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Landschaftspolder Ortsgemeinde BundeKoordinaten: 53° 14′ N, 7° 15′ O53.2302777777787.25222222222220.5Koordinaten: 53° 13′ 49″ N, 7° 15′ 8″ O Höhe: 0,5–2 m ü. NN Fläche: 11,195 km² Einwohner: 127 (2005) Eingemeindung: 1973 Postleitzahl: 26831 Vorwahl: 04953 Lage von Bunde
Landschaftspolder ist ein Straßendorf im Rheiderland, einem ostfriesischen Landstrich im Nordwesten Deutschlands. Das Westende des Dorfes grenzt direkt an die Niederlande. Politisch gehört es zur Gemeinde Bunde und ist Teil der Ortschaft Dollart. In Landschaftspolder leben rund 130 Einwohner.
Inhaltsverzeichnis
Geografie und Geologie
Landschaftspolder liegt unmittelbar östlich der Niederländischen Grenze. Im Norden grenzt der Ort an den später angelegten Kanalpolder, im Westen an Ditzumerverlaat, im Süden an Bunde, den Hauptort der Gemeinde.
Nächstgelegene Städte sind Leer (15 km Luftlinie), Emden (17 Kilometer Luftlinie) auf deutscher sowie Winschoten (15 km Luftlinie) und Groningen (45 km Luftlinie) auf niederländischer Seite. Das Dorf wurde entlang eines künstlichen Wasserzugs als Reihensiedlung angelegt. Der Ort liegt auf Marschboden, einem sehr ertragsfähigen, mineralischen Boden mit besonders hohem Kalkgehalt, der hier eine Ackerzahl von 90 bis 93 erreicht.[1]
Entwicklung des Ortsnamens
Landschaftspolder entwickelte sich auf von der See angeschwemmte Neulandgebieten. Sinkstoffe lagerten sich bei dem Gezeitenwechsel von See her auf dem Watt ab. Dieses Gebiet wurde zunächst als Wynhamster Außendeich, später dann als Bunder Anwachs bezeichnet. Nach Erreichen einer bestimmten Höhe erfolgte die Eindeichung. Diese dem Meer abgerungenen Gebiete werden im nordöstlichen Ostfrieslands als Groden, im westlichen Teil hingegen als Polder bezeichnet.[2] So erhielt das Gebiet zunächst den Namen Neuer Bunder Polder, dann Preußenpolder, Friedrichspolder und schließlich Königspolder. Nach dem Verkauf an die Ostfriesische Landschaft im Jahre 1756 wurde daraus der Name neuer landschaftlicher Polder, dann Preußischer Landschaftspolder ehe sich die heutige Bezeichnung Landschaftspolder einbürgerte.[1]
Geschichte
Das Gebiet des heutigen Dollarts und der dem Meer wieder abgerungenen Gebiete ist altes Siedlungsland, dass noch im späten Mittelalter dicht besiedelt war. Die Bucht ist, ähnlich wie der Jadebusen, das Ergebnis von Meereseinbrüchen im späten Mittelalter, die die ursprüngliche Moorlandschaft weitgehend ausgeräumt haben. Durch die Entstehung des Dollart und durch Einbrüche des Emsufers sind mindestens 20 Kirchspiele und 10 bis 15 weitere Dörfer sowie drei Klöster untergegangen. Der östliche Dollartbusen bildete sich in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Bereits 1454 hatte man einen Notdeich vom festen Emsufer quer durch das Moorgebiet bis zur hohen Geest bei Finsterwolde gebaut, der das Oldambt schützen sollte. Der westliche Busen, auf dessen Gebiet Landschaftspolder liegt, ist vermutlich erst ab den 1460er Jahren entstanden. Weite Teile dieses Gebiets waren noch weitgehend vom Meer unberührt, als 1509 die Zweite Cosmas- und Damianflut und dann die Antoniflut 1511 weit ins Innere vordrangen.
Frühester Beweis für die Anwesenheit von Menschen in Landschaftspolder ist eine Geweihaxt. Sie wurde 1992 wurde am Bunder-Interessenten-Deich gefunden und auf die Mittelsteinzeit oder die jüngere Bronzezeit datiert.[1] Funde aus späteren Zeiten bis zur Eindeichung liegen hingegen nicht vor.
Um das Jahr 1600 wurde in Bunderneuland noch unter der Herrschaft des einheimischen Grafen- und Fürstenhauses der Cirksena mit der schrittweisen Rückgewinnung von Land im Dollart begonnen. Nach dem Machtantritt der Preußen wurde mit der Planung von weiteren Eindeichungen in Ostfriesland begonnen. Als aussichtsreichstes Gebiet erwies sich der südliche Dollart. Dort hatte sich inzwischen so viel Land abgelagert, dass es aussichtsreich erschien, durch einen neuen Deich ein größeres Areal zu gewinnen.[3] Insgesamt wurden für das Projekt Kosten in Höhe von 100.000 Thalern veranschlagt.[4] Es war dies die erste geplante große Landgewinnungsaktion der Preußen in der Region, die sich von den Eindeichungen trotz der damit verbundenen hohen Investitionen wirtschaftlichen Erfolg versprachen. Nach seinem Besuch im Jahre 1751 erteilte Friedrich II. dem Projekt die Freigabe.[4]
Das Gebiet war mit einer Fläche von 12.25 km² seinerzeit der größte Polder Ostfrieslands. Eigens für das Projekt wurden schließlich auf Kosten des Königs 2.000 Arbeiter angeworben,[4] die im April 1752 mit der Eindeichung des damals so genannten neuen Bunder Polders begannen und trotz schwieriger Witterung den Deichbau mit nur einem Monat Verzögerung am 1. Dezember abschließen konnten. Die zuvor veranschlagte Summe wurde dabei eingehalten.
Nach Abschluss der Deicharbeiten begann die Besiedelung des Ortes. Dazu wurde in der Mitte des eingedeichten Landes ein 7 km langer Weg und parallel dazu ein Tief zur Entwässerung angelegt. Das neu entstandene Land wurde in Parzellen eingeteilt und 24 große Höfe sowie mehrere kleinere Handwerkerhäuser an der südöstlichen Seite des Weges errichtet, von denen drei Höfe mit einer Fläche von 205 ha verkauft, der Rest verpachtet wurde. Die ersten Pächter kamen zum großen Teil aus den Niederlanden und waren reformierten Bekenntnisses.[1]
Nachdem Pläne für eine ursprünglich geplante Societät zur Verwertung des neuen Landes gescheitert waren[5], wurden die verpachteten Höfe und Flächen schließlich 1756 für 240.000 Reichstaler an die Ostfriesische Landschaft verkauft.[1] 1768 wurde auf Betreiben der Bauern nach einer Genehmigung Königs Friedrich dem Großen die reformierte Landschaftspolder Kirche in der Mitte des Ortes erbaut. Das aus Eigenmitteln errichtete Gotteshaus ist das einzige in den ostfriesischen Poldergebieten.[6] 1766 wird die erste öffentliche Schule eingerichtet.
Nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt 1806 wurde Ostfriesland in das Königreich Holland und damit in den französischen Machtbereich eingegliedert. Diese Annexion wurde 1807 von Preußen im Frieden von Tilsit anerkannt.[7] Unter der Herrschaft der Niederlande fand 1807 eine Verwaltungsneugliederung statt. So wurde der Ort zur Commune Landschapspolder, der bis 1815 noch die Gemeinden Heinitzpolder, Bunderhammrich, Böhmerwold und Sankt Georgiwold angegliedert wurden. Nächsthöhere Instanzen waren der Kanton Jemgum im Arrondissement Winschoten des Départements Ems-Occidental (Wester Eems).[1] Nach der Niederlage Napoleons wurden die alten Verwaltungsstrukturen wieder hergestellt und die einzelnen Gemeinden der Commune Landschapspolder wieder selbstständig.
Ab dem Jahre 1833 war es den Siedlern möglich, ihre Erbpachten bei der Ostfriesischen Landschaft in Eigentum umzuwandeln.[1] Gegen Ede des Jahrhunderts wurde in Landschaftspolder über eine Genossenschaft die 1874 die zweite überhaupt in der ostfriesischen Landwirtschaft eingesetzte Dampfmaschine beschafft. 1934 wurde der Ort elektrifiziert, 1963 an die Wasser- und schließlich 1987 an die Gasversorgung angeschlossen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden im Rahmen einer Gebietskorrektur 80 ha an die Niederlande abgetreten.[1] 1969 schloss sich Landschaftspolder der Samtgemeinde Dollart an, die 1973 als Ortsteil in der Samtgemeinde Bunde aufging. Nach Auflösung der Samtgemeinde ist Landschaftspolder seit 2001 mit Dollart Teilort der Gemeinde Bunde.
Einwohnerentwicklung
Landschaftspolder hat heute rund 130 Einwohner und zählt damit zu den kleinsten Ortschaften in Ostfriesland.
Jahr Einwohnerzahl[1][8] 1800 484 1821 482 1848 446 1871 455 1905 333 1925 305 Jahr Einwohnerzahl 1933 280 1946 491 1950 498 1961 291 2002 115 2005 127 Literatur
- Hartmut Rebuschat: Landschaftspolder. Leben auf dem Meeresgrund. Selbstverlag, Landschaftspolder 2007.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft: Hartmut Rebuschat: Landschaftspolder, Gemeinde Bunde, Landkreis Leer
- ↑ Karl-Ernst Behre, Hajo van Lengen: Ostfriesland. Geschichte und Gestalt einer Kulturlandschaft. Aurich 1995, ISBN 3-925365-85-0, S. 357.
- ↑ Thorsten Melchers: Ostfriesland: Preußens atypische Provinz? Preußische Integrationspolitik im 18. Jahrhundert, Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg, Diss., 2002, S. 236, verfügbar auch zum Download.
- ↑ a b c Thorsten Melchers: Ostfriesland: Preußens atypische Provinz? Preußische Integrationspolitik im 18. Jahrhundert, Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg, Diss., 2002, S. 237, verfügbar auch zum Download.
- ↑ Thorsten Melchers: Ostfriesland: Preußens atypische Provinz? Preußische Integrationspolitik im 18. Jahrhundert, Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg, Diss., 2002, S. 238, verfügbar auch zum Download.
- ↑ Gemeinde-Bunde.de: Kirchen
- ↑ Walter Deeters: Kleinstaat und Provinz. Allgemeine Geschichte der Neuzeit, in Karl-Ernst Behre/Hajo van Lengen: Ostfriesland. Geschichte und Gestalt einer Kulturlandschaft, Ostfriesische Landschaft, Aurich 1995, ISBN 3-925365-85-0, S. 167.
- ↑ Rebuschaft: Landschaftspolder. 2007, S. 130.
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