Heinrich III. (Berchtesgaden)

Heinrich III. (Berchtesgaden)

Heinrich († 1252) war Augustiner-Chorherr und als Heinrich III. von 1252 bis 1257 Propst des Klosterstifts Berchtesgaden.

Heinrich war laut Brugger erst seit 1253, nach Feulner, A. Helm und Koch-Sternfeld jedoch bereits seit 1252 Propst des Klosterstifts Berchtesgaden. Und während Brugger davon ausgeht, Heinrich hätte sich wegen der schweren Zeiten - unter anderem wegen eines verheerenen Hungerwinters - schon nach fünf Jahren 1257 „zur Resignation entschlossen“, ist er laut Koch-Sternfeld in diesem Jahr verstorben. Zu einem Zeitpunkt, als infolge eines päpstlichen Interdikts alle Kirchen gesperrt waren. Alle Quellen sind sich jedoch einig darin, dass Heinrich der erste infulierte Propst gewesen sei, d.h. Papst Alexander IV. bestätigte nicht nur die Privilegien des Berchtesgadener Landes, sondern gewährte 1255 Heinrich und allen nachfolgenden Pröpsten „für alle Zeiten“ das Tragen der Insignien Mitra, Ring und Sandalen, was sie schon fast den Bischöfen gleichstellte. [1][2]

Zuvor profitierte Heinrich bereits von dem 1156 ausgestellten „Freiheitsbrief“ des Kaisers Friedrich Barbarossa, der dem Berchtesgadener Klosterstift die Forsthoheit gewährte, sowie von der eigenmächtigen Erweiterung dieser „Goldenen Bulle“ durch Heinrich I. um die Schürffreiheit auf Salz und Metall.[3][4] Dank der seit 1194 gültigen „Magna Charta der Berchtesgadener Landeshoheit“ vermochte er zudem als Landes- und Gerichtsherr nicht nur die niedere, sondern auch die hohe Gerichtsbarkeit auszuüben.[5] Und seit 1209 war den Berchtesgadener Pröpsten durch Papst Innozenz III. das Recht der freien Jurisdiktion über alle Laien innerhalb des päpstlichen Immunitätsgebietes bestätigt worden.[6][7] Das Verhandlungsgeschick von Vorgängern wie Friedrich II. konnte zwar nicht verhindern, dass die Domherren ab 1211 zu beiden Seiten der Berchtesgadener Ache bis Schellenberg Holz zum Salzsieden schlagen durften, doch immerhin wurden die Eigentumsrechte insofern gewahrt, als das Salzburger Domkapitel dafür jährlich zwei Goldstücke, der Erzbischof selbst ein Talent an das Stift Berchtesgaden zu entrichten hatten.[8]

Literatur

  • Walter Brugger, Heinz Dopsch, Peter F. Kramml: Geschichte von Berchtesgaden: Zwischen Salzburg und Bayern (bis 1594). Plenk, Berchtesgaden 1991
  • Manfred Feulner: Berchtesgaden - Geschichte des Landes und seiner Bewohner. Verlag Berchtesgadener Anzeiger, Berchtesgaden 1986 ISBN 3-925647-00-7
  • A. Helm, Hellmut Schöner (Hrsg.): Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Reprint von 1929. Verein für Heimatkunde d. Berchtesgadener Landes. Verlag Berchtesgadener Anzeiger sowie Karl M. Lipp Verlag, München 1973.
  • Joseph Ernst von Koch-Sternfeld: Geschichte des Fürstenthums Berchtesgaden und seiner Salzwerke, Band 1. Salzburg 1815

Einzelnachweise

  1. Walter Brugger, Heinz Dopsch, Peter F. Kramml: Geschichte von Berchtesgaden: Zwischen Salzburg und Bayern (bis 1594). Plenk, 1991. S. 311
  2. Joseph Ernst von Koch-Sternfeld: Geschichte des Fürstenthums Berchtesgaden und seiner Salzwerke, Band 1. Salzburg 1815; S. 108 f.
  3. "So hatte man in Berchtesgaden (..) auf der Grundlage einer echten Vorurkunde eine neue Urkunde, eine erweiterte Neuausfertigung, erstellt mit dem Zweck, das Salzregal sicherzustellen." in Manfred Feulner: Berchtesgaden - Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 37
  4. Ulli Kastner: Das Salz gehört seit 900 Jahren zur Berchtesgadener Geschichte in Berchtesgadener Anzeiger, Meldung vom 22. Mai 2002 bzw. 3. Juni 2002
  5. Manfred Feulner: Berchtesgaden - Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 47
  6. Manfred Feulner: Berchtesgaden - Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 50-51
  7. Laut A.Helm sind die nach ihm bereits 1254 erhaltenen bischöflichen Insignien schon Zeichen einer direkten päpstlichen Oberhoheit, der das Stift seitdem allein unterstellt gewesen wäre. Siehe Helm A.: Berchtesgaden im Wandel der Zeit, Stichwort: Geschichte des Landes, S. 109
  8. Manfred Feulner: Berchtesgaden – Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 54


Vorgänger Amt Nachfolger
Konrad II. Stiftspropst von Berchtesgaden
1252–1257
Konrad III. von Mödling

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Heinrich III. — Heinrich III. ist der Name mehrerer europäischer Herrscher: Heinrich III. (HRR), römisch deutscher Kaiser (1017–1056) Heinrich III. (England), König (1216–1272) Heinrich III. (Kastilien), König (1390–1406) Heinrich III. (Frankreich), König… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich I. (Berchtesgaden) — Heinrich (* 1118; † 1195) war als Heinrich I. von 1148 bis 1174 Propst des Klosterstifts Berchtesgaden, danach ein auf Betreiben des Kaisers Friedrich Barbarossa von 1174 bis 1177 gewählter Gegenerzbischof von Salzburg und zuletzt bis zu seinem… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich II. (Berchtesgaden) — Heinrich war als Heinrich II. von 1217 bis 1231 Propst des Klosterstifts Berchtesgaden. Leben und Wirken Vor seiner Wahl zum Propst des Klosterstifts Berchtesgaden war Heinrich dort einer der Kanoniker und sein Kellermeister. Bereits 1213 war er… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich IV. (Berchtesgaden) — Heinrich († 1351) war als Heinrich IV. von 1333 bis 1351 Propst des Klosterstifts Berchtesgaden. Zu den Umständen seiner Wahl als Nachfolger von Konrad IV. liegt nichts vor. Doch während seiner Regentschaft wurden die Beziehungen zu den… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Herrscher namens Heinrich — Heinrich hießen folgende Herrscher: Inhaltsverzeichnis 1 Heinrich 1.1 Heinrich I. 1.2 Heinrich II. 1.3 Heinrich III …   Deutsch Wikipedia

  • Berchtesgaden Provostry — Infobox Former Country native name = Fürstpropstei Berchtesgaden (de) conventional long name = Prince Provostry of Berchtesgaden common name = Berchtesgaden continent = Europe region = Bavaria country = Central Europe era = Middle Ages status =… …   Wikipedia

  • Heinrich I. (Gurk) — Heinrich († 3. Oktober 1174) war als Heinrich I. Bischof der Diözese Gurk, die dem Metropolitanbistum des Fürsterzbistums Salzburg unterstand. Ihr Territorium umfasst heute das Bundesland Kärnten. Heinrich war Abt des Benediktinerstiftes St.… …   Deutsch Wikipedia

  • Berchtesgaden — Berchtesgaden, 1) Landgericht im Kreise Oberbaiern, 7 QM., 9000 Ew.; Alpenland (Watzmann), viel Vieh, Wild u. Salz; 2) Marktflecken, 2008 F. über dem Meere, mit ehemaligem Stift u. großen Gebäuden; jetzt königl. Schloß (Fürstenstein), in ihm… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Berchtesgaden Hauptbahnhof — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Fürstpropstei Berchtesgaden — Wappen des „Landes Berchtesgaden“ ab 17. Jahrhundert bis 1803, dem die Fürstpröpste jeweils ihr Wappen als Mittelschild anfügten. Das erstmals im Jahr 1102 urkundlich erwähnte Klosterstift Berchtesgaden (berthercatmen) im äußersten Südosten… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”