Jaco Pastorius (Album)

Jaco Pastorius (Album)
Jaco Pastorius
Studioalbum von Jaco Pastorius
Veröffentlichung 1976
Label Epic Records
Format CD, LP
Genre Jazz, Fusion
Anzahl der Titel 9
Laufzeit 42:07

Besetzung

Unter anderem:[1]

Produktion Bob Belden, Paul Bley, Bobby Colomby[2]
Studio Camp Colomby Studios, Columbia Recording Studios[3]
Chronologie
Jaco Pastorius Word of Mouth
(1982)

Jaco Pastorius ist das Debüt-Soloalbum[4] des amerikanischen E-Bassisten Jaco Pastorius. Das Album erschien im August 1976 beim Label Epic mit neun Songs. Im August 2000 wurde nach einem Remastering bei Sony Music das Album mit elf Stücken veröffentlicht.[5] Das Album gilt als Meisterleistung.[6]

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

1976 wurde Jaco Pastorius international bekannt, als er mit der Jazzrock-Band Blood, Sweat & Tears auf Tour war. Er traf den Schlagzeuger der Gruppe, Bobby Colomby, der als Produzent für Epic Records arbeitete, auf einem Konzert in Fort Lauderdale. Dort begeisterte er Colomby unter anderem durch seine Geschicklichkeit an seinem Instrument und durch seine Art, Flageoletttöne einzusetzen. Nachdem er sich mit Jacos Kompositionen auseinandergesetzt hatte, bot Colomby ihm einen Plattenvertrag an, den er annahm. Während der Aufnahmen lebte Pastorius im New Yorker Haus von Bobby Colomby. Zu dieser Zeit entstanden die meisten Lieder, die auf dem Album zu hören sein sollten - viele Stücke hatten jedoch zunächst andere Titel.[7] Zu seiner Arbeit an dem Album sagt Colomby:[8]

„I did what most producers try to do and make sure that his artistry, and in Jaco's case, his diverse musical vocabulary, was well represented on this, his first disc. I wanted to bring to light two of the aforementioned unique aspects of his playing. The harmonics and fluid dexterity. “

„Ich tat, was die meisten Produzenten versuchen: Sichergehen, dass seine Kunst, und in Jacos Fall, sein umfangreiches musikalisches Vokabular, gut auf dieser, seiner ersten Scheibe, repräsentiert ist. Ich wollte zwei der oben genannten einzigartigen Aspekte seines Spiels ans Licht bringen. Die Flageoletttöne und die fließende Geschicklichkeit.“

Bobby Colomby

Damit ihm das gelingt bat er Pastorius, einige der Bassläufe, die er von dem Konzert in Fort Lauderdale kannte, mit Flageoletttönen zu spielen. Zusammen mit Toningenieur Dave Palmer nahm er ohne Jacos Wissen einige Titel auf, bearbeitete sie und zeigte sie dem Künstler. Nach einiger Überzeugungsarbeit war dieser mit seiner Idee einverstanden. So entstand das berühmte Stück Portrait of Tracy.

Jaco Pastorius suchte die Lieder die auf dem Album erscheinen sollten aus, ließ dem Produzenten bei deren Abfolge jedoch freie Hand. Dieser entschied sich dafür, das Album mit Donna Lee zu eröffnen, um den Bassisten und seine Fähigkeiten vorzustellen. Um den Zuhörern zu zeigen, dass das Album etwas besonderes ist, entschied er sich für den nach "Main Stream klingenden Song" Come On, Come Over an zweiter Stelle. Als letzten Titel wählte er Forgotten Love, da ein Album seiner Meinung nach, ähnlich wie ein Film, mit bestimmten Emotionen enden sollte.[8]

Cover

Das Coverbild des Albums zeigt ein schwarz-weißes Porträt von Jaco Pastorius, auf dem er einen dunklen Rollkragenpullover trägt und die Arme vor der Brust verschränkt hat. Über seinen zerzausten Haaren steht in weißer Schrift "Jaco Pastorius".

Bobby Colomby entschied sich für ein Porträt als Cover, weil er es für den besten Weg hielt, einen neuen Künstler vorzustellen und weil er dachte, das untypische Aussehen von Pastorius passe zu seinem untypischen Bassspiel.

Das Foto wurde vom Fotografen von CBS Records, Don Hunstein, gemacht.[8]

Das Album und seine Stücke

Trackliste

Jaco Pastorius bei einem Auftritt, 1980
  1. Donna Lee – 2:27
    (Parker/Davis)
  2. Come On, Come Over - 3:54
    (Herzog/Pastorius)
  3. Continuum - 4:33
    (Pastorius)
  4. Kuru/Speak Like a Child - 7:43
    (Hancock/Pastorius)
  5. Portrait of Tracy - 2:22
    (Pastorius)
  6. Opus pocus - 5:30
    (Pastorius)
  7. Okonkole y Trompa - 4:25
    (Alias/Pastorius)
  8. (Used to Be a) Cha-Cha - 8:57
    (Pastorius)
  9. Forgotten Love - 2:14
    (Pastorius)

Neuerscheinungen von 2000:

  1. (Used to Be a) Cha-Cha (Alternate Take) - 8:49
    (Pastorius)
  2. 6/4 Jam - 7:45
    (Pastorius)

Donna Lee

Der Jazzstandard wurde im Original von Charlie Parker unter Mitwirkung von Miles Davis geschrieben. In der Interpretation von Pastorius wird dieser lediglich von Don Alias an den Congas begleitet. Der Studienfreund und Jazz-Gitarrist Pat Metheny sagt über Pastorius' Version des Liedes:[9]

„ Jaco’s solo on ‘Donna Lee’ ...is even more notable for being one of the freshest looks at how to play on a well traveled set of chord changes in recent jazz history “

„Jacos Solo in "Donna Lee"... ist noch beachtsamer, weil es eines der frischesten Arten der momentanen Jazz-Geschichte ist, in einem weitreichenden Satz von Akkordänderungen zu spielen.“

Pat Metheny

Wegen des ausgeprägten Basslaufs in dem Stück, ist Donna Lee eines der Lieder auf dem Album, die zur Änderung der Rolle des Basses in der modernen Musik führten.

Come On, Come Over

Das einzige Stück des Albums, das Gesang enthält, ist dem Genre Funk zuzuordnen. Dementsprechend lautete der erste Titel, den Pastorius für das Lied vorsah "Funk".[7] Den Gesang übernahm das Soul-Duo Sam & Dave.[1]

Im Text des Liedes geht es um das Feiern und Tanzen zur Musik in einem Nachtclub oder einer Bar. Es geht darum glücklich zu sein:[10]

„The more time you spend feeling happy - The less time you'll be blue“

„Je mehr Zeit du mit dem Glücklichsein verbringst - desto weniger Zeit wirst du traurig sein“

Im Chorus des Liedes ist ein typischer Aspekt des Bassspiels von Pastorius zu hören: der melodische Einsatz von sogenannten Dead-Notes. Um eine solche Note zu erzeugen, werden die Saiten mit der Greifhand abgedämpft, während sie mit der Spielhand angezupft werden. Dabei entsteht ein perkussives Klacken.

Der Einsatz von Dead-Notes (gekennzeichnet durch ein "x" als Notenkopf) im Chorus von "Come on, Come over".

Continuum

In Continuum steht einmal mehr der Bass im Mittelpunkt. Jaco Pastorius spielte die Melodie im Vordergrund und wurde dabei von Herbie Hancock am Fender Rhodes, Lenny White am Schlagzeug und Don Alias an den Congas unterstützt. Das Lied gilt neben Portrait of Tracy und Donna Lee als eines der prägenden des Albums für das moderne Bassspiel.

Portrait of Tracy

Das Stück Portrait of Tracy sollte zunächst "Harmonics" heißten.[7] "Harmonics" ist der englische Ausdruck für Flageoletttöne, die einen weiteren typischen Aspekt an Pastorius Bassläufen bilden. Diese Töne werden erzeugt, indem ein Finger der Greifhand an einer bestimmten Stelle auf die Saite gelegt werden. Im Gegensatz zum normalen Spiel wird die Saite also nicht auf das Griffbrett gedrückt, sondern lediglich berührt. Der Ton, der beim Anschlagen dann entsteht gehört zur Obertonreihe. Weil Portrait of Tracy beinahe ausschließlich aus Flageoletttönen besteht, gilt es unter Bassisten als revolutionär.

Intro des Stückes Portrait of Tracy mit Flageoletttönen

Das Lied wurde mehrmals gecovert, unter anderem von Marcus Miller und Victor Wooten. Der heutige Titel bezieht sich auf Tracy Sexton, die erste Frau von Jaco.[11]

Sonstiges

  • Kuru/Speak Like a Child waren eigentlich zwei Lieder, die Pastorius für das Album aber zusammenlegte.
  • Von (Used to be a) Cha-Cha wurden zwei Aufnahmen gemacht. Die zunächst verworfene, alternative Version erschien im Jahr 2000 auf dem Remastering des Albums.
  • 6/4 Jam erschien lediglich auf dem Remastering.
  • Okonkole Y Trompa war ein Jam zwischen Pastorius und Don Alias, wobei vermutlich keiner der beiden wusste, dass er aufgenommen wurde.[8]

Auszeichnungen

Das Album wurde für einen Grammy Award in der Kategorie "Beste Jazz-Darbietung einer Gruppe" nominiert. Der Preis ging jedoch an Chick Corea. Eine weitere Grammy-Nominierung erhielt er in der Kategorie "Beste Jazz-Darbietung eines Solisten" für Donna Lee. Diesen Preis erhielt Count Basie.[12]

Kritik

Das E-Zine Allmusic gab dem Album fünf von fünf möglichen Sternen. Rick Anderson schreibt dort:[13]

„[...] each track [is] heading off in a different direction -- each one [is] a masterpiece that would have been a proud achievement for any musician.“

„[...] jeder Titel führt in eine andere Richtung -- jeder ist ein Meisterstück, das eine stolze Leistung für jeden Musiker wäre.“

Richard Cook und Brian Morton vergaben dem Album in The Penguin Guide to Jazz die zweithöchste Bewertung und meinten, dass das Album trotz Missgriffen wie dem Sam & Dave-Einsatz eindrucksvoll die unterschiedlichen Facetten von Pastorius’ musikalischer Persönlichkeit zeige und als das beste Album für die Erinnerung an den verstorbenen Bassisten stehe. Auch wenn es letztlich (durch die zu vielen Ambitionen) nicht ein großartiges Album sei, heben die Autoren seine Leistungen in den Stücken „Portrait of Tracy“ und „Donna Lee“ hervor.[14]

Einzelnachweise/Anmerkungen

  1. a b Album auf der offiziellen Homepage von Jaco Pastorius. Abgerufen am 19. September 2010 (englisch).
  2. Album auf Answers.com. Abgerufen am 19. September 2010 (englisch).
  3. Album auf CDUniverse.com. Abgerufen am 19. September 2010 (englisch).
  4. Vor den Aufnahmen zu diesem Album entstand im Juni 1974 Pastorius’ Album Jaco, das später auf DIW Records erschien, sowie gleichzeitig das Album Pastorius-Metheny-Ditmas-Bley, das auf dem kleinen Label Improvising Artists erschien. Mitwirkende Musiker waren jeweils neben Pastorius Paul Bley, Pat Metheny und Bruce Ditmas.
  5. Neben den ursprünglichen Liedern, enthielt das Album nun als weiteren Song 6/4 Jam sowie eine alternative Version des Liedes (Used to be a) Cha-Cha.
  6. Allmusic-Porträt von Pastorius
  7. a b c Handschriftliche Songliste von Pastorius. Abgerufen am 19. September 2010 (englisch).
  8. a b c d Bobby Colomby spricht über das Album. Abgerufen am 29. September 2010 (englisch).
  9. Donna Lee bei JazzStandards.com. Abgerufen am 19. September 2010 (englisch).
  10. Songtext von "Come On, Come Over". Abgerufen am 19. September 2010 (englisch).
  11. Grayson Currin: Continuum. Jaco Pastorius is remembered by the music and muses he left behind. INDYWEEK.COM, abgerufen am 29. September 2010 (englisch).
  12. Grammy-Nominierungen. Abgerufen am 19. September 2010 (englisch).
  13. Album bei Allmusic.com. Abgerufen am 19. September 2010 (englisch).
  14. Cook & Morton, Penguin Guide to Jazz, 2002, S. 1165.

Weblinks


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