St.-Petrus-Kirche (Berlin-Gesundbrunnen)

St.-Petrus-Kirche (Berlin-Gesundbrunnen)
St.-Petrus-Kirche

Die St.-Petrus-Kirche in der Bellermannstraße 91 des heutigen Berliner Bezirkes Mitte im Ortsteil Gesundbrunnen wurde für die katholischen Bewohner des Ortsteils Gesundbrunnen erbaut. Der Entwurf im neugotischen Architekturstil stammt vom Kirchenbaumeister Wilhelm Rincklake aus der Abtei Maria Laach. Die Bauleitung hatte Hermann Bunning. Der Apostel Simon Petrus ist der Namenspatron der Pfarrkirche, deren Grundstein am 16. Dezember 1906 gelegt und die am 6. Januar 1908 geweiht wurde. Die feierliche liturgische Weihe fand am 29. April 1934 statt. Die Kirche steht unter Denkmalschutz.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1861 wurde der Wedding samt dem Gesundbrunnen nach Berlin eingemeindet und entwickelte sich im Laufe der Industrialisierung zum Ende des 19. Jahrhunderts zum klassischen Industrie- und Arbeiterviertel mit typischen Mietskasernen. Die katholische Bevölkerung wuchs im Pfarrgebiet der St.-Sebastian-Kirche auf etwa 50.000, begünstigt durch die anhaltende Landflucht. Daher wurde es notwendig, die Muttergemeinde St. Sebastian aufzuteilen. Es entstanden die Tochterpfarreien mit der St.-Paulus-Kirche in Moabit und der St.-Joseph-Kirche in der Müllerstraße. Für die Gründung einer Gemeinde am Gesundbrunnen wurde ein Grundstück in der Bellermannstraße erworben, wo 1905/06 ein Pfarrhaus mit 42 Mietwohnungen und 1907/08 die St.-Petrus-Kirche errichtet wurde. Die Kuratie trennte sich 1908 mit der Einweihung von ihrer Muttergemeinde St. Sebastian und wurde 1913 zur eigenen Gemeinde. 1943 wurden die Glasfenster in der Apsis zerstört. Im Mai 1944 brannte der Dachstuhl ab. Eindringender Regen beschädigte die Orgel. Das Gewölbe stürzte nach einem Blitzeinschlag teilweise ein, sodass die Kirche nicht mehr zu benutzen war. Seit Oktober 1948 fanden in der Kirche zwar wieder Gottesdienste statt, der Wiederaufbau war aber erst 1957 abgeschlossen.

Kirchenschiff der St.-Petrus-Kirche

Bauwerk

Die in die Mietshausreihe eingezwängte einschiffige Hallenkirche, ein Mauerwerksbau mit fünf Jochen, hat einen eingezogenen, rechteckigen Chor und einen turmlosen Vorbau in geschlossener Blockrandbebauung, dessen fünfgeschossige, mit roten Ziegeln verblende Fassade als doppeltes Giebelmotiv ausgebildet ist. Die hintere Wandschicht, die an die Westfront des Zisterzienser-Klosters Chorin erinnert, hat Fialen und einen kreuzblumengeschmückten, krabbenbesetzten Dreiecksgiebel. Davor ist ein zweiter, übertraufhoher Giebelbau vorgelagert. In seiner großen Spitzbogennische befinden sich das Doppelportal, darüber eine Reihe Spitzbogenfenster und eine mit Maßwerk verzierte Fensterrose. Das Kirchenschiff ist von der Straße aus nicht zu sehen. Sein Baukörper erstreckt sich als rechter Seitenflügel im Hof. Nur zum Hof des benachbarten Pfarrhauses und im Chor sind hohe Fensterbahnen ausgebildet. St. Petrus hat, wie bei Zisterzienser Kirchen üblich, keinen Turm, sondern nur einen offenen Glockenstuhl für die 4 Bronzeglocken von 1954 auf dem Dach des Vorbaus, verdeckt vom hinteren Giebel. Der Innenraum wird durch die weit eingezogenen und in Spitzbögen zu seitlichen Gängen geöffneten Strebepfeiler bestimmt. Hierdurch entsteht der Eindruck eines dreischiffigen Kirchraums.

Orgelempore der St.-Petrus-Kirche

Ausstattung

Hinter dem Altar im Chor befinden sich drei Glasfenster, die eine Szene mit dem Namenspatron darstellen. Der Innenraum der Kirche war anfangs nur mit einem Notaltar und sechs Bänken ausgestattet. Ende 1908 kamen weitere Bänke, eine Kanzel und ein Beichtstuhl hinzu. 1909 wurde die Apsis mit großformatigen Wandbildern versehen, die die Kirchenlehrer Hieronymus, Ambrosius von Mailand, Augustinus und Gregor den Großen darstellen. Die Wandmalereien aus der Erbauungszeit sind unter später aufgebrachten Putzschichten verborgen. Sie wurden zum Teil wieder freigelegt.

Apsis der St.-Petrus-Kirche

1910 kam ein hölzerner Flügelaltar von Ferdinand Langenberg hinzu. Die Altarretabel zeigt im geschlossenen Zustand die Verkündigung des Herrn als gemaltes Bild, bei geöffnetem Zustand als polychrome Schnitzarbeit, links Christus am Ölberg, in der Mitte die Kreuzigung Christi und rechts die Auferstehung Jesu Christi. Die Flügelinnenseiten stellen die Geburt Christi und die Krönung Mariens dar. 1920 kamen der Marienaltar und der Petrusaltar dazu. 1929 wurden gerahmte Bilder mit neugotischen Kreuzwegstationen angefertigt, die Rahmen wurden im Zuge der Restaurierung 1940 entfernt und die Bilder in die Wand eingelassen. Der Altarraum wurde nach der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils umgestaltet. Die Seitenaltäre wurden entfernt. Vor dem Flügelaltar ist ein freistehender Altartisch aufgestellt.

Literatur

  • Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin: Berlin und seine Bauten. Teil VI. Sakralbauten. Berlin 1997.
  • Gerhard Streicher und Erika Drave: Berlin – Stadt und Kirche. Berlin 1980.

Weblinks

 Commons: St.-Petrus-Kirche (Berlin-Gesundbrunnen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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