- Gymnasium (Bayern)
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Das Gymnasium in Bayern (G 8) umfasst nach der Abschaffung des neunjährigen Gymnasiums nur noch die Jahrgangsstufen 5 bis 12 und will weiterhin eine vertiefte allgemeine Bildung vermitteln, die für ein Hochschulstudium vorausgesetzt wird. Der Abschluss ist die Allgemeine Hochschulreife (Abitur). Das Abitur nach zwölf Jahren ist mit dem ersten Abitur des nun achtjährigen Gymnasiums in Bayern im Mai 2011 vollständig eingeführt.[1] In den anderen Bundesländern geht man zum Teil andere Wege oder vollendet die Einführung des G8 erst im Jahre 2012 oder später.
Inhaltsverzeichnis
Bildungsschwerpunkte
Das bayerische Gymnasium soll seinen Schülern - wie in allen Bundesländern - eine vertiefte Allgemeinbildung vermitteln, sie bestmöglich auf ein Hochschulstudium vorbereiten und sie befähigen, "eine berufliche Ausbildung außerhalb der Hochschule" erfolgreich zu absolvieren (Art. 9 Abs. 1 BayEUG). Es soll die Grundlage für die Bereitschaft legen, lebenslang zu lernen und sich fortzubilden. Die obersten Bildungsziele des Art. 131 Bayerische Verfassung sollen somit umgesetzt werden; diese umfassen Wertebildung, Werteerziehung sowie musische Bildung. Deshalb stellt das Gymnasium den Schüler in seiner Persönlichkeitsentwicklung in den Mittelpunkt und verbindet Leistungsanspruch mit kind- und jugendgerechten Angeboten zur individuellen Förderung. Diese Angebote sollen auch zur Entlastung der Eltern beitragen und zudem mehr gymnasial geeigneten Kindern die Möglichkeit eröffnen, ein Gymnasium erfolgreich zu besuchen, unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund.
Angestrebte Ziele
- Ein abgestimmtes, auf den Hochschulzugang ausgerichtetes Fächerspektrum sichert eine breite Allgemeinbildung und die mit dem Abitur verbundene allgemeine Hochschulreife.
- Die Vielfalt der Fächer ermöglicht den Kindern, das Spektrum ihrer Begabungen zu erkennen und zu entfalten.
- Werteerziehung, kulturelle Bildung sowie die Vermittlung von Teamfähigkeit, kommunikativen Grundfertigkeiten und angemessenen Umgangsformen schaffen die Voraussetzungen für die richtige Anwendung des erworbenen Wissens.
- Ein solides Fundament an Wissen, Werten und Kompetenzen ist in Verbindung mit Anstrengungsbereitschaft und Urteilsfähigkeit die Grundlage für den Studienerfolg sowie die Übernahme verantwortungsvoller Aufgaben in Beruf und Gesellschaft.
Gymnasien mit unterschiedlichen Schwerpunkten
Zur Erreichung dieser Ziele gibt es in Bayern folgende Typen von Gymnasien, die jeweils unterschiedliche Schwerpunkte aufweisen. Sie können auch kombiniert in einer Schule vorkommen.
- Schwerpunkte am Sprachlichen Gymnasium (mit der Sonderform Humanistisches Gymnasium)
Am Sprachlichen Gymnasium erlernen die Schüler drei oder mehr Fremdsprachen, darunter mindestens zwei moderne. Am Humanistischen Gymnasium, der klassischen Form des Sprachlichen Gymnasiums, stehen hingehen die alten Sprachen Latein und Griechisch (neben Englisch) im Mittelpunkt. An zahlreichen Gymnasien werden auch drei moderne Fremdsprachen angeboten: F-E-It/Sp oder E-F-It/Sp.
- Sprachenfolge:
- Latein ab Jahrgangsstufe 5,
- Englisch ab Jahrgangsstufe 6,
- Französisch / Italienisch / Russisch / Spanisch ab Jahrgangsstufe 8
- oder:
- Englisch ab Jahrgangsstufe 5,
- Latein ab Jahrgangsstufe 6,
- Französisch / Italienisch / Russisch / Spanisch ab Jahrgangsstufe 8
- oder: (Humanistisches Gymnasium)
- Latein / Englisch ab Jahrgangsstufe 5,
- Englisch / Latein ab Jahrgangsstufe 6,
- Griechisch ab Jahrgangsstufe 8
- Schwerpunkte am Naturwissenschaftlich-technologischen Gymnasium
Vertiefte Einführung in Physik und Chemie; Informatik als Unterrichtsfach
- Sprachenfolge:
- Englisch/Latein ab Jahrgangsstufe 5;
- Latein/Französisch/Englisch ab Jahrgangsstufe 6 (Englisch muss 1. oder 2. Fremdsprache sein)
- Schwerpunkte am Musischen Gymnasium
Neben Deutsch stehen die Fächer Musik und Kunst im Vordergrund. Musik ist in allen Jahrgangsstufen Vorrückungsfach.
- Sprachenfolge:
- Latein ab Jahrgangsstufe 5
- Englisch ab Jahrgangsstufe 6
- oder:
- Englisch ab Jahrgangsstufe 5,
- Latein ab Jahrgangsstufe 6
- Schwerpunkte am Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Gymnasium
Am Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Gymnasium werden je nach Profil die Fächer Wirtschaft und Recht sowie Wirtschaftsinformatik einerseits und Sozialkunde sowie die Sozialpraktische Grundbildung andererseits als Schwerpunkte gesetzt.
- Sprachenfolge:
- Englisch/Latein ab Jahrgangsstufe 5,
- Latein/Französisch/Englisch ab Jahrgangsstufe 6 (Englisch muss 1. oder 2. Fremdsprache sein)
Eignung für das Gymnasium
Das Gymnasium ist der kürzeste und anspruchsvollste Weg zum Abitur. Wer ihn gehen will, sollte nach Auffassung des für das Gymnasium zuständigen bayerischen Ministeriums
- wissbegierig sein und Freude am Entdecken haben;
- sich gut konzentrieren und lange bei einer Sache bleiben können;
- sprachgewandt sein und gern verzwickte Aufgaben lösen;
- eifrig, rasch und effizient lernen.
Abschlüsse am Gymnasium
Das Ziel des Gymnasiums ist die allgemeine Hochschulreife. Auf dem Weg dorthin werden folgende Abschlüsse erreicht:
- Jahrgangsstufe 10 – Mittlerer Schulabschluss
- Jahrgangsstufe 9 – Hauptschulabschluss
- Mittlerer Schulabschluss mit Bestehen der Jahrgangsstufe 10 bzw. mit Bestehen der Besonderen Prüfung gemäß §98 GSO (= Gymnasiale Schulordnung)
- Allgemeine Hochschulreife mit Bestehen der Abiturprüfung
Anschlusswege
Wer das Abiturzeugnis erhalten hat, kann an Universitäten und Hochschulen jedes Fach seiner Wahl studieren, wenn er die sonstigen Zulassungsvoraussetzungen erfüllt. Mit dem mittleren Schulabschluss nach Jahrgangsstufe 10 besteht die Möglichkeit zum Übertritt in eine berufliche Ausbildung oder zum Wechsel an die Fachoberschule. Mit dem Hauptschulabschluss nach Jahrgangsstufe 9 besteht die erste Möglichkeit zum Übertritt in eine berufliche Ausbildung oder an andere Schularten.
Andere Möglichkeiten zur Erreichung der Hochschulreife
Die Hochschulreife berechtigt zum Beispiel zu einem Studium an einer Fachhochschule oder einer Universität. Neben der allgemeinen Hochschulreife (Abitur) gibt es auch die fachgebundene Hochschulreife und die Fachhochschulreife. Durch welche Zeugnisse in Bayern die Fachhochschulreife oder Hochschulreife nachgewiesen wird, ist in der Qualifikationsverordnung - QualV geregelt.[2]
Kulturhoheit der Länder und das Abitur
Als Kulturhoheit der Länder bezeichnet man die primäre Zuständigkeit der deutschen Bundesländer bezüglich der Gesetzgebung und Verwaltung auf dem Gebiet der Kultur, also insbesondere die Zuständigkeit für Schul- und Hochschulwesen, Bildung, Rundfunk, Fernsehen, Kunst. Die Kulturhoheit der Länder ergibt sich im deutschen Föderalismus aus der Kompetenzregelung des Grundgesetzes (Art. 30): Für Gegenstände, die nicht ausdrücklich als Kompetenztitel dem Bund zugewiesen werden, sind die Bundesländer zuständig. Siehe dazu auch die folgenden Artikel:
- Gymnasien in Deutschland, Abitur nach zwölf Jahren
- Reformierte Oberstufe, Abitur in Bayern (G8)
- Abitur in Bayern (G9), Abitur in Nordrhein-Westfalen, Abitur in Niedersachsen
- Abitur in Thüringen, Abitur in Berlin, Abitur in Hessen
- Abitur in Brandenburg, Abitur in Sachsen, Abitur in Rheinland-Pfalz
- Abitur in Baden-Württemberg, Abitur in Mecklenburg-Vorpommern, Abitur in Sachsen-Anhalt
- Abitur in Schleswig-Holstein, Abitur in Hamburg, Abitur in Bremen, Abitur im Saarland
Weblinks
Einzelnachweise
Kategorien:- Bildung in Bayern
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