Hans Daucher

Hans Daucher
Ottheinrich von Pfalz-Neuburg, 1527.Staatliche Münzsammlung München (SMM)

Hans Daucher (* 1486 in Augsburg; † 1538 in Stuttgart) war ein deutscher Bildhauer, Schnitzer und Medailleur der Renaissance.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Sein Vater war der Bildhauer und Schnitzer Adolf Daucher (* um 1460 in Ulm, † um 1524 in Augsburg). Beide gehören zur Ulmer Schule und waren in Augsburg tätig.

Das dreihundertsiebzig Zentner schwere Steinbildwerk des Hauptaltars der seit 1539 Evangelisch lutherischen St.Annenkirche in Annaberg-Buchholz stammt entweder von Adolf oder Hans Daucher. Zu vermuten ist eine Gemeinschaftsarbeit. In einzelnen Teilen wurde das Kunstwerk von der Daucher Werkstatt in Augsburg in die 403 km entfernte Stadt im Erzgebirge an der Tschechischen Grenze transportiert. 1522 erfolgte die Aufstellung im Hauptchor. Die Solhofener Kalkstein-Skulpturen werden von einem Rahmenwerk bestehend aus zehn verschiedenen italienischen Marmorarten umgeben.

1515/16 wirkte er bei der Ausschmückung des spätgotischen Augsburger Rathauses mit.

Werkstatt

Den Kunstwerken nach muss Hans Daucher über eine sehr große Werkstatt in Augsburg verfügt haben. Ein Bereich umfasste die Anfertigung und Bearbeitung der riesen Marmorblöcke zu seinen Skulpturen. Ein weiterer Trakt verfügte über die Gießerei bestehend aus der Formerei, dem Schmelzbetrieb und der Putzerei für seine Klein- und Großplastiken. Zudem bedurfte er einen Zeichenraum mit Schreibtisch und den notwendigen Utensilien für seine Entwürfe. Dies geschah meist nach lebenden und sezierten Modellen. Oft nahmen die Künstler die Sezierung selber vor, dies lässt auf ein zusätzliches Kellergewölbe mit Bottichen für Eis schließen.

Bildhauer

Skulpturen

Seine Figurengruppe Die Beweinung Christi um 1500 zählt zu der Innenausstattung von Notre-Dame-de-la-Nativité im elsässischen Saverne. Die Stadt liegt 335 km westlich von Augsburg.

Ebenfalls war Daucher an der Innenausstattung nach 1512 der Fuggerkapelle in der Augsburger Annakirche beteiligt. Die zentrale Fronleichnamsgruppe/Beweinungsgruppe, die Putti auf der Marmorbalustrade vor der Kapelle und Chorgestühlbüsten sind seine Werke.

St.Annakirche: Hauptaltar.

Das Marmordenkmal der Edlen von Hürnheim in Hochaltingen im Ries wird von Schindler als sein Hauptwerk angesehen.

Relief

Seine Tätigkeit in der Anfertigung von Reliefs belegen drei tradierte Platten und ein Epitaph.

Die Geißelung Christi aus Augsburg um 1520 in Solnhofener Plattenkalk im Bayerischen Nationalmuseum in München mit der Inventar-Nummer 23/155. 1522 erstellte er in Augsburg das Relief Allegorischer Zweikampf Albrecht Dürers mit Apelles aus Solnhofener Stein in den Maßen 22,8 x 16,8 cm. Es befindet sich in der Skulpturensammlung des Berliner Bode-Museums und trägt die Inventar-Nummer 804. Das Werk wurde 1848 aus der Sammlung Harzen erworben.

Die Heilige Familie zeigt seine Kunstfertigkeit als Renaissancemeister in Form der Darstellung von Raumperspektive mit sich verjüngender Pfeilerreihe.

Einer Zuschreibung zufolge stammt das Epitaph für die Neugeborenen Paul (6 Wochen alt) und Wolfgang (14 Tage alt) von Freyberg aus den Jahren 1516 und 1521 in St.Wolfgang zu Mickhausen von Hans Daucher. Es ist neben dem Chorbogen in die Wand eingelassen. Daucher stellt die beiden Knaben dar und fügt eine Inschrift über ihr kurzes Leben hinzu.

Epitaph

Plastik

Die Plastik des römischen Gottes Neptun von dem Neptunbrunnen in Augsburg, die älteste Augsburger Brunnenfigur, stammt vermutlich von Hans Daucher aus dem Jahr 1537.

Neptunbrunnen

Medailleur

Hans Dauchers früheste tradierte Medaillen-Darstellung eines Profilporträts mit Büstensockel von 1523 wurde laut Stefan Krause eine beliebte Vorlage. Hans Maler zu Schwaz setzte diesen Typ 1520 bei seinem Porträt Anna Regina ein.[1] In Italien findet sich dieser Porträttyp bei folgenden Werken von Pisanello um 1431/41: Sigismund von Luxemburg und Leonello d’Este. Den Datierungen nach hat offensichtlich Daucher sich an Maler orientiert und dieser an italienischen Werken. Auch Pisanello war als Medailleur tätig. Diese Porträttypen eines Brustporträts haben ihren Ursprung in den Fajûn-Porträts.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Stefan Krause: Das Porträt Hans Maler – Studien zum frühneuzeitlichen Standesporträt, Wien, 2008 (Google-online), S.44..

Weblinks


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