- Catalan-Zahl
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Die Catalan-Zahlen oder catalanschen Zahlen bilden eine Folge natürlicher Zahlen, die in vielen Problemen der Kombinatorik auftritt und eine ähnlich wichtige Rolle wie die Binomialkoeffizienten oder die Fibonacci-Zahlen spielt. Sie sind nach dem belgischen Mathematiker Eugène Charles Catalan benannt.
Die Folge der Catalan-Zahlen C0, C1, C2, C3, … beginnt mit
Die Catalan-Zahlen sind für gegeben durch
wobei der mittlere Binomialkoeffizient ist. Mit erhält man, dass die Formel äquivalent zu
ist und somit tatsächlich nur ganze Zahlen liefert.
Inhaltsverzeichnis
Historisches
Die Zahlen dieser Folge wurden bereits 1751 von Leonhard Euler in einem Brief an Christian Goldbach beschrieben.[1] Johann Andreas von Segner fand 1758 eine Rekursionsformel,[2] zu der Euler in der Zusammenfassung zu Segners Artikel die Lösung angab.[3] Eine von Johann Friedrich Pfaff gestellte allgemeinere Abzählungsaufgabe löste 1795 Nikolaus Fuß.[4] In den Jahren 1838 und 1839 griffen Gabriel Lamé,[5] Olinde Rodrigues,[6] Jacques Binet[7][8] und Eugène Catalan[9][10] die Fragestellung erneut auf. Eugen Netto führte in seinem 1901 veröffentlichten Lehrbuch der Combinatorik die Zahlen auf Catalan zurück.[11]
Eigenschaften
Euler suchte die Anzahl der Möglichkeiten, ein konvexes n-Eck durch Diagonalen in Dreiecke zu zerteilen (Triangulation). Diese Anzahl ist Cn − 2. Zum Beispiel gibt es für ein Fünfeck fünf mögliche Triangulationen:
Euler gab in dem Brief 1751[1] die explizite Formel
und die Formel
für die erzeugende Funktion an, insbesondere
auch als Beschreibung des Wachstumsverhaltens.
Direkt aus der Formel (*) folgt
Es gilt außerdem die Rekursionsformel (Segner 1758)[2]
zum Beispiel ist C3 = C0 C2 + C1 C1 + C2 C0.
Eine weitere Rekursionsformel ist
Da alle Primfaktoren von , siehe Formel (*), kleiner als 2n sind und Cn > 2n für n > 3, sind C2 = 2 und C3 = 5 als einzige Catalan-Zahlen auch Primzahlen. Die Formel zeigt auch, dass Cn durch jede Primzahl zwischen n + 1 und 2n genau einmal teilbar ist und genau dann ungerade, wenn n = 2k − 1 für eine ganze Zahl k.
Aus dem Satz von Wolstenholme folgt die Kongruenz
für jede Primzahl p > 3, für Wolstenholme-Primzahlen gilt die Kongruenz (mod p4), für die Primzahlen 2 und 3 gilt sie (mod p2).
Insbesondere ist und für jede Primzahl p und ganze Zahl k > 0.
Durch Einsetzen der Stirling-Formel erhält man für das asymptotische Verhalten der Catalan-Zahlen
Weitere Interpretationen
Die Catalan-Zahlen treten bei zahlreichen Abzählungsaufgaben, die graphentheoretisch Abzählungen von Bäumen sind, auf. So ist Cn die Anzahl der
- Beklammerungen eines Produktes, in dem n Multiplikationen vorkommen, oder, gleichbedeutend, mit n+1 Faktoren, so dass immer nur die Multiplikation von zwei Faktoren durchzuführen ist (Catalan 1838).[9] Beispielsweise ist C3 = 5, denn alle möglichen Beklammerungen von x1x2x3x4 sind (x1x2)(x3x4), (x1(x2x3))x4, x1((x2x3)x4), ((x1x2)x3)x4 und x1(x2(x3x4)).
- eindimensionalen Irrfahrten von 0 nach 2n mit Anfangs- und Endpunkt in 0, so dass sich der Pfad nie unterhalb der x-Achse befindet. Zum Beispiel ist C3 = 5, denn alle möglichen Pfade sind:
- Binärbäume mit 2n+1 Knoten oder, gleichbedeutend, mit n+1 Blättern (= Endecken). Beispiel für n=8:
Literatur
- Peter J. Hilton, Jean Pedersen: Catalan-Zahlen und Wege in einem ganzzahligen Gitter, Elemente der Mathematik 48, 1993, S. 45–60 (bei retro.seals.ch: [2])
- Jürgen Schmidthammer: Catalan-Zahlen (PDF-Datei, 7,05 MB), Zulassungsarbeit zum Staatsexamen, Erlangen Februar 1996
- Richard P. Stanley: Enumerative combinatorics Band 2, Cambridge University Press, Cambridge 1999, ISBN 0-521-56069-1 (englisch; Stanleys Webseite zum Buch mit laufend aktualisierter Liste zu Interpretationen der Catalan-Zahlen: Information on Enumerative Combinatorics)
Weblinks
Commons: Catalan-Zahlen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Eric W. Weisstein: Catalan Number. In: MathWorld. (englisch)
- Lattice Paths: Catalan Numbers in der NIST Digital Library of Mathematical Functions (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ a b Brief von Euler an Goldbach vom 4. September 1751 (im Euler-Archiv: [1], PDF-Datei, 137 kB)
- ↑ a b Ioh. Andr. de Segner: Enumeratio modorum quibus figurae planae rectilineae per diagonales dividuntur in triangula, Novi commentarii academiae scientiarum imperialis petropolitanae 7 pro annis 1758 et 1759, 1761, S. 203–210 (lateinisch)
- ↑ Leonhard Euler: Summarium dissertationum, Novi commentarii academiae scientiarum imperialis petropolitanae 7 pro annis 1758 et 1759, 1761, S. 13–15 (lateinisch)
- ↑ Nicolao Fuss: Solutio quaestionis, quot modis polygonum n laterum in polygona m laterum, per diagonales resolvi queat, Nova acta academiae scientiarum imperialis petropolitanae 9, 1795, S. 243–251 (lateinisch)
- ↑ Gabriel Lamé: Extrait d’une lettre de M. Lamé à M. Liouville sur cette question: Un polygone convexe étant donné, de combien de manières peut-on le partager en triangles au moyen de diagonales?, Journal de mathématiques pures et appliquées 3, 1838, S. 505–507 (französisch)
- ↑ Olinde Rodrigues: Sur le nombre de manières de décomposer un polygone en triangles au moyen de diagonales und Sur le nombre de manières d’effectuer un produit de n facteurs, Journal de mathématiques pures et appliquées 3, 1838, S. 547–549 (französisch)
- ↑ J. Binet: Problèmes sur les polygones, Société philomathique de Paris – Séances de 1838 – Extraits des procès-verbaux, S. 127–129 (französisch)
- ↑ J. Binet: Réflexions sur le problème de déterminer le nombre de manières dont une figure rectiligne peut être partagée en triangles au moyen de ses diagonales, Journal de mathématiques pures et appliquées 4, 1839, S. 79–90 (französisch)
- ↑ a b E. Catalan: Note sur une équation aux différences finies, Journal de mathématiques pures et appliquées 3, 1838, S. 508–516, und 4, 1838, S. 95–99 (französisch)
- ↑ E. Catalan: Solution nouvelle de cette question: Un polygone étant donné, de combien de manières peut-on le partager en triangles au moyen de diagonales?, Journal de mathématiques pures et appliquées 4, 1839, S. 91–94 (französisch)
- ↑ Eugen Netto: Lehrbuch der Combinatorik, B. G. Teubner, Leipzig 1901 (Zurückführung der Zahlen auf Catalan in § 122, S. 192–194 und § 124, S. 195)
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