Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr

Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr
Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr
SDstHunde Bw.png
Internes Verbandsabzeichen
Aufstellung 1958
Land Flag of Germany.svg Deutschland
Streitkräfte Bundeswehr
Organisationsbereich Bundeswehr Logo Streitkraeftebasis with lettering.svg Streitkräftebasis
Unterstellung Stellvertreter des Amtschefs Streitkräfteamt /

Kommandeur Bundeswehrschulen und General streitkräftegemeinsame Ausbildung

Standort Ulmen (Eifel)

Die Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr (SDstHundeBw) ist die zentrale militärische Ausbildungsstätte der Bundeswehr für Diensthunde und ihre Diensthundeführer (DHFhr). Die zunächst in Koblenz-Bubenheim aufgestellte Schule befindet sich seit April 2005 in Ulmen (Eifel) in der Gräfin-von-Maltzan-Kaserne.

Inhaltsverzeichnis

Schule für Diensthundewesen

Die Historie der heutigen Schule geht auf das Jahr 1958 zurück. In Koblenz-Bubenheim wurde eine Hundestaffel aufgestellt, wobei Personal und Hunde damals aus britischen Diensten übernommen wurden. Der Kernauftrag der 1961 in Hundeschule der Bundeswehr umbenannten Einheit war die Ausbildung von Wachmännern mit ihren Wachbegleithunden. Im Laufe der Jahre unterlagen sowohl Aufgabenspektrum wie auch Kompetenzen wesentlichen Änderungen. Die Ausbildung der Wachbegleithunde wurde dementsprechend durch weitergehende Spezialisierung dieser Hunde erweitert. 1993 wurden die ersten Wachbegleithunde der Hundeschule der Bundeswehr zu Sprengstoffspürhunden spezialisiert, es entstand das Konzept des dualen Diensthunds. Das heißt, dass ein Diensthund neben den beschriebenen Spezialaufgaben auch als Hilfsmittel zur körperlichen Gewalt, also bei der Abwehr von Angriffen auf die Soldaten, Verfolgung Flüchtender und der Abschreckung von Gewalttätern eingesetzt werden kann. Ab 1997 wurde das Ausbildungsspektrum um Rauschmittelspürhunde und Rettungshunde erweitert. Aus der Zunahme der Auslandseinsätze der Bundeswehr und der daraus resultierenden Risiken für die Soldaten ergab sich auch ein zunehmender Bedarf an Spezialhunden, beispielsweise zum Aufspüren von Personen, Sprengstoffen oder Minen. Deren Ausbildung fand bereits ab dem Jahr 2001 in ehemaligen Munitionsbunkern im Ausbildungszentrum für Spezialhunde auf dem heutigen Gelände der Schule für Diensthundewesen in Ulmen statt.[1]

Basierend auf den Erfahrungen der ursprünglichen Wachbegleithundausbildung, der Spezialisierung von Diensthunden in unterschiedlichen Spektren sowie den Anforderungen im Auslandseinsatz, konzipierte die Schule für Diensthundewesen die Ausbildung zum Sicherungsdiensthund. Dabei wird auf Gehorsam, Bindung und Vertrauen der Hunde an den Menschen hohen Wert gelegt. Nach der viermonatigen Ausbildung zum Sicherungsdiensthund oder Feldjägerdiensthund[2] erfolgt eine bis zu 21 Wochen dauernde Spezialausbildung zum Kampfmittel- oder Personenspürhund der Fallschirmjägertruppe bzw. zum Sprengstoff- oder Rauschmittelspürhund der Feldjägertruppe. Seit 2006 werden an der Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr Minenspürhunde für die Pioniertruppe ausgebildet. Diensthunde der Bundeswehr sowie ihre Diensthundeführer haben ihr Leistungsvermögen regelmäßig im Rahmen der Qualitätssicherung nachzuweisen. In kürzeren Zeitabständen werden regelmäßige Zertifizierungen der spezialisierten Diensthundeteams durchgeführt. Wachbegleithunde sowie Sicherungsdiensthunde müssen jährlich eine Prüfung gemäß der Diensthundprüfungsverordnung der Bundeswehr (DPOBw) ablegen.

Grundsätzlich werden die Hunde unter Ausnützung ihres Beute- und Spieltriebes zum Dienst motiviert. Verschiedene Rassen kommen zum Einsatz. Der belgische und deutsche Schäferhund sind vielseitig verwendbar, das ruhige ausgeglichene Wesen des Labradors qualifiziert ihn für das Aufspüren von Minen.

Im Jahr 2005 wurde die gesamte Einrichtung von Koblenz-Bubenheim in den Hochpochtener Wald nach Ulmen verlegt. Das ursprüngliche Depot mit ca. 50 Munitionslagerhäusern auf einer Gesamtfläche von knapp 10.000 m² wurde im Zuge der Transformation der Bundeswehr aufgelöst und in Ausbildungsstätten umgebaut, in denen Situationen dargestellt sind, die möglichst ähnlich der Wirklichkeit sind.

Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Schule für Diensthundewesen am 8. August 2008 wurde der bislang namenlose Liegenschaft im Hochpochtener Wald (Ulmen) im Rahmen eines feierlichen Appells der Namen Gräfin-von-Maltzan-Kaserne verliehen. Dieser geht zurück auf die Tierärztin Maria Gräfin von Maltzan, welche im Dritten Reich trotz der Gefahr für das eigene Leben politisch Verfolgten half, zu überleben.[3]

Diensthundeklinik

Die Diensthundeklinik bestehend aus den Bereichen Chirurgie/Zahnmedizin, Innere/ Ambulanz, Zwingeranlage und Zuchtstation ist die zentrale Anlaufstelle für die tiermedizinische Versorgung aller Diensthunde der Bundeswehr. Es werden beispielsweise Untersuchungen auf Diensttauglichkeit, Prüfungstauglichkeit oder Auslandsverwendungsfähigkeit durchgeführt. Neben der Terminsprechstunde für alle Diensthunde der Bundeswehr und der tiermedizinschen Versorgung der an der Schule befindlichen Lehrgangs-, Vorführ- und Spezialhunde ist durch die veterinärmedizinische Notfallbereitschaft die Notfallversorgung von Diensthunden im Umkreis von 200 km 365 Tage im Jahr Tag und Nacht sichergestellt. Im Rahmen der Versorgung von Diensthunden im Auslandseinsatz stellt die Diensthundeklinik rund um die Uhr einen zuverlässigen und kompetenten Ansprechpartner für die im Auslandseinsatz befindliche Sanitätsoffiziere des Veterinärwesens der Bundeswehr dar.

Alle Hunde, die der Schule für Diensthundewesen zum Ankauf angeboten werden, müssen auch auf die klinische Tauglichkeit hin untersucht werden. Anhand der erhobenen Befunde wird eine Vorauswahl getroffen, ob ein Diensthund gesundheitlich geeignet ist und ob er ggf. sogar als Spezialhund oder Wachbegleithund Ausland, an welche höhere Anforderungen zu stellen sind, geführt werden kann. Neu zugekaufte Hunde werden zunächst in der Quarantänestation durch schuleigenes Personal ausgebildet und haben in dieser Zeit keinen Kontakt zu anderen Diensthunden. Mit dieser Maßnahme soll die Einschleppung von übertragbaren Erkrankungen in den laufenden Betrieb der Schule verhindert werden.

Die Zahnaltersbestimmung nach Korthäuer dient vor allem bei Ankaufshunden der Verifizierung des durch den Händler angegebenen Alters. Anhand der röntgenologisch bestimmten Fläche der Pulpahöhle des Caninus, in welcher Gefäßversorgung und Nerven liegen, kann bis zu einem Alter von 6 Jahren das Zahnalter des Diensthundes mit einer Genauigkeit von ± 3 Lebensmonaten bestimmt werden.[4]

Auslandsdiensthunde werden vor Einreise ins Einsatzland an der Diensthundeklinik vorgestellt. Durch prophylaktische Maßnahmen soll verhindert werden, dass ein Diensthund im Einsatzgebiet erkrankt. Eine besondere Rolle spielen dabei die sogenannten „Reisekrankheiten“, welche durch Zecken, Mosquitos oder Sandmücken übertragen werden und in den Einsatzgebieten der Bundeswehr endemisch sein können. Nach Rückkehr aus dem Auslandseinsatz werden alle Diensthunde klinisch untersucht, Blutproben der Diensthunde werden standardmäßig einer Laboruntersuchung auf spezielle Erreger unterzogen, um bei Bedarf eine unverzügliche Therapie einleiten zu können.

Neben der Weiterbildung des eigenen Personals, der Ausbildung von Tiermedizinischen Fachangestellten und Tierpflegern finden unter anderem Lehrgänge für Sanitätsoffiziere des Veterinärwesens der Bundeswehr „Diensthundebehandlung im Auslandseinsatz“ und Unterrichte sowie praktische Ausbildungen für Diensthundführer statt. Des Weiteren ist die Klinik kompetenter Ansprechpartner bei veterinärmedizinischen Fragestellungen (beispielsweise Ankaufsuntersuchungen, Vergiftungen mit Sprengstoffen etc.) für andere Diensthundhaltende Behörden.

Zusätzlich zum vollen Spektrum veterinärmedizinischer Versorgungsleistungen ist die Diagnostik und Therapie von Zahn- und Kiefererkrankungen oder typischen Erkrankungen von großen Sport- und Diensthunderassen beispielsweise das Cauda equina-Syndrom sowie die Tierphysiotherapie als eine spezielle Herausforderung an die Tierärzte der Diensthundeklinik zu sehen.[5]

Erste Erfahrungen mit der Zucht von Diensthunden wurden schon in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts gesammelt. Im Rahmen der Auftragserweiterung der Schule für Diensthundewesen kam es Anfang 2000 zu einer massiven Steigerung des Bedarfs an geeigneten leistungsstarken Diensthunden. Auf Grund der Marktsituation war selbst unter hohem finanziellen Aufwand die Bedarfsdeckung nicht sicherzustellen. Am 18. Juni 2002 bekam die Schule für Diensthundewesen den Auftrag, zur Kompensation dieses Defizits in Ergänzung zum Ankauf ein Zuchtkonzept zu entwickeln. Dieses konnte im Folgenden erfolgreich umgesetzt werden, so dass seit 2007 der Baustein Zucht in die Organisationsgrundlagen (STAN) der Schule für Diensthundewesen übernommen wurde.

Einsatzarten für Diensthunde in der Bundeswehr

  • Einsatz im Wach- und Sicherungsdienst
    • Wachbegleithund (Inland)
    • Wachbegleithund (Ausland)
    • Sicherungsdiensthund
    • Feldjägerdiensthund
  • Einsatz als Spezialhund
    • Sprengstoffspürhund
    • Kampfmittelspürhund
    • Minenspürhund
    • Rauschgiftspürhund
    • Personenspürhund

Einzelnachweise

  1. Eifelzeitung: Vierbeiner im Einsatz für die Bundeswehr
  2. Kein Job wie jeder andere: Diensthundeführer in Mazar-e Sharif Veröffentlichung der Luftwaffe der Bundeswehr vom 5. Januar 2010
  3. Johann Schäffer: Maria Gräfin von Maltzan (1909–1997): Eine Tierärztin im Widerstand Laudatio anlässlich der Benennung der Kaserne für die Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr in Gräfin-von-Maltzan-Kaserne
  4. Korthäuer, Walter: Zahnaltersbestimmung beim Diensthund
  5. OStVet Dr. Ernst: Briefing Diensthundeklinik SDstHundeBw im Rahmen des Besuchs des Amtchefs Streitkräfteamt im August 2005

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”