Herbert Treff

Herbert Treff

Herbert Wilhelm Adolf Treff (* 27. April 1898 in Charlottenburg; † 25. April 1945 in Berlin-Steglitz) war ein deutscher Kommunalpolitiker in der Weimarer Republik und zur Zeit des Nationalsozialismus. Er wurde 1930 als erster und vor 1933 einziger Nationalsozialist zum unbesoldeten Berliner Stadtrat gewählt und war von 1933 bis 1943 Bürgermeister des Berliner Bezirks Steglitz.

Leben

Treff wurde als eines von sechs Kindern eines Bankbeamten geboren. Er verließ das Gymnasium 1914 ohne Abitur nach der Obersekunda und wurde Anwärter beim Magistrat der Stadt Charlottenburg. 1917 bis 1918 kämpfte er als Frontsoldat im Ersten Weltkrieg. Von 1919 bis 1924 war er Mitglied der DNVP und Stadt- und Bezirksverordneter. Zwischen 1922 und 1925 besuchte er das Berliner Verwaltungsseminar. Im Juni 1926 trat er in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer: 39.217).

Für die NSDAP war Treff zwischen 1929 und 1934 Stadt- und Bezirksverordneter in Berlin. 1930 wurde er im Berliner Bezirk Tiergarten zum Stadtrat gewählt. Außerdem übernahm er die Leitung des Berliner Gauamts für Kommunalpolitik. 1932 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV).

Im Zuge der „Gleichschaltung“ nach der „Machtübernahme“ der Nationalsozialisten erhielt Treff weitere Ämter. Er wurde Führer der nationalsozialistischen Stadtverordnetenfraktion, Vorstandsmitglied der Fraktion im Preußischen Staatsrat und Vizepräsident des Staatsrats. Als Stabsleiter des „Amtes für Kommunalpolitik bei der Obersten Leitung der NSDAP“ organisierte er reichsweit die nationalsozialistische Schulung von Kommunalverwaltungen. Am 1. April wählte ihn die Steglitzer Bezirksversammlung für zwölf Jahre zum Bezirksbürgermeister. Treff wurde stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Gemeindetags, Vorsitzender der Berliner Bürgermeisterkonferenz und Kreisamtsleiter der NSDAP des Gaus Mark Brandenburg. Seit März 1934 gab er das im April 1938 wieder eingestellte Blatt Berliner kommunale Mitteilungen heraus. Im März 1935 trat er als Sturmbannführer der SS bei (Mitgliedsnummer 259400); 1940 wurde er zum Obersturmbannführer befördert.

Treff entwickelte politischen Ehrgeiz. Er bewarb sich Ende der 1930er Jahre mehrfach um den Posten des Oberbürgermeisters von Städten wie Hannover, Leipzig, Karlsruhe und Dresden. Die zuständigen Stellen trauten ihm jedoch nicht das Format für eine solche Stelle zu. Er hatte sich außerdem etwa bei Hermann Göring und Joseph Goebbels dadurch unbeliebt gemacht, dass er gegen deren ausdrückliches Verbot den Wasserturm Steglitz zu einem „Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs und der Bewegung“ umgestaltete und dies 1934 durch eine „Steglitzer Heimatwoche“ finanzierte.

Treff setzte nicht nur die Arisierung um, sondern profitierte auch persönlich davon. 1941 zog er in ein Haus, das aus jüdischem Besitz stammte und nach dem Krieg restituiert wurde.

1943 wurde Treff wegen Vergehens gegen „Vorschriften der Lebensmittelbewirtschaftung“ seines Amtes als Bezirksbürgermeister enthoben. Am 26. April 1945 wurden er, seine Frau und zwei seiner Kinder im Keller ihres Hauses tot aufgefunden. Sie wurden höchstwahrscheinlich von Soldaten der Roten Armee umgebracht.

Literatur

  • Bezirksamt Steglitz von Berlin (Hrsg.): Steglitz im Dritten Reich. Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus in Steglitz. Berlin 1992.
  • Christian Simon: Das Rätsel um Bürgermeister Treff. In: Steglitzer Heimat 50, Nr. 1 (2005), S. 30-34. Digitalisat
  • Christian Simon: Einige Rätsel um Bürgermeister Treff gelöst. In: Steglitzer Heimat 50, Nr. 2 (2005), S. 11-13. Digitalisat

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Treff — steht für: eine Spielkartenfarbe, siehe Kreuz (Farbe) eine Zeitschrift für Kinder, siehe Treff (Zeitschrift) Treff ist der Familienname folgender Personen: Alice Treff (1906 2003), deutsche Schauspielerin und Synchronsprecherin Herbert Treff… …   Deutsch Wikipedia

  • Herbert Feuerstein — als Moderator beim WDR Literaturmarathon im Rahmen der Lit.Cologne am 19. März 2005 Herbert Feuerstein (* 15. Juni 1937 in Zell am See, Österreich) ist ein deutscher Journalist, Kabarettist und Entertainer österreichischer Herkunft. Dem breiten… …   Deutsch Wikipedia

  • SS-Ehrenführer — und SS Rangführer waren Dienstgrade, die von Heinrich Himmler im Herbst 1934 eingeführt wurden und in die Menschen ehrenhalber befördert werden konnten. Die Titel wurden „für besondere Verdienste um die Belangenschaften der SS und des… …   Deutsch Wikipedia

  • SS-Rangführer — SS Ehrenführer und SS Rangführer waren Dienstgrade, die von Heinrich Himmler im Herbst 1934 eingeführt wurden und in die Menschen ehrenhalber befördert werden konnten. Die Titel wurden „für besondere Verdienste um die Belangenschaften der SS und… …   Deutsch Wikipedia

  • Bezirk Steglitz — Bezirk Steglitz …   Deutsch Wikipedia

  • Deutscher Gemeindetag — Der Deutsche Gemeindetag war während des Nationalsozialismus die Spitzenorganisation der deutschen Gemeinden und Gemeindeverbände. Er entstand 1933 als Zwangsvereinigung der früheren kommunalen Spitzenverbände Deutscher Städtetag, Deutscher… …   Deutsch Wikipedia

  • Kurt Jeserich — Kurt Gustav Adolf Jeserich (* 5. Februar 1904 in Wensickendorf; † 12. November 1995) war ein deutscher Kommunalwissenschaftler und politiker sowie Verlagsdirektor. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Schriften 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Episoden von Der Kommissar — Diese Liste der Episoden von Der Kommissar enthält alle Episoden der deutschen Fernsehkrimiserie Der Kommissar sortiert nach der deutschen Erstausstrahlung. Die Serie umfasst 97 Episoden. Die Erstausstrahlung wurde in Deutschland vom 3. Januar… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Darsteller des deutschsprachigen Films — Diese Liste beinhaltet bekannte Darsteller des deutschsprachigen Films, unabhängig von ihrer Herkunft. Die meisten der folgenden Schauspieler waren in mehr als einem der aufgeführten Zeitabschnitte aktiv. Eingeordnet sind sie dort, wo sie ihre… …   Deutsch Wikipedia

  • List of Derrick episodes — The following is an episode list for the German television series Derrick. There were a total of 281 episodes aired originally on ZDF (in Germany), ORF (in Austria) and SRG (in Switzerland) between 20 October 1974 and 16 October 1998 (25 seasons) …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”