- Bensberger Erzrevier
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Der Begriff Bensberger Erzrevier stammt aus der wissenschaftlichen Diskussion in der Geologie. Bekannt ist die Untersuchung und Bewertung von Zink-Blei=Erzlagerstätten im Bensberger Revier als montangeologische und bergwirtschaftliche Grundlage zur Frage der Wiederaufnahme des Bergbaus von Berghauptmann a.D. Friedrich Wernicke von November 1957. Auch der frühere Geologe der Grube Lüderich, Heinz Lehmann, erwähnt in einem Gutachten den Begriff Bensberger Erzrevier.[1] Immer geht es um die Frage, wie viele und welche Bodenschätze noch in der Erde ruhen. Die Ausdehnung des Reviers erstreckt sich im Wesentlichen über die Städte Bergisch Gladbach, Overath und Rösrath.
Inhaltsverzeichnis
Die Gruben auf den Gangerzlagerstätten
Geschichte
Schon die Römer haben im Bensberger Erzrevier Bergbau betrieben. Zwischen Bleifeld und dem Franziskaschacht hat man auf der Sommerlagerstätte zwischen 2000 und 2005 durch Ausgrabungen römischen Bergbau aus dem zweiten und dritten Jahrzehnt des ersten Jahrhunderts nachgewiesen. Mittelalterlicher Bergbau ist urkundlich erstmals für das Jahr 1122 belegt, als Kaiser Heinrich V. der Abtei Siegburg das Recht verlieh, auf ihrem Besitztum Metallerze abzubauen. Nähere Einzelheiten sind nicht bekannt. Es existieren jedoch westlich von dem Ausgrabungsgelände des römischen Bergbaus auf dem Lüderich Halden aus dem 13. Jahrhundert. Diese können auch im Zusammenhang mit dem Bergbau „um das Jahr 1250“ stehen, den der Erzbischof Konrad von Hochstaden betrieben haben soll, um auf diese Weise Mittel für den Bau des Kölner Doms zu gewinnen. Dabei muss man wissen, dass in einer Tonne Bleiglanz etwa 300 bis 700 Gramm Silber enthalten waren. Daraus lässt sich folgern, dass die Finanzierung des Doms mit dem gewonnenen Silber für Münzen unterstützt wurde, während man das Blei direkt für den Bau des Doms, nämlich für die Verbindung von Bauteilen und die Dachbedeckung verwendete. Bei den meisten Gruben des Bensberger Erzreviers findet man noch heute im Gelände Pingen und Halden vom Bergbau des Hochmittelalters. In den Zechenbüchern liest man allenthalben, dass man in einem Alten Mann auf Spuren von Altbergbau getroffen sei und altes Gezähe gefunden habe.
Der früheste schriftliche Nachweis auf Bergbau speziell für Gruben im Bensberger Erzrevier geht auf eine Urkunde vom 23. August 1512 zurück. Darin erneuert Johann III., Herzog von Jülich-Berg und Graf von Ravensberg für Hans Unger und Rütger Osthoff die Erlaubnis seines Vorgängers Wilhelm IV., „auf dem Hahn“ im Kirchspiel Bensberg Erz zu schürfen. Der Lüderich wird erstmals am 5. Juli 1518 urkundlich erwähnt. Dabei handelt es sich um einen „Consens“ des gleichen Herzogs Johann III. von Jülich-Berg, der den „Bruder Johann up dem Strych“ und dessen Mitgewerken berechtigt, auf dem Lüderich im Amt Steinbach ein Erzbergwerk zu betreiben. Mit dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges kam der Bergbau für lange Zeit vollständig zum Erliegen
Zu nachweisbar neuen Aktivitäten kam es erst wieder im 18. Jahrhundert. Am 8. Oktober 1738 erhielt der Hofrat Gumpertz eine Generalbelehnung „zur Ausbeute aller zwei Stunden im Umkreise von Bensberg herum“ sich vorfindenden Eisenstein-, Kupfer-, Blei- und Silberbergwerke. Am 3. September 1740 bestätigte man ihm die verliehene Belehnung. Bei näherer Betrachtung dieser Angaben war Gumpertz damit Herr über sämtliche Gruben im Erzrevier Bensberg. Am Beginn des 19. Jahrhunderts war es bereits seit 1826 auf der Grube Julien zu zaghaften Bemühungen gekommen. den Bergbau zur Gewinnung von Bleierzen aufzunehmen. Um 1830 war die „Chaussee von Bensberg nach Altenbrück“ im Bau. Als man zu diesem Zweck in einem Steinbruch in Altenbrück Schotter für den Ausbau gewinnen wollte, fand man in der Nähe des späteren alten Lüderichstollens Bleierze. Es wird berichtet, dass sich hierdurch allmählich Bergbau am Lüderich entwickelte, der aber zunächst einen bescheidenen Rahmen hatte. Als man in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Verhüttung von Zink zu industrieller Reife gebracht hatte, brach im Bensberg Erzrevier ein wahrer Zinkrausch aus. Es kam allerorten zur Gründung von Grubenbetrieben, die für lange Zeit vielen Menschen Brot und Arbeit gaben.[2]
Die Gruben
In der nachfolgenden Tabelle werden die Gruben auf den Gangerzlagerstätten im Bensberger Erzrevier aufgeführt.
Name Stadt / Gemeinde Stadtteil / Ortsteil verliehen auf Grube Apfel Bergisch Gladbach Moitzfeld Zink, Blei Grube Bergsegen Rösrath Hoffnungsthal Zink, Blei Grube Berzelius Bergisch Gladbach Moitzfeld Zink , Blei Grube Blücher Bergisch Gladbach Herkenrath Zink, Blei Grube Elisa Bergisch Gladbach Bärbroich Zink, Blei Grube Felix Bergisch Gladbach Moitzfeld Kupfer Grube Fortuna (Bensberg) Bergisch Gladbach Bensberg Zink, Blei Grube Galilei Bergisch Gladbach Frankenforst Galmei, Zink, Blei Grube Idria Bergisch Gladbach Bensberg Quecksilber Grube Julien Bergisch Gladbach Bensberg Zink, Blei Grube Jungfrau Bergisch Gladbach Moitzfeld Zink, Blei Grube Leibnitz Rösrath Hoffnungsthal Kupfer Grube Loisel Bergisch Gladbach Bärbroich Zink, Blei Grube Lüderich Overath und Rösrath Untereschbach, Steinenbrück und Hoffnungsthal Zink, Blei Grube Washington Bergisch Gladbach Herkenrath Zink, Blei Grube Weiß Bergisch Gladbach Moitzfeld Zink, Blei Die Eisengruben in der Paffrather Kalkmulde
Geschichte
Die Anfänge des Bergbaus in der Paffrather Kalkmulde sind bisher nicht genau zu bestimmen. Erste Hinweise auf die Verhüttung von Raseneisenstein findet man in Berichten über Ausgrabungen in der Wahner Heide, dem Königsforst und in der Umgebung von Katterbach, wo man Rennöfen und Schlacke aus der Latènezeit etwa 500 v. Chr. gefunden hat.[3] Über römischen Bergbau fehlen bislang entsprechende Belege. Westlich von Unterbörsch im Gemeindegebiet Kürten hat man einen Rennofen und Keramik aus dem 8. bis 9. Jahrhundert ausgegraben. Sodann ist belegt, dass im Jahr 1930 in Seelsheide bei Schildgen eine „Rennhütte“ und etliche Schlackenhalden aus dem 8. bis 9. Jahrhundert ausgegraben worden sind. Gefunden wurden dabei jedes Mal Ofenstücke, Blasdüsen und Keramik aus der Karolingerzeit.[4] Weitere eindeutige Belege über mittelalterlichen und spätmittelalterlichen Bergbau liegen nicht vor.
Am 8. Oktober 1738 erhielt der Hofrat Gumpertz eine Generalbelehnung „zur Ausbeute aller zwei Stunden im Umkreise von Bensberg herum“ sich vorfindenden Eisenstein-, Kupfer-, Blei- und Silberbergwerke. Dieses Bergrecht galt auch für die Gruben in der Paffrather Kalkmulde. Am 17. Oktober 1772 mutete Wilhelm Helwig ein Eisensteinbergwerk „Auf der Kaule“ bei Bensberg, ließ den Mutschein aber auf Johann Christian Welter umschreiben, der am 23. Dezember 1772 auch das Eisensteinbergwerk „Am harten Knippen“ mutete. Weitere Mutungen auf Eisenstein gab es am 1. Mai 1773 auf alle Gruben „an der Straße von Bensberg nach Herkenrath“ und am 1. Januar 1775 auf die Gruben „am Kohlenbruch und Steinmacher Busch“.[5]
Die Bedeutung der Gruben in der Paffrather Kalkmulde
Als man in der Mitte des 19. Jahrhunderts überall nach Bodenschätzen suchte, kam es in einigen interessierten Kreisen möglicherweise zu der euphorischen Vorstellung, dass man auf diesem Wege zu Reichtum kommen könnte. Jedenfalls muss man beim Studium der über hundert Berechtsamsakten den Eindruck gewinnen, dass bei der Suche nach Mineralien im heutigen Stadtgebiet Bergisch Gladbach beinahe kein Quadratmeter unbeachtet geblieben ist. Die Ergebnisse waren allerdings wahrscheinlich bei den meisten Grubenfeldern in der Paffrather Kalkmulde ernüchternd. Verglichen mit den relativ ertragreichen Gruben auf den Gangerzlagerstätten war die Bedeutung des Bergbaus in der Paffrather Kalkmulde selbst auf der größten Grube Luther eher bescheiden. Die Gewinnung der abbauwürdigen Mineralien erfolgte überwiegend im Tagebau. Hatte man es nicht mehr mit oberflächennahen Aufschlüssen zu tun, weil die Eisensteinvorkommen mit den Kalkschichten in die Tiefe niedergingen, musste man Tiefbau betreiben. Insgesamt hatten die Bergleute Schwerstarbeit zu leisten, denn fast alle Verrichtungen bestanden aus Handarbeit. Auch Tiere, die zum Beispiel bei den Transporten zum Einsatz kamen, hatten ein schweres Leben. Auf den kleineren Gruben spielte sich der Bergbau, der über kleinere Schürfarbeiten kaum hinausging, vielfach im Einmannbetrieb ab. Meistens waren es Kleinbauern, die sich neben ihrer Landwirtschaft mit dem eigenen Ochsenkarren ein Zubrot verdienten. Dabei hatten sie zusätzlich noch das gewonnene Erz im nahen Bach zu waschen, um es von Lehm usw. zu befreien. Besonders intensiv wurde dieser Bergbau in der Zeit nach 1879 betrieben, als das Deutsche Reich Einfuhrzölle auf Rohstoffe aus dem Ausland erhob, um sie gegenüber den einheimischen Produkten zu verteuern. Schon bald war die Zeit eines rentablen Abbaus überschritten, so dass heute nur noch geringe Spuren zu finden sind.[5]
Die Gruben
In der nachfolgenden Tabelle werden die Eisengruben in der Paffrather Kalkmulde aufgeführt.
Name Stadt / Gemeinde Stadtteil / Ortsteil verliehen auf Grube Albert (Bergisch Gladbach) Bergisch Gladbach Herrenstrunden Eisen Grube Alemannia Bergisch Gladbach Refrath Eisen Grube Antonius Bergisch Gladbach Hand Eisen Grube Bertha Bergisch Gladbach Heidkamp Eisen Grube Britannia Bergisch Gladbach Sand Eisen Grube Carl (Bergisch Gladbach) Bergisch Gladbach Nußbaum Eisen, Galmei Grube Consolidierte Catharina II Bergisch Gladbach Lustheide Eisen, Blei, Zink, Schwefelkies, Braunkohle Grube Eduard & Amalia Bergisch Gladbach Nußbaum Eisen Grube Eisenkrämer Bergisch Gladbach Herkenrath Eisen Grube Eykamp I Odenthal Eikamp Eisen Grube Fahn Bergisch Gladbach Schildgen Eisen Grube Frankenforst Bergisch Gladbach Kippekausen Eisen Grube Franziska Bergisch Gladbach Lückerath Schwefelkies Grube Freundschaft Bergisch Gladbach Katterbach Eisen Grube Gladbach Bergisch Gladbach Stadtmitte Eisen Grube Glückzu Bergisch Gladbach Lückerath Toneisenstein Grube Großer Siefen Bergisch Gladbach Katterbach Eisen Grube Habsburg Bergisch Gladbach Gronau Eisen Grube Heidkamp I Bergisch Gladbach Heidkamp Eisen Grube Heidkamp II Bergisch Gladbach Heidkamp Eisen Grube Heidkamp III Bergisch Gladbach Gronau Eisen Grube Herkenrath Bergisch Gladbach Herkenrat, Herrenstrunden Schwefelkies Grube Hindernihs Bergisch Gladbach Asselborn Eisen Grube Hohenzollern Bergisch Gladbach Gronau Eisen Grube Hombach Bergisch Gladbach Herrenstrunden Eisen Grube Hubertus Bergisch Gladbach Hebborn Eisen Grube Jacob Bergisch Gladbach Hebborn Eisen Grube Luther Kürten Dürscheid Eisen Grube Paulinenhütte Bergisch Gladbach Gronau Eisen Grube Prinz Wilhelm Bergisch Gladbach Hebborn Eisen Grube Romeo Bergisch Gladbach Schildgen Eisen Grube Scharrenberg Bergisch Gladbach Schildgen Eisen Grube Selma Bergisch Gladbach Sand Eisen Grube Teutonia Bergisch Gladbach Refrath Eisen Grube Titus I Bergisch Gladbach Schildgen Schwefelkies Grube Verzögerung Odenthal Schwarzbroich Eisen Grube Volbach Bergisch Gladbach Hand Eisen Grube Zimmermann Bergisch Gladbach Sand Eisen Die Eisengruben mit jüdischen Namen und jüdischem Eigentum
Geschichte
Über das Stadtgebiet von Bergisch Gladbach kann man ein fast lückenloses Netz von einzelnen Grubenfeldern spannen. In dem weitläufigen Gebiet zwischen Herkenrath und Romaney klafft bei den Berechtsamsakten der Bezirksregierung Arnsberg, Abteilung Bergbau und Energie (ehemals Landesoberbergamt Dortmund) allerdings eine Lücke. Die Akten von fünf Grubenfeldern mit alttestamentlichen Namen wurden durch Beschluss des Oberbergamtes Bonn vom 18. September 1937 gelöscht. Das heißt, sie wurden entsprechend dem Zeitgeist des NS-Regimes vernichtet, um die Existenz der Gruben und die Erinnerung an diese Grubennamen dauerhaft zu beseitigen. Im Berggrundbuch findet sich bei jeder vorstehend erwähnten Grube folgender Vermerk: „Wegen Aufhebung des Bergwerkseigentums geschlossen am 10. November 1937.“ Erst durch das Hinzuziehen der Berggrundbuchakten zu den Gruben David, Gilead, Josua und Nebo, die wider Erwarten beim Amtsgericht Bergisch Gladbach aufgefunden werden konnten, war es möglich, ein wenig Licht in das Dunkel zu bringen. Laut Eintragung in der Mutungs-Übersichtskarte waren diese Gruben ebenso wie die Grube Smyrna auf Eisenstein verliehen worden. Ein Kaufvertrag vom 12. Juli 1882 weist als Eigentümer einen Kaufmann und einen Bankier mit jüdischem Hintergrund aus. Ihre Erben waren später von der Naziherrschaft enteignet worden.
Bekannt sind in diesem Zusammenhang allgemein auch aus anderen Grubenakten noch folgende Hintergründe: Auf dem so genannten Reichsparteitag der Ehre in Nürnberg war am 9. September 1936 der Vierjahresplan aufgestellt worden, der am 18. Oktober 1936 in Kraft trat. Er verfolgte u. a. das Ziel, Rohstoffquellen im eigenen Land für die Aufrüstung der Wehrmacht zu erschließen. Jedes höffige Bergwerk wurde alsbald untersucht. Fand man bei diesen Sichtungen jüdisches Eigentum vor, wurde es eingezogen.[5]
Die Gruben
In der nachfolgenden Tabelle werden die Gruben mit alttestamentlichen Namen aufgelistet.
Name Stadt / Gemeinde Stadtteil / Ortsteil verliehen auf Grube David Bergisch Gladbach Romaney Eisen Grube Gilead Bergisch Gladbach Herkenrath Eisen Grube Josua Bergisch Gladbach Herrenstrunden Eisen Grube Nebo Bergisch Gladbach Romaney Eisen Grube Smyrna Bergisch Gladbach Herkenrath Eisen Die Galmei- und Bleierzgruben in der Pafftrather Kalkmulde
Geschichte
Galmei, das in neuerer Zeit in Fachkreisen den Namen Smithsonit trägt, ist bekannt als chemische Verbindung mit der Bezeichnung Zinkcarbonat. Die Galmeigruben erhielten erst Bedeutung, als man in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Verhüttung von Zink zu industrieller Reife gebracht hatte.
Die Gruben
In der nachfolgenden Tabelle werden die einzelnen Galmei- und Bleierzgruben mit Ausnahme der so genannten „Zanders-Gruben“, die später Erwähnung finden, aufgeführt:
Name Stadt / Gemeinde Stadtteil / Ortsteil verliehen auf Grube Bergmännische Freiheit Bergisch Gladbach Stadtmitte Galmei Grube Hövel Bergisch Gladbach Sand Blei Grube Humboldt Bergisch Gladbach Paffrath Galmei, Blei, Blende, Schwefelkies, Eisen, Braunkohle Grube Maiblume Bergisch Gladbach Gronau Galmei, Blei, Eisen Grube Margaretha Josepha Bergisch Gladbach Gronau Galmei Grube Maria Meerstern Bergisch Gladbach Hand Galmei, Eisen Grube Neue Hoffnung Bergisch Gladbach Sand Galmei Grube Schmitzheide Bergisch Gladbach Sand Galmei .
Die Gruben der Firma J. W. Zanders OHG
Außer den Rückschlüssen, die man aus den noch vorhandenen Relikten der hier aufgeführten Gruben gewinnen kann, liegen keine Informationen über Betriebstätigkeiten und die Produktivität vor. Immerhin hat man auf der Grube Carolinenzeche ein Stollennetz von insgesamt mehr als 150 m Länge aufgefahren, wie sich aus einer Zeichnung ergibt, die man zu einer Zeit angefertigt hat, als die Stollen noch begehbar waren. Auch das recht große Pingenfeld auf der Grube Idazeche lässt Rückschlüsse auf umfangreiche Betriebstätigkeiten zu. Wenn man im Übrigen den Dampfkessel der Grube Wilhelminenzeche im Jahr 1897 nach Witten geschafft und dort am Schacht Westig wieder in Betrieb genommen hat, kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit annehmen, dass er noch kurz vorher in Betrieb war, also noch nicht durch längeres Stehen verrottet war. Daraus darf man vermuten, dass zumindest auf den Gruben Carolinenzeche, Josephinenzeche und Wilhelminenzeche gegen Ende des 19. Jahrhundert noch Betriebstätigkeiten stattgefunden haben.
Im Jahr 1904 erwarb die Firma J. W. Zanders OHG, Bergisch Gladbach, die Grubenrechte an den Gruben Carolinenzeche, Idazeche, Josephinenzeche und Wilhelminenzeche, um den Bedarf an Wasser für die Papierproduktion zu sichern. Diese Rechte haben bis Ende des Jahres 2000 bestanden. Sie wurden erst im Zuge des Verkaufs der Firma Zanders Feinpapiere AG durch die International Paper Company an die Metsä-Serla Corporation aufgegeben.[5]
Die Gruben
In der nachfolgenden Tabelle werden die vorstehend erwähnten Gruben aufgeführt:
Name Stadt / Gemeinde Stadtteil / Ortsteil verliehen auf Grube Carolinenzeche Bergisch Gladbach Herrenstrunden Galmei, Blei, Eisen Grube Idazeche Bergisch Gladbach Herrenstrunden Galmei, Eisen Grube Josephinenzeche Bergisch Gladbach Herrenstrunden Galmei, Blei Grube Wilhelminenzeche Bergisch Gladbach Herrenstrunden Galmei, Die Braunkohlegruben
Hintergründe für Missverständnisse
Bis zur Übernahme des Rheinlandes durch Preußen im Jahr 1815 unterlag das Aufsuchen von Braunkohle nicht dem Bergrecht. Wenn trotzdem sehr frühe und zum Teil ausführliche Quellen vorliegen, die Aufschlüsse über Braunkohlegruben geben, liegt das insbesondere daran, dass hin und wieder fälschlich die Begriffe Steinkohle und Kohle verwendet wurden. Dann handelte es sich um ein Gut, das dem Bergrecht unterworfen war. Für Steinkohlegruben wurde der so genannte Bergzehnte, also eine Steuer, erhoben. Dazu war eine behördliche Überwachung erforderlich. Offenbar kam es zu der Schwierigkeit einer zutreffenden Bezeichnung, wenn die Braunkohle besonders hart war. War sie nicht so fest und eher bröckelig, sprach man von Trass und in seltenen Fällen sogar von Torf.[5]
Mehrdeutigkeit des Begriffs Trass
Unter dem Wort Trass (Traß) versteht man zunächst den gelblichgrauen, erdigen Bimssteintuff mit Trachyt-, Basalt- und Tonschieferstücken aus dem Brohl- und Nettetal bis hin zum Laacher See, Andernach und dem Neuwieder Becken. Im heutigen Bergisch Gladbach bezeichnete man recht ungewöhnlich mit Trass die heimische Braunkohle. Im Übrigen gab es eine Menge weiterer Ausdrücke. Sie reichen von Taraß, Tyraß, Turf bis Turftraß. Ebenfalls findet man die Wörter Brandmaterie oder schlicht und einfach Materie. Auch die Wörter Steinkohle oder Kohle verwendete man fälschlich hin und wieder. Nach 1800 kam allmählich hier und da auch das Wort Braunkohle in Gebrauch. Dabei unterschied man in Grobkohlen und Kleinkohlen. Die frühere Tagebaupinge der Gruben Heidkampsmaaßen, Heidkampsfundgrube, Cedernwald und Johann Wilhelm, die sich jahrzehntelang südlich von der Papierfabrik Zanders als See befunden hat, ist alten Gladbachern noch als die „Zanders Traßkuhl“ in Erinnerung. Der schwarze See mit seiner schwarzbraunen, matschigen Uferumrandung diente als Kippe für die Asche der Dampfmaschinenbefeuerung sowie Abfälle aus der Papierherstellung. Im Ortsteil Alt-Refrath hat man als Reminiszenz an den Abbau von Trass an der Saaler Mühle zwei Straßen mit der Bezeichnung Alter Traßweg und Neuer Traßweg benannt.[5]
Geschichte
Die älteste Urkunde stammt vom 29. Juni 1439. Darin wurde dem Johann Schürgen die Erlaubnis erteilt, in dem „Kirspell von Gladbach“ nach Steinkohlen zu suchen. Sodann wird in dem Testament des Kaspar von Zweiffel aus dem Jahr 1622 erwähnt, dass man den Kalkofen „zum Sahl“ mit „Kollen“ aus der Umgebung betrieben hat. Eine Urkunde vom 26. Februar 1717 erteilt die Berechtigung zur Gewinnung von Braunkohle im „Gucher Busch“. Allerdings taucht das Wort Braunkohle an keiner Stelle des Textes auf. Vielmehr ist mehrfach die Rede von Brandmaterie; zwei Mal gebrauchte man das Wort Kohle. Damit war die Grundlage zur Anwendung des Bergrechts gegeben. Aus der Urkunde ergibt sich u. a., dass man den „Zehnten Reichstaler oder Pfennig“ an die Kurfürstliche Kellnerei in Bensberg abzuführen hatte. Für den Cederwald liegt die älteste Urkunde über den Trassabbau mit Datum vom 3. September 1765 vor. Seit 1815 war die Gewinnung von Braunkohle nach dem Preußischen Bergrecht genehmigungspflichtig. Das wollten die Betreiber der Trassgruben zunächst nicht hinnehmen. Die Erben Siegen konnten durch die notariell beglaubigte Abschrift der Urkunde vom 29. April 1723, womit der Abbau von Brandmaterial an der Saaler Mühle erlaubt worden war, einen amtlichen Bescheid vom 22. Juli 1820 erreichen, der ihnen die Abbaurechte ohne weitere „Verleihungsmahnungen“ einräumte. Damit war hier der Braunkohlentagebau amtlich legitimiert. Für die übrigen Braunkohlegruben begann das Bergamt Siegen seit 1818 nach und nach, die erforderlichen Genehmigungsverfahren einzuleiten.[5]
Probleme des Abbaus
Der Abbau der Braunkohle erfolgte im Tagebau mit der Methode des Strossenbaus. Dabei hatte es schon immer in den so genannten „Gohrischen Gründen“ und im Cederwald Probleme mit dem Ableiten des Wassers gegeben. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts versuchte man, das Grubenwasser über Ablaufkanäle in die Strunde abzuleiten. Mit jedem Spatenstich kam man aber dem Grundwasserspiegel immer näher. Wollte man weiter in die Tiefe graben, stand man im Wasser. Also musste man zusehen, dass man die Ableitungsgräben immer tiefer legte, so lange es noch Gefälle bis zum Strunderbach gab.
In dem Generalbefahrungsbericht vom 3. Mai 1850 wurde erneut darauf hingewiesen, dass der Abbau der mächtigen Gladbacher Braunkohlenlagerstätte stets unvollständig und unökonomisch erfolgen würde, wenn man in der bisherigen Weise fortfahre. Eine wirtschaftliche Förderung sei nicht zu erzielen, weil man mit den bisherigen Möglichkeiten einfach nicht tief genug vordringen könne. Zunächst müsse man für die Wasserhaltung auf jeden Fall an einer günstigen Stelle einen Schacht abteufen, dem das gesamte Grundwasser des Tagebaus zugeführt werde. Aus diesem müsse sodann das Wasser mit Hilfe einer Dampfmaschine abgepumpt werden. Daraufhin wurden folgende Überlegungen angestellt:
- Die Stelle für die Dampfmaschine solle so gewählt werden, dass man sie über mehrere Jahre benutzen und dort stehen lassen könne. Sie sollte möglichst sechs Pferdestärken haben.
- Für den Dampfkessel müsse sauberes Trinkwasser aus einer in der Nähe befindlichen Quelle herangeschafft werden, weil man das saure Grubenwasser für den Kessel nicht gebrauchen könne.
- Die Hängebank des Schachtes solle möglichst tief in geringer Höhe über das Braunkohlenflöz gelegt werden, um das Abteufen in dem darüber liegenden, losen Abraum zu vermeiden.
- Das gehobene Wasser müsse leicht über eine Rösche abgeleitet werden können.
- Der Maschinenschacht sollte mit sieben- bis achtzölligem Holz ausgebaut werden.
- Zur Sicherung des Maschinenschachtes musste der Tagebau von allen Seiten in einer Entfernung von mindestens fünf Lachtern bleiben, so dass er in einem insgesamt zehn Lachter starken Sicherheitspfeiler stand.
Anhand der nachfolgenden Bleistiftzeichnung, die dem Generalbefahrungsbericht beigefügt war, wurden die notwendigen Initiativen ergriffen.
Die Zeichnung zeigt das Profil des Braunkohlentagebaus. Die obere leere Zeile soll die bereits abgeräumte Überdeckung des Braunkohlenlagers darstellen. Die schraffierten Flächen zeigen die noch anstehende Braunkohle. Im unteren Bereich hat man eine Strecke aufgefahren, die das Wasser zum Maschinenschacht hinleitet, der auf der linken Seite zu sehen ist. Aus diesem wird es mit der Dampfmaschinenpumpe abgepumpt. Die treppenförmigen Stufen sind die Strossen, wo der Abbau von oben nach unten getätigt wird. Jede Strosse hat eine Höhe von etwa einem Lachter. Die waagerechten Flächen bezeichnet man dabei als Bermen, die eine Breite von zwei bis drei Lachtern haben; die schrägen Flächen sind jeweils der Stoß. In der Mitte des Bildes sieht man, dass Teile des Abraums an der rechten Seite des Schachtpfeilers abgelagert wurden, um weite Wege dafür zu sparen. Am 22. November 1850 wurde mit der Umsetzung der Planung begonnen.[5]
Die großen Braunkohlegruben
In der nachfolgenden Tabelle werden die einzelnen Braunkohlegruben aufgeführt.
Name Stadt / Gemeinde Stadtteil / Ortsteil verliehen auf Grube Cedernwald Bergisch Gladbach Stadtmitte Braunkohle Grube Consolidation Alfred Bergisch Gladbach Kippekausen Braunkohle Grube Heidkampsfundgrube Bergisch Gladbach Heidkamp Braunkohle Grube Heidkampsmaaßen Bergisch Gladbach Heidkamp Braunkohle Grube Johann Wilhelm Bergisch Gladbach Stadtmitte Braunkohle Grube Schönhäuschen & Guch Bergisch Gladbach Heidkamp Braunkohle Grube von Dechen Bergisch Gladbach Gronau Braunkohle Die weniger bedeutenden Braunkohlegruben
Als man in der Mitte des 19. Jahrhunderts weitere Braunkohlefelder mutete, konnte man noch nicht davon ausgehen, dass sie keine größere wirtschaftliche Bedeutung mehr erlangen würden. Es war die Zeit, als allmählich die Feuer der Kalköfen erloschen. Man hoffte besonders in der Papierindustrie, dass man künftig die Dampfmaschinen mit der Braunkohle betreiben könnte. Auch die Zinkhütte hatte Bedarf an Brennmaterial. Dann war aber im Jahr 1868 plötzlich die Eisenbahnstrecke von Köln nach Bensberg fertig geworden, über die man nun die wesentlich energiereichere Steinkohle heranschaffte. Das war das vorläufige Ende für die Nutzung der heimischen Braunkohlevorräte. Sie taugten weitgehend nur noch zu Spekulationszwecken. Niemand konnte die weitere Entwicklung realistisch einschätzen.[5]
Name Stadt / Gemeinde Stadtteil / Ortsteil verliehen auf Grube Antonia Bergisch Gladbach Stadtmitte Braunkohle Grube Johann I Bergisch Gladbach Paffrath Braunkohle Grube Käthchen Bergisch Gladbach Stadtmitte Braunkohle Grube Ludwigshoffnung Bergisch Gladbach Gronau Braunkohle Grube Neeb Bergisch Gladbach Gronau Braunkohle Grube Unbestrittener Fund Bergisch Gladbach Heidkamp Braunkohle Grube Urbanus Bergisch Gladbach Heidkamp Braunkohle Museum
Im Bergischen Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe in Bensberg gibt es eine Abteilung Bergbau mit einem kleinen Schaubergwerk. In einigen Vitrinen wird Gezähe aus dem 13. Jahrhundert von der Grube Lüderich gezeigt, das dort Anfang des 20. Jahrhunderts in einem Alten Mann in 60 m Teufe aufgefunden wurde. Die Ausstellungsstücke stammen hauptsächlich von den Gruben Berzelius, Lüderich und Weiß.
Quellenangaben und Anmerkungen
- ↑ Carl-Heinz Kalthoff und Heinz Lehmann, Gutachten über die Bergwerksfelder der Vieille Montagne, Altenberg und Silberkaule in der Bundesrepublik Deutschland, Mai 1983, S. 9
- ↑ Herbert Stahl (Redaktion), Gerhard Geurts, Hans-Dieter Hilden, Herbert Ommer, Siegfried Raimann: Das Erbe des Erzes, Band 4, Der Lüderich, Bergisch Gladbach 2008, ISBN 3-932326-52-0, S. 14ff.
- ↑ Walter Lung, „Mittelalterliche Töpferöfen und Eisenverhüttung in Katterbach“ in: Kölner Jahrbuch für Vor- und Frühgeschichte, Band 3, Köln 1958
- ↑ Thomas Kreft, Das Mittelalterliche Eisengewerbe im Herzogtum Berg und in der südlichen Grafschaft Mark, Herzogenrath 2002
- ↑ a b c d e f g h i Herbert Stahl (Redaktion), Gerhard Geurts, Hans-Dieter Hilden, Herbert Ommer: Das Erbe des Erzes, Band 3, Die Gruben in der Paffrather Kalkmulde. Bergisch Gladbach 2006, ISBN 3-932326-49-0
Literatur
- Emil Buff: Beschreibung des Bergreviers Deutz, Bonn 1882, unveränderter Nachdruck der Originalausgabe, Bergisch Gladbach 1982
- Willy Esser: Der Bergische Bergbau im 18. Jahrhundert, erschienen in Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins, Jahrgang 1925/1926, Band 55
- Gert von Klass: Stolberger Zink, Die Geschichte eines Metalls, Archiv für Wirtschaftskunde, Darmstadt o. J.
- Heinz David, Das war das Bensberger Erzrevier, in: Rheinisch-Bergischer Kalender 1980, Bergisch Gladbach o. J., S. 42 ff.
- Hans Leonhard Brenner, Die Geschichte der Kalkbrennerei in Bergisch Gladbach, Gummersbach 1992, ISBN 3-88265-171-7 (zum Thema Braunkohle)
- Günter Benz, Gabriele Emrich, Michael Gechter, Gabriele Körlin, Wilhelm Mangold, Herbert Ommer, Anne Scherer, Robert Wagner: Bergbau im Bergischen Land, Beispiele von Bergbauspuren zwischen Sülz und Wahnbach, Schriftenreihe des Geschichtsvereins Rösrath e.V., 32. Band, Rösrath 2002
- Herbert Stahl (Redaktion), Gerhard Geurts, Herbert Ommer: Das Erbe des Erzes – Die Grube Weiß. Bergisch Gladbach 2003, ISBN 3-00-011243-X
- Herbert Stahl (Redaktion), Gerhard Geurts, Herbert Ommer: Das Erbe des Erzes, Band 2, Die Gruben auf den Gangerzlagerstätten im Erzrevier Bensberg. Köln 2004, ISBN 3-00-014668-7
- Herbert Stahl (Redaktion), Gerhard Geurts, Hans-Dieter Hilden, Herbert Ommer: Das Erbe des Erzes, Band 3, Die Gruben in der Paffrather Kalkmulde. Bergisch Gladbach 2006, ISBN 3-932326-49-0
- Herbert Stahl (Redaktion), Gerhard Geurts, Hans-Dieter Hilden, Herbert Ommer, Siegfried Raimann: Das Erbe des Erzes, Band 4, Der Lüderich, Bergisch Gladbach 2008, ISBN 3-932326-52-0
- Gerhard Geurts, Herbert Ommer, Herbert Stahl: Der Bergbau in der Hardt und der Umgebung von Herkenrath, in: Festschrift „50 Jahre Kölner NaturFreundehaus Hardt“, Bergisch Gladbach-Herkenrath, 2010
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