Reinhold Carl

Reinhold Carl
Reinhold Carl: Detail Figurengruppe Grabmal Richard Poetzsch, Marmor, Südfriedhof Leipzig
Ehemaliges Atelier von Reinhold Carl

Ruhestätte von Reinhold Carl nach der Umbettung 1955, Südfriedhof Leipzig

Reinhold Carl (* 22. November 1864 in Lucka; † 6. September 1929 in Leipzig) war ein deutscher Bildhauer, Maler und Grafiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Von 1880 bis 1900 arbeitete Reinhold Carl zunächst als Buchhändler in Leipzig, bevor er sich im Alter von 40 Jahren dem Künstlerberuf zuwandte. Unterstützt durch ein Privatstipendium, studierte er im Jahr 1900 Malerei in Rom. Ab 1904 war er mit ersten Arbeiten in Ausstellungen des Leipziger Kunstvereins vertreten. Von 1904 bis 1905 lebte er wiederum in Rom, um sich der Bildhauerei zu widmen. Hier arbeitete er im Atelier von Artur Volkmann. 1906 kehrte Reihold Carl nach Leipzig zurück und war fortan freischaffend tätig. Der mit zahlreichen öffentlichen und privaten Aufträgen bedachte Künstler starb als Junggeselle in Leipzig und wurde auf dem Südfriedhof beerdigt. Der Leipziger Sepulkralforscher Alfred E. Otto Paul führt dazu aus: "1929 stirbt Reinhold Carl mit 65 Jahren ohne Nachlass, er verfügt über keinerlei Besitz - Geld hat ihn nie interessiert, er lebte für die Kunst. So wird er in einem einfachen Reihengrab armselig beerdigt - als nach Ablauf der Totenruhe sein Grab eingeebnet werden soll, bezahlt die Fabrikantenfamilie Veith die Exhumierung Reinhold Carl's und so ruht er seitdem für immer im Erbbegräbnis dieser Familie, deren Grabmalanlage er selbst einst geschaffen hat."[1]

Kunstschaffen

Beeinflusst von der italienischen Frührenaissance und dem Barock schuf er zunächst im neoklassizistischen Stil Reliefs, Kleinplastiken, Porträtbüsten und Grabmäler. Damit stand Reinhold Carl in der Tradition seiner Vorbilder Adolf von Hildebrand und Artur Volkmann. Später entwickelte er naturalistische Tendenzen und war beispielsweise mit Vitrinenarbeiten an der Ausstattung des Künstlerhauses in Leipzig beteiligt. Sein bekanntestes Werk ist der Wettinbrunnen, der zum Wahrzeichen seiner Vaterstadt Lucka wurde. 1911 war er mit drei plastischen Arbeiten an der Leipziger Jahresausstellung vertreten. Beim Bau des Neuen Rathauses und der Deutschen Bücherei in Leipzig wurde er ebenfalls mit repräsentativen Aufträgen bedacht. Zu seinem Œuvre zählen auch Gemälde, Zeichnungen, Votivtafeln und Radierungen. Seine Kunst "zeugt von hoher künstlerischer Ausdruckskraft und Qualität."[2]

Mitgliedschaften

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Alfred E. Otto Paul: Die Kunst im Stillen. Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen, No. 2, Leipzig 2010, S. 83.
  2. Carl, Reinhold, in: Saur Allgemeines Künstlerlexikon (AKL), Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Bd. 35, München, Leipzig 2002

Werke (Auswahl)

  • 1908 Wettinbrunnen, Kalkstein, Lucka
  • 1910 Sabinerin (Mädchen mit Schmuck), Bronze mit Stahlapplikationen, Museum der bildenden Künste Leipzig
  • 1910 Büste Oswald Marbach, Marmor
  • 1910 Reue, Gips
  • 1910 Mädchen mit Apfel, Bronzeplastik
  • 1910 Verwundeter Läufer, Bronzeplastik
  • 1910 Nach dem Bade, Bronzeplastik
  • 1910 Weinselig, Bronzeplastik
  • 1911 Die Beichte, Marmorrelief, Museum der bildenden Künste Leipzig
  • 1912 Weilbicher Akt, Bronzeplastik
  • 1912 400jähriges Bestehen der Nicolaischule, Bronzeplakette
  • 1912 Grabmal Kiessig-Leistner, Südfriedhof Leipzig
  • 1913 Grabstätte und Figurengruppe Richard Poetzsch, norwegischer blauer Larvikit und Marmor, Südfriedhof Leipzig
  • 1915 Porträtrelief Oskar Dähnhardt, Plakette, Eisenguss
  • 1916 Relief Grabmal Thomas, Marmor, Südfriedhof Leipzig
  • 1916 Eisengussreliefs Inspiration des Dichters und Inspiration des Gelehrten, Treppenhaus Deutsche Bücherei, Leipzig
  • 1918 Grabmal Veith, Südfriedhof Leipzig
  • 1918 Grabmal Schraepler, Südfriedhof Leipzig
  • 1919 Bauplastischer Schmuck und Bronzerelief, Grabstätte Hugo Haschke, Muschelkalkstein, Südfriedhof Leipzig
  • Zwei Ringer, Bronzeplastik
  • Junger Kentaur mit erlegtem Schafbock, Bronzeplastik
  • Reliefporträt Otto von Bismarck, Bronzeplakette, versilbert
  • Büste Herzog Ernst II. von Sachsen-Altenburg

Literatur

  • Herwig Guratzsch (Hrsg.): Museum der bildenden Künste Leipzig. Katalog der Bildwerke, Köln 1999.
  • Alfred E. Otto Paul: Die Kunst im Stillen. Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen, Bde 1 - 4, Leipzig 2009 - 2011.
  • Katrin Löffler, Iris Schöpa, Heidrun Sprinz: Der Leipziger Südfriedhof, Edition Leipzig, Leipzig ²2004.

Weblinks


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