Tarim (Stadt)

Tarim (Stadt)
تريم
Tarim
Tarim (Jemen)
Tarim
Tarim
Basisdaten
Staat Jemen
Gouvernement Hadramaut
Höhe 615 m
Einwohner 47.674 (2004[1])
ISO 3166-2 YE-HD
16.0549.0025
Minarett der Al-Muhdar-Moschee in Tarim. Es misst die imposante Höhe von 53 Metern

Tarim, auch Terim, (arabisch ‏تريم‎, DMG Tarīm) ist eine historisch bedeutsame Stadt im Hadramaut im Südosten des Jemen. Die Bedeutung Tarims liegt heute darin, das wissenschaftliche, rechtliche und religiöse Zentrum der Region zu stellen. Es wird vermutet, dass hier die weltweit meisten Nachkommen des Propheten Muhammad angesiedelt sind.[2] Diverse islamische Gelehrte entstammen der Stadt, wie Imam al-Haddad oder Dar al-Mustafa.

Im Durchschnitt liegt das Hadramaut in einer Höhe von 1370 Metern. Tarim liegt knapp halb so hoch auf über 600 Metern. Die Stadt liegt 176 km nördlich der Küste zur Arabischen See und 35 km nordöstlich von Seiyun. Die unmittelbare Umgebung von Tarim ist geprägt von Felsplateaus, die Höhen bis 900 Meter erreichen, und von zahlreichen Tälern.

Tarim ist als eine der größten Städte im Jemen Kreuzungspunkt mehrerer alter Handelsrouten. Es finden sich daher vielzählige Moscheen und Paläste, welche nicht selten auch fernöstliche Bauelemente aufweisen. In der Blütezeit dieser Stadt standen hier jeweils über 300 Moscheen und Koranschulen.[3]

Inhaltsverzeichnis

Architektur

Tarim hat eine vielfältige kulturelle Vergangenheit, die sich darin niederschlägt, dass ausländische Stilelemente ebenso Einzug hielten, wie detailverliebte dekorative Elemente. Die Architekturgeschichte Tarims vermittelt zwischen den Kulturen inner- und außerhalb des modernen Nationalstaats.

Moscheen und Bibliotheken

365 Moscheen sollen während der Blütezeiten Tarims die Stadt geprägt haben. Eine Moschee, die Sirjis-Moschee datiert aus dem 7. Jahrhundert. In der Zeit zwischen dem 17. und dem 19. Jahrhundert hielten die Moscheen eine herausragende Rolle hinsichtlich ihres Einflusses auf die islamische Gelehrsamkeit in der Region inne. Die berühmte al-Muhdar-Moschee wird von einem 53 m hohen Minarett, dem höchsten im Jemen, überragt. Konzipiert wurde es von den einheimischen Baumeistern Abu Bakr bin Shihab und Alawi Al Mash'hūr. Alle großen Gebäude der Stadt haben einen quadratischen Grundriss und stehen in gleichmäßigen Reihen. Im Detail trifft man auf die traditionellen Handelsbeziehungen der Stadt, die in eingebauten Toren beispielsweise aus Singapur und diverser Türspitzen aus Indien offenbar werden.[4]

Tarim verfügt zudem über eine gewaltige Bibliothek, die Aw-qaf-Bibliothek. In dieser werden mehr als 5.000 Handschriften aus der Region beherbergt. Themen der Zeit sind verewigt, wie die Lehren des Propheten, des islamischen Rechts, des Sufismus, der Medizin, der Astronomie und der Landwirtschaft. Geschichtsbiographien, Lehrbücher zur Mathematik, Philosophie, Logik und die acht Bände des Abu Muhammad al-Hasan al-Hamdani 's Al-Iklil sind vorzufinden. Zwischen 300 bis 400 der (einzigartigen) Manuskripte werden allein dem Gelehrten Abd al-Qader Sabban zugeordnet.

Paläste

Tarim ist überdies auch bekannt für seine unzähligen Paläste. Zwischen den 1870er und 1930er Jahren entstanden allein dreißig Paläste. Während des späten 19. und frühen 20. Jahrhundert erlangten etliche hadramautische Kaufmannsfamilien erheblichen Reichtum durch Handel und Investitionsausgaben. Die Aw-qaf-Familie galt als die einflussreichste. Viele Familienmitglieder wurden von den Religionsgelehrten anerkannt und respektiert. Viele öffentliche Bauprojekte entstanden im Zeitgeist der Modernisierung des Landes. Ihre Paläste überdauerten die koloniale Periode als Leistungsnachweis für Familienwohlstand einerseits und Modernisierung andererseits. Internationale Elemente - entlehnt aus der Mogul-Architektur, dem Britisches Weltreich, Art Nouveau, Art Déco, Rokoko, Neoklassizismus und sonstigen modernen jemenitischen Stilen. Umgesetzt wurden diese Stile oft durch die traditionsreiche jemenitische Bauweise mit (Lehm-)Ziegeln und Kalkverputz (malas).

Der Qasr al-'Ishshah-Komplex

Ein hervorhebenswertes Beispiel der Architektur des Kalverputzes stellt der Qasr al-'Ishshah-Komplex dar. Er stellt eine der ursprünglichen Aw-qaf-Architekturen in Tarim dar. Shaikh aw-qaf erbaute innerhalb von vierzig Jahren das Ensemble aus Erlösen des Südasienhandels. Er tätigte Investitionen in Singapur im Grand Hotel de l'Europe in den 1930er Jahren.[5] Hier manifestieren sich die vorbeschriebenen ausländischen Einflüsse in deutlicher Weise. Die architektonischen Ausschmückungen beziehen häufig Pflastersteine in die Bauweise mit ein, ebenso Holzschnitzereinen zur Dekoration von Nischen, Decken und Lampenhaltern.

In der Zeit von 1970 bis 1991 wurde der Qasr al-‘Ishshah-Komplex durch die PDRY enteignet und als Vielfamilienhaustrakt parzelliert. Nachfahren erhielten den Gebäudekomplex zurück. 1997 mietete sich die Historical Society for the Preservation of Tarim ein um Museumszwecke zu sichern.[6]

Verkehr

Der Flughafen von Tarim liegt 30 km entfernt in Seiyun. Internationale Flüge gehen nach Dschidda in Saudi-Arabien, Dubai und Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Binnenflüge gehen nach Sanaa.[7]

Siehe auch

Weblinks

  1. World Gazeteer, Tarim
  2. Sam Alexandroni, No room at the inn Abgerufen am 17. Juli 2011
  3. Atlantica: der neue grosse Satelliten-Weltatlas
  4. Jean-François Breton, Manhattan in the Hadramaut Abgerufen am 17. Juli 2011
  5. Myntii 1999
  6. Conservation Project
  7. Dar al-Mustafa, Tarim

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