist die verkümmerte, unbedarfte und unbeachtete Ehefrau oder Sekretärin eines der Hauptdarsteller.
  • Jack Douglas (8)
  • Julian Holloway (8)
  • Valerie Leon (7)
  • Terry Scott (7)
  • Leslie Phillips (4) war wie in den meisten seiner Rollen der etwas aristokratische Snob.
  • Jon Pertwee (4) spielte kleinere Rollen, verließ 1970 die Reihe für die Hauptrolle in der BBC Serie Doctor Who.
  • Frankie Howerd (2) spielte den etwas verklemmten Gelehrten

Filme

Kinofilme

Die Anfänge

  1. Kopf hoch, Brust raus! (Carry On Sergeant, 1958)
  2. 41 Grad Liebe (Carry On Nurse, 1959)
  3. Ist ja irre – Lauter liebenswerte Lehrer (Carry On Teacher, 1959)
  4. Ist ja irre – Diese strammen Polizisten, auch Uns kann kein krummes Ding erschüttern (Carry On Constable, 1960)
  5. Nicht so toll, Süßer (Carry On Regardless, 1961)
  6. Ist ja irre – der Schiffskoch ist seekrank (Carry On Cruising, 1962)

Die Klassiker

  1. Ist ja irre – diese müden Taxifahrer, auch Der Krach kommt doch (Carry On Cabby, 1963)
  2. Ist ja irre – ’ne abgetakelte Fregatte, auch Held im Hemd (Carry On Jack, auch Carry On Venus, 1963)
  3. Ist ja irre – Agenten auf dem Pulverfaß (Carry On Spying, 1964)
  4. Ist ja irre – Cäsar liebt Cleopatra, auch Cleo, Liebe und Antike (Carry On Cleo, 1964)
  5. Ist ja irre – der dreiste Cowboy, auch Rumpo Kid bittet zum Duell (Carry On Cowboy, 1965)
  6. Ist ja irre – Alarm im Gruselschloß (Carry On Screaming!, 1966)
  7. Ist ja irre – Nur nicht den Kopf verlieren (Carry On Don't Lose your Head, 1966)
  8. Ist ja irre – In der Wüste fließt kein Wasser (Carry On Follow that Camel, 1967)
  9. Das total verrückte Krankenhaus, auch Machen Sie weiter, Herr Doktor! (Carry On Doctor, 1967)
  10. Alles unter Kontrolle – keiner blickt durch (Carry On up the Khyber, 1968)
  11. Das total verrückte Irrenhaus, auch Komm wieder, Doktor! (Carry On Again Doctor, 1969)
  12. Das total verrückte Campingparadies (Carry On Camping, 1969)

Die Klamotten

  1. Die total verrückte Königin der Amazonen (Carry On Up the Jungle, 1970)
  2. Liebe, Liebe, usw. (Carry On Loving, 1970)
  3. Heinrichs Bettgeschichten oder Wie der Knoblauch nach England kam (Carry On Henry, 1971)
  4. Ein Streik kommt selten allein (Carry On At your Convenience, 1971)
  5. Die total verrückte Oberschwester, auch Die total verrückte Krankenschwester (Carry On Matron, 1972)
  6. Ein total verrückter Urlaub, (Carry On Abroad, 1972)
  7. Mißwahl auf englisch (Carry On Girls, 1973)
  8. Mach' weiter, Dick!, auch Der total verrückte Straßenräuber (Carry On Dick, 1974)

Der Niedergang

  1. Der total verrückte Mumienschreck, auch Alles geht nach hinten los (Carry On Behind, 1975)
  2. Retter der Nation (Carry On England, 1976)
  3. Mach' weiter, Emmanuelle (Carry On Emmannuelle, 1978)

Das Revival

  1. Mach's nochmal, Columbus (Carry On Columbus, 1992)

Anderes

1977 präsentierten Kenneth Williams und Barbara Windsor in That's Carry On – einer Kinocompilation – die besten Szenen aus den bis dato 28 Folgen der Reihe.

2003 wurde ein neuer Film, Carry On London angekündigt. Der Film war bis 2008 in der Vorproduktion, bis die Produktion eingestellt wurde. 2009 wurde sie erneut aufgenommen, nun zudem unter dem Arbeitstitel Carry On Bananas. Bis 2010 stand die Finanzierung jedoch noch nicht und der Film bleibt weiter in der Vorproduktion.

Ungedreht

Im Laufe der Zeit sammelten sich diverse Ideen für weitere Carry-ons… an, zum Teil nahezu drehreif ausgearbeitet [1]:

  • What a Carry On… (1961)
  • Carry On Smoking (1961)
  • Carry On Flying (1962)
  • Carry On Spaceman (1962)
  • Carry On Escaping
  • Carry On Again Nurse (1979)
  • Carry on Dallas (oder Carry on Texas, 1987)
  • Carry on Down Under (1988)
  • Carry On Nursing (1988)

beinahe-Carry-ons

Diese Filme laufen nicht unter dem Label Carry on…, sind aber ansonsten kaum von den anderen zu unterscheiden. Regisseur ist Gerald Thomas, Produzent Peter Rogers und die Darsteller kommen zum Großteil aus dem Carry-on…-Darstellerpool.

Fernsehserien

Fernsehfilme und Shows

1969 und in den folgenden Jahren wurde es für einige Zeit Tradition, dass die Carry-on-Crew für das Fernsehen eine Weihnachtssendung gestaltete.

  • Carry On Christmas (1969)
  • Carry On Again Christmas (1970)
  • Carry On Stuffing (1972)
  • Carry On Christmas (1973)
  • Carry On Laughing's Christmas Classics (1983)

Folgende Produktionen gehören nicht zu den Weihnachtsspecials:

  • What A Carry On! (1973)
  • Carry On Snogging (1998)

Theater

  • Carry On London (1973–1976)
  • Carry On Laughing (1976)
  • Wot a Carry On in Blackpool (1992)

Multimedia

Sechs Teile wurden in England in Form von Hörspielen herausgebracht, dazu mehrere Tonträger mit diversen Carry-on…-Filmmusiken. Zu sieben Filmen gibt es Romane, und drei Drehbücher wurden in einem Buch veröffentlicht. Dazu kommen noch einige Lexika und Bildbände. Alle Filme gibt es auch auf Video und DVD. 27 der Filme und „Unser Torpedo kommt zurück“ sind mittlerweile auf DVD (Label „AmCo movie“) mit deutscher und teilweise auch englischer Originaltonspur erhältlich. Lediglich „Carry on screaming“ und „Carry on Emmannuelle“ sowie „Carry on Columbus“ sind in Deutschland noch nicht veröffentlicht.

Einzelnachweise

  1. Audiokommentar (2002) zum 16. Film der Reihe, "Carry on up the Khyber" (1968)

Literatur

Weblinks


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