Johann Christian Lankes

Johann Christian Lankes

Johann Christian Lankes (* 1920) ist ein ehemaliger deutscher Botschafter.

Leben

1962 war Lankes als Geschäftsträger der Regierung der Bundesrepublik Deutschland in Thailand und Laos mit Dienstsitz in Bangkok akkreditiert.[1]

Lankes war im Oktober 1968 als Botschafter der Bundesrepublik Deutschland bei der Regierung von Ahmed Sékou Touré in Guinea akkreditiert worden. Sékou Touré hatte 1958 erklärt, sein Volk zöge die Armut in Freiheit einem Reichtum in der Sklaverei vor, und 1965 die diplomatischen Beziehungen zu Frankreich beendet.[2]

Lankes Handeln als Diplomat war darauf gerichtet, den Alleinvertretungsanspruch der Hallstein-Doktrin durchzusetzen und diplomatische Beziehungen der DDR mit Guinea zu verhindern. Mit dieser Zielsetzung wurde mit dem Innenminister von Guinea Marcel Bama Mato im Februar 1970 ein Kooperationsabkommen im Bereich Innere Sicherheit geschlossen. Die Regierung in Guinea erhielt daraufhin leichte Flugzeuge, Panzerabwehrraketen, Küstenwachboote, Begleitschiffe, Handfeuerwaffen, sowie Flugabwehrkanonen, zudem errichteten die Fritz Werner Werkzeugmaschinen eine Gerberei und eine Uniform- und Schuhfabrik in Conakry.[3]

Diese Zusammenarbeit stand in Konflikt mit der bisherigen Politik der Bundesregierungen, die mit Waffenlieferungen über Samuel Cummings den portugiesischen Kolonialkrieg unterstützten, während das Regime von Sékou Touré den antikolonialen Befreiungsbewegung Partido Africano da Independência da Guiné e Cabo Verde unterstützte, welche die portugiesische Herrschaft im benachbarten Guinea-Bissau bekämpfte. Der vormalige Angehörige des Sicherheitsdienst des Reichsführers SS, Hermann Adolf Seibold (* 6. Dezember 1911, SS-Hauptsturmführer Nr. 280.353), war im Rahmen der Sicherheitskooperation zum Leiter des Christlichen Jugenddorfes, einer Ausbildungsstätte für Jugendliche bei Kankan avanciert. Als Polizeiführung vorgesehene Guineer wurden in der Bundesrepublik Deutschland fortgebildet, wo sie teilweise Anträge auf Asyl stellten. Der Konflikt reifte zur Krise, als im November 1970 mit der Operation Mar Verde Sékou Touré von einem Kommandounternehmen ermordet werden sollte. Im Verlauf der Auseinandersetzung wurde ein Diplomat der Deutschen Demokratischen Republik ermordet, der Brauereivertreter Adolf Marx und Herman Seibold wurden verhaftet, Seibold verhungerte in Camp Boiro in Conakry. Der örtliche Leiter der Fritz Werner, Georg von Tiesenhausen, beging nach guineischen Angaben Suizid.

Mit einem Brief vom 21. Dezember 1970 forderte die Regierung von Sékou Touré Gustav Heinemann auf, Lankes abzuberufen, da dieser nicht ihr Vertrauen genösse. Des Weiteren wies die Regierung von Guinea etwa 100 weitere Bürger der Bundesrepublik Deutschland aus, darunter sechs technische Instrukteure der Bundeswehr.[4] Nachdem Lankes abberufen und zurückgekehrt war, ließ das Bonner Außenministerium über einen Sprecher verbreiten, die Berichterstattung der Botschaft sei „lückenhaft“ gewesen – „um es milde auszudrücken“. Die Berichterstattung der Mitarbeiter von Fritz Werner Werkzeugmaschinen wurde nicht in der Öffentlichkeit kritisiert. Nach seiner Rückkehr aus Guinea wurde von Lankes noch verlautbart, dass er für einen Abbruch der Beziehungen mit Guinea plädiere.[5]

Lankes legte am 18. Oktober 1975 sein Akkreditierungsschreiben bei der Regierung von Mikael Imru in Addis Abeba vor. Ab 1976 war er auch in Beirut akkreditiert. Äthiopien befand sich Ende 1978 mit dem Nachbarstaat Somalia im Ogadenkrieg. Im Rahmen der „Operation Feuerzauber“ Mitte Oktober 1977 hatte Hans-Jürgen Wischnewski für die Zustimmung der Regierung Siad Barre in Mogadischu für den Einsatz der GSG 9 der Bundespolizei auf ihrem Staatsgebiet weitreichende Zusagen gemacht. Am 1. Januar 1978 traf Barre Helmut Schmidt in Ägypten. Am 12. Januar 1978 hatte Staatssekretär Udo Kollatz aus dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung von Marie Schlei mit dem somalischen Botschafter einen Kreditvertrag über 11,8 Millionen USD, zur freien Verwendung, unterzeichnet. Bei solchen Kreditverträgen zuweilen enthaltene Klauseln, dass die Devisen nicht „für Luxusgüter oder militärische Ausrüstungen“ zu verwenden seien oder ein Produktkatalog deutscher Hersteller, aus dem zu wählen sei, war in diesem Vertrag nicht enthalten. Die Regierung von Barre erwarb mit den Devisen von der Regierung von Anwar as-Sadat T-54.[6] Mitte Januar 1978 wies die Regierung von Mengistu Haile Mariam den bundesdeutschen Militärattaché Detlef Münchow aus Äthiopien aus.[7] Klaus Kinkel, Leiter des Planungsstabes des Auswärtigen Amtes reiste Im Januar 1978 nach Addis Abbeba. Lankes wurde zur Persona non grata erklärt, sein Laissez passer für Äthiopien galt ab dem 23. Januar 1978 für 24 Stunden, innerhalb derer Harald Busse Geschäftsträger wurde.

Am 12. Februar 1982 wurde Lankes Akkreditierungsbrief von der Regierung von Thailand angenommen.[8]

Von 1987 bis 1997 war Botschafter a.D. Hans Christian Lankes Vorsitzender der Deutsch-Thailändische Gesellschaft.

Veröffentlichungen

Vorgänger Amt Nachfolger
Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Laos
1962
Claus Vollers
Hans Bidder Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Thailand
1962
Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Guinea
1968-1970
Peter Truhart
Rüdiger von Pachelbel Botschafter der Bundesrepublik Deutschland im Libanon
1976
Tono Eitel
Vorgänger Amt Nachfolger
Herbert von Stackelberg Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Äthiopien
1975-1978
Harald Busse
Ernst E. Jung Sekretär der NATO für politische Angelegenheiten
1978-1981
Fredo Dannenbring
Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Thailand
1982-1985
Hermann Erath

Einzelnachweise

  1. Ulbrichts Trommeln und- Trommler in Laos. In: Die Zeit, Nr. 47/1962
  2. Schwarzer Humor in Conakry. In: Die Zeit, Nr. 2/1971
  3. Sagen Sie mir: Haben Waffen eine Seele?. In: Der Spiegel. Nr. 4, 1971 (über die Lieferung von Kriegsgerät an die Entwicklungsländer, online).
  4. chroniknet.de
  5. Macht nichts. In: Der Spiegel. Nr. 3, 1971 (online).
  6. Vorlautes Geschwätz. In: Der Spiegel. Nr. 5, 1978 (online).
  7. Sarasota Herald Tribune, 23. Januar 1978, Ethiopia Expels Bonn Ambassador
  8. ohmpps.go.th

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