Landtagswahl in Schleswig-Holstein 1950

Landtagswahl in Schleswig-Holstein 1950
Landtagswahl 1950
(in %) [1]
 %
30
20
10
0
27,5
23,4
19,8
9,6
7,1
5,5
2,8
2,2
2,2
Sonst.
Gewinne und Verluste
Im Vergleich zu 1947
 %p
 25
 20
 15
 10
   5
   0
  -5
-10
-15
-20
-16,3
+23,4
-14,3
+9,6
+2,1
-3,8
-0,2
-2,5
+2,0
Sonst.
Anmerkungen:
g 1947 als DKP
Landeswappen Schleswig-Holstein.png

Die Landtagswahl in Schleswig-Holstein 1950 war die zweite freie Wahl zum Landtag Schleswig-Holstein und fand am 9. Juli 1950 statt. Die SPD Schleswig-Holstein verlor die bisherige absolute Mehrheit und musste einer CDU-geführten Regierung Platz machen.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein 1947 hatte die SPD dank des Wahlrechtes, das starke Eigenschaften des Mehrheitswahlrechtes aufwies, eine absolute Mehrheit im Landtag erhalten. Schleswig-Holstein war damit das einzige Bundesland mit SPD-Alleinregierung. Das Wahlergebnis 1947 lautete:

Partei Stimmen Stimmanteil in % Sitze
SPD 469.994 43,8 43
(davon 34 in den Wahlkreisen)
CDU 365.534 34,0 21
SSW 99.500 9,3 6
FDP 53.359 5,0
KPD 50.398 4,7
DKP 32.848 3,1
Zentrum 1.082 0,1

Von den 1.594.794 Wahlberechtigten wurden bei einer Wahlbeteiligung von 69,8 % insgesamt 1.073.204 Stimmen abgegeben.

Ministerpräsident wurde Hermann Lüdemann. Bei der Wahl zum ersten Bundestag am 14. August 1949 erreichte die SPD in Schleswig-Holstein mit 29,6 % der Stimmen nur noch Platz 2 hinter der CDU, die in Schleswig-Holstein 30,7 % erreichte. Die SPD reagierte auf diese Wahlniederlage durch den Wechsel von Hermann Lüdemann zu Bruno Diekmann im Amt des Ministerpräsidenten. Vom 29. August 1949 bis zum 5. September 1950 regierte das Kabinett Diekmann.

Wahlkampf und Wahlrecht

Der Wahlkampf wurde durch die Vertriebenenfrage geprägt. Schleswig-Holstein hatte den höchsten Anteil von Vertriebenen aufgenommen, die nun 35 % der Bevölkerung stellten. Erstmals trat mit dem BHE eine Vertriebenenpartei an. Dies ging klar zu Lasten der SPD, die unter den Vertriebenen bei der vergangenen Wahl überdurchschnittlich gut abgeschnitten hatte.

Hauptwahlkampfthema war die Wirtschaftspolitik. Hier stand die Versorgungslage der Bevölkerung und vor allem der Wohnungsmangel, der 5 Jahre nach Kriegsende noch in gravierendem Umfang bestand, im Mittelpunkt. Die SPD hatte sich in der vergangenen Wahlperiode für Verstaatlichungen eingesetzt (das "Gesetz zur Überführung der Grundindustrie in Gemeineigentum" war nur durch Veto der Besatzungsmacht nicht in Kraft getreten) und eine Bodenreform beschlossen. Diese Politik wurde von der Opposition genauso kritisiert wie die Einführung einer 6jährigen Grundschule. Die SPD hatte 1949 einen Eklat verursacht, als sie diese hoch umstrittenen Themen in der Verfassung des Landes Schleswig-Holstein verankerte. In der Folge nahm die CDU nicht mehr an der Verfassungsberatung teil.

Die Neufassung des Wahlrechtes führte zum nächsten Eklat. Bei den Kommunalwahlen am 24. Oktober 1948 und der Bundestagswahl 1949 war die CDU jeweils sogar stärker geworden als die SPD. Damit drohte das Wahlrecht, das der SPD bei der vorangegangenen Wahl eine absolute Mehrheit im Parlament mit nur 41,1 % der Wählerstimmen beschert hatte, nun gegen sie zu wirken. Fünf Monate vor der Wahl wurde daher das Wahlrecht geändert. Die Zahl der Wahlkreisabgeordneten wurde von 42 auf 46 erhöht, nur noch 23 sollten nach dem Verhältniswahlrecht gewählt werden. Für diese sollten die kleinen Parteien gestärkt werden. Statt wie bei der letzten Wahl nur diejenigen Parteien, die einen Wahlkreis gewannen, sollten nun alle Parteien, die die 5-Prozent-Hürde übersprangen, im Parlament vertreten sein. Willi Koch (CDU) kritisierte die Regelungen als verfassungswidrig, Carl-Christian Arfsten (CDU) sprach von einem "schwarzen Tag der Demokratie".[2]

Einigkeit der Parteien bestand in der Ablehnung der Demontagen durch die Besatzungsmacht, die unter anderem bei den Protesten bezüglich der Sprengung der Torpedoversuchsanstalt Surendorf deutlich wurde.

CDU, FDP und DP traten als "Wahlblock" an und strebten gemeinsam eine Ablösung der SPD-Regierung an.

Wahlergebnis

Das amtliche Wahlergebnis lautete wie folgt:

Partei Stimmen Stimmanteil in % Sitze
SPD 360.188 27,5 19
BHE 306.570 23,4 15
CDU 258.967 19,8 16
DP 125.663 9,6 7
FDP 92.454 7,1 8
SSW 71.811 5,5 4
DRP 37.107 2,8 0
KPD 28.344 2,2 0
Sonstige 2,1 0

Die Wahlbeteiligung betrug 78,2 %.

Die gewählten Mitglieder des Landtags sind der Liste der Mitglieder des Landtages Schleswig-Holstein (2. Wahlperiode) zu entnehmen.

Weder SPD noch Wahlblock konnte aufgrund der Mehrheitsverhältnisse eine Regierung bilden. Zünglein an der Wage wurde der BHE, der gemeinsam mit den bürgerlichen Parteien des Wahlblocks eine Regierung bildete. Ministerpräsident wurde Walter Bartram (siehe Kabinett Bartram). Für die SPD begann eine Zeit in der Opposition, die 38 Jahre dauern sollte. Die neue Landtagsmehrheit beendete die Bodenreform und kehrte zur 4jährigen Grundschule zurück.

Einzelnachweise

  1. Wahlberechtigte, Wählerinnen/Wähler und Stimmenverteilung in % Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein
  2. Erich Maletzke, Klaus Volquartz: Der Schleswig-Holsteinische Landtag, 1983, Seite 57-58

Quellen

  • Franz Osterroth: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Kiel 1963, Seite 134–135

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”