Horsta Krum

Horsta Krum

Horsta Krum, geb. Malinowski, auch: Horsta Malinowski-Krum (* 1941 in Torgau) ist eine Publizistin sowie ehemalige evangelisch-reformierte Pastorin.

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Leben und Wirken

Horsta Malinowski wurde in Torgau geboren. Nach dem Studium der Evangelischen Theologie wurde sie 1970 in den Dienst der Französischen Kirche (Hugenottengemeinde) in West-Berlin übernommen. Auf dem Gebiet der Kirchengeschichte beschäftigte sie sich besonders mit dem Schicksal der Hugenotten, von denen viele in Preußen ansässig wurden. Elf Jahre lang war sie Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche von Berlin-Brandenburg. Als Pastorin der Französischen Kirche und als Vorsitzende des Reformierten Moderamens in Berlin (West) von 1979 bis 1990 hatte sie die Verbindung mit den reformierten Gemeinden in der DDR zu halten und zu verstärken und auch Kontakte zu DDR-Behörden wahrzunehmen. Sie war von der DDR und ihrer Politik zutiefst überzeugt: Auf der anderen Seite der Mauer wird eine zuverlässige Abrüstungspolitik betrieben.[1] Nach 1990 wurde bekannt, dass sie vom Ministerium für Staatssicherheit als IM Helena geführt worden war;[2] und jahrelang kirchliche Interna an Johannes Klein, einen Mitarbeiter der SED-Bezirksleitung und der Staatssicherheit in Potsdam weitergegeben hatte. Dabei ging es auch um die Bespitzelung von Personen wie der amerikanischen Theologin Barbara Green.[3] Das Konsistorium der Berlin-Brandenburgischen Kirche warf ihr nach Einsichtnahme in die Stasi-Unterlagen vor, "in langjährigen konspirativen Gesprächen mit einem Staatsvertreter der DDR über kirchliche Vorgänge die gebotene Amtsverschwiegenheit verletzt zu haben."[4] 1994 wurde sie vom Pfarrdienst suspendiert. Krum beantragte 1995 ihre Entlassung aus dem Dienst der Evangelischen Kirche von Berlin-Brandenburg und kam so einem Disziplinarverfahren zuvor. Sie wurde von der reformierten Kirche Frankreichs angestellt und war zehn Jahre in Lyon als Pastorin tätig.

2005 erhielt sie nach entsprechenden Studien ihr Diplom als Sophrologin.

Krum engagierte sich während der Zeit der Ost-West-Konfrontation in der Friedensbewegung in West-Berlin und arbeitete in der Christlichen Friedenskonferenz (CFK) mit. 1986 referierte sie auf einem gemeinsamen Seminar der CFK mit dem Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR über die "Sprache des Friedens" in Bad Saarow. Die beiden anderen Hauptreferate hielten Klaus-Peter Hertzsch (DDR) und Witold Benedyktowicz (Polen). Sie unterhielt Kontakte zu linksorientierten kirchlichen Gruppen wie dem Unterwegskreis und dem Weißenseer Arbeitskreis und zu Kirchengemeinden, die korporativ in der CFK mitarbeiteten. Aus dieser Arbeit entwickelte sich 2006 u. a. die Wiederaufnahme eines Kontakts zum thüringischen Ort Kapellendorf, wo zu DDR-Zeiten eine aktive CFK-Gruppe das kirchliche Leben prägte. Im Rahmen der 200-jährigen Gedenkveranstaltungen zur Schlacht von Jena und Auerstedt 1806 folgte sie der Einladung der politischen Gemeinde Kapellendorf, sich mit einer Gruppe aus St. Savin (ein Dorf zwischen Lyon und Grenoble gelegen) an den Veranstaltungen zu beteiligen. Daraus entstanden inzwischen wechselseitige Besuchskontakte, die vor Ort die deutsch-französische Nachbarschaft im Sinne von Völkerfreundschaft mit Leben erfüllen.

Krum ist publizistisch tätig, hält Vorträge, gibt Interviews, schreibt in linksorientierten Zeitungen und setzt sich u.a. für eine „gerechte Beurteilung“ der DDR ein. Im Rahmen der Historischen Kommission von Lyon arbeitet sie über die Zeit des Nationalsozialismus und des Kalten Krieges. Sie gehört zur Lyoner interreligiösen Gruppe „Kinder Abrahams“, in der sich Juden, Moslems und Christen verschiedener Konfessionen für den Frieden einsetzen. Im Rahmen der Cimade (Organisation zur Wahrung der Rechte der Ausländer in Frankreich) ist sie im Gefängnis tätig; des Weiteren arbeitet sie theoretisch über Aids, und als Seelsorgerin und Sophrologin arbeitet sie vor allem mit Aids-Kranken.

Horsta Krum ist geschieden; sie war verheiratet mit dem früheren Pfarrer der Martin-Luther-King-Kirchengemeinde in Berlin-Neukölln Ulrich Krum, der ebenfalls 1994 wegen der Stasi-Kontakte des Ehepaars suspendiert wurde und 1998 eine Disziplinarstrafe erhielt,[5]. Sie ist Mutter von zwei Töchtern.

Werke

  • Les Huguenots Bonifas, Aimé. - Paris : Ed. de Paris, 2000
  • Das letzte Jahr der DDR. Berlin : Gesellschaftswiss. Forum, 1994
  • Frankreich am Kreuz. Berlin : Wichern-Verl., 1993
  • Preussens Adoptivkinder. Berlin : arani, 1985

Als Koautor

  • Die Waldenser. Der Kampf von Christen um eine neue Kirche, in: Dietrich Schirmer (Hrsg.)
  • So begann meine Nachkriegszeit. Männer und Frauen erzählen vom Mai 45, hg. von Peter Heilmann (Darin: Torgau an der Elbe), Wichern Berlin 1985
  • Kirchenkritische Bewegungen. Werkbuch für den Religionsunterricht Bd. 1, Stuttgart 1985, 84-98[2][6]
  • Spuren der Wahrheit. Bewahrenswertes DDR-Erbe. Erlebnisse, Betrachtungen, Erkenntnisse, Dokumente. Hg. Unabhängige Autorengemeinschaft "Als Zeitzeugen erlebt" (Darin: Klaus D. - eine fast banale Geschichte; Gabi D. aus Sachsen-Anhalt), GNN Schkeuditz 2005, ISBN 3-89819-208-3
  • Aus Kirche und Welt. Festschrift zum 80. Geburtstag von Hanfried Müller, hg. Dieter Kraft, (darin Jean Lasserre: Erinnerungen an Dietrich Bonhoeffer), Eigenverlag Berlin 2006, S. 187, ISBN 3-00-018328-0

Einzelnachweise

  1. Horsta Krum: Von der anderen Seite der Mauer - als die Mauer aufhörte, eine Mauer zu sein Weissenseer Blätter (1990)
  2. epd-Dokumentation 16/1994: Aus der Akte IM "Helena". Die Westberliner Pfarrerin Horsta Krum und die Stasi'.
  3. Two German pastors accused of spying - Horsta and Ulrich Krum. Artikel im Christian Century vom 11. Mai 1994, abgerufen am 31. Oktober 2009.
  4. Mitteilung des Konsistoriums, zitiert nach : Artikel der Berliner Zeitung vom 10. Januar 1994, abgerufen am 31. Oktober 2009
  5. Ein Diener des Herrn - und ein Bote der Stasi Artikel der Berliner Morgenpost vom 10. Juni 2008, abgerufen am 31. Oktober 2009
  6. Erich Wenneker: VALDES, Gründer der waldensischen Reformbewegung. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 12, Herzberg 1997, ISBN 3-88309-068-9, Sp. 1029–1035.

Weblinks


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