- Corps Palatia-Guestphalia
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Das Corps Palatia-Guestphalia Freiburg im Breisgau ist ein Corps (Studentenverbindung) im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV), dem ältesten Dachverband deutscher Studentenverbindungen. Das Corps ist pflichtschlagend und farbentragend. Es vereint Freiburger Studenten und ehemalige Freiburger Studenten, sowie ehemalige Studenten aus Jena und Straßburg (s.u.). Seine Mitglieder heißen „Pfälzer-Westfalen“. Die früher ebenfalls übliche Bezeichnung „Pfalz-Westfalen“ wird mittlerweile nicht mehr verwandt.
Inhaltsverzeichnis
Couleur
Palatia-Guestphalia verleiht als eines von vier Corps (neben dem Corps Palaiomarchia-Masovia Kiel und dem Corps Normannia-Vandalia München und dem Corps Rhenania-Brunsviga) zwei Bänder, nämlich die seiner beiden Muttercorps (s.u.), verbundenen mit einer silbernen Spange. Das Band der Palatia Straßburg ist rot-weiß-violett (Farben gelesen von oben) mit silberner Perkussion und das der Guestphalia Jena ist grün-weiß-schwarz (Farben gelesen von unten) ebenfalls mit silberner Perkussion. Das Band der Guestphalia wird auf der Brust oberhalb desjenigen der Palatia getragen. Die Füchse tragen nur ein Band mit den Farben Grün-Violett. Als Mütze wird diejenige der Guestphalia Jena getragen, die Grundfarbe ist grün. Die Chargierten tragen allerdings bei offiziellen Anlässen den weißen Stürmer der Straßburger Pfälzer. Es werden beide Wappen der Muttercorps als Doppelwappen geführt.
Geschichte
Das Corps Palatia-Guestphalia wurde 1952 gestiftet und ist damit eines der jüngsten Corps im Kösener SC-Verband. Palatia-Guestphalia führt die Tradition der infolge der Weltkriege und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft erloschenen Corps Guestphalia Jena (gestiftet 1841) und Palatia Straßburg (gestiftet 1873) fort. Das Corps Palatia Straßburg ging bereits im Anschluss an den Ersten Weltkrieg nach Freiburg und errichtete dort das heutige Corpshaus in der Stefan-Meier-Straße, welches durch seine klassisch elegante Architektur und reichhaltige geschnitzte Innenausstattung unter den Corps- und Verbindungshäusern heraus sticht und daher von der Stadt Freiburg vollständig unter Denkmalschutz gestellt wurde. In den 1920er Jahren war der Dichter Joachim Ringelnatz zu Gast auf dem Haus der Palatia und widmete ihr ein Gedicht. Das Corps Guestphalia Jena gehört zu den traditionsreichsten deutschen Studentenverbindungen und ist vor der Auflösung durch die Nationalsozialisten in Jena insbesondere durch seine rege Fechttätigkeit bekannt geworden. Ein Mitglied dieses Corps, der Paukarzt Friedrich Immisch verringerte zudem die Gefahren des Mensurfechtens erheblich, indem er Ende der 1850er Jahre eine eiserne Paukbrille entwickelte und einführte, die seitdem bei Mensuren allgemein getragen wird. Einige Mitglieder der Guestphalia Jena versuchten 1934 vergeblich, den Kösener Senioren-Convents-Verband in eine Organisation nach nationalsozialistischen Grundsätzen zu verwandeln, um die Corps auch unter der Gewaltherrschaft der Nazis erhalten zu können, was aber an inneren und äußeren Widerständen scheiterte.
Palatia-Guestphalia unterhält mit dem Corps Hannovera Göttingen in Tradition der Guestphalia Jena seit 1846 eines der ältesten Kartellverhältnisse zwischen Studentverbindungen überhaupt. Kartelle zwischen Corps sind Freundschaftsverträge, die zumeist innerhalb eines bestimmten Kreises geschlossen werden. In der Gründerzeit wurden sie oft aus nichtigem Anlass gebrochen.
Bedeutende Mitglieder
(inklusive Muttercorps)
- Albano von Jacobi (1854-1928) – 1879 Adjutant des Prinzen Wilhelm von Preußen (des späteren Kaisers Wilhelm II.), 1895 Militärattaché an der deutschen Botschaft in Rom, 1905 Militärbevollmächtigter des Reiches am Hof des russischen Zaren in Sankt Petersburg, General der Infanterie; Mitglied des Corps Palatia-Straßburg.
- Ewald Hilger (1859-1935) – 1896 Leiter der staatlichen Bergwerksbetriebe Oberschlesiens, 1900 Leiter der Bergwerksdirektion Saarbrücken, 1905 Generaldirektor der Vereinigten Königs- und Laurahütte in Siemianowitz; Mitglied des Reichswirtschaftsrats sowie zahlreicher Fachverbände und Aufsichtsräte; Angehöriger des Corps Palatia-Straßburg (rec. 1876).
- Max von Oppenheim (1860-1946) – Archäologe, Orientwissenschaftler, Abenteurer, Entdecker und Ausgräber von Tell Halaf; Begründer bedeutender Sammlungen auf der Berliner Museumsinsel; Mitglied des Corps Palatia-Straßburg.
- Friedrich Immisch (1826-1892) – „berühmtester Paukarzt aller Zeiten“, Erfinder der Paukbrille; Mitglied des Corps Guestphalia-Jena.
- Warner Poelchau (1852-1922) – Kaufmann und Politiker; Mitglied der Corps Palatia Bonn, Guestphalia-Jena und Hannovera Göttingen.
- Wilhelm Fabricius (1857-1942) – Historiker und Begründer der Hochschulkunde; Mitglied der Corps Starkenburgia, Guestphalia Jena, Teutonia Marburg und Guestphalia Marburg.
- Werner Uhink(1896-1973) – Astronom; Mitglied des Corps Guestphalia-Jena.
- Karl Rosenbaum – Präsident des Westfälisch-Lippischen Sparkassen- und Giroverbandes; Mitglied des Corps Guestphalia-Jena, Ritter des Hohenzollernschen Hausordens mit Krone und Schwertern.
- Friedrich Wilhelm von Ammon (1791-1855) – Professor der Theologie in Erlangen; Mitglied des Corps Guestphalia-Jena.
Freundschaftsverhältnisse
- Corps Hannovera Göttingen
- Corps Teutonia Marburg
- Corps Starkenburgia Gießen
- Corps Nassovia Würzburg
- Corps Palaiomarchia-Masovia
- Corps Masovia Königsberg zu Potsdam
Befreundete Corps
- Corps Lusatia Leipzig
- Corps Isaria München
- Corps Marchia Berlin
- Corps Borussia Halle
- Corps Palaiomarchia Halle
Vorstellungsverhältnisse u.a.
- Corps Rhaetia Innsbruck zu Augsburg
- die Corps des ehemaligen Straßburger SC („Straßburger Vorstellung“)
- Tradtionsverhältnisse mit den Corps des ehemaligen Jenenser SC
Siehe auch: Liste Kösener Corps, Kösener Senioren-Convents-Verband, Corps
Weblinks
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