- Schloss Wilhelmshöhe
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Das Schloss Wilhelmshöhe befindet sich im Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel (Nordhessen, Deutschland).
International bekannt ist es für seine heutige Nutzung als Museum, das unter anderen die Antikensammlung und die Gemäldegalerie Alte Meister enthält. Sehr bedeutend ist zudem das Museum im Weißensteinflügel mit den einzig authentisch verbliebenen Räumen der Landgrafen.
Gegenwärtig gibt es Bestrebungen des Landes Hessen, das Schloss in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufnehmen zu lassen. [1]
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Das Schloss steht im Gebiet des Kasseler Stadtteils Bad Wilhelmshöhe im unteren Teil des Bergparks Wilhelmshöhe auf 285 m Höhe. Am unteren Karlsberghang befindet es sich oberhalb des Westendes der Wilhelmshöher Allee. Das Herkulesmonument sowie das Schloss bilden eine Sichtachse. Diese Sichtachse die zugleich die Mittelachse des gesamten Bergparks bildet, findet ihre Verlängerung in der Wilhelmshöher Allee die bis in die Kasseler Innenstadt führt.
Geschichte
An der Stelle des heutigen Schlosses bestand seit dem 12. Jahrhundert das Augustiner-Chorherren-Stift und spätere Augustinerinnen-Kloster Weißenstein. Unter Landgraf Philipp von Hessen wurde das Kloster säkularisiert und danach gelegentlich als Jagdschloss benutzt. Philipps Enkel, Landgraf Moritz, ließ von 1606 bis 1610 an gleicher Stelle ein neues Jagdschloss erbauen. Dies wurde unter seinen Nachfolgern zu beachtlicher Größe ausgebaut. Die ursprüngliche Klosteranlage fiel dem Neubau zum Opfer.
Das heutige Schloss entstand 1786–1798 nach Entwürfen der Architekten Simon Louis du Ry (Weißensteinflügel und Kirchflügel) und Heinrich Christoph Jussow (Mittelteil), unter Landgraf Wilhelm IX., dem späteren Kurfürst Wilhelm I.. Als Vorbilder gelten Schloss Wanstead und Prior Park in England. Geplant und ausgeführt wurde das Schloss als zum Park geöffnete, weit ausgreifende Dreiflügelanlage. Die Seitenflügel sind langgestreckte, schmale Bauwerke mit halbrunden Ausbauten an den Schmalseiten. Die Mitte der Langseiten werden durch Risalite mit je acht frei vorgestellten Säulen betont, die beide Obergeschosse umfassen; abgeschlossen durch vasengekrönte Attiken.
Während der napoleonischen Besatzung von 1806 bis 1813 wurde die Anlage in Napoléonshöhe umbenannt. Das Schloss diente dem König von Westphalen, Jérôme Bonaparte, nachdem das von Jérôme und seinem Hofstaat bewohnte Kasseler Stadtschloss abgebrannt war, zeitweise als Residenz. In dieser Zeit besuchte auch Charles-Louis-Napoléon Bonaparte, der Neffe Jérômes, das Schloss, der später hier als Napoléon III. gefangengehalten werden sollte. Die drei ehemals freistehenden Gebäudeteile wurden durch eingeschossige Verbinderbauten verschmolzen. Diese Verbinderbauten wurden unter Kurfürst Wilhelm II. zu ihrer heutigen Höhe aufgestockt. Dadurch und durch das Fehlen der ursprünglichen weißen Fassung geht dem klassizistischen Bauwerk einiges an Filigranität verloren. In der dazugehörenden Schlosskapelle wurde unter anderem 1828 Wilhelms Tochter Louise von Bose konfirmiert.
Nachdem er bei der Schlacht von Sedan im Deutsch-französischen Krieg (1870–1871) gefangengenommen worden war, wurde Napoléon III. im Schloss unter Arrest gestellt. Am 5. September 1870 traf er im Schloss ein und blieb hier bis zum 19. März 1871, als er ins Exil nach England ging. Am 30. Oktober 1870 besuchte ihn die Kaiserin Eugénie im Schloss.
Das Schloss war 1891 bis 1918 regelmäßig Sommerresidenz der Kaiserfamilie. Es war jedoch auch Rückzugsort für Kaiser Wilhelm II. während persönlicher oder politischer Krisen. Im Jahr 1916 wurde das Schloss Hauptquartier der Obersten Heeresleitung.
Zwischen 1944 und 1945 flog die Royal Air Force mehrere Angriffe auf Kassel. Im Februar 1945 wurde Wilhelmshöhe bombardiert. Dabei wurde der kuppelbekrönte Mittelbau des Schlosses durch Bomben stark beschädigt, auf der Parkseite blieben jedoch voll ausgestattete Räume, bis in das zweite Obergeschoss hinein, intakt. Die Sicherung der Anlage seit dem Ende des Kriegs durch die Bauverwaltung war jedoch auffällig nachlässig. Unter der Vorgabe, Enttrümmerungen vornehmen zu wollen, wurde der Mittelteil schließlich Zug um Zug um die verbliebene historische Innenausstattung gebracht. Teile des Schlossmobiliars finden sich heute in der Villa Hammerschmidt in Bonn. Ab 1961 betreute der funktionalistische Architekt Paul Friedrich Posenenske den Wiederaufbau, dieser erfolgte zum Teil in vereinfachter Ausführung und unter dem Aspekt einer vornehmlichen Nutzung als Kunstmuseum. Dabei ist auch der Wiederaufbau der Kuppel entfallen.
Während des deutsch-deutschen Gipfeltreffens am 21. Mai 1970 war im Schloss das Pressezentrum untergebracht.
Heutige Nutzung
Seit dem Umbau des Schlosses nach 1945 ist nur noch die historische Einrichtung des Weißensteinflügels vorhanden, welcher unter die Betreuung der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen kam und dessen original landgräflich eingerichtete Räume besichtigt werden können. Hier befand sich von 1948 bis 1976 das Tapetenmuseum. Der Kirchflügel wurde für die Nutzung als Verwaltungsort der Staatlichen Museen Kassel weitgehend entkernt. Der stark beschädigte Mittelbau wurde ohne Kuppel und ohne Fensterkreuze sowie Fensterläden wieder instandgesetzt und wirkt im Ensemble heute als Fremdkörper. Auch die ursprüngliche Raumaufteilung wurde nicht wiederhergestellt. Anstatt der Kuppel setzte man auf das Gebäude ein Glasdach zur Belichtung der Gemälde, das noch vom Herkules aus ins Auge fällt. Die Staatlichen Museen präsentieren im Mittelbau heute:
- die Antikensammlung
- die Gemäldegalerie Alte Meister enthält vornehmlich flämische und holländische Malerei des Barock (Rembrandt (siehe auch Jakobssegen (Rembrandt)), Frans Hals, Rubens etc.) sowie altdeutsche (Albrecht Altdorfer, Albrecht Dürer), italienische und spanische Malerei.
- die Graphische Sammlung
- vereinzelte Wechselausstellungen
- in der historischen Kapelle hält die protestantische Gemeinde ihre Gottesdienste ab.
Literatur
- Horst Becker, Michael Karkosch: Park Wilhelmshöhe, Parkpflegewerk, Bad Homburg und Regensburg, 2007, ISBN 978-3-7954-1901-1.
- Bernd Modrow, Claudia Gröschel: Fürstliches Vergnügen, 400 Jahre Gartenkultur in Hessen, Verlag Schnell und Steiner, Bad Homburg und Regensburg 2002, ISBN 3-7954-1487-3.
- Schlösser, Burgen, alte Mauern. Herausgegeben vom Hessendienst der Staatskanzlei, Wiesbaden 1990 ISBN 3-89214-017-0, S. 207-209.
Weblinks
- Schlösser und Gärten Hessen
- Staatliche Museen Kassel
- Material zu Schloss Wilhelmshöhe in der Sammlung Duncker der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (PDF; 254 k)
- Schloss Wilhelmshöhe als 3D-Modell im 3D Warehouse von Google SketchUp
Einzelnachweise
- ↑ Bürger für das UNESCO-Weltkulturerbe Kassel Internetauftritt des unterstützenden Bürgervereins
51.3159.4161111111111Koordinaten: 51° 18′ 54″ N, 9° 24′ 58″ OSchloss Bellevue | Löwenburg | Orangerie | Residenzpalais | Palais Reichenbach | Schloss Schönfeld | Stadtschloss | Wasserburg Waldau | Schloss Wilhelmshöhe
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