Strossenbau

Strossenbau

Der Strossenbau ist die älteste Abbaumethode für den Gangerzbergbau und für festes Nebengestein. Er war das typische Abbauverfahren vor dem 16. Jahrhundert und ist quasi von seiner Ausführung her die Umkehrung des Firstenbaus. Der Strossenbau wurde oft als Abbaumethode bei steilstehenden Erzgängen angewendet, um vom Tagebau zum Tiefbau überzugehen.[1]

Inhaltsverzeichnis

Das Abbauverfahren

Streichender Strossenbau – Längsschnitt, stark vereinfacht

Um ein Abbaufeld im Strossenbau zu erschließen werden zunächst ein oder mehrere Abhauen erstellt. Von diesen Abhauen ausgehend werden die einzelnen Strossen angesetzt. Zum Versetzen der Berge werden im saigeren Abstand von 4 Meter Kästen erstellt. Die Förderrichtung ist bei diesem Verfahren aufwärts gerichtet, ebenso die Wasserhaltung. Für die Bewetterung ist ein System von Wettertüren erforderlich. Bei diesem Abbauverfahren ist der Verlust an Erz auf der anstehenden Strosse gering, deshalb ist dieses Verfahren auch für den Abbau kleinerer Erzlagerstätten geeignet.[2]

Der Abbau ist beim Strossenbau treppenartig und findet zwischen einer unteren und oberen Sohle statt. Dabei hat der Bergmann beim Strossenbau das Mineral unter sich in der Sohle.[3] Es gibt einflügeligen und zweiflügeligen Strossenbau. Der zweiflügelige Bau wird dann angewendet, wenn sich das Abhauen in der Mitte des Mineralkörpers befindet. Der Anhieb beginnt mit dem Aushieb eines etwa würfelförmigen Körpers. Ist dieser Körper hereingewonnen, werden die Strossen im Wechsel abgebaut. Zuerst werden die Strossen im Streichen, anschließend im Fallen abgebaut. Je nach Lagerstätte sind die Strossen mehrere Meter hoch.

Im frühen Bergbau wurden die Strossen durch das Feuersetzen rechtwinklig geformt, heute werden die Strossenkanten mit stumpfen Winkeln versehen. Die Sohle wird in Lagerstätten mit Wasserzufluss leicht geneigt, damit das Wasser besser abfließen kann. Vorteilhaft beim Strossenbau ist, dass man sofort mit dem Abbau beginnen kann sobald ein bauwürdiges Mittel gefunden wurde.

Seitenstrossenbau

Der Seitenstrossenbau ist eine Abart des Strossenbaus für mächtige Gänge für die der Querbau nicht geeignet ist. Ab einer Höhe von 2 Lachter wird der Gang in mehrere Streifen zerteilt, welche dann einzeln für sich abgebaut werden. Begonnen wird dabei mit dem untersten Streifen. Angewendet wurde der Seitenstrossenbau im Sauberge bei Ehrenfriedersdorf. Dort war eine Erzlagerstätte mit sehr mächtigen Gängen die durch Feuersetzen abgebaut worden war. Da der Abbau der Saalbänder sich ebenfalls lohnte wurden die seitlichen Schalen mittels Seitenstrossenbau hereingewonnen.[4]

Bergeversatz

Für den Bergeversatz sind speziell gefertigte Kästen erforderlich, in die die anfallenden Berge eingebracht werden. Um möglichst wenig Abraum abzufördern und die Erzausbeute so hoch wie möglich zu halten, werden die einzelnen Strossenstösse geschrämt und die Sohlen rein gekehrt. Die Berge werden schon Untertage aussortiert und in die Bergekästen verbracht. Wenn ein Bergekasten gefüllt ist, wird er mit Holz verschlossen. Bei nicht genügendem Bergeanfall werden teilweise Berge von Übertage in den ausgebeuteten Abbaubereich gebracht. Aus Kostengründen werden des Öfteren Teile des ausgehauenen Hohlraumes nicht verfüllt und als Förderstrecken offen gelassen.

Nachteile des Verfahrens

Ein wesentlicher Nachteil beim Strossenbau ist der starke Verbrauch an Grubenholz, welches für den Bau der Bergekästen benötigt wird. Weitere Nachteile sind die Umkehrung der Förderrichtung und die komplizierte Wasserhaltung. Das Grubenwasser kann nicht einfach aus der Grube fließen, sondern wird in Rinnen bis zum Schacht geführt und dort mit Handpumpen oder Kübeln aus der Grube gefördert. Für den Einsatz in Steinkohlengruben ist diese Abbaumethode nicht geeignet, da die Steinkohle durch das Draufstehen vom Gewicht der Bergleute quasi zerbröselt wird.

Anwendung im Tagebau

Strossenbau im Braunkohlentagebau

Die nebenstehende Bleistiftzeichnung von 1850 zeigt das Profil eines Strossenbaus, der im Bensberger Erzrevier beim Abbau der Braunkohle im Tagebau angewendet wurde. Die schraffierten Flächen zeigen die noch anstehende Braunkohle. Im unteren Bereich hat man eine Strecke aufgefahren, die das Wasser zum Maschinenschacht hinleitet, der auf der linken Seite in einem umgebenden Sicherheitspfeiler zu sehen ist. Aus diesem wird es mit der Dampfmaschinenpumpe abgepumpt und abgeleitet. Die treppenförmigen Stufen sind die Strossen, wo der Abbau von oben nach unten getätigt wird. Jede Strosse hat eine Höhe von etwa einem Lachter. Die waagerechten Flächen bezeichnet man als Bermen, die eine Breite von zwei bis drei Lachtern haben. Die schrägen Flächen sind jeweils der Stoß. In der Mitte des Bildes sieht man, dass Teile des Abraums an der rechten Seite des Schachtpfeilers abgelagert wurden, um weite Wege dafür zu sparen.[5]

Der Strossenbau wird im Tagebau auch sehr oft in Steinbrüchen angewendet. Hierfür wird zunächst die Lagerstätte vorbereitet indem die oberste Deckschicht abgetragen wird. Dies geschieht in der Regel mit Schrappern und Schürfkübelbaggern, weitere Arbeitsmaschinen sind Planierraupen und Schaufellader.[6] Der so entstehende Abraum wird auf Halden deponiert. Die Ausrichtung erfolgt dann am Berghang durch Zerlegung in Abbauscheiben und in der Ebene dann durch in die Tiefe gehenden Strossenbau. Die einzelnen Strossen werden unter schrägem Winkel angebohrt, dies geschieht durch Drehbohren mit Großbohrlochmaschinen. Anschließend werden die Bohrlöcher mit Sprengstoff gefüllt und das Gestein wird gesprengt. Das so hereingewonnene Gestein wird mit Radladern und Baggern weggeladen.[7] Im Fall der Werksteingewinnung kann nicht gesprengt werden und der Abbau erfolgt mit schonenden Methoden, beispielsweise mit der Seilsäge.

Literatur

  • Heinrich Lottner/Albert Serlo (Hrsg.): Leitfaden der Bergbaukunde. Erster Band, Julius Springer, Berlin 1869

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Sächsischer Landesverband der Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine zum Thema Strossenbau
  2. Emil Stöhr, Emil Treptow: Grundzüge der Bergbaukunde einschließlich der Aufbereitung. Spielhagen & Schurich Verlagsbuchhandlung, Wien 1892
  3. Bergbau. In: Brockhaus Konversations-Lexikon 1894–1896, 2. Band, Seite 758.
  4. G. Köhler: Lehrbuch der Bergbaukunde. 2. Auflage, Wilhelm Engelmann, Leipzig 1887
  5. Herbert Stahl (Redaktion), Gerhard Geurts, Hans-Dieter Hilden, Herbert Ommer: Das Erbe des Erzes, Band 3, Die Gruben in der Paffrather Kalkmulde. Bergisch Gladbach 2006, ISBN 3-932326-49-0, S.103f.
  6. BV Kalk: Exploration und Abbauplanung
  7. Kalk Kompendium (PDF)

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