- Kongruenz (Zahlentheorie)
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Die Kongruenz ist in der Zahlentheorie eine Beziehung zwischen drei ganzen Zahlen. Man nennt zwei Zahlen kongruent bezüglich eines Moduls (eine weitere Zahl), wenn sie bei Division durch den Modul denselben Rest haben. Das ist genau dann der Fall, wenn sie sich um ein ganzzahliges Vielfaches des Moduls unterscheiden. Stimmen die Reste nicht überein, so nennt man die Zahlen inkongruent bezüglich des Moduls.
Beispielsweise ist 5 kongruent 11 modulo 3, da und , bzw. . Und -8 ist kongruent zu 10 modulo 6, denn bei Division durch 6 liefern sowohl 10 als auch -8 den Rest 4. Man beachte, dass die mathematische Definition der Ganzzahldivision zugrunde gelegt wird, nach der der Rest dasselbe Vorzeichen wie der Divisor (hier 6) erhält, also .
Für die Aussage „a und b sind kongruent modulo m“ verwendet man folgende Schreibweisen:
- .
Die Bedeutung von Kongruenzen beruht darauf, dass mit ihnen annähernd wie mit Gleichungen gerechnet werden kann.
Die Theorie der Kongruenzen wurde von Carl Friedrich Gauß in seinem im Jahr 1801 veröffentlichten Werk „Disquisitiones Arithmeticae“ entwickelt. Der Begriff Kongruenz wurde von Christian Goldbach schon ab 1730 in Briefen an Leonhard Euler verwendet, jedoch ohne die theoretische Tiefe von Gauß. Im Gegensatz zu Gauß verwendete Goldbach das Symbol und nicht .[1] Auch der chinesische Mathematiker Ch'in Chiu-Shao kannte schon Kongruenzen und die damit einhergehende Theorie, wie aus seinem 1247 veröffentlichten Buch „Mathematische Abhandlung in neun Kapiteln“ hervorgeht.[2]
Inhaltsverzeichnis
Formale Definition
In der Zahlentheorie wird die Kongruenz auf eine Teilbarkeitsaussage zurückgeführt. Seien dazu a, b und m ganze Zahlen, d.h. Elemente aus .
- Zwei Zahlen a und b heißen kongruent modulo m, wenn m die Differenz a − b teilt.
- Zwei Zahlen a und b heißen inkongruent modulo m, wenn m die Differenz a − b nicht teilt.
Unter Verwendung der mathematischen Notation lassen sich diese beiden Aussagen wie folgt schreiben:
Restklassen
Die Kongruenz ist eine Äquivalenzrelation. Sie hat also die folgenden Eigenschaften:
- Reflexivität
- für alle
- Symmetrie
- für alle
- Transitivität
- und für alle
Legt man einen Modul fest, so kann dadurch die Menge aller Zahlen auf sogenannte Restklassen verteilt werden. In einer Restklasse befinden sich alle Zahlen, die unter dem festgelegten Modul kongruent zueinander sind, die also stets den gleichen Rest aufweisen. Der Absolutwert des Modul entspricht immer der Anzahl der Restklassen. Beispielsweise existieren für den Modul 2 die beiden Restklassen der geraden und der ungeraden Zahlen. Die Restklassen eines Moduls bilden einen Ring, den sogenannten Restklassenring.
Rechenregeln
Im Folgenden seien a, a', b, b', c und m ganze Zahlen. Dabei sei , und . Dann gelten folgende Rechenregeln:
Ist ein Polynom über den ganzen Zahlen, dann gilt
Auch bei Kongruenzen ist ein Kürzen möglich. Es gelten jedoch andere Kürzungsregeln als von rationalen oder reellen Zahlen gewohnt. Ist der Modul m ungleich Null, so gilt
Daraus folgt unmittelbar, dass wenn der Modul eine Primzahl p und diese kein Teiler von c ist, gilt
Für jeden Teiler d von m folgt aus , dass .
Sind ganze Zahlen ungleich null und ist m ihr kleinstes gemeinsames Vielfaches, dann gilt
- für alle
Potenzen
Ist eine natürliche Zahl, dann gilt
Sind a und m teilerfremd, dann gilt nach dem Satz von Euler
wobei die Eulersche φ-Funktion bezeichnet. Ein Spezialfall davon ist der kleine Fermat’sche Satz, demzufolge für alle Primzahlen p die Kongruenz
erfüllt ist.
Abgeleitete Rechenregeln
- Für gilt:
- Ist k ein Teiler von m, dann gilt:
- Für jede ungerade Zahl a gilt
- Für jede ganze Zahl gilt entweder oder oder
- Für jede ganze Zahl a gilt
- Für jede ganze Zahl gilt entweder oder oder
- Für jede ganze Zahl gilt entweder oder
- Ist a sowohl eine Quadratzahl als auch eine Kubikzahl (z. B. a = 64) dann gilt entweder oder oder oder
- Sei p eine Primzahl mit n < p < 2n. Dann gilt
- Sei a eine ungerade ganze Zahl. Ferner sei n > 0. Dann gilt:
- Sei p > 3. Ferner seien p und q = p + 2 Primzahlzwillinge. Dann gilt:
Lösbarkeit von Kongruenzen
Eine lineare Kongruenz der Form ist genau dann in x lösbar, wenn die Zahl c teilt. g ist dann auch die Anzahl der Lösungen in , und die Lösungen sind zueinander kongruent modulo m / g.
Auch für große m kann man die Lösungen effizient ermitteln, indem man den erweiterten euklidischen Algorithmus auf a und m anwendet, der neben g auch zwei Zahlen s und t berechnet, die g als Linearkombination von a und m ausdrücken:
- .
Eine Lösung erhält man dann mit , und die übrigen Lösungen unterscheiden sich von x1 um ein Vielfaches von m / g.
Beispiel: ist lösbar, denn teilt die Zahl 10, und es gibt 2 Lösungen im Bereich . Der erweiterte euklidische Algorithmus liefert , was die Lösung ergibt. Die Lösungen sind kongruent modulo 18 / 2 = 9. Somit ist die Lösungsmenge
- .
Eine simultane Kongruenz wieist sicher dann lösbar, wenn für alle i gilt: teilt die Zahl ci und wenn die mi / gi paarweise zueinander teilerfremd sind. Der Beweis des Chinesischen Restsatzes liefert den Lösungsweg für solche simultanen Kongruenzen.
Beziehung zur Modulo-Funktion
Sind zwei Zahlen kongruent modulo einer Zahl m, ergibt sich bei der Division durch m derselbe Rest.
Mithilfe der vor allem in der Informatik verbreiteten Modulo-Funktion kann man dies so schreiben:
- .
Man beachte, dass dies mit der in der Informatik üblichen Modulo-Funktion nur für positive a und b richtig ist. Damit die Gleichung tatsächlich für alle a und b äquivalent zur Kongruenz wird, muss man die durch
definierte Modulo-Funktion verwenden. ( ist die Gaußklammer.) Mit dieser Definition gilt beispielsweise ( − 1)mod 7 = 6.
Anwendungen
Kongruenzen bzw. Restklassen sind oft hilfreich, wenn man Berechnungen mit sehr großen Zahlen durchführen muss.
Eine wichtige Aussage über Kongruenzen von Primzahlen ist der kleine Satz von Fermat bzw. der fermatsche Primzahltest.
Siehe auch
Quellen
- ↑ Peter Bundschuh: Einführung in die Zahlentheorie. 5. Auflage. Springer, Berlin 2002, ISBN 3-540-43579-4
- ↑ Song Y. Yan: Number theory for computing. 2. Auflage. Springer, 2002, ISBN 3-540-43072-5, S. 111–117
Weblinks
- Einführung in die Kongruenzrechnung (PDF-Datei; 1,09 MB)
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