Heinrich Christian Eymer

Heinrich Christian Eymer

Heinrich Christian Eymer (* 11. Juni 1883 in Frankfurt am Main; † 16. Mai 1965 in München) war ein deutscher Gynäkologe und Geburtshelfer.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Heinrich Christian Eymer wurde am 1883 in Frankfurt/Main geboren. Nach dem Studium der Medizin wurde ihm 1908 in Karlsruhe die ärztliche Approbation erteilt. Im gleichen Jahr wurde er an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg mit der Dissertation „Lymphangiogendotheliome des Eierstocks“ zum Doktor der Medizin promoviert. In Heidelberg war er seit 1907, zunächst als Assistent in der Inneren Medizin unter Ludolf von Krehl. In der Gynäkologie waren seine Lehrer Alfons von Rosthorn und bis 1924 Carl Menge. Zwischenzeitlich hospitierte Eymer im Röntgen-Institut bei Heinrich Albers-Schönberg in Hamburg, bei Albert Neisser im Hygienischen Institut in Frankfurt am Main und bei Hans von Chiari im Pathologischen Institut Straßburg. 1917 habilitierte er sich an der Universität Heidelberg. 1924 wurde er als Professor an die Universität Innsbruck berufen und zum Leiter der Universitätsfrauenklinik ernannt. 1930 wurde er in Nachfolge Carl Menges nach Heidelberg berufen und war hier bis 1934 der Direktor der Universitätsfrauenklinik. In der Heidelberger Frauenklinik bewirkte Heinrich Eymer strukturelle Verbesserungen in der Frauenklinik, die teilweise bereits von Carl Menge eingeleitet wurden. Dazu gehörten die Isolierung von infektiösen Patientinnen, die Einrichtung von Säuglingszimmern auf den Wochenbettstationen, die Einrichtung einer besonderen Station für Frauen mit Fehlgeburten, die Unterbringung der Hyperemesiskranken in Einzelzimmern, sowie die Einrichtung einer Notstromversorgung. Bis 1932 wurde die Klinik auf 216 Betten und 56 Säuglingsbetten erweitert. Unter Eymer erfolgte der Ausbau der Röntgenstation. Er übergab die Klinik im Herbst 1934 an Hans Runge, nachdem er 1934 einen Ruf an die Ludwig-Maximilians-Universität München angenommen hatte. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Eymer zweimal von seinem Professorenamt entbunden und 1948 erneut auf seinen ehemaligen Lehrstuhl berufen. Er leitete die Frauenklinik bis zu seiner Emeritierung im Oktober 1954.

Eymer gehörte dem Kampfbund für deutsche Kultur an und trat 1933 dem NS-Ärztebund und dem Nationalsozialistischen Lehrerbund bei. Mitglied des Reichsluftschutzbundes und „Förderndes Mitglied“ der SS wurde er 1934 und ein Jahr später der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV). Der NSDAP trat er 1937 und dem NS-Dozentenbund (NSDDB) 1939 bei. Eymer verfasste zum Kommentar des Sterilisierungsgesetzes den Beitrag: Die Unfruchtbarmachung der Frau. Eymer selbst war autorisiert Sterilisationen per Strahlung vorzunehmen.[1]

Von 1951 bis 1952 war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und organisierte deren Kongress 1952 in München. Die Gesellschaft ernannte ihn später zum Ehrenmitglied. Eymer wurde zudem das Große Verdienstkreuz zum Verdienstorden verliehen. Heinrich Christian Eymer verstarb 1965 im Alter von 82 Jahren in München.[1]

Die wissenschaftlichen und klinischen Aktivitäten Eymers konzentrierten sich zunächst vorwiegend auf die Strahlentherapie des Gebärmutterkarzinoms. Eymer trug wesentlich zu einer Standardisierung der Strahlentherapie des Gebärmutterkrebses bei. Sie erhielt dadurch eine gleichberechtigte Stellung neben der chirurgischen Therapie. Heinrich Christian Eymer war Mitherausgeber der Zeitschriften Berichte über die gesamte Gynäkologie und Geburtshilfe, Münchner Medizinische Wochenschrift, Medizinische Klinik und Medizinische Monatsschrift., und im Beirat der Deutschen Medizinischen Wochenschrift

Schriften (Auswahl)

Literatur

  • W. Rech: Heinrich Eymer zu seinem 70. Geburtstag. Dtsch Med Wochenschr 23 (1953), 856-7, PMID 13068012
  • J. Ries: Heinrich Eymer. Strahlentherapie 128 (1965), 480-2, PMID: 5334699
  • S. Tapfer: Professor Heinrich Eymer (1883-1965) in memoriam. Münch Med Wochenschr 107 (1965), 1889-90, PMID: 5324430
  • Konrad Buttron: Die Entwicklung der Heidelberger Universitäts-Frauenklinik von Franz Anton Mai bis Josef Zander. Dissertation, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg 1981, online (PDF-Dokument; 674 kB)
  • Erich Kuß: Ein Klinikdirektor in politischer Bedrängnis: Der Direktor der I. Frauenklinik der Universität München, Professor Dr. Heinrich Eymer, „subject of investigation“ der Militärregierung und „Betroffener“ im Spruchkammerverfahren, jetzt im Zwielicht der „Vergangenheitsbewältigung“. Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 19 (2000), 283–388, Artikel als PDF-Datei.
  • R. Bröer: Frauenheilkunde im Dienst der Eugenik - Ärztliche Karrieren an der Universitätsfrauenklinik Heidelberg im Nationalsozialismus. Geburtsh Frauenheilk 64 (2004), 1090-1097, doi:10.1055/s-2004-821250
  • Erich Kuß: Heinrich Eymer. Die Vergangenheitsüber(be)wältigung und die Selbstkontrolle der Wissenschaft. (2011) Artikel als PDF-Datei.

Einzelnachweise

  1. a b Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich: Wer war was vor und nach 1945., Frankfurt am Main 2007, S. 142f.

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