Paul Zorner

Paul Zorner

Paul Zorner (* 31. März 1920 als Paul Zloch in Roben (Równe) bei Leobschütz) ist ein ehemaliger deutscher Luftwaffenoffizier und Nachtjagdflieger im Zweiten Weltkrieg. Er beendete den Krieg als Gruppenkommandeur mit 59 Luftsiegen[1] im Range eines Majors und ausgezeichnet mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes.

Inhaltsverzeichnis

Kindheit

Paul Zorner wuchs als zweitältestes[2] der Kinder von Paul Anton Zloch und dessen bereits im Ersten Weltkrieg verwitweten Ehefrau Bibiana auf. Seine Mutter brachte aus ihrer ersten Ehe eine Tochter, Gretel, in die neue Ehe mit. Paul folgten noch sechs weitere Geschwister. Der Nachname „Zloch“ stammt aus dem Masurischen und bedeutet „jähzornig“.[3] Paul Anton Zloch war im Ort als Lehrer beschäftigt. Als ein neues Gesetz zum deutschen Beamtentum erlassen wurde, ließ Paul Anton Zloch sich und seine Familie kurzerhand von Zloch umbenennen in Zorner. Damals war das eine einfache, von den Behörden gern gesehene Formalität, die das Deutschtum fördern sollte. Um den Kindern den Besuch des Gymnasiums zu ermöglichen, zog die Familie öfters um, zunächst nach Gläsen[4] im Kreis Leobschütz und schließlich im Herbst 1932 in die Nähe von Neiße[5]. In der Hitlerjugend war Zorner als „Pimpfenführer“ für die jüngeren Kinder verantwortlich, eine Stelle, die er bis Oktober 1937 innehatte.[6] Zorner erhielt am 8. März 1938 sein Abiturzeugnis am Staatlichen Gymnasium Carolinum in Neiße und leistete in den darauf folgenden Monaten den obligatorischen Dienst beim Reichsarbeitsdienst ab. Bereits 1937 auf Fliegertauglichkeit geprüft, begann er im November 1938 seinen Dienst in der Luftwaffe.[7]

Luftwaffe

Laut Gestellungsbefehl war Paul Zorners erste Einheit auf seinem Weg zum Flugzeugführer in der Luftwaffe ab dem 7. November 1938 die Fliegerersatzabteilung 61, die zu dieser Zeit in Oschatz stationiert war.[8] Nach der obligatorischen Grundausbildung und Vereidigung in der 2. Kompanie wurde Zorner Mitte März 1939 nach Berlin-Gatow an die Luftkriegsschule (LKS) 2 versetzt. Dort absolvierten die Offizieranwärter ihre Offizierausbildung sowie die ersten Schritte auf dem Weg zu den verschiedenen fliegerischen Berechtigungen in Form einer fliegerischen Grundschulung.[9]

Ausbildung zum Flugzeugführer und Einsatz als Fluglehrer

Im November 1939 wurde Paul Zorners Aufsicht an der LKS nach Alt-Lönnewitz in Sachsen kommandiert. Dort erlernten die Flugschüler auf Mustern wie der Ju 52, der He 111 weitere Grundlagen, unter anderem auch Instrumentenflug. Dieser Lehrgang war im März 1940 beendet und Zorner erhielt den Luftfahrzeugführerschein. Im Gegensatz zu seinen Kameraden wurde er jedoch nicht zu einer Fronteinheit versetzt, sondern verblieb als Fluglehrer an der Flugzeugführerschule C 3 Alt-Lönnewitz.[10] Nächste Station seines militärischen Werdegangs war die Flugzeugführerschule (FFS) C 11 in Zeltweg in der Steiermark, wo er bis zum 15. Januar 1941 blieb.[11]

Transportflugzeugführer

Nach einem kurzen Intermezzo an der FFS C 8 in Wiener Neustadt wurde Zorner Teil der Kampfgruppe zur besonderen Verwendung (KGr. z.b.V.) 104, die Nachschubflüge von Trapani auf Sizilien für das Afrikakorps durchführen sollte.[12]

Vier Flugzeugführer bekamen zeitweise den „Sonderauftrag“, Transporte in den Irak durchzuführen, die hauptsächlich bei Nacht unter schwierigen Bedingungen geflogen wurden. Dazu bekamen die Flugzeuge sogar irakische Hoheitsabzeichen und die Piloten der deutschen Luftwaffe spezielle Uniformen, die die eigentliche Herkunft der Soldaten verschleiern sollten.[13]

Mit Beginn des Unternehmen Barbarossa wurde auch die KGr. z.b.V. 104 an die Ostfront verlegt. Dabei unterstützte sie besonders die Jagdgeschwader 52 und 77 auf ihrem schnellen Vormarsch im Südabschnitt der Front.[14] Da sie mit der langsamen Ju 52 hauptsächlich im Tiefflug flogen, um nicht Beute russischer Jagdflugzeuge zu werden, ergab es sich, dass die Piloten viele Szenen am Boden sahen, die sie sehr nachdenklich über Sinn und Unsinn des ganzen Feldzuges machten. Ein langes, sehr kritisches Gespräch mit seinem Onkel während eines Heimaturlaubes überzeugte ihn in der Auffassung und in seinen Eindrücken: der Feldzug in Rußland ist nicht zu gewinnen. Er drängte daher auf eine Ablösung, die in seiner Situation und fliegerischen Laufbahn aber nur durch eine freiwillige Versetzung zur Nachtjagd möglich war. Auf einem dieser Einsätze unterhielt sich Zorner mit dem Kommandeur der II./JG 77, Anton Mader, und schilderte ihm, dass er gerne von seiner Transporteinheit zu einer Waffengattung wechseln würde, in der er sich seiner Feinde im Notfall wehren könne, worauf dieser ihm nahelegte, ein Versetzungsgesuch zur Nachtjagd zu stellen. Dieses wurde auf Grund seiner fliegerischen und besonders seiner gründlichen navigatorischen Ausbildung (inkl. Nachtflug) positiv beschieden wurde. Zorner erhielt daraufhin den Befehl, sich am 10. Oktober 1942 auf der Nachtjagdschule 1 in Schleißheim zu melden.[15].

Nachtjagd

Die Ausbildung in Schleißheim begann auf einmotorigen Flugzeugen wie der Heinkel He 51, der Arado Ar 96 und anderen Typen, um die bisherigen Transportflieger an den Luftkampf heranzuführen[16], erst nach dieser Ausbildung, die auch schon unter dem Mangel an Benzin litt, wurden die Flugzeugführer an die Nachtjagdschule auf den Fliegerhorst Ingolstadt/Manching versetzt, um die benötigte Nachtjagdausbildung zu erhalten. Ende Juni 1942 wurde Paul Zorner dann in seine erste Einsatzgruppe innerhalb der Nachtjagd versetzt: Die III./NJG 2 auf dem niederländischen Fliegerhorst Gilze-Rijen unter dem Gruppenkommandeur Herbert Bönsch.[17]

In der 8. Staffel blieb Zorner jedoch nicht lange, schon am 3. Oktober 1942 wurde er auf den Fliegerhorst Grove beim dänischen Karup versetzt, in die 10. Staffel des Nachtjagdgeschwaders 3. In seiner Erinnerung ist ihm das Auftreten von Heinrich Prinz zu Sayn-Wittgenstein geblieben, der die Gruppe nach Bönschs tödlichem Absturz übernommen hatte. In Grove flog Zorner nun die Do 217, die er wie folgend charakterisierte:

[…] Aber ein Nachtjäger? Dieser Klotz? Mit einem Rüstgewicht von 14 Tonnen gegen die elfeinhalb Tonnen der Ju 88?“[18] sowie „Der einzige Wermutstropfen meiner neuen Aufgabe war kein Tropfen, sondern eine bauchige Flasche: Die Do 217.[19]

Nach nur zwei Monaten wurde Zorner erneut versetzt, diesmal zur 2. Staffel des Nachtjagdgeschwaders 3, die auf dem Fliegerhorst Wittmundhafen stationiert war. Auch hier wurde er Staffelkapitän und erzielte am 13. Januar 1944 auch seinen ersten Luftsieg über eine Handley Page Halifax.[20] Am 20. März 1944 wurde ihm das Deutsche Kreuz in Gold verliehen[21].

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Im Mai 2006 erhielt Paul Zorner für seine besonderen ehrenamtlichen Verdienste als Gründer des Fördervereins "Partnerschaft mit Schlesien" die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.[22] Sein Buch "Nächte im Bomberstrom." veröffentlichte er 2007. 2010 feierte er in seinem Wohnort Homburg seinen 90. Geburtstag.[23]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Paul Zorner: Nächte im Bomberstrom. Erinnerungen 1920–1950. Herausgegeben von Kurt Braatz. NeunundzwanzigSechs-Verlag, Moosburg 2007, ISBN 978-3-9807935-9-9, S. 324f.
  2. Zorner, S. 24
  3. Zorner, S. 24
  4. Zorner, S. 26
  5. Zorner, S. 28
  6. Zorner, S. 30ff.
  7. Zorner, S. 35ff.
  8. Zorner, S. 28
  9. Zorner, S. 45ff.
  10. Zorner, S. 66
  11. Zorner, S. 92
  12. Zorner, S. 94
  13. Zorner, S. 98ff.
  14. Zorner, S. 107
  15. Zorner, S. 110-113
  16. Zorner, S. 119
  17. Zorner, S. 144
  18. Zorner, S. 159
  19. Zorner S. 167
  20. Zorner, S. 324
  21. Biographische Daten auf luftwaffe.cz
  22. Auszeichnung für Paul Zorner
  23. 90. Geburtstag in der Saarbrücker-Zeitung

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