- Jakob Dachtler der Jüngere
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Jakob Dachtler der Jüngere (* um 1525 in Balingen; † 1598 in Tübingen) war ein deutscher Theologe und Professor für Hebräische Sprache.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jakob Dachtler d. J. stammt aus der Familie der Dachtler (Dachtel) von Herrenberg und wurde um 1525 in Balingen geboren, wahrscheinlich als Enkel des Jakob Dachtler d. Ä aus Herrenberg, Bürgers zu Balingen, der 1525 im Bauernkrieg am Zug Herzog Ulrichs von Württemberg (1487–1550) gegen Stuttgart teilgenommen hatte[1].
Nach seiner Schulzeit in Rottweil und Rottenburg am Neckar immatrikulierte sich Dachtler 1539 in Tübingen. 1544 wurde er zusammen mit Dietrich Schnepf (1525–1586) zum Magister promoviert. 1546 bis 1548 war Mag. Jakob Dachtler Pfarrer in Ebersbach an der Fils.
1549 immatrikuliert sich Dachtler als Magister wieder in Tübingen und lernte ab 1550 zusammen mit Jacob Heerbrand (1521–1600), Jakob Andreae (1528–1590) und Dietrich Schnepf privatim Hebräisch bei Erasmus Oswald Schreckenfuchs (1511–1579). 1552 war Dachtler Adjunkt des „Magister domus stipendii“ Georg Liebler (1524–1600) in der herzoglichen Stipendiaten-Anstalt. 1553 bis etwa 1557 war Jakob Dachtler Pfarrer in Biberach, 1558 wurde er Pfarrer und 1559 als Nachfolger von Leonhard Culmann (1497/98–1562) Superintendent in Wiesensteig in der Grafschaft Helfenstein. In Dachtlers Amtszeit fiel 1562/63 die große Hexenverfolgung in der Herrschaft Wiesensteig. 1567 wurde Dachtler im Zuge einer Rekatholisierung von Graf Ulrich XVII. (1524-1570) aus der Grafschaft Helfenstein vertrieben.
Jakob Dachtler erhielt eine Anstellung in Tübingen und wurde 1568 Professor für Hebräisch. 1575 wurde Dachtler wegen „Schwächlichkeit“ von der Arbeitsverpflichtung entbunden, erhielt von Herzog Ludwig dem Frommen (1554–1593) eine Leibrente und half in seinem Ruhestand immer wieder im Tübinger Pfarrdienst oder als Sprachdozent an der Universität aus. Er wurde „der fromme Dachtler“ genannt und starb 1598. Für die Leichenrede forderte Martin Crusius (1526–1607) einen Lebenslauf (cursus vitae) von Dachtlers Schwiegersohn Mag. Friedrich Räch an[2].
Familie
Jakob Dachtler war mehrmals verheiratet: ∞ I. ..., ∞ II. Anna, geb. Motzer († 1588), Witwe von Wolf Weininger aus Tübingen, ∞ III. um 1588 Maria, Witwe von Pfarrer Georg Bürklin aus Neuenstadt[3].
Seine Kinder waren:
- Theophil oder Gottlieb, geboren 1553 oder 1554 in Biberach, Jurist und Autor, Ratsconsulent der Stadt Straßburg, † nach 1627 vermutlich in Straßburg,
- Maria, geboren in Biberach, heiratete Lazarus Bertsch, Sohn von Pfarrer Ludwig Bertsch aus Schorndorf,
- Catharina, ebenfalls geboren in Biberach, heiratete Mag. Friedrich Räch (Rehe), Sohn von Sebastian Räch aus Gärtringen,
- Blandina, wohl in Tübingen geboren, heiratete Mag. Ludwig Leipzig aus Schorndorf, später Ober-Pfarrer in Biberach, 1624 evangelischer Abt der Schule in Kloster Murrhardt, 1633 Abt in Kloster Maulbronn, musste 1634 dem katholischen Abt Schaller weichen.
Quellen
- Predigten und Leichenreden von Jakob Dachtler. In: Martin Crusius: Mitschrift der Predigten des Jakob Andreae, Jakob Heerbrand, Dietrich Schnepf und anderer aus den Jahren 1573-1574 und von Leichenreden aus den Jahren 1570-1574 (Handschriftensammlung der Universität Tübingen; Mb 19-6)
Literatur
- Siegfried Hermle: Reformation und Gegenreformation in der Herrschaft Wiesensteig unter besonderer Berücksichtigung des Beitrags von Jakob Andreae (Quellen und Forschungen zur württembergischen Kirchengeschichte 14), Stuttgart: Calwer 1996
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Akten des Reichskammergerichts, Bestand 814, E 567): Prozess um Ansprüche auf Güter des Jakob Dachtler in Balingen und Tübingen, die dieser als Schadenersatz und Kriegsbeute verloren hatte. Als Kinder des Jakob Dachtler d. Ä. von Herrenberg werden dort 1526 genannt: Magister Jacobus Dachtler, Pfarrer zu Ostheim, Katharina geb. Dachtler, Ehefrau des Eberhard Gerlach, sowie Jos Dachtler.
- ↑ Vgl. Horst Schmidt-Grave, Leichenreden und Leidenpredigten Tubinger Professoren 1550-1750 Stuttgart: Franz Steiner Verlag 1974 S. 45f.
- ↑ Vgl. Siegwalt Schiek / Wilfried Setzler: Das älteste Tübinger Ehebuch 1553 - 1614. Textedition und Register (Beiträge zur Tübinger Geschichte 11), Stuttgart 2000, S. 91.135.
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