- Straßburger Vorstellung
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Die Straßburger Vorstellung war eine Nachfolgevereinigung des 1873 gegründeten SC zu Straßburg.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Als Elsaß-Lothringen mit Straßburg 1871 zum Deutschen Reich gekommen war, wurden an der Kaiser-Wilhelms-Universität vier Kösener Corps gestiftet: Rhenania (1872), Palatia (1873), Suevia (1878) und Palaio-Alsatia (1880). Palaio-Alsatia war aus der Landsmannschaft Vosegina hervorgegangen und hatte fast ausschließlich elsässische Mitglieder.
„Der Straßburger SC hatte unter den Kösener Corps immer eine besondere Eigenart. Straßburg war die Universität des damaligen Grenzlandes, zur Stützung des Deutschtums befand sich der SC in engster Fühlung mit den Professoren, den hohen Beamten und nicht zuletzt dem Militär. Die guten Straßburger Regimenter brachten mit ihren „Einjährigen“ einen großen Teil des Nachwuchses. Es entstand eine Gemeinsamkeit, die sich auf die gleichen Auffassungen von Pflicht, Ehre und Vaterlandsliebe gründete – einer Gemeinsamkeit, die wiederum zu einem regen gesellschaftlichen Verkehr führte. Natürlich färbte das auch auf das Verhältnis der Corps zueinander, ja auch der einzelnen Angehörigen eines CC zu den Angehörigen eines anderen CC ab. Vielleicht haben diese Eigenart des Straßburger SC und diese Beziehungen der Corps untereinander nicht zuletzt zu dem damaligen letzten Beschluß des alsdann suspendierten SC vom Juni 1919 beigetragen.“
– Ernst Krefft 1952
Nach dem Ersten Weltkrieg
Die Straßburger Studentenverbindungen waren die einzigen, die nach dem Versailler Vertrag vertrieben wurden und suspendieren oder verlegen mussten. Als Ersatz für die verlorene Kaiser-Wilhelms-Universität wurden die Universitäten Hamburg und Köln gegründet und die Johann Wolfgang Goethe-Universität von 1914 neu belebt. Deshalb beabsichtigten die vier Corps ursprünglich, den ganzen SC nach Frankfurt am Main zu verlegen; sie gingen aber zunächst in das benachbarte Freiburg im Breisgau und vereinbarten auf dem oKC im Juni 1919 die Straßburger Vorstellung.[1]
Kösener Congress 1919
Vor Eintritt in die eigentliche Tagesordnung wurde ein Antrag eingebracht, nach dem jedes Straßburger Corps verlangen konnte, unter Beibehaltung seines alten Gründungsdatums in jeden bestehenden SC aufgenommen zu werden oder mit einem einzelstehenden CC einen neuen SC zu bilden. Dieser Antrag wurde vom oKC einstimmig angenommen und sollte zehn Jahre gelten.[2]
Der Straßburger SC sollte weiterbestehen, sich aber „für die Dauer des Heimatverlustes“ suspendieren. Um diese Rechts- und Sachlage festzuhalten und nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, fasste der letzte Convent des Straßburger SC einstimmig den Beschluß:
- Die Angehörigen der CC des Straßburger SC stellen sich gegenseitig vor - Straßburger Vorstellung.
- Der Straßburger SC tritt in regelmäßigen Zeiträumen zur „Straßburger Tagung“ zusammen. Der CC der Rhenania wird als ältestes Corps Ort und Zeit des ersten Zusammentritts bestimmen; später wechselt die Leitung nach dem Alter der verschiedenen Corps.
- Die einzelnen CC setzen bei ihrer neuen Niederlassung ihrem Namen einheitlich den Zusatz „Straßburg“ hinzu.
- Die einzelnen CC tauschen gegenseitig Meldungen aus.
Im Gegensatz zu den Vorstellungsverhältnissen sollte diese Straßburger Vorstellung nicht gebrochen werden können. Die Corps konnten gegeneinander fechten.[3]
Der Straßburger SC behielt Sitz und Stimme auf dem Kösener Congress. Die vier Corps traten nicht mit ihren neuen SC, sondern gemeinsam als Straßburger SC auf. Alljährlich trafen sie sich zur Straßburger SC-Tagung.[4]
Neuanfänge
Rhenania ging nach Marburg. Sie hatte beim KSCV Klage erhoben, um die vom Marburger SC verweigerte Anerkennung durchzusetzen.[5]
Palatia wollte zunächst nach Marburg gehen, blieb aber in Freiburg.[6] 1952 fusionierte sie mit Guestphalia Jena zum Corps Palatia-Guestphalia.
Suevia verlegte 1919 nach Münster, 1928 von dort nach Marburg. Im Dritten Reich ging sie als Kameradschaft Eugen Zintgraff zu Hansea Köln. Nach dem Frankreichfeldzug lebte sie von 1941 bis 1944 als Kameradschaft Rudolf von Bennigsen im alten Straßburger Corpshaus.
Palaio-Alsatia trat 1919 als Corps Alsatia dem SC zu Freiburg bei. Nach dem Bruch der Kartellverhältnisse mit Teutonia Halle und Makaria München suspendiert, rekonstituierte sie sich 1921 in Frankfurt am Main. Dort gab es seit 1921 das Wissenschaftliche Institut der Elsass-Lothringer im Reich. In einer „großen Illusion“ kehrte auch Palaio-Alsatia von 1941 bis 1945 als Kameradschaft „Friedrich Barbarossa“ nach Straßburg zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging sie wieder nach Frankfurt am Main und schloß sich dem Hallenser Nachfolgecorps Saxonia an. Im Wintersemester 1953/54 schied sie aus und nahm den eigenständigen aktiven Betrieb wieder auf.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
1951 wurde die Straßburger Vorstellung wiederbelebt. Sie tagte zweimal in Baden-Baden und einmal in Bad Homburg. Formell besteht sie noch heute, wenngleich Rhenania und Palaio-Alsatia seit langem suspendiert sind und Palatia den Zusatz Straßburg abgelegt hat.
Die Corpshäuser in Straßburg
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Krefft (II Suevia EM, Hansea Köln) und Dr. Obernesser (Palaio-Alsatia) vertraten den Straßburger SC.
- ↑ Dieser Beschluß war für Suevia von weitreichender Bedeutung, weil er 1928 ihre Übersiedlung von Münster nach Marburg ermöglichte. Nach den Kösener Statuten konnte ein Corps den Hochschulort sonst nur im Wege einer Neugründung oder mit Zustimmung des betreffenden SC wechseln.
- ↑ Nach 1949 bestand kein Paukverhältnis zwischen Suevia-Straßburg und Rhenania-Straßburg.
- ↑ Ebenfalls in jedem Jahr trafen sich alle aus Straßburg gekommenen Korporationen zum Straßburger Kongreß. Revanchistische Ideen legten sich nach dem Gespräch von Stresemann und Briand am 17. September 1926 in Thoiry (Ain). Dort ist die Hauptstraße nach diesen beiden „ersten Europäern“ benannt.
- ↑ Teutonia Marburg fürchtete um ihre maßgebliche Stellung im SC.
- ↑ Palatia baute in den 1920er Jahren das noch heute von Palatia-Guestphalia genutzte Corpshaus in Freiburg.
Literatur
- Ernst Krefft: Die Straßburger Vorstellung. Straßburger Schwabenblatt (Corps Suevia Straßburg), Nr. 149, 15. Oktober 1952
- Stephan Roscher: Die Kaiser-Wilhelms-Universität Straßburg 1872–1902. Frankfurt am Main, Berlin, Bern 2006 (Europäische Hochschulschriften: Reihe III. Geschichte und ihre Hilfswissenschaften, 1003), ISBN 3-631-31854-5
- Gustav Kellermann, Kurt Weimar: Die Geschichte der Alt-Elsässer 1880 - 1980. O. O., o. J.
Weblinks
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