Schloss Schönfeld (Kassel)

Schloss Schönfeld (Kassel)

Das Schloss Schönfeld in Kassel wurde 1777 als private Sommerresidenz erbaut. Zu seinen zahlreichen Besitzern zählten unter anderem die Landgrafen von Hessen-Kassel, das Königreich Preußen, die Stadt Kassel, sowie einige Privatpersonen. Heute ist es im Besitz des Vereins Schloss Schönfeld e. V. Das Schloss befindet sich in der Bosestraße 13 im Kasseler Stadtteil Wehlheiden auf dem Lengberg im nach ihm benannten Park Schönfeld.

Geschichte

Das Schloss Schönfeld wurde 1777 von Nikolaus Heinrich von Schönfeld als Sommerresidenz erbaut. 1790 übernahm es Landgraf Wilhelm IX. 1793 kaufte Andries Hendrik Thorbecke das Schloss mit dem Plan, dort eine Tabakfabrik einzurichten. Er erhielt für die dafür erforderlichen Anbauten jedoch keine Genehmigung.

Bis 1806 wechselte Schloss Schönfeld noch zweimal den Besitzer, bis es schließlich unter dem neuen Eigentümer, dem Frankfurter Bankier Carl Jordans ("Jordis"), der im selben Jahr Maria Ludovica Katharina Brentano, genannt Lulu, geheiratet hatte, zum Treffpunkt einiger der bedeutendsten Romantiker wurde. Im Schloss trafen sich Clemens Brentano, Achim von Arnim und die Brüder Grimm.

1807 war nach den napoleonischen Eroberungen das Königreich Westphalen mit der Hauptstadt Kassel geschaffen worden. 1809 wurde Jordis gezwungen, das Schloss an König Jérôme zu verkaufen. Dieser ließ es von dem bedeutenden Architekten Leo von Klenze weiter ausbauen und feierte in ihm rauschende Feste.

Mit dem Ende des Königreichs Westphalen und der Restitution der Landgrafschaft Hessen-Kassel nach der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 fiel Schloss Schönfeld wieder in den Besitz von Landgraf Wilhelm, der seit 1803 Kurfürst Wilhelm I. war. Sein Sohn Wilhelm II. schenkte das Schloss 1841 seiner Frau Auguste, mit der er zerstritten war und seit 1815 in förmlicher Trennung lebte. Diese hatte schon zuvor hier gewohnt und um sich den der Romantik nahe stehenden Schönfelder Kreis versammelt, der in Opposition zu ihrem Mann stand. Unter Auguste erfolgte eine weitere Bauphase unter der Leitung des Hofbaumeisters Johann Conrad Bromeis. Es entstanden der Mittelpavillon und der Zwischenflügel. Als Auguste 1841 verstarb, übernahm ihre Tochter Caroline das Schloss. Während ihrer Zeit als Eigentümerin verfielen sowohl Schloss als auch Park.

Nachdem Hessen preußisch geworden war, lebte zwischen 1866 und 1879 Graf von Kalkreuth im Schloss. 1880 schenkte Preußen die Anlage der Nebenlinie des Hauses Hessen, Hessen-Philippsthal. Es wurde bis 1888 von Prinz Karl bewohnt. Anschließend stand es leer, bis es 1891 von Karl Kreibe gepachtet wurde, der einen Tierpark um das Schloss errichtete, der jedoch nur kurze Zeit bestand.

1906 erstand die Stadt Kassel das Schloss, renovierte die Gebäude und machte den Park der Öffentlichkeit zugänglich. Ein Gartenrestaurant, ein Schützenhaus und eine Musikbühne wurden vom Stadtgartendirektor Karl Justus Engels gebaut. Im Ersten Weltkrieg diente das Schloss als Lazarett und als Militärgefängnis. Nach dem Krieg waren wieder ein Restaurant und eine Gartenwirtschaft im Schloss untergebracht. 1933 erfolgten umfangreiche Renovierungsarbeiten.

Im Zweiten Weltkrieg wurde beim großen Luftangriff auf Kassel in der Nacht vom 22. zum 23. Oktober 1943 durch Fliegerbomben der Westflügel zerstört und der Mittelflügel beschädigt. Erst 1965 erfolgten einige Wiederaufbauarbeiten. 1985 wurde erneut ein Restaurant im Schloss Schönfeld eröffnet.

1989 übernahm der Verein Schloss Schönfeld e. V. die Gebäude von der Stadt Kassel, und das Schloss wurde in privater Initiative bis 1992 grundlegend saniert. Heute befindet sich das „Restaurant Park Schönfeld“ sowie der Club des Vereins im Schloss.

Literatur

  • Schlösser, Burgen, alte Mauern. Herausgegeben vom Hessendienst der Staatskanzlei, Wiesbaden 1990 ISBN 3-89214-017-0, S. 204-206.

Weblinks

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