Ruthenium(VIII)-oxid

Ruthenium(VIII)-oxid
Strukturformel
Strukturformel von Ruthenium(VIII)-oxid
Allgemeines
Name Ruthenium(VIII)-oxid
Andere Namen

Rutheniumtetroxid

Summenformel RuO4
CAS-Nummer 20427-56-9
PubChem 119079
Kurzbeschreibung

gelber Feststoff[1]

Eigenschaften
Molare Masse 165,07 g·mol−1
Dichte

3,29 g·cm−3 (20 °C)[2]

Schmelzpunkt

25,4 °C[1]

Siedepunkt

40 °C (Zersetzung)[1]

Löslichkeit
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [4]
keine Einstufung verfügbar
H- und P-Sätze H: siehe oben
EUH: siehe oben
P: siehe oben
EU-Gefahrstoffkennzeichnung [2]
Brandfördernd Reizend
Brand-
fördernd
Reizend
(O) (Xi)
R- und S-Sätze R: 8-36/38
S: 7/8-26-28-37/39
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

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Ruthenium(VIII)-oxid oder Rutheniumtetroxid ist eine chemische Verbindung des Rutheniums und das Oxid mit der höchsten Oxidationsstufe des Elements. Es handelt sich um einen gelben, leichtflüchtigen Feststoff, der ein starkes Oxidationsmittel ist und mit organischen Verbindungen explosiv reagiert.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ruthenium(VIII)-oxid wurde erstmals 1860 von Karl Ernst Claus isoliert. Dieser gilt auch als Entdecker des Rutheniums.[3]

Gewinnung und Darstellung

Rutheniumtetroxid lässt sich durch Oxidation von wässrigen Lösungen von Ruthenium(III)-chlorid oder Ruthenaten mit Natriumperiodat, Natriumhypochlorit oder Natriumbromat gewinnen.[3] Durch die schlechte Löslichkeit in Wasser entweicht es gasförmig aus der Lösung und lässt sich dann in geeigneten Lösungsmitteln auffangen.[5]

Eigenschaften

In Ruthenium(VIII)-oxid erreicht das Ruthenium seine maximale Oxidationsstufe +8. Es ist damit neben Osmiumtetroxid, Xenon(VIII)-oxid und einigen ähnlichen Verbindungen die einzige bekannte Verbindung, in der ein Element diese höchste bekannte Oxidationsstufe erreicht.

Das Ruthenium(VIII)-oxid-Molekül ist tetraedrisch gebaut und besitzt einen Ru-O-Abstand von 170,5 pm.[6] Es kristallisiert in Form von gelben, rhombischen Nadeln[7] und hat einen typischen nach Ozon erinnernden Geruch[6].

Rutheniumtetroxid ist thermisch instabil und zersetzt sich beim Erhitzen in Ruthenium(IV)-oxid und Sauerstoff. Es ist instabiler als das entsprechende Osmiumanalogon. Auch durch Kalilauge wird Rutheniumtetroxid reduziert, es bilden sich sechswertige Ruthenate.[6] Explosiv reagiert die Verbindung mit Ammoniak, Ethanol, oxidierbaren organischen Verbindungen, Schwefel und Iodwasserstoff.[2]

Verwendung

Ruthenium(VIII)-oxid wird in der organischen Chemie als Oxidationsmittel genutzt. Beispiele sind die Djerassi-Rylander-Oxidation, bei der Alkene in Carbonylverbindungen gespalten werden, die Oxidation von Alkoholen zu Aldehyden, Ketonen oder Carbonsäuren oder von Alkinen zu 1,2-Diketonen. Häufig wird es in situ während der Reaktion erzeugt.[7]

Bei der Trennung der Platinmetalle und Gewinnung von elementarem Ruthenium ist Ruthenium(VIII)-oxid ein wichtiges Zwischenprodukt. Durch die Bildung dieser Verbindung kann Ruthenium von den anderen Platinmetallen abgetrennt werden.[5]

Sicherheitshinweise

Ruthenium(VIII)-oxid ist brandfördernd. Bei Kontakt mit oxidierbaren Stoffen (wie zum Beispiel organischen Materialien) besteht sogar schon bei Raumtemperatur Explosionsgefahr.[2]

Einzelnachweise

  1. a b c d David R. Lide: CRC Handbook of Chemistry and Physics. 90. Auflage, 2009, Taylor & Francis, ISBN 978-1-4200-9084-0, Kap. 4, S. 86.
  2. a b c d Eintrag zu Ruthenium(VIII)-oxid in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 13. April 2010 (JavaScript erforderlich).
  3. a b c W. P. Griffith: Ruthenium and Osmium Oxo Complexes as Organic Oxidants. In: Platinum Metals Review. 1989, 33, 4, S. 181–185 (pdf).
  4. In Bezug auf ihre Gefährlichkeit wurde die Substanz von der EU noch nicht eingestuft, eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  5. a b Hermann Renner et al.: Platinum Group Metals and Compounds. In: Ullmann's Encyclopedia of Industrial Chemistry. Wiley-VCH, Weinheim 2001, doi:10.1002/14356007.a21_075.
  6. a b c Arnold F. Holleman, Nils Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie. 102. Auflage, de Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-017770-1, S. 1672–1673.
  7. a b Helmut Sitzmann: Ruthenium-Verbindungen. In: Römpp Chemie Lexikon. Thieme Verlag, Stand April 2009.

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