Mussen (Münchberg)

Mussen (Münchberg)
Mussen
Koordinaten: 50° 10′ N, 11° 47′ O50.17055555555611.781666666667550Koordinaten: 50° 10′ 14″ N, 11° 46′ 54″ O
Höhe: 550 m ü. NN
Einwohner: 61 (31. Dez. 2009)
Eingemeindung: 1. Mai 1978
Postleitzahl: 95213
Vorwahl: 09251
Karte

Lage von Mussen im Stadtgebiet Münchberg

Mussen Ortskern.jpg

Mussen ist ein Ortsteil von Münchberg im oberfränkischen Landkreis Hof. Das heute 58 Einwohner zählende Dorf wurde erstmals 1317 im Hennebergischen Lehensverzeichniss erwähnt. Gegründet wurde Mussen bereits vor 1007. Das geht aus den Würzburger Altzehnten hervor. Zwischen 1837 und 1978 war das Dorf Ortsteil der Gemeinde Mechlenreuth. Mit der Gebietsreform in Bayern wurde Mussen in die Stadt Münchberg eingemeindet. Mussen ist die nachweisbar älteste Siedlung im ehemaligen Landkreis Münchberg.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Mussen (550 m über NN) liegt an der B 2 bei Kilometer 117 zwischen Münchberg und Gefrees und ca. 1,5 Kilometer südlich der Münchberger Stadtgrenze. Die umgebenden Ortschaften sind im Uhrzeigersinn, im Norden beginnend, Münchberg, Mechlenreuth, Kleinlosnitz, Schweinsbach, Biengarten und Straas. An das Dorf schließen sich nördlich der Eisenbühl und nordöstlich der Kapellenberg an. Von West nach Ost durchfließt der Mussenbach das Dorf.[1]

Niederschlagsmengen im Münchberger und im Bayreuther Raum

Klima

Das recht raue Klima im Münchberger Land beruht auf der Höhenlage. Es zeichnet sich durch hohe Niederschlagsmengen in Verbindung mit niedrigen Temperaturen aus. Die Jahresmitteltemperatur liegt bei nur 5–6 °C, während diese im nahen Bayreuth bereits bei 7–8 °C liegt. Die mittlere Lufttemperatur der Vegetationsperiode liegt bei 12–13 °C (15–16 °C in Bayreuth). Die mittlere jährliche Niederschlagsmenge liegt bei 900–1000 Millimeter (600–700 Millimeter in Bayreuth).[2]

Geologie

Das Dorf liegt auf der Münchberger Gneismasse zwischen dem granithaltigen Fichtelgebirge und dem Frankenwald, der aus paläozoischen Schiefermassen besteht. Die Zusammensetzung des Gneises ähnelt der des Granits, hat jedoch im Gegensatz zu ihm einen schieferigen Aufbau.[3] Neben einigen kleineren Bestandteilen setzt er sich hauptsächlich aus Feldspat, Quarz und Glimmer zusammen. Neben Gneis finden sich auch noch andere Gesteine wie Amphibolit oder Phyllit[4].

Die Verwitterungsprodukte bilden sandige, saure und nährstoffarme Lehmböden. Diese basenarmen, silikatischen Böden sind für die Landwirtschaft nicht besonders gut geeignet.[5] Im Gegensatz zu den Böden im Fichtelgebirge oder im Frankenwald ist die Landwirtschaft aber noch relativ ertragreich. Daher wird in der Mussener Flur hauptsächlich Landwirtschaft betrieben. Auf einer Hunderter-Skala liegen die Erträge bei ca. 27 bis 36 für Ackerflächen und 26 bis 34 für Grünflächen. Damit sind die Böden sogenannte Viertel- bis Drittelböden.[6] Da im Mussenbachtal im Allgemeinen sumpfige Böden zu finden sind, liegen die Häuser etwas abgesetzt auf einer Terrasse von festeren Gesteinen.[7]

Geschichte

Namensentwicklung

Über die Namensentwicklung bestehen verschiedenen Theorien. E. Schwarz geht davon aus, dass der Name Mussen vom slawischen Wort für Moos abstammt. A. Bach hingegen nimmt an, das der Name vom althochdeutschen Wort mussea abgleitet ist, was soviel wie Sumpfwiese bedeutet. Beide Varianten lassen auf eine Siedlung an sumpfiger Stelle schließen, wie sie im Mussenbachtal gegeben ist.

1317 wurde das Dorf Muzzea genannt. 1328 hieß es Muschen, während es 1361 bereits mit seinem heutigen Namen erwähnt wurde. 1384 erscheint der Name Musse, und im Jahr 1421 wieder der Name Muschen.[8]

Geschichte von Mussen

Wappen der Familie von Wirsberg nach Siebmachers Wappenbuch

Bis etwa zur Jahrtausendwende war der ostfränkische Raum Teil des Bistums Würzburg. Mit Gründung der Diözese Bamberg im Jahre 1007 kam dieses Gebiet, das in etwa die Größe des heutigen Oberfrankens hatte, nach Bamberg. Aus den sogenannten Würzburger Altzehenten geht hervor, dass der Würzburger Bischof vertraglich alle Zehnten behalten durfte, die er vor 1007 bezogen hatte. Der Bischof von Bamberg sollte alle Zehnten bekommen, die nach 1007 angelegt wurden. 1303 war das Dorf noch als Lehen des Bischofs von Würzburg in den Händen des Heinrich von Wirsberg, dies zeigt, dass Mussen bereits um 1007 bestanden haben muss, da sonst der Bischof von Würzburg über keine Besitzrechte verfügt hätte.[9]

Später muss Mussen an den Grafen von Henneberg verkauft worden sein, der 1317 wieder Heinrich von Wirsberg mit dem Dorf belehnte. Wann Mussen an die Herren von Sparneck überging, ist nicht belegt. 1328 und 1355 wurde den Burggrafen Friedrich IV. (1328) und Johann II. (1355) von Nürnberg durch die deutschen Könige das Recht zugesprochen, einige Dörfer, darunter auch Mussen, zu Städten auszubauen und ihnen das Nürnberger Stadtrecht zu erteilen. Bei Mussen selbst wurde dieses Recht nie genutzt. Mögliche Gründe dafür waren wohl die Nähe zur Stadt Münchberg, mit der Mussen niemals hätte konkurrieren können oder auch die Tatsache, dass Münchberg bald selbst den Burggrafen von Nürnberg gehörte.[10]

1490 verkauften die Sparnecker Teile des Dorfes an Markgraf Siegmund vom Fürstentum Bayreuth.[11] Die Güter gehörten zum Amt Münchberg. 1563 verkaufte man 2 Güter weitere Güter, die dem Amt Stockenroth zugeordnet wurden. Ein verbleibender Hof ging an das Stiftkastenamt Himmelkron. Mussen gehörte nun geschlossen zum Fürstentum Bayreuth. 1680 wurde durch Markgraf Christian Ernst die Gerichtsbezirke Münchberg, Stockenroth und Hallerstein in das neu gegründete Oberamt Münchberg-Stockenroth eingegliedert. Dieses Oberamt blieb allerdings nicht lange bestehen. 1769 erlosch die Bayreuther Markgrafenlinie. Das Fürstentum ging an Markgraf Karl Alexander von Ansbach, der 1779 das Oberamt in die Landeshauptmannschaft Hof eingliederte.

Fürstentum Bayreuth 1791 vor dem Geheimvertrag mit Friedrich Wilhelm II. von Preußen

1791 schloss dieser mit dem preußischem König Friedrich Wilhelm II. einen Geheimvertrag, indem er für 300.000 Gulden Jahresrente auf seine beiden fränkischen Fürstentümer verzichtete. 1792 gingen die Fürstentümer offiziell an das Königreich Preußen. Als neuer Verwalter wurde der Freiherr von Hardenberg bestimmt. Hardenberg gliederte die Fürstentümer nach preußischem Vorbild um. Aus dem ehemaligen Fürstentum Bayreuth wurden sechs Kreise mit je sechs Kammerämtern gebildet. Mussen gehörte geschlossen zum Kammeramt Münchberg, welches zum Kreis Hof gehörte. Das Kammeramt umfasste die ehemaligen Kastenämter Münchberg, Hallerstein, Stockenrot und die Amtsvogtei Helmbrechts.

Die preußische Herrschaft dauerte nicht lange an. Während des Vierten Koalitionskriegs drangen Napoléons Truppen am 8. Oktober 1806 unter General Bogislav von Tauentzien auf ihrem Vormarsch nach Nordosten ins Münchberger Gebiet ein. Ab dem 9. Oktober des gleichen Jahres stand das Fürstentum Bayreuth und damit auch Mussen unter französischer Militärverwaltung. Im Frieden von Tilsit wurde das Königreich Preußen zum Verzicht auf seine fränkischen Fürstentümer gezwungen. Am 28. Februar 1810 wurde die ehemals Preußische Provinz Bayreuth durch einen Staatsvertrag zwischen Frankreich und dem Königreich Bayern politisch, wirtschaftlich und finanziell in Bayern eingliedert.

Kriegerdenkmal der ehemaligen Gemeinde Mechlenreuth zu Ehren ihrer Gefallenen im Ersten und Zweiten Weltkrieg, welches nahe Mechlenreuth auf dem Kapellenberg steht

Von 1818 bis 1837 gehörte Mussen neben den Dörfern Kleinlosnitz, Großlosnitz, Lösten, Schweinsbach, Mechlenreuth und Schnackenhof zur Distriktgemeinde Kleinlosnitz. Ab dem Jahr 1837 bildeten Mechlenreuth, Mussen und Schweinsbach die eigenständige Gemeinde Mechlenreuth. Im Ersten Weltkrieg fielen 6 Männer. 1918 brach die Monarchie im Rahmen der allgemeinen Novemberunruhen in Deutschland zusammen. Am 8. November 1918 wurde Bayern als Freistaat ausgerufen. Im Zweiten Weltkrieg fielen ebenfalls 6 Männer, einer wurde vermisst gemeldet.

Mit der Gebietsreform in Bayern wurde der Landkreis Münchberg 1972 in den Landkreis Hof eingegliedert. Nach der Auflösung der Gemeinde Mechlenreuth am 1. Mai 1978 wurden Schweinsbach, Mechlenreuth und Mussen in die Stadt Münchberg eingemeindet.

Einwohnerentwicklung

Einwohnerentwicklung der Jahre 1830 bis 2007

Die erste bekannte Einwohnerzählung aus dem Jahre 1790 gibt 68 Einwohner in Mussen an.[12]. Weitere Einwohnerdaten für den Ort finden sich hauptsächlich für die Jahre ab 1830. 1964 ist eine deutliche Spitze der Einwohnerzahlen durch Flüchtlinge aus dem Zweiten Weltkrieg zu erkennen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Verein

Ortskern von Mussen

Die Freiwillige Feuerwehr in Mussen wurde 1876 als Gemeinschaftswehr Mussen-Schweinsbach gegründet. 1967 wurden daraus die Wehren Mussen und Schweinsbach.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Zu erreichen ist Mussen über die Bundesstraße 2, die durch das Dorf verläuft, oder die BAB 9 Ausfahrt (36) Münchberg-Süd über die Dörfer Biengarten und Schweinsbach. Weiterhin gibt es eine Ortsverbindungsstraße nach Mechlenreuth und einen Feldweg in die Hintere Höhe.[1] Die einzigen öffentlichen Verkehrsanbindungen sind die Buslinie Hof – Bayreuth [13] und das Anruf-Sammeltaxi[14] Der nächste Regionalflughafen ist der Flughafen Hof-Plauen.[15]

Literatur

  • Renate Göldel: Mussen (Landkreis Münchberg): das Dorf und seine Flur im Wandel der Geschichte. Bd 1, 1964.
  • Gustav Lauterbach: Lauterbach: Ein altes Oberfränkisches Geschlecht "Ältere Mussen-Schleizer Linie". Bd 1, 1965.
  • Karl Dietel: Münchberg. Geschichte einer Amts- und Industriestadt. Bd 1, Stadtverwaltung Münchberg, Münchberg 1963 (Bis zum Übergang an Bayern 1810).
  • Karl Dietel: Zwischen Waldstein und Döbraberg - Die geschichtliche Entwicklung des Landkreises Münchberg. Münchberger Berzirksschulamt, Münchberg 1964.

Weblinks

 Commons: Mussen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Google Maps, sowie BayernViewer der Bayrischen Vermessungsverwaltung
  2. Gerhardt Stetter: Erläuterungen zur Geologischen Karte von Bayern, Blatt Nr. 5836 Münchberg, München 1960, S 131
  3. Helga Schubert: Schweinsbach (Lkr. Münchberg) Dorf und Flur im Wandel der Geschichte: S. 6
  4. Hydrogeologische Betrachtung der Münchberger Gneismasse durch das Bayerische Landesamt für Umwelt (PDF Dokument)
  5. Gerhardt Stetter: Erläuterungen zur Geologische Karte von Bayern, Blatt Nr. 5836 Münchberg, München 1960, S 136
  6. Gerhardt Stetter: Erläuterungen zur Geologischen Karte von Bayern, Blatt Nr. 5836 Münchberg, München 1960, S 147
  7. Renate Göldel: Mussen (Landkreis Münchberg) Das Dorf und seine Flur im Wandel der Geschichte: S. 5
  8. Festschrift zum Münchberger Bauerntag in Mussen 1945: Bericht von Karl Dietel: Seite 9
  9. Festschrift zum Münchberger Bauerntag in Mussen 1945: Bericht von Karl Dietel: Seite 10
  10. Festschrift zum Münchberger Bauerntag in Mussen 1945: Bericht von Karl Dietel: Seite 11
  11. Renate Göldel: Mussen (Landkreis Münchberg) Das Dorf und seine Flur im Wandel der Geschichte: S. 64
  12. Geografisches Statistisch-Topografisches Lexikon von Franken, Ulm 1799
  13. Fahrplan der Verkehrsbetriebe Bachstein
  14. Website der Stadtwerke Münchberg.
  15. Flughafen Hof-Plauen.

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