Mercedes-Benz OM 615/OM 616/OM 617/OM 621

Mercedes-Benz OM 615/OM 616/OM 617/OM 621
Mercedes-Benz
OM 615, OM 616, OM 617, OM 621
Hersteller: Mercedes-Benz
Produktionszeitraum: 1958–1995
Bauform: Reihenvierzylinder
Motoren: 1,9 Liter (1897 cm³)
2,0 Liter (1988 cm³)
2,2 Liter (2194 cm³)
2,4 Liter (2399 cm³)
2,4 Liter (2404 cm³)
Vorgängermodell: OM 636
Nachfolgemodell: OM 601

Der Motor OM 621 sowie seine nur wenig veränderten Nachfolger OM 615 und OM 616 sind Dieselmotoren mit Vorkammereinspritzung und vier Zylindern in Reihe, entwickelt und produziert von Mercedes-Benz.

Diese Motoren wurden in PKWs, Kleintransportern und Unimogs von Mercedes und Hanomag seit der Mitte der 1950er Jahre bis 1996 über etwa vier Jahrzehnte in Millionen-Stückzahlen eingebaut. Diese Motoren sind noch heute auf den Straßen der Welt in Hunderttausenden Exemplaren unterwegs.

Vorgänger des OM 621 war der OM 636. Nachfolger der OM 615, OM 616 und OM 617 (welcher sich vom OM 616 nur durch einen zusätzlichen Zylinder unterscheidet) waren die komplett neu entwickelten Motoren OM 601, der 1983 im 190 D vorgestellt wurde, und die OM 602 und OM 603 in der ab 1985 gebauten Baureihe 124.

Das Kürzel "OM" steht für "Oel-Motor" (Motor, der mit Leichtöl/Diesel betrieben wird) und bezeichnet bis heute die Dieselmotoren von Mercedes-Benz.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zunächst kam der OM 621 1958 für das Ponton-Modell 190 D der Baureihe W 121 heraus, mit einer Leistung von 50 PS und einem Hubraum von 1897 cm³. Gegenüber dem noch bis 1961 parallel angebotenen Modell 180 D (W 120), das noch den etwas verbesserten OM 636 aus dem 170 D (W 136) mit 43 PS nutzte, bot er eine erhebliche Verbesserung der Fahrleistungen. Der Motor OM 621 war bei seinem Erscheinen eine nach damaligen Maßstäben moderne Konstruktion, mit einer obenliegenden Nockenwelle (OHC) anstelle der untenliegenden (OHV) des OM 636.

Zum Erscheinen des Heckflossenmodells W 110 im Jahre 1961 wurde der Hubraum auf zwei Liter erhöht, aber die Verkaufsbezeichnung 190 D zunächst beibehalten. Die Motorleistung wuchs auf 55 PS, die nun für zwei Jahrzehnte das Minimum an Fahrleistung deutscher PKW (zusammen mit dem VW Käfer mit 34 PS) bildete. Im Jahr 1965 wurde der Motor auf fünf Kurbelwellenlager geändert (Bezeichnung OM 621 VIII), und fortan als 200 D angeboten, mit unverändert 55 PS.

Die Versionen des OM 621 bis zum Index /III hatten nur drei Kurbelwellenlager: vor dem ersten und nach dem letzten Zylinder, und ein Mittellager zwischen dem 2. und 3. Zylinder. Deren Motorenlauf ist recht rau und laut. Mit der Umstellung auf fünf Hauptlager wurde der Motorlauf erheblich ruhiger. Dies war die tiefgreifendste aller Änderungen an der ganzen Motorenfamilie OM 621 / 615 / 616.

Der Motor OM 615 kam 1968 im Modell 200 D der Serie W 115 heraus. Der OM 615 ist in seiner Zweiliter-Version für den 200 D lediglich eine geringfügige Weiterentwicklung des Vorgängertyps OM 621 aus den Heckflossen-Modellen, der Unterschied besteht im Wesentlichen in einer geänderten Ölfilterposition und aufgrund des flacheren Vorderwagens in einem niedrigeren, kürzeren Ansaugrohr. Wichtigste Neuerung war die Variante des OM 615 mit verlängertem Hub, mit einem Hubraum von 2,2 Litern und einer Leistung von 60 PS im Modell 220 D - dem meistverkauften W115-Dieselmodell.

Mercedes-Benz OM 616.912 Motor

Der Motor OM 616 kam 1973 heraus: basierend auf dem verlängerten Hub des 220 D wurde auch die Bohrung erweitert, der Hubraum wuchs auf 2,4 Liter und die Leistung auf 65 PS. Dieser Motor wurde im Rahmen der Modellpflege ("MOPF") in der „Strich-Acht“-Serie unter dem Modellnamen 240 D angeboten.

Der wiederum ein Jahr später, 1974, herausgekommene Motor OM 617 im Typ 240 D 3.0 ist lediglich ein um einen fünften Zylinder verlängerter OM 616, siehe auch den Artikel OM 617. Dieser Motor wurde als erster PKW-Dieselmotor mit dem sog. "Schlüsselstart" ausgerüstet, d. h. es gab nicht mehr den üblichen "Start-Stopp-Zug" am Armaturenbrett. Die Einspritzpumpe wurde pneumatisch über den Zündschlüssel gesteuert.

Auch in den Nachfolgemodellen des „Strich-Achter“, der Baureihe 123, verwendete Mercedes die gleichen Motortypen OM 615 bis 617.

Die vorigen Motoren hatten allesamt einen „Start-Stopp-Zug“, der nicht nur die elektrische Steuerung des Vorglühens und des Anlassers übernahm, sondern auch an der Einspritzpumpe eine Anreicherung der Einspritzmengen zum Start, und die Stellung der Einspritzpumpe auf Nullförderung zum Abstellen des Motors übernahm. Diese etwas umständliche, lernbedürftige Handhabung endete 1980 mit der Einführung von Schnellstart-Glühkerzen und Schlüssel-Start-Stopp. In diesem Zuge wurde die Motorleistung des OM 615 (200 D) auf 60 PS angehoben, der OM 616 (240 D) leistete nun 72 PS, und das Modell 220 D entfiel.

Technische Daten und Verwendung

OM 621

Verwendung

Datentabelle

PKW-Modelle

Verkaufsbezeichnung Motortyp Baumuster Hubraum Bohrung x Hub Leistung bei (1/min) Drehmoment bei (1/min) Bauzeit
190 D, 190 Db (W 121) OM 621 I 621.910 1,9 L 1897 cm³ 85 × 83,6 mm 37 kW (50 PS) bei 4000 108 Nm bei 2200 1958–1959[1]
180 Dc (W 120) OM 621 IV 621.914 2,0 L 1988 cm³ 87 × 83,6 mm 35 kW (48 PS) bei 3800 100 Nm bei 2200 1961–1962[2]
190 Dc/Dc Universal (W 110) OM 621 III 621.912 40 kW (55 PS) bei 4200 118 Nm bei 2400 1961–1965[3]
200 D/D Universal (W 110) OM 621 VIII 621.918 1965–1968[4]

OM 615/616

Verwendung

Datentabelle

PKW-Modelle

Verkaufsbezeichnung Motortyp Baumuster Hubraum Bohrung x Hub Leistung bei (1/min) Drehmoment bei (1/min) Bauzeit
OM 615
200 D/8 (W 115) OM 615 D 20 615.913 2,0 L 1988 cm³ 87 × 83,6 mm 40 kW (55 PS) bei 4200 113 Nm bei 2400 1968–1976[5]
200 D (W 123) 615.940 1976–1979[6]
44 kW (60 PS) bei 4400 1979-1985[7]
220 D/8 (W/F 115) OM 615 D 22 615.912 2,2 L 2197 cm³ 87 × 92,4 mm 44 kW (60 PS) bei 4200 126 Nm bei 2400 1968–1976[8]
220 D (W 123) 615.941 1976–1979[9]
OM 616
240 D/8 (W/F/V/VF 115) OM 616 D 24 616.916 2,4 L 2404 cm³ 91 × 92,4 mm 48 kW (65 PS) bei 4200 137 Nm bei 2400 1973–1976[10]
240 D (W/F/V/VF 123) 616.912 1976–1978[11]
2,4 L 2399 cm³ 90,9 × 92,4 mm 53 kW (72 PS) bei 4400 137 Nm bei 2400 1978–1985[12]
240 GD/GDL (W 460) 616.936 1973–1976[13]

Lange Bauzeit

Der Motor OM 615, sein Vorgänger OM 621 und seine späteren Schwestermodelle OM 616 (220 D, 240 D) sowie der Fünfzylinder OM 617 für den 300 D sind ein Nachweis der meist über Jahrzehnte weitgehend gleich genutzten motorischen Antriebe für PKW, die - mit leichten Modifikation und Überarbeitungen - einen erheblich längeren Lebenszyklus aufweisen als die kurzlebigeren Karosserievarianten verschiedener Bauserien.

Entscheidender Grund für die lange Verwendung von Motorenkonzepten sind die riesigen Investitionen, die ein Motorenhersteller aufbieten muss, wenn er eine komplette Motoren-Neukonstruktion produktionstechnisch planen und dann in der Fabrikation realisieren will.

Sowohl die Einrichtungen einer hoch automatisierten Gießerei für die Motorenblöcke und Zylinderköpfe als auch die mechanische Bearbeitung der großen Gussteile als auch die Transport- und Verkettungseinrichtungen bis in die Endmontage stellen jeweils hohe achtstellige Investitionen dar, die sich erst über sehr lange Laufzeiten, im Idealfall eben über drei Jahrzehnte, auszahlen können. In ein und derselben Fertigungslinie können in aller Regel bis heute nicht Motoren unterschiedlicher Konstruktion gemischt gebaut werden. Somit ist eine sehr gute, erweiterungsfähige Grundkonzeption einer Motoren-Neukonstruktion notwendig, wenn der Hersteller nicht nach wenigen Jahren schon wieder etwas Neues, Stärkeres, Sparsameres, Saubereres an Motoren benötigt − und wiederum auf Entwicklungskosten und Investitionen in hohen Millionen getrieben ist.

Irgendwann jedoch ist auch die langlebigste Konzeption an ihrem nutzbaren Ende angelangt; bei den Dieselmotoren der Serien OM 621, 615, 616 und 617 war dies 1984 der Fall, als mit dem Erscheinen der neuen Mittelklasse-Baureihe W124 leichtere und drehfreudigere Dieselmotoren der Konzeption des „kleinen“ Mercedes W 201 (190 D) ihren Einzug in die Mittelklasse hielten. Jedoch wurde der OM 616 1991 noch einmal überarbeitet (55 kW / 75 PS) und bis 1995 im MB 100 D eingebaut. Noch heute wird dieser Motor in Indien als Lizenzbau weiterproduziert, nun auch als stärkere Version mit Turbolader.

Nach Millionen gebauter Motoren war dies der Schlussstrich unter die Produktion eines der erfolgreichsten Verbrennungsmotorenkonzepte aller Zeiten, angefangen mit 50 PS für den sparsamen Alltagseinsatz bei privaten PKWs und Taxis bis hin zu Experimentalmotoren mit 230 PS, die Dauerlauf-Weltrekorde auf der Hochgeschwindigkeitsbahn in Nardò einfuhren.

Nur die Motorenproduktion für den VW Käfer und für die Einzylinder-Honda-Motorräder weisen eine längere Produktionszeit für Kraftfahrzeugmotoren auf.

Einzelnachweise

  1. http://et.mercedes-benz-clubs.com/mediawiki/index.php/W120-W121-190D-Motor
  2. http://et.mercedes-benz-clubs.com/mediawiki/index.php/W120-W121-180Dc-Motor
  3. http://et.mercedes-benz-clubs.com/mediawiki/index.php/W110-190Dc-Motor
  4. http://et.mercedes-benz-clubs.com/mediawiki/index.php/W110-200D-Motor
  5. http://et.mercedes-benz-clubs.com/mediawiki/index.php/W114-W115-200D-Motor
  6. http://et.mercedes-benz-clubs.com/mediawiki/index.php/W123-200D-Motor
  7. http://et.mercedes-benz-clubs.com/mediawiki/index.php/W123-200D-Motor
  8. http://et.mercedes-benz-clubs.com/mediawiki/index.php/W114-W115-220D-Motor
  9. http://et.mercedes-benz-clubs.com/mediawiki/index.php/W123-220D-Motor
  10. http://et.mercedes-benz-clubs.com/mediawiki/index.php/W114-W115-240D-Motor
  11. http://et.mercedes-benz-clubs.com/mediawiki/index.php/W123-240D-Motor
  12. http://et.mercedes-benz-clubs.com/mediawiki/index.php/W123-240D-Motor
  13. http://et.mercedes-benz-clubs.com/mediawiki/index.php/W460-240GDL-Motor

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