Maria-Magdalenen-Kapelle (Braunschweig)

Maria-Magdalenen-Kapelle (Braunschweig)
Die Maria-Magdalenen-Kapelle vor 1914

Die Maria-Magdalenen-Kapelle in Braunschweig wurde um das Jahr 1500 erbaut und befand sich in der Straße „Kleine Burg 8“, unmittelbar westlich des Gymnasiums Kleine Burg, dort wo heute ein Teil der Burgpassage verläuft. Obwohl die Kapelle, samt Fachwerkanbauten, eines der wenigen frühneuzeitlichen Bauwerke der Stadt war, die die Bombenangriffe des Zweiten Weltkrieges unbeschädigt überstanden hatten, wurde sie im Herbst 1955 im Zuge der Erweiterung des Pressehauses der Braunschweiger Zeitung, das sich damals Hutfiltern befand, abgerissen.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1237 wurde in einer Schenkungsurkunde erstmals eine Kapelle in der „kleinen Burg“ erwähnt.[2] Ende des 15. Jahrhunderts wurde diese durch die Maria-Magdalenen-Kapelle ersetzt. Es handelte sich um ein kleines, polygones, spätgotisches Gebäude. Den Innenraum überdachten zwei Joche mit Kreuzrippen, eine 3/8-Apsis bildete den Abschluss. Von den fünf Fenstern, zeigte eines auf der Nordseite Maria im Strahlenkranz mit dem Jesuskind auf dem Arm und der Inschrift Anno domini m° d° i° (im Jahre des Herrn 1501).[2]

Die Maria-Magdalenen-Kapelle besaß Ländereien und verfügte somit über Einkünfte u. a. von einem Gut in Börßum, zwei Höfen in Klein-Dahlum sowie je einem Hof in Reppner und Broitzem. Erbzinspflichtig waren zwei Höfen in Watenbüttel und zwei Häuser.[3]

Die Kapelle wurde später vom Aegidienstift, das nicht zum Kloster St. Aegidien, sondern zum Konvent St. Leonhard gehörte, genutzt.[4] Nach der Reformation befand sich in dem Gebäude ein lutherischer Jungfrauenkonvent, der 1615 in das Aegidienkloster übersiedelte. 1832 wiederum übernahm dieser die Kapelle „Kleine Burg 8“, wobei sich der Name „Aegidienstift“ erhielt.[5] Als das Gymnasium „Kleine Burg“ 1905 erweitert wurde und dabei ein angrenzendes Haus abgerissen werden musste, konnten bis dahin zugemauerte gotische Fenster wieder freigelegt und restauriert werden. Das Maßwerk dieser Fenster zeigte für Braunschweiger Sakralbauten untypische Fischblasenornamente.[6]

Das erhalten gebliebene Portal der Maria-Magdalenen-Kapelle 2009

Noch zur Zeit des Zweiten Weltkrieges wohnten in einem angrenzenden Fachwerkanbau neun Konventualinnen und eine Domina.[1] Im Gegensatz zu großen Teilen der Braunschweiger Innenstadt, überstand die Maria-Magdalenen-Kapelle die Bombenangriffe des Krieges unbeschädigt. Die Räumlichkeiten wurden von der nahe gelegenen Bartholomäusgemeinde, deren Kirche schwer beschädigt war, übergangsweise für Gottesdienste genutzt. Obwohl die Maria-Magdalenen-Kapelle intakt war, wurde sie dennoch zusammen mit dem Wohngebäude im Herbst 1955 abgerissen, wobei ein Grundstein aus dem Jahre 1498 entdeckt wurde. Das auf der Nordseite der Kapelle befindliche Portal mit zwei Figuren der Maria Magdalena und vermutlich der eines Bischofs, wurde in das Konventsgebäude (Alter Zeughof 1) an der Brüdernkirche eingesetzt, wo es sich noch heute befindet. Teile des Maßwerks sowie verschiedene Konsolen, die fein gearbeitete Porträtköpfe zeigten, sind jedoch seit dem Abriss verschollen.[7]

Literatur

  • Reinhard Dorn: Mittelalterliche Kirchen in Braunschweig, Hameln 1978, ISBN 3-87585-043-2
  • Hermann Dürre: Geschichte der Stadt Braunschweig im Mittelalter, Braunschweig 1861
  • Garzmann, Schuegraf, Pingel: Braunschweiger Stadtlexikon – Ergänzungsband, Braunschweig 1996, ISBN 3-92670-130-7
  • Wolfgang A. Jünke: Zerstörte Kunst aus Braunschweigs Gotteshäusern – Innenstadtkirchen und Kapellen vor und nach 1944, Groß Oesingen 1994, ISBN 3-86147-001-2
  • Jürgen Hodemacher: Braunschweigs Straßen – ihre Namen und ihre Geschichten, Band 1: Innenstadt, Cremlingen 1995, ISBN 3-92706-011-9
  • Paul Jonas Meier und Karl Steinacker: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Braunschweig, 2. Auflage, Braunschweig 1926
  • Torsten Priem: Die Geschichte der Maria-Magdalenen-Kapelle in Braunschweig vom Mittelalter bis zu ihrem Abbruch im Jahre 1955, In: Braunschweigisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Band 90, Selbstverlag des Braunschweigischen Geschichtsvereins 2009, S. 215–241

Einzelnachweise

  1. a b Garzmann, Schuegraf, Pingel: Braunschweiger Stadtlexikon – Ergänzungsband, S. 91
  2. a b Hermann Dürre: Geschichte der Stadt Braunschweig im Mittelalter, S. 415
  3. Hermann Dürre: Geschichte der Stadt Braunschweig im Mittelalter, S. 416
  4. Meier und Steinacker: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Braunschweig, S. 44
  5. Jürgen Hodemacher: Braunschweigs Straßen – ihre Namen und ihre Geschichten, Band 1: Innenstadt, S. 184
  6. Wolfgang A. Jünke: Zerstörte Kunst aus Braunschweigs Gotteshäusern – Innenstadtkirchen und Kapellen vor und nach 1944, S. 214
  7. Reinhard Dorn: Mittelalterliche Kirchen in Braunschweig, S. 251

Weblinks


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