KZ Bahrsplate

KZ Bahrsplate
Gedenkanlage Bahrsplate

Das KZ Bahrsplate war ein Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme. Es befand sich auf der ehemaligen Flussinsel Bahrsplate in Bremen-Blumenthal.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ab 1940 wurden auf der Bahrsplate Zwangsarbeits-Lager für Ostarbeiter eingerichtet. Ab April 1943 wurde ein weiterer Teil als Lager für Kriegsgefangene genutzt. Zwischen diesen Lagerbereichen befand sich außerdem ein Marinegemeinschaftslager für die Wachmannschaften.

Am 6./7. September 1943 wurden etwa 800 überwiegend jüdische KZ-Häftlinge nach Blumenthal gebracht. Für sie wurde innerhalb des Lagerkomplexes auf der Bahrsplate ein Sonderlager eingezäunt. Diese Häftlinge waren für die AG Weser-Werft der Deschimag (Deutsche Schiffs- und Maschinenbau AG) tätig und wurden täglich per Schiff zum etwa 10 km entfernten Werftgelände nach Bremen-Gröpelingen gebracht. Als der Schiffstransport wegen der Bombenangriffe der Alliierten den Wachmannschaften zu gefährlich wurde, verlegte die SS die verbliebenen 650 Häftlinge im Dezember 1944 in das neuerrichtete Außenlager Schützenhof in der Nähe der Werft.

Anschließend wurde das Lager mit 1000 Häftlingen aus dem Stammlager Neuengamme aufgefüllt, die überwiegend aus dem belgischen Ort Meensel-Kiezegem kamen. Diese Häftlinge wurden ebenfalls von der Deschimag eingesetzt, allerdings nicht mehr direkt auf dem Werftgelände, sondern in einer von der Bremer Woll-Kämmerei angemieteten Maschinenhalle, wo Teile für die U-Boot-Produktion der Deschimag hergestellt wurden.

Außerdem gab es auch gelegentliche Arbeitseinsätze beim Bau des U-Boot-Bunkers Valentin in Rekum. Laut einer Auflistung des SS-Standortarztes Alfred Trzebinski des Stammlagers Neuengamme wurden in Blumenthal am 29. März 1945 insgesamt 929 männliche KZ-Häftlinge zur Arbeit eingesetzt. Nach Angaben auf einer Liste, die im Tresor der Cap Arcona gefunden wurde, starben von diesem zweiten Arbeitskommando 123 namentlich genannte Häftlinge.

Zwischen dem 7. und 9. April 1945 wurde das Lager aufgelöst. Die Häftlinge wurden zunächst in das KZ Farge verlegt und anschließend auf einen Todesmarsch Richtung Bremervörde/Sandbostel geschickt. Die jüdischen Häftlinge wurden ins KZ Bergen-Belsen transportiert.

Gedenkstein Bahrsplate A65027.jpg

Lagerführer dieses Außenlagers war der Oberfeldwebel Richard-Johann vom Endt, der von der Kriegsmarine abkommandiert worden war. Bei der Übernahme der Funktion erhielt er den Rang eines SS-Oberscharführers.

Gedenkstätten

Stein der Hoffnung

Seit 1985 erinnert die von Gustav Böhrnsen eingeweihte Gedenkstätte Rosen für die Opfer an die Menschen, die hier „in der Zeit des Faschismus“ gestorben sind. Diese Gedenkstätte entstand aus einem Workcamp der Friedenschulen Bremen und Marzabotto und Jugendlichen aus Ungarn und der Tschechoslowakei.

2009 entstand zusätzlich das Denkmal Häftlingswege an der ehemaligen Straße Zum Müllerloch mit Pflastersteinen der ehemaligen Häftlingsstraße zwischen der Bahrsplate und der Bremer Wollkämmerei.

Bei der Gedenkstätte Rosen für die Opfer wurde am 4. November 2009 der von Schülern des OSZ Alwin-Lonke-Straße geschaffene Stein der Hoffnung vom Bremer Senatspräsidenten Jens Böhrnsen eingeweiht.

siehe auch

Literatur

  • Raimund Gaebelein: Begegnung ohne Rückkehr. Auf der Suche nach den Opfern eines Rachefeldzuges Meensel-Kiezegem – Neuengamme – Bremen 1944-2009. Donat Verlag, Bremen 2009, ISBN 978-3-938275-61-0. (Mit einem Grußwort von Chris Desaever-Cleuren und einem Nachwort von Detlef Garbe)

Weblinks


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