Günther Venediger

Günther Venediger

Günther Venediger (* 2. März 1908 in Berlin-Spandau; † 20. Jahrhundert oder 21. Jahrhundert) war ein deutscher Jurist im Rang eines Oberregierungsrates, SS-Obersturmbannführer und Gestapomitarbeiter.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Venediger studierte Rechtswissenschaft und schloss das zweite juristische Staatsexamen mit der Note „Gut“ ab.[1] Mit der Dissertation Die Eigentümergrunddienstbarkeit promovierte er 1935 an der Universität Erlangen zum Dr. jur.

Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten trat er 1933 der NSDAP (Mitgliedsnr. 2.586.952) und SA bei. Von der SA wechselte er 1936 zur SS (Mitgliedsnr. 290.567).[2][3]

Venediger trat 1936 als Regierungsassessor in den Polizeidienst ein und war im Geheimen Staatspolizeiamt und danach bei dem Berliner Polizeipräsidenten eingesetzt.[1] Nach dem Münchner Abkommen wurde Venediger im Oktober 1938 im Sudetenland stellvertretender Leiter der Staatspolizeileitstelle Reichenberg. Ab Dezember 1939 vertrat Venediger den Leiter der Staatspolizeistelle in Graudenz.[4] Ab dem 15. August 1941 leitete Venediger die Staatspolizeileitstelle Danzig.[2] Im November 1943 stieg Venediger zum SS-Obersturmbannführer auf und wurde auch zum Oberregierungsrat befördert.[2] Ab 1944 war Venediger zusätzlich Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD in Danzig.[5] Venediger war in seiner Funktion als Gestapoleiter in Danzig für viele Einweisungen in das KZ Stutthof und weitere Verbrechen verantwortlich.[6]

Am 26. März 1945 setzte sich Venediger aus Danzig ab und verbarg sich für eine Woche nahe dieser Stadt auf einem Gehöft. Anschließend gelangte er über die Halbinsel Hela nach Swinemünde und von dort nach Schwerin, wo er sich kurzzeitig in der Ausweichstelle des Reichsstatthalters Danzig-Westpreußen aufhielt. Danach erreichte er das Ausweichquartier der Gestapo in Flensburg. Dort begegnete er Reichsführer SS Heinrich Himmler und wurde noch zum SS-Standartenführer ernannt. Anfang Mai 1945 nahm er den Falschnamen Paul Schaller an und setzte sich aus Flensburg ab.[7]

Nach Kriegsende nannte er sich August Nieder und war bis Anfang Juli 1952 als Knecht auch einem landwirtschaftlichen Gut bei Goslar und danach als Jugendgruppenleiter bei Stuttgart tätig. Im Oktober 1952 flog Venedigers Identität auf und er wurde verhaftet. Viermal wurde ein Verfahren gegen Venediger eröffnet und jeweils eingestellt. Zu dieser Zeit war Venediger als kaufmännischer Angestellter in Düsseldorf tätig.[7] In einem fünften Verfahren wurde Venediger aufgrund der Erschießung von vier aus dem Stalag Luft III ausgebrochenen britischen Fliegeroffizieren in Gross-Trampken im März 1944 angeklagt. Durch das Landgericht Stuttgart wurde er am 30. März 1957 wegen Beihilfe zum Totschlag zu zwei Jahren Haft verurteilt.[8]

Venediger war seit Mai 1942 mit Gertrud von Billerbeck verheiratet, die Ehe wurde Ende September 1967 geschieden.[9] Das Paar hatte mindestens zwei Kinder: Ingrid (* 1944)[10] und Doris (* 1945)[11].

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Dieter Schenk: Hitlers Mann in Danzig. Gauleiter Forster und die Verbrechen in Danzig-Westpreußen., Bonn 2000, S. 235
  2. a b c Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 638.
  3. Günther Venediger bei www.dws-xip.pl
  4. Klaus-Michael Mallmann, Jochen Böhle] und Jürgen Matthäus: Einsatzgruppen in Polen: Darstellung und Dokumentation. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Stuttgart 2008, S. 102
  5. Dieter Schenk: Hitlers Mann in Danzig. Gauleiter Forster und die Verbrechen in Danzig-Westpreußen., Bonn 2000, S. 234
  6. Dieter Schenk: Vortrag: Die Post von Danzig – Geschichte eines deutschen Justizmordes, S. 13
  7. a b Dieter Schenk: Hitlers Mann in Danzig. Gauleiter Forster und die Verbrechen in Danzig-Westpreußen., Bonn 2000, S. 236
  8. Justiz- und NS-Verbrechen
  9. Genealogisches Handbuch des Adels, Band 55, C.A. Starke., 1973, S. 54
  10. Institut Deutsche Adelsforschung: Pressevorkommen aus dem Dritten Reich 1935-1945. Nachweisregister zu 2.316 Druckstücken aus der deutschen Zeitgeschichte
  11. Genealogisches Handbuch des Adels, Band 55, C.A. Starke., 1973, S. 56

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