Johann Eberhard von Droste zu Zützen

Johann Eberhard von Droste zu Zützen

Johann Eberhard von Droste zu Zützen (* 1. August 1662 in Golßen-Zützen; † 18. September 1726 in Reddern) war ein sächsischer General, Kommandeur der Festung Königstein und Gutsbesitzer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Johann Eberhard stammte aus einer Seitenlinie des katholischen Adelsgeschlechts Droste zu Hülshoff, die im 17. Jahrhundert auf Möllenbeck (heute Münster-Wolbeck) bestanden hat. Sein Vater war Herbert von Droste zu Möllenbeck (1609–1669), kurfürstlich-sächsischer Oberleutnant, den es im Dreißigjähriger Krieg aus Westfalen nach Sachsen verschlagen hatte. Er war zum protestantischen Glauben übergetreten, um Sybilla Elisabeth von Klitzing, Erbin der Güter Zützen und Wendisch-Gersdorf (heute Stadt Golßen), heiraten zu können. Diese beiden Güter hatten im 20. Jahrhundert eine Größe von zusammen 1.055 ha. Im Heimatbuch der Schule Brenitz wird seine milde Gutsherrschaft erwähnt. Sein Sohn Johann Eberhard verheiratete sich in erster Ehe mit Christina von Birckholz, Erbin der Güter Reddern, Kasel, Loss und Pelzdorf, die er mit seinen ererbten Gütern zu einem ausgedehnten Ritterguts-Komplex vereinigte. In zweiter Ehe verheiratete er sich mit Johanna Erdmuthe von Klitzing. Als Gutsherr errichtete er um 1725 die sogenannte "Flachskirche" in Reddern, deren Vollendung er nicht mehr erlebte. An der Kirche ist ein (stark verwittertes) Allianzwappen Droste-Klitzing angebracht, im Inneren befindet sich ein Epitaph für seine Tochter Johanna Eberhardine Erdmuthe (1727–1752) mit sehr ehrenden Worten.

Wirken

Johann Eberhard war nur acht Jahre älter als der sächsische Regent August der Starke, unter dem er eine militärische Karriere machte. Er trat sehr früh in die Sächsische Armee ein und wurde bereits 1691 Oberst im kurfürstlich-sächsischen Leibregiment zu Fuß. Als solcher machte er 1697 den Einmarsch nach Polen mit. Ab 1701 war er Unterkommandant des Infanterie-Regiments sächsische oder deutsche Garde. Bereits 1701 wurde er zum Generalmajor befördert und kommandierte 1703 ein nach ihm benanntes Infanterie-Regiment, mit dem er am Großer Nordischer Krieg teilnahm, 1704 Praga bei Warschau erstürmte und das er auch in der Schlacht bei Fraustadt, 1706 befehligte. 1711 wurde er mit 49 Jahren zum Generalleutnant befördert und war dann noch mehrere Jahre lang im Dienst, zuletzt als Kommandant der Festung Königstein. Dies war eine ehrenvolle Vertrauensstellung, denn August der Starke weilte oft in dieser größten Bergfestung Deutschlands und ließ sie in dieser Zeit ausbauen.

Nachkommen

Die Witwe von Johann Eberhard gebar noch posthum eine Tochter Eberhardine Ermunde Johanna Bernhardina (1727–1752), die 1741 ihren kränklichen Neffen Johann Leopold II. von Droste zu Zützen, Gersdorf, Reddern, Kasel, Loss und Pelzdorf (1718–1750) heiratete. Dieser verkaufte 1749 das Gut Zützen an die Frau von Carl Wilhelm von Kleist, der bis 1750 durch Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff - fast gleichzeitig mit Schloss Sanssouci - dort ein Schloss Kleistensitz errichten ließ (Walter Ulbricht ließ es 1945 anzünden - nur die Kellergewölbe überdauerten bis in die 70er Jahre). Da Johann Leopold Droste zu Zützen kinderlos geblieben war, wäre zumindest ein Teil seiner Güter an die westfälische Stammlinie Droste zu Hülshoff gefallen, denn Heinrich II. von Droste zu Hülshoff (1597–1666) war 1652 mit den Gütern Zützen und Wendisch-Gersdorff belehnt worden. Indessen hatte diese wegen der vielen anderen Belehnten und der Notwendigkeit, den evangelischen Glauben annehmen zu müssen, die notwendigen Nachbelehnungen versäumt, so dass die Güter an dortige Familien kamen.

Droste zu Zützen in der Literatur

Die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff nutzt in ihrer (unvollendeten) Erzählung "Bei uns zu Lande auf dem Lande nach der Handschrift eines Edelmannes aus der Lausitz" die Figur eines namentlich nicht identifizierbaren Lausitzer Verwandten als ihren Erzähler, der einen Aufenthalt auf Burg Hülshoff schildert. Als Zweck des Aufenthalts wird die Suche nach einem Erben für seine Güter in der Lausitz genannt. Während die Handlung im frühen 18. Jahrhundert spielen soll, werden Bewohner von Hülshoff aus der Generation der Dichterin (1797–1848) und ihrer Eltern Clemens-August II. von Droste zu Hülshoff (1760–1826) beziehungsweise Therese-Louise von Droste zu Hülshoff, geb. Haxthausen (Adelsgeschlecht) (1772–1853) dargestellt.

Tatsächlich war die Linie der Droste zu Zützen bereits 1750 ausgestorben. Der einzige mit Zützen und Wendisch-Gersdorf belehnte Angehörige des Hülshoffer Stammhauses, Heinrich II. von Droste zu Hülshoff (1597–1766), war ein Zeitgenosse des Begründers der Droste zu Zützen, Herbert (1609–1669), gewesen. Sein damals kinderloser Sohn Johann Eberhard von Droste zu Zützen soll im Jahre 1723 tatsächlich seinen entfernten Vetter Heinrich Johann I. von Droste zu Hülshoff (1677–1739) besucht haben, um einen von dessen Söhnen zu einer eventuellen Übernahme der Güter in der Lausitz zu bewegen. Dessen ältester Sohn Heinrich Wilhelm (1704–1754) soll aber abgelehnt haben, da ihm das Erbe des Stammsitzes Hülshoff sowie eine vorteilhafte Verheiratung mit der Familie Droste zu Vischering in Aussicht standen. Auch der jüngere Sohn Ernst Konstantin (1709–1759) stand nicht zur Verfügung, denn er wollte in den geistlichen Stand treten. Dies berichtet Heinrich von Droste zu Hülshoff (1875–1934).

Die Fiktion der Dichterin, den Hülshoff-Besuch aus der Generation ihres Ur-Ur-Ur-Großvaters in ihre eigene Gegenwart zu übertragen, weicht somit vom geschichtlichen Kern ab. Sie wollte offenbar nur ihrer Heimat Westfalen und ihrer engeren Familie ein Denkmal setzen. Sie schreibt: Dass ich "meine lieben Eltern so deutlich darin erkannte, daß man mit Fingern darauf zeigen konnte - das war eigentlich nicht meine Absicht, ich wollte nur einzelne Züge entlehnen...nun fürchte ich, wird es jedermann gradezu für Portrait nehmen..." (Brief vom 20. Juli 1841 an August von Haxthausen).

Literatur

  • Annette von Droste-Hülshoff: "Bei uns zu Lande auf dem Lande" (Fragment, Nachlass), 1862
  • Heinrich von Droste zu Hülshoff: "Der Vetter aus der Lausitz", Unterhaltungsbeilage der "Deutschen Zeitung", 19. Januar 1928
  • Wilderich Freiherr Droste zu Hülshoff: "Annette von Droste-Hülshoff im Spannungsfeld ihrer Familie"
  • "Christoph Munko wird Kössät in Zützen" in: Auszüge aus dem Heimatbuch der Schule Brenitz
  • J. Holsenbürger: „Die Herren v. Deckenbrock (v. Droste-Hülshoff) und ihre Besitzungen"

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