Hinrich Schmalfeldt

Hinrich Schmalfeldt

Johann Hinrich Schmalfeldt (* 28. November 1850 in Neritz im Kreis Stormarn; † 30. Dezember 1937 in Bremerhaven) war ein deutscher Zigarrenmacher, Politiker (SPD, USPD) und Bremer Reichstagsabgeordneter.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Schmalfeldt war der Sohn eines Schuhmachers. Er besuchte die Volksschule in Bad Oldesloe. Er erlernte den Beruf eines Weinküfers in Hamburg und ab 1866 in Bremen. Danach machte er eine Zigarrenmacherlehre in Bad Oldesloe. Er begab sich dann auf Wanderschaft nach Schweden, Dänemark, England und den USA. Nach seiner Wanderschaft ließ er sich 1875 in Ottensen nieder.

Sozialdemokrat in der Kaiserzeit

Schmalfeldt trat 1870 in Hamburg in den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV) ein. 1875 wurde er Mitglied im Allgemeinen Deutschen Cigarrenarbeiterverein, der den Anhängern von Ferdinand Lassalle nahe stand. Im Mai 1877 trat er als Delegierter auf dem Vereinigungsparteitag vom 22. bis 27. Mai in Gotha auf, als sich der ADAV und die SDAP zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) zusammenschlossen.

Als 1878 das „Sozialistengesetz“ (Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie) im Reichstag des Deutschen Kaiserreichs verabschiedet wurde erfolgte auf preußischen Druck auch seine Ausweisung von seinem Wohnort. Im Oktober 1881 wurde ihm mit der üblichen Begründung als „Person, von welcher eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit oder Ordnung zu besorgen ist“, der Aufenthalt im Hamburgischen Staatsgebiet und zahlreichen Stadtkreisen und Kirchspielbezirken untersagt. Er verließ Deutschland und wanderte nach Amerika aus und kehrte 1882 wieder zurück. Bis 1890, dem Ende des Sozialistengesetz, wurden ihm in aller Regelmäßigkeit Ausweisungsbescheide zugestellt, die er später mit dem Titel „Zum Andenken an das Sozialistengesetz“ binden ließ.

Er arbeitete in einer Zigarrenfabrik in Uetersen und siedelte gezwungener Maßen später nach Stade. 1883 war er hier in einer Schifferorganisation tätig und 1889 im Arbeiterbildungsverein. Gewerkschaftlich aktiv unterstützte er den Tabakarbeiterstreik in Hamburg.

Reichstagskandidat, Abgeordneter, Stadtverordneter

Er kandidierte bei der Reichstagswahl 1890 im Wahlkreis Geestemünde, unterlag jedoch in der Stichwahl gegen Rudolf von Bennigsen (NLP).

1892 zog er nach Bremerhaven. Hier war er Tabakhändler und später auch Gastwirt. Politisch und gewerkschaftlich engagierte er sich bis 1903 im Deutschen Seemannsverband und leitete seit 1895 zudem den Heizer- und Kohlenzieherverband. Von 1895 bis 1930 war er Mitglied in der Bremerhavener Stadtverordnetenversammlung. 1898 war er wieder Kandidat für den Reichstag, unterlag jedoch im Wahlkreis Bremen/Bremerhaven dem liberalen Hermann Frese (FSV). Bei der Reichstagswahl 1903 gewann er dann das Reichstagsmandat gegen Freese. 1907 verlor er sein Reichstagsmandat und 1912 verzichtete er zugunsten von Alfred Henke (SPD), der das Mandat wieder eroberte.

Seit 1904 trat er als Firmenträger der von der SPD getragenen Druckerei und des Verlages Schmalfeldt Co. auf, welche die Bremer Bürger-Zeitung herausgab.

Bremer Politiker nach 1917

Im Ersten Weltkrieg trat Schmalfeldt bei der Spaltung der SPD der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) bei. 1922 schloss sich die USPD wieder der SPD an. Schmalfeldt war 1919 Mitglied der Bremer Nationalversammlung und von 1920 bis 1930 Mitglied der Bremischen Bürgerschaft. Er zog sich 1930 aus der Politik zurück. Nach seinem Tod im Dezember 1937 wurde auf dem Friedhof Wulsdorf in Bremerhaven beigesetzt.

Ehrungen

  • 1930 wurde er Ehrenbürger von Bremerhaven. 1936 haben die Nationalsozialisten dem inzwischen 86-jährigen diese Würde entzogen. 1949 wurde der NS-Beschluss aufgehoben, was der Oberbürgermeister dem Sohn Fritz Schmalfeldt mitteilte.
  • Die Hinrich-Schmalfeldt-Straße in Bremerhaven-Lehe wurde nach ihm benannt.

Siehe auch

Literatur

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Schmalfeldt — ist der Familienname folgender Personen: Barbara Schmalfeldt (* 1965), deutsche Hochschullehrerin (Medizin) Hinrich Schmalfeldt (1850–1937), Bremer Reichstagsabgeordneter Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidung mehrerer mit …   Deutsch Wikipedia

  • Bremer Zeitungswesen — Die Bremer Zeitungen erschienen seit dem 17. Jahrhundert zumeist regelmäßig. In chronologischer Folge wird die Herausgabe von periodisch erscheinenden Zeitungen in Bremen und Bremerhaven sowie im Bremer Territorium bei einem Bezug auf Bremen …   Deutsch Wikipedia

  • Bremer Verlagswesen — Das Bremer Verlagswesen ist der wirtschaftliche Sektor der Bremer Medien Unternehmen, welche Werke aus Literatur und Wissenschaft sowie Zeitungen und Zeitschriften als Verleger oder in einem Verlagssystem in und um Bremen und Bremerhaven… …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte Bremens — Stadtwappen Die Geschichte der Freien Hansestadt Bremen ist von der Hanse, vom Handel und der Seefahrt sowie vom Streben nach Selbständigkeit geprägt. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1.1 Ursprünge …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Ehrenbürger von Bremerhaven — Die Stadt Bremerhaven beziehungsweise deren Vorgängergemeinden Lehe, Geestemünde und Wesermünde haben seit 1885 20 Personen das Ehrenbürgerrecht verliehen. Außerdem waren in der Zeit des Nationalsozialismus Otto Telschow, Hermann Göring und Carl… …   Deutsch Wikipedia

  • SPD Bremen — Vorsitzender Logo Andreas Bovenschulte   Basisdaten Gründungsdatum: 6. April 1864 als ADAV[1] Gründungsort …   Deutsch Wikipedia

  • Lehe (Bremerhaven) — Lehe Stadt Bremerhaven Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Bremerhaven — Infobox German Location Art = Stadt Wappen = Wappen Bremerhaven2.png lat deg = 53 | lat min = 33 | lat sec = 0 lon deg = 8 | lon min = 35 | lon sec = 0 Bundesland = Bremen Landkreis = Kreisfreie Stadt Höhe = 2 Fläche = 78.867 Einwohner = 116241… …   Wikipedia

  • Bremerhaven — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Bremerhaven-Lehe — Lehe ist ein Stadtteil im Stadtbezirk Nord der Stadtgemeinde Bremerhaven in der Freien Hansestadt Bremen. Gründerzeitliches Lehe am Ernst Reuter Platz mit Pauluskirche und Lessingschule Inhaltsverzeichnis 1 Geographie …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”