SMS Württemberg (1878)

SMS Württemberg (1878)
SMS Württemberg
SMS Württemberg vor ihrem Umbau

SMS Württemberg vor ihrem Umbau

p1
Schiffsdaten
Flagge Deutsches ReichDeutsches Reich (Reichskriegsflagge) Deutsches Reich
Schiffstyp Panzerschiff
Klasse Sachsen-Klasse
Bauwerft AG Vulcan, Stettin
Baunummer 78
Baukosten 8.325.000 Mark
Stapellauf 9. November 1878
Indienststellung 9. Mai 1881
Streichung aus dem Schiffsregister 20. Oktober 1920
Verbleib 1921 in Wilhelmshaven abgewrackt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
98,2 m (Lüa)
93,0 m (KWL)
Breite 18,4 m
Tiefgang max. 6,53 m
Verdrängung Konstruktion: 7.635 t
Maximal: 7.877 tdep1
 
Besatzung 317 Mann
Ab 1899
Länge
98,2 m (Lüa)
93,0 m (KWL)
Breite 18,4 m
Tiefgang max. 6,37 m
Verdrängung Konstruktion: 7.411 t
Maximal: 7.690 tdep1
 
Besatzung 436 Mann
als Torpedoschulschiff:
443 bis 546 Mann
Maschine
Maschine 8 Kofferkessel
2 liegende 3-Zyl.-Dampfmaschinen
1 Ruder
Maschinen-
leistung
4.600 PS (3.383 kW)
Geschwindigkeit max. 13,5 kn (25 km/h)
Propeller 2, vierflügelig, ∅ 5 m
Ab 1899
Maschine 8 Thornycroft-Kessel
2 liegende 4-Zyl.-Verbundmaschinen
1 Ruder
Maschinen-
leistung
6.264 PS (4.607 kW)
Geschwindigkeit max. 14,2 kn (26 km/h)
Propeller 2, vierflügelig, ∅ 4,6 m
Bewaffnung
  • 6 × 26 cm L/22 Rk (480 Schuss)
  • 6 × 8,7 cm L/24 Rk (600 Schuss)
  • 8 × 3,7 cm Rev

ab 1886 zusätzlich:

  • 3 Torpedorohre ∅ 35 cm (über Wasser, 2 Bug, 1 Heck, 12 Schuss)
Bewaffnung ab 1899
  • 6 × 26 cm L/22 Rk (480 Schuss)
  • 8 × 8,8 cm L/30 Sk (2.000 Schuss)
  • 4 × 3,7 cm Mk
  • 3 Torpedorohre ∅ 35 cm (über Wasser, 2 Bug, 1 Heck, 8 Schuss)
  • 2 Torpedorohre ∅ 45 cm (unter Wasser, in den Seiten, 5 Schuss)
Bewaffnung ab 1906
  • 8 × 8,8 cm L/30 Sk (2.000 Schuss)
  • 8 × 5 cm L/40 Tk (in Torpedobootslafette)
  • 7 Torpedorohre ∅ 45 cm (unter Wasser: 2 in den Seiten; über Wasser: 1 Bug, 2 Heck, 2 in den Seiten; 14 Schuss)
Panzerung
  • Zitadelle und Gürtel: 203–254 mm sowie 152 mm auf 430 mm Teak (Sandwich)
  • Barbetten: 254 mm auf 250 mm Teak
  • Deck: 51–64 mm

Die SMS Württemberg war das dritte Schiff der Sachsen-Klasse, einer Klasse von vier Panzerkorvetten der Kaiserlichen Marine.

Schwesterschiffe waren das Typschiff Sachsen sowie die Bayern und die Baden. Die Kiellegung des als Panzerschiff D bezeichneten Schiffes erfolgte im November 1876 bei der Werft AG Vulcan Stettin. Der Stapellauf fand am 9. November 1878, die Indienststellung am 9. Mai 1881 statt.

Inhaltsverzeichnis

Bau

Von den laut der Flottenbauplanung von 1873 vorgesehenen vier Panzerkorvetten wurden jeweils zwei an die Kaiserliche Werft Kiel (A und C) sowie die AG Vulcan Stettin (B und D) vergeben. Trotz der rund fünf Monate später ergangenen Auftragserteilung stand der Neubau B zehn Monate früher zum Stapellauf bereit als die von der Staatswerft erbaute spätere Bayern und wurde somit unter dem Namen Sachsen zum Typschiff der Klasse. Die Bauleistung des Stettiner Vulcan beim Neubau D überstieg die Leistung bei der Sachsen noch, denn das Schiff, obwohl 29 Monate später auf Kiel gelegt, stand nur sechs Monate nach der Bayern zum Stapellauf bereit und wurde sogar noch vor dieser in Dienst gestellt. Die Tatsache, dass private Werften neue Schiffe in kürzerer Zeit bauen konnten als die Kaiserlichen Werften, zeigte sich bei späteren Schiffsneubauten immer wieder – bis hin zu den Schlachtschiffen der Scharnhorst-Klasse.

Beim Bau der Schiffe sollte hauptsächlich Material verwendet werden, das von der deutschen Industrie hergestellt wurde. Im Fall der Panzerplatten musste bei den ersten beiden Einheiten noch auf ein britisches Fabrikat zurückgegriffen werden, da die mit der Herstellung beauftragte Dillinger Hütte diese noch nicht in der geforderten Qualität herstellen konnte. Beim Bau der Württemberg bestand dieses Problem nicht mehr und das Schiff erhielt eine deutsche Panzerung.

Erste Dienstjahre

Das Schiff wurde am 9. Mai 1881 in Swinemünde erstmals für die Überführung zur Kaiserlichen Werft Kiel, wo die Endausrüstung und Armierung stattfinden sollte, in Dienst gestellt. Nach Abschluss der Probe- und Abnahmefahrten wurde die Württemberg außer Dienst gestellt und verblieb bis zum April 1884 im Reservestatus. Erst zu diesem Zeitpunkt erfolgte eine erneute Indienststellung, um gemeinsam mit den anderen Schiffen der Klasse die Panzerkorvettendivision des Übungsgeschwaders zu bilden. In diesem Verband blieb das Schiff bis zum 30. September. Anschließend wechselten sich bis 1892 ein aktives mit einem Reservejahr ab.

SMS Württemberg auf einer Zeichnung, um 1895.

1892 kam die Württemberg als Ersatz für die wegen einer Maschinenhavarie ausgefallene SMS Oldenburg zum Einsatz. Sie wurde der I. Division zugeteilt und wechselte ab Herbst 1894 zur neu gebildeten II. Division des Manövergeschwaders (ab 6. Januar 1896 I. Geschwader). Die I. Division wurde fortan von den neuen Schiffen der Brandenburg-Klasse gebildet. Vom 9. Dezember 1895 bis zum 10. März 1896 sowie im Herbst 1897 versah die Württemberg vorübergehend den Dienst als Geschwaderflaggschiff. Ein am 6. Dezember 1897 erlittener Unfall führte zur vorzeitigen Außerdienststellung des Schiffs am 15. Januar 1898.

Umbau und weitere Dienstzeit

Die Württemberg ging zur Reparatur der Unfallschäden sowie für die ohnehin geplanten Umbauten an die Kaiserliche Werft Wilhelmshaven. Dabei wurde der alte Panzer gegen einen neuen Krupp-Panzer ausgewechselt sowie neue Maschinen und Kessel eingebaut, wodurch das Schiff leichter und schneller wurde. Äußerlich markantestes Merkmal des Umbaus war die Zusammenfassung der vier paarweise angeordneten Schornsteine (wegen der die Schiffe der Sachsen-Klasse schnell den Spitznamen Zementfabriken erhielten) zu einem einzigen. Eine Änderung der Bewaffnung unterblieb jedoch, so dass der Kampfwert der Schiffe nur mäßig gesteigert werden konnte.

Nach Abschluss der Modernisierungsarbeiten wurde die Württemberg am 8. Oktober 1899 wieder in Dienst gestellt und kam erneut zur II. Division. Nachdem die I. Division (bestehend aus den Schiffen der Brandenburg-Klasse) im Juli 1900 im Zuge des Boxeraufstandes nach Ostasien detachiert worden war, fuhren bei seiner Rückkehr 1901 die inzwischen neu zur Flotte gekommenen Einheiten der Kaiser Friedrich-Klasse nach Spanien, um den heimkehrenden Schiffen entgegen zu laufen. Zeitgleich unternahmen die alten Panzerschiffe, seit 1899 als Linienschiffe klassifiziert, eine Nordlandreise, während der die Württemberg vom 25. bis 31. Juli Ulvik besuchte.

Während des Herbstmanövers wurde das Schiff dem II. Geschwader zugeteilt, um anschließend den Dienst als Stammschiff der II. Reservedivision anzutreten. Neben den üblichen Ausbildungsfahrten wurde die Württemberg 1902 und 1903 zu den Herbstmanövern eingesetzt und nahm im Mai und Juni 1903 an einer Fahrt in norwegische Gewässer teil. Am 29. September desselben Jahres wurde die II. Reservedivision aufgelöst und das Schiff außer Dienst gestellt. Am 2. Januar 1904 der Ostseestation zugeteilt, verblieb es bis 1906 im Reserveverhältnis.

Dienst als Torpedoschulschiff

Anders als bei ihren Schwesterschiffen war für die Württemberg die aktive Dienstzeit als Kriegsschiff damit jedoch noch nicht beendet. Die bisher als Torpedoschulschiff verwendete Kreuzerfregatte SMS Blücher musste ersetzt werden. Mangels geeigneter modernerer Schiffe griff man auf die nur wenig jüngere Württemberg zurück. Das Schiff wurde für den neuen Einsatzzweck hergerichtet, die Bewaffnung geändert und die frei gewordenen Barbetten der schweren Artillerie zu Wohn- und Unterrichtsräumen umgebaut.

Am 26. September 1906, einen Tag nach der Außerdienststellung der Blücher, trat die Württemberg den Dienst als Torpedoschulschiff an. Nach einigen Erprobungsfahrten wurde das Schiff am 14. Oktober nach Flensburg-Mürwik verlegt, wo die Inspektion des Torpedowesens ihren Dienstsitz hatte. Im April 1907 wurden die ersten Übungen im Verband der Schul- und Versuchsschiffe unternommen.

Neben ihrer Tätigkeit als Torpedoschulschiff wurde die Württemberg 1909 nochmals im Rahmen der Reserveflotte zu den Herbstmanövern herangezogen. Erst am 28. März 1911 erfolgte offiziell ihre Umklassifizierung vom Linienschiff zum Schulschiff. Im Februar 1912 wurde sie für den Eisnotdienst eingesetzt und konnte vier Handelsschiffe bergen.

Im Herbst 1914 sollte die Württemberg außer Dienst gestellt und durch den Großen Kreuzer SMS Fürst Bismarck ersetzt werden. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges machte diese Planung hinfällig. Die Württemberg wurde Flaggschiff des Trosses der Seestreitkräfte, behielt diese Funktion jedoch nur bis in den Frühjahr 1915, da es erforderlich wurde, den Schulbetrieb wieder aufzunehmen. Entsprechend wurde das Schiff bis zu seiner Außerdienststellung am 1. Februar 1919 wieder als Torpedoschulschiff verwendet.

Verbleib

Nach ihrer Außerdienststellung wurde die Württemberg als Wohnschiff sowie Mutter- und Werkstattschiff für Minenräumverbände hergerichtet und für die 6. Ostsee-Minensuchhalbflottille eingesetzt. Diese Verwendung endete am 10. November 1919.

Am 20. Oktober 1920 wurde die Württemberg aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen, an die Hattinger Hüttenwerke verkauft und anschließend in Wilhelmshaven abgewrackt.

Als Ersatz für das Panzerschiff wurde das 1908 vom Stapel gelaufene Großlinienschiff SMS Rheinland gebaut.

Kommandanten

9. bis 16. Mai 1881 Korvettenkapitän Becks
22. April bis 30. September 1884 Kapitän zur See Hans von Koester
30. Juli bis 29. September 1886 Kapitän zur See Friedrich von Hollmann
28. Mai bis 21. September 1888 Kapitän zur See Franz von Kyckbusch
2. Mai bis 26. September 1890 Kapitän zur See Alfred von Tirpitz
4. August bis 27. September 1892 Kapitän zur See Alfred Herz
September bis November 1892 Kapitänleutnant Erich von der Groeben
10. November 1892 bis 16. Oktober 1893 Fregattenkapitän / Kapitän zur See Max von Fischel
Oktober 1893 bis September 1895 Kapitän zur See Curt von Maltzahn
1. Oktober 1895 bis 30. September 1897 Korvettenkapitän / Kapitän zur See Karl Ascher
Oktober 1897 bis Januar 1898 Korvettenkapitän Etienne
Oktober 1899 bis Oktober 1900 Kapitän zur See Hugo Westphal
3. Oktober 1900 bis 20. März 1901 Kapitän zur See Eduard Holzhauer
21. März bis 24. September 1901 Kapitän zur See Carl Friedrich
24. September 1901 bis 27. September 1902 Fregattenkapitän / Kapitän zur See Otto Hoepner
Oktober 1902 bis 29. September 1903 Fregattenkapitän / Kapitän zur See Carl Schönfelder
26. September 1906 bis Oktober 1907 Kapitän zur See Fritz Sommerwerck
Oktober 1907 bis September 1909 Kapitän zur See Johannes Nickel
September 1909 bis September 1912 Kapitän zur See Felix Funke
Oktober 1912 bis August 1914 Kapitän zur See Georg von Ammon
August 1914 bis April 1915 Fregattenkapitän Reinhold Schmidt
April 1915 bis Februar 1917 Kapitän zur See Wilhelm Adelung
Februar 1917 bis Januar 1918 Fregattenkapitän Heuberer
13. Januar bis 9. Februar 1918 Kapitän zur See Rudolf Bartels
Februar bis November 1918 Fregattenkapitän / Kapitän zur See Herzbruch
November bis Dezember 1918 unbesetzt
Dezember 1918 bis 1. Februar 1919 Kapitänleutnant Schatteburg
3. April bis 10. November 1919 unbekannt

Literatur

  • Gröner, Erich / Dieter Jung / Martin Maass: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945. Band 1: Panzerschiffe, Linienschiffe, Schlachtschiffe, Flugzeugträger, Kreuzer, Kanonenboote, Bernard & Graefe Verlag, München 1982, ISBN 3-7637-4800-8, S. 32 f.
  • Hildebrand, Hans H. / Albert Röhr / Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien – ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart. Band 8: Schiffsbiographien von Undine bis Zieten, Mundus Verlag, Ratingen o. J., S. 115–119.
  • Vorschrift der Kaiserlichen Marine - D.E. Nr. 426 - Ergänzungs-Inventarien- und Material-Etat für S. M. S. „Württemberg“ als Torpedobegleitschiff - 1909

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